Social Media & Politik
- Rekordstrafe für Meta: Die irische Datenschutzkommission hat eine Strafe in Höhe von 1,2 Milliarden Euro gegen Meta verhängt. Hintergrund ist ein Streit über die Übertragung von Daten von Facebook-Usern aus der EU auf US-Server. Meta hat angekündigt, gegen die „ungerechtfertigte“ Entscheidung vorzugehen. Max Schrems sendet freundliche Grüße. (PDF, Meta, Noyb)
- USA: Surgeon General warnt vor Gesundheitsrisiken durch Social Media für Kinder: Sind soziale Medien schlecht für die (mentale) Gesundheit von Kindern? Von Teenagern? Ja? Nein? Nicht für alle? Nur für bestimmten Gruppen? Für wen genau? Und ab wie viel Stunden täglicher Nutzung? Seit Jahren versuchen Wissenschaftlerïnnen unumstößliche Antworten zu finden. Nun schaltet sich das Team des Surgeon General of the United States in die Debatte ein. In einem lesenswerten Paper wird der Stand der Debatte gut zusammengefasst und dargelegt, was Politiker, Eltern, Wissenschaftler, Tech-Unternehmen und Kids tun können, um Social Media sicherer zu machen. (PDF)
TikTok-Verbot in Montana
- Gouverneur Greg Gianforte hat es tatsächlich getan: Montana hat TikTok vergangene Woche als erster US-Bundesstaat verboten. Ab dem 1. Januar 2024 ist es Download-Plattformen untersagt, die App anzubieten. (Tagesschau)
- TikTok setzt sich erwartungsgemäß zur Wehr, beruft sich auf die US-Verfassung und verklagt stellvertretend Montanas Justizminister. (PDF)
- Auch TikTok-Creator sehen nicht, warum die App in Montana künftig verboten sein sollte und reichen ebenfalls Klage ein. (PDF)
- Übrigens: Selbst wenn die Klagen abgewiesen werden sollten, ist überhaupt nicht klar, wie das Gesetz durchgesetzt werden könnte. (Washington Post)
- Ausführliche Hintergrundinformationen zum potentiellen TikTok-Verbot in den USA findest du in folgenden Briefings:
Follow the money
- Meta verkauft Giphy an Shutterstock: Einst hatte „Facebook“ 400 Millionen Dollar für die GIF-Plattform hingeblättert. Jetzt geht sie für gerade einmal 53 Millionen Dollar an den bekannten Stockfoto-Anbieter Shutterstock. Eine komische Geschichte. (Reuters)
The hard G defenders, the soft G defenders (we all know who’s right)
- YouTube generiert 40 Milliarden Dollar Umsatz: Bislang hielt sich Alphabet zumeist ziemlich bedeckt, wenn es um die Frage ging, wie viel Geld das Unternehmen mit seiner Video-Plattform umsetzt. Mit dieser Bescheidenheit ist unter YouTubes neuem CEO Neal Mohan Schluss. Auf einer Konferenz gab er zu Protokoll, dass der Gesamtumsatz (inklusive Abos) in den letzten 12 Monaten bei 40 Milliarden Dollar lag. Pas mal. (The Information)
- Und weil das anscheinend noch lange nicht genug ist, launcht YouTube 30-sekündige nicht überspringbare Anzeigen auf Smart-TVs. Da wird sich dann sicher der eine oder andere zusätzlich überlegen, ob ein Abo nicht doch besser ist. (TechCrunch)
Wie TikTok mehr Geld verdienen möchte
- TikToks E-Commerce-Plattform soll frühestens im Juni vollständig ausgerollt werden: Ursprünglich war der Start bereits für das Frühjahr geplant. Anscheinend konnte das Unternehmen aber bislang noch nicht genügend Anbieter überzeugen, den Shopping-Service zu nutzen. (Wall Street Journal)
- Neuer Anlauf in Sachen Live-Shopping: Um endlich auch außerhalb von China Erfolge zu feiern, wird die Business-Unit mit einem klaren Fokus auf die USA und Großbritannien neu ausgerichtet. (Financial Times)
- Fokus auf Musikerïnnen: TikToks Bedeutung für die Musikindustrie wurde ja bereits vielfach beschrieben. Um aus dem kulturellen Impact noch mehr Kapital zu schlagen, hat das Unternehmen eine Vielzahl an Initiativen und Features angekündigt.
