Artifact: Vom News-Reader zur Social-Media-Plattform

Text ist tot? Pustekuchen! Die Instagram-Gründer versuchen es im Jahr 2023 mit einer App ganz ohne Fotos und Videos. Was als reine Nachrichten-App begann, wird Woche für Woche spannender.
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Ausgabe #879 | 4.5.2023

Was ist

Anfang Februar stellten wir Artifact erstmals vor (#856):

Mehr als vier Jahre nach ihrem Ausstieg bei Instagram wollen Mike Krieger und Kevin Systrom die Social-Media-Welt ein zweites Mal erobern. Eine Kombination aus textbasierten Inhalten (Articles, Facts) und maschinellem Lernen (AI) ergeben den Namen: Artifact. Im Zentrum steht ein personalisierter Newsfeed, der aus Links zu Medien und Blogs besteht.

Seitdem haben wir das Projekt immer wieder erwähnt, zuletzt vor zwei Tagen (#878):

Mittlerweile haben wir die App gut zwei Monate lang im Alltag ausprobiert, Hunderte Artikel gelesen und dabei zugesehen, wie wöchentlich neue Funktionen integriert wurden. Einen Twitter-Konkurrenten sehen wir darin nicht – aber einen spannenden Ansatz, der den Nachrichtenkonsum vieler Menschen verändern könnte. Sofern uns die Tagesaktualität keinen Strich durch die Rechnung macht, fassen wir unsere Eindrücke im Donnerstags-Briefing zusammen.

Genau das machen wir heute.

Was Artifact ist

  • Artifact trägt seine beiden zentralen Bestandteile im Namen. Zum einen besteht die App aus Artikeln und Fakten, zum anderen setzen Systrom und Krieger auf Artificial Intelligence.
  • Im Hintergrund analysiert eine Software das Leseverhalten und soll lernen, wofür man sich wirklich interessiert. Am Ende, so lautet jedenfalls das Versprechen, wartet ein Feed, der das perfekt personalisierte Medienmenü liefert.
  • Ähnlich wie TikTok verzichtet Artifact auf einen Social Graph. Die Empfehlungen richten sich allein nach Interessen und Interaktionen.
  • Der entscheidende Unterschied zu TikTok und allen anderen Plattformen: Abgesehen von den Kommentaren gibt es bislang keinen User Generated Content. Der zentrale Inhalt sind die Artikel der indexierten Medien.
  • Systrom und Krieger sind überzeugt, dass die enormen Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens neue Möglichkeiten für soziale Netzwerke eröffnen. Algorithmische Empfehlungen seien viel besser geworden, was man am Erfolg von TikTok sehe, sagt Systrom (Platformer):

I saw that shift and I was like, oh, that's the future of social. These unconnected graphs; these graphs that are learned rather than explicitly created. And what was funny to me is as I looked around, I was like, man, why isn't this happening everywhere in social? Why is Twitter still primarily follow-based? Why is Facebook?

Was Artifact sein will

  • Langfristig dürften sich die ambitionierten Gründer nicht damit zufriedengeben, einen weiteren News-Reader zu bauen. Wer mit Instagram eine der einflussreichsten Online-Plattformen aufgebaut hat, strebt nach Größerem.
  • Seit dem Start im Februar sind sukzessive weitere Funktionen dazugekommen, etwa ein recht ausgereiftes Kommentar-System. Mittelfristig dürfte sich Artifact weiter in Richtung eines sozialen Netzwerks oder zumindest einer Content-Plattform mit sozialen Funktionen entwickeln.
  • Casey Newton schrieb kürzlich etwa (Platformer):

Systrom has planned to integrate social features into Artifact all along; I was part part of a beta test that let some users post links to a public feed, just as you might find on Twitter; I also got early access to a direct messages feature.

  • In einem Interview mit Alex Kantrowitz deutete Systrom seine großen Ambitionen an (Medium):

There’s a very real possibility that using artificial intelligence, some or, generally, one of these companies will walk away with the everything app. The benefit you get of having a large user base, of having the best artificial intelligence for recommendations is enormous.