- #NewMusic ist ein neues Tab innerhalb der App, auf dem User neue Musik von aufstrebenden und etablierten Künstlern entdecken können. (TikTok)
- Das Artist Impact Program soll dabei helfen, dass mehr Künstlerïnnen ihre Musik auf der Plattform präsentieren können. Durch Vertriebspartnerschaften mit Believe, DistroKid und Vydia können Artists jetzt ihre Musik monetarisieren, indem sie Marken erlauben, ihre Tracks in der Commercial Music Library (CML) zu finden und zu verwenden. (TikTok)
- Mit Soundon testet TikTok, ob die Social-Media-App nicht auch als Plattenlabel fungieren könnte. Au Backe! (The Information)
- TikTok als Verleger: Analog zu „Soundon“ gibt es bei TikTok Bestrebungen, künftig als Verleger zu agieren. Wäre ja auch wirklich zu schade, wenn einfach nur die alte Welt an #BookTok verdienen würde. (TechCrunch)
Twitter Saga
- Twitter hat einen neuen CEO: Linda Yaccarino, ehemalige Anzeigen-Chefin bei NBCUniversal, ist neue Twitter-Chefin. Sie soll sich laut Musk künftig ums Geschäft kümmern. Elon selbst möchte sich nur noch auf Produktdesign und Technologie konzentrieren. (Elon) Yeah, right.
- Wer Linda Yaccarino eigentlich ist? VOX, Zeit Online und Washington Post haben lesenswerte Artikel zur neuen Twitter-Chefin veröffentlicht.
- Und weil sich Musk nur noch auf Produktdesign und Technologie konzentrieren möchte, wird er heute Abend einen Twitter Space mit Ron DeSantis veranstalten. Worum es geht? Ach, eigentlich um nichts. Der Gouverneur von Florida möchte lediglich seine Präsidentschaftskandidatur vor Musks Millionenpublikum verkünden. (NBC News)
- Dass Musk DeSantis als neuen Präsidenten der USA begrüßen würde, ist ja schon länger bekannt. (NBC News) Dass er ihm eine solche Bühne bieten würde, war daher eigentlich nur eine Frage der Zeit.
- Aber das macht es nicht weniger bedenklich. Wie sich Twitter gerade in ein “far-right social network“ verwandelt, beschreibt der geschätzte Tech-Beobachter Charlie Warzel bei The Atlantic.
- Dazu passt: Das extrem konservative Medienunternehmen The Daily Wire plant, sämtliche Video-Podcast-Episoden auf Twitter zu veröffentlichen. (Axios)
- Big Tech hat mit Twitters Entwicklung jedenfalls kein Problem: Obwohl die Plattform zunehmend mehr Hate Speech verzeichnet, wird von den Großen fleißig weiter inseriert: Apple, Amazon und IBM gehören zu den Top-Werbern bei Twitter. (Axios)
- Die Zeitenwende bei Twitter scheint jedenfalls längst eingeläutet: Die bislang aktivsten Twitter-User posten sehr viel weniger. Ein neues Klientel übernimmt. (Techdirt)
Social Media & Journalismus
- Das Reuters Institute for the Study of Journalism hat einen Workshop zum Thema Journalismus bei TikTok abgehalten. Als Referentin war eine Kollegin von der Washington Post zu Gast. Ihr wisst schon: „We are a newspaper“. In ihrem sehenswerten Vortrag (YouTube) bespricht Carmella Boykin folgende Learnings in aller Ausführlichkeit:
- Do short-form vertical video: it's a great way to diversify the audience that you're reaching.
- Be authentic to yourself and the platform you're on
- Tell stories
- Find remixes and sped-up versions of popular TikTok songs
- You may be getting your content suppressed, it's hard to tell
Next (VR, AR, KI & Metaverse)
- OpenAI-CEO fordert mehr Regulierung: Bei einer Anhörung vor US-Politikerïnnen hat Sam Altman — Mastermind hinter ChatGPT, GPT-4 und Dall-E — eingeräumt, dass künstliche Intelligenz "der Welt erheblichen Schaden zufügen" könne. Es sei daher von entscheidender Bedeutung, Rechtsvorschriften und Sicherheitsstandards zu erarbeiten. Nur so könne der Bereich KI weiter wachsen und die negativen Auswirkungen gemildert werden (Axios). Bemerkenswert an dem Auftritt: Altman wurde quasi als Gelehrter befragt. Von einem solch warmen Empfang können andere CEOs nur träumen. Zum Beispiel Sundar Pichai.
- Sundar Pichai macht den Altman: Zwar wurde Pichai nicht als Gelehrter gehört, gehört werden möchte er aber trotzdem zum Thema KI. In einem Kommentar bei der Financial Times beschreibt Alphabets CEO KI als die "tiefgreifendste" Technologie, an der die Menschheit heute arbeite. Er fordert daher eine „verantwortungsvolle und sichere Entwicklung sowie internationale Zusammenarbeit und Regulierung“.
- Ach ja: ChatGPT gibt es jetzt auch als App. (The Verge)
Google I/O
In Ausgabe #880 haben wir ausführlich dargestellt, warum sich Google derzeit am Scheideweg befindet und wie KI die Macht im Netz neu sortiert. Die Ausgabe erschien einige Stunden vor Googles Entwicklerkonferenz I/O. Daher war noch nicht ganz klar, was das Unternehmen präsentieren würde. Einiges davon liefern wir heute nach:
- Mit “AI snapshot” präsentiert Google ein optionales Feature, bei dem Links zu Websites von Drittanbietern durch bildschirmfüllende generative Antworten ersetzt werden. Eine völlig neue Such-Erfahrung. (The Verge, Washington Post)
- Welche drastischen Auswirkungen dieser neue Ansatz auf Verlage haben könnte, lässt sich bislang nur erahnen. Das Nieman Lab wagt einen Ausblick.
- Bei Google ‘Perspectives’ handelt es sich um ein neues Feature, das die Suchergebnisse um Erfahrungsberichte ergänzt. Dafür werden u.a. Inhalte von Reddit, YouTube und TikTok integriert. (TechCrunch)
- Das Warten hat ein Ende: Googles KI-Chatbot Bard kann jetzt von allen genutzt werden. (The Verge)
- Insgesamt hat Google 100 Features angekündigt. (Google)
- Die 9 wichtigsten Dinge hat The Verge gelistet.
Microsoft Build
Auch Microsoft hat seine jährliche Entwicklerkonferenz abgehalten und zahlreiche neue Features präsentiert. Hier einige im Überblick:
- Bing ist jetzt die Standard-Suchmaschine für ChatGPT. (The Verge)
- Sämtliche Kunstwerke, die mit einem KI-Tool von Microsoft kreiert wurden, sollen automatisch mit einem kryptografischen Wasserzeichen versehen werden. (PC World)
- Azure AI Content Safety ist ein KI-gestütztes Tool zur Moderation von Inhalten, das vor allem dafür gedacht ist, Content Moderatoren bei ihrer Arbeit zu unterstützen. (Microsoft)
- Azure OpenAI Service soll es Unternehmenskunden ermöglichen, ein Modell wie GPT-4 mit unternehmenseigenen Daten zu kombinieren, um maßgeschneiderte "Copiloten" für den Einsatz am Arbeitsplatz zu erstellen. (Microsoft) Wenn das nicht nach Arbeitsplatzabbau schreit, wissen wir es auch nicht.
Schon einmal im Briefing davon gehört
- Weniger virale Videos auf TikTok: Die Anzahl der Videos, die pro Woche auf TikTok erstellt werden und mehr als 10 Millionen Aufrufe haben, ist rückläufig, berichtet Adweek.
- Instagrams neuer Twitter-Herausforderer könnte bereits im Juni an den Start gehen. Laut ICYMI ist bislang so viel bekannt:
- Das Projekt firmiert unter der Tagline “Instagram for your thoughts”.
- Meta ist bereits in Gesprächen mit diversen Influencern aus den Bereichen Sport, Film, Musik und Unterhaltung, um möglichst einflussreiche Early-Adopter zu gewinnen.
- Die App basiert zwar auf Instagram, soll aber mit anderen (dezentralen !!!) Apps wie Mastodon kompatibel sein.
- Bestehende Instagram-Follower sowie Handle, Bio und Verifikation sollen übernommen werden können.
- Der Feed ist ein Mix aus Following und Empfehlungen.
- Posts sollen eine Länge von bis zu 500 Zeichen haben können.
- Es sollen Links, Fotos und Videos mit einer Gesamtlänge von 5 Minuten möglich sein.
- Likes, Antworten und Retweets / Reposts sind ebenfalls vorgesehen.
Ganz im Ernst: DAS wird (neben KI-Anwendungen wie ChatGPT und CO) die spannendste App des Jahres! Unsere Meinung.
Neue Features bei den Plattformen
- WhatsApp führt eine neue Funktion zum Bearbeiten von Nachrichten ein, mit der Nutzerïnnen (Tipp-) Fehler bis zu 15 Minuten nach dem Senden korrigieren können. (WhatsApp)
- Chat Lock: Einige Chats lassen sich jetzt innerhalb der App noch einmal separat „wegschließen“. (Meta)
- Collaborators for Broadcast Channels: Creator können nun bis zu fünf andere Teilnehmer als Gäste in ihre Kanäle einladen, wo sie ebenfalls Nachrichten in Form von Text, Sprachnotizen, Fotos und Links posten können. Ganz praktisch, um sich gegenseitig zu featuren. (Meta)
- Giphy gehört zwar nicht mehr zu Meta, ein neues Feature haben sie trotzdem am Start: So können User nun im Kommentarbereich eines Posts oder Reels mit GIFs antworten. (Meta)
- Instagram Sans: Instagram hat eine neue Schriftart. (Instagram)
TikTok
- Proxima Nova: TikTok hat auch eine neue Schriftart. (TikTok)
- Blue-Abonnenten können jetzt zweistündige Videos hochladen. (8GB!!!) (Elon)
- Twitter hat jetzt auch verschlüsselte Direktnachrichten im Angebot. Allerdings solltest du sie nicht nutzen. (Engadget, WIRED)
- Sprachnachrichten: In Indien, Brasilien und Japan gibt es bereits seit zwei Jahren die Möglichkeit, Sprachis in Direktnachrichten zu verschicken. Also wenn es sein muss. Jetzt wird das Feature auf die USA ausgeweitet. (Social Media Today)
- Wer mag, kann bei Direktnachrichten künftig auch mit Emojis reagieren. Wie Twitters Antworten aussehen, wissen wir ja. (TechCrunch)
- Listen sind ein super praktisches Tool bei Twitter. Jetzt lässt sich auch gezielt danach suchen. Gut! (The Verge)
YouTube
- Community Posts: Wer häufiger die YouTube-App nutzt, ist bestimmt schon über einen Text-Post eines Kanals gestolpert. Bislang stand das Feature nur ausgewählten Usern zur Verfügung. Jetzt kann es jeder Channel nutzen. (YouTube / Creator Insider)
- Pinterest integriert die Idea Pins in die normalen Pins. Bislang waren das zwei unterschiedliche Formate.
Twitch
- Mit dem neuen Clip Editor lassen sich jetzt ganz einfach kurze Clips aus längeren Streams schneiden, um sie dann anschließend (automatisch) auf Social zu teilen. Discovery und so. (Twitter)
Artifact
- Writer profiles: Artifact verwandelt sich wie in Ausgabe #879 beschrieben langsam aber sich in ein spannendes Social-Media-Angebot. Der neueste Clou: Autorïnnen können jetzt Profile anlegen. Leserïnnen können dadurch ihren Favoriten folgen, anstatt einzelne Publikationen zu abonnieren. Zur Marke werden bleibt also weiter ein Thema. (Medium)
- Flipboard ermöglicht es seinen Usern ab sofort, Beiträge und Fotos aus dezentralen sozialen Netzwerken wie Mastodon, Bluesky und Pixelfed zu nutzen. (Flipboard)
BlueSky
- Live Audio ist tot? Mitnichten! Bei Bluesky kriegt das Format eine weitere Chance. (The Verge)
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