Wie Artifact aufgebaut ist

  • Technik und Design wirken ausgereift. Systrom und Krieger sind bekannt für ihren Perfektionismus, ein siebenköpfiges Team hat mehr als ein Jahr an Artifact gearbeitet. Menüs und Struktur sind durchdacht, Ruckler und Abstürze selten, der Lesemodus für Texte sieht schick aus.
  • Wichtiger als die Technik ist der Inhalt. Es geht gut los, denn beim ersten Start möchte niemand persönliche Daten wissen. Wer Vorlieben und Leseverlauf später speichern will, kann mit der Handynummer ein Konto erstellen.
  • Artifact fragt nach Themengebieten und Vorlieben, das Spektrum reicht von internationaler Politik über Kochrezepte, Klimakrise und Kryptowährungen bis Architektur. Falls man kostenpflichtige Medien abonniert hat, kann man das angeben. Dann werden diese bevorzugt im Feed angezeigt.
  • Die App ist bislang auf den angloamerikanischen Markt zugeschnitten, alle Quellen sind englischsprachig. Vom Atlantic bis zur Washington Post umfasst das Portfolio fast alle großen Nachrichtenseiten, zudem gibt es Hunderte Blogs, Newsletter und Special-Interest-Portale.
  • Über ein Formular lassen sich fehlende Quellen ergänzen. Dann prüft das Artifact-Team, ob das vorgeschlagene Medium die Kriterien für Qualität und Integrität erfüllt. Dieser manuelle Prozess soll die App möglichst frei von Desinformation und Propaganda halten.
  • Die politische Ausrichtung der Medien spielt dabei angeblich keine Rolle. Zumindest die bisher verfügbaren Quellen decken das moderate politische Spektrum ab. Einzig Fox News könnte man als radikal bezeichnen.
  • Man kann gesenkte Daumen verteilen und einzelne Quellen komplett ausblenden, ihnen aber nicht gezielt folgen. Die einzige Möglichkeit, die Empfehlungen positiv zu beeinflussen, ist das eigene Verhalten: Wer regelmäßig Artikel bestimmter Medien liest, bekommt künftig mehr davon angezeigt.
  • Im Zentrum der App steht die "For You"-Seite, wie man sie von TikTok kennt – nur, dass keine viralen Videos, sondern Artikel und Nachrichten empfohlen werden, von denen Artifact glaubt, dass sie einen interessieren könnten. Zu Beginn ist die Auswahl eher generisch, doch je länger man die App nutzt, desto besser werden die Vorschläge.
  • Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens lernt Artifact die individuellen Interessen kennen und kann die Algorithmen darauf zuschneiden. Zweitens benötigt die Software große Datensätze von möglichst vielen Nutzenden, um die Software zu trainieren.
  • Im Gespräch mit Ben Thompson erklärt es Systrom so (Stratechery):

People like to think they’re very unique people with very unique consumption experience or tastes, and it turns out there are probably literally thousands of Ben’s out there and I speak in general.

  • Ein Beispiel: Systrom ist fasziniert von japanischer Architektur, ein eher spezielles Themengebiet. Die Daten zeigen, dass Menschen mit diesem Interesse oft auch gern kochen und ein Faible für Raumgestaltung haben.
  • Artifact wird also Rezepte und Texte über Innenarchitektur empfehlen, weil die Software gemerkt hat, dass es Überschneidungen gibt. Je mehr Menschen sich anmelden, desto mehr Daten sammelt Artifact, desto genauer werden die Gruppen, in die man einsortiert wird.

Wie sich Artifact anfühlt

  • Die Empfehlungen funktionieren, das Konzept geht auf. Der Feed ist voller Texte, die tatsächlich zu den eigenen Interessen passen. Bei uns heißt das: ein wilder Mix aus Weltpolitik, Tech-News, Rennrad- und Bikepacking-Nerdkram, Reisetipps und diverse Nischeninteressen von Architektur bis Pizzabacken.
  • Das unterscheidet Artifact von eher generischen News-Readern wie Google oder Apple News. Die Personalisierung ist deutlich ausgefeilter und lässt sich besser den individuellen Vorlieben anpassen.
  • Zudem sind geschickte Gamification-Elemente eingebaut. Streaks zeigen an, wie viele Tage am Stück man Artikel gelesen hat, und je nach Anzahl der Texte erreicht man Level wie Beginner, Scholar oder Savant. Das klingt eher abschreckend, wirkt aber überraschend motivierend.
  • Anders als auf Insta oder TikTok kann man sich auf Artifact zumindest einreden, dass die Zeit, die man dort verbringt, gut investiert ist. Nichts gegen gelegentliche Realitätsflucht und virale Videos, aber so richtig gut fühlt es sich nicht an, durch 17 Reels am Stück zu swipen.
  • Tatsächlich gelingt Artifact ein guter Mix aus Unterhaltung und Information. Wir stoßen dort zwar nur selten auf Quellen oder News, die wir sonst nicht entdeckt hätten – das liegt aber auch an unserem exzessiven Medienkonsum, der für diesen Newsletter nötig ist.
  • Für Menschen mit einem gesünderen Verhältnis zu Nachrichten könnte Artifact eine gute Ergänzung sein. Mehr aber auch nicht: Die App taugt nicht als alleinige Informationsquelle. Dafür ist die Auswahl zu selektiv und zu fokussiert auf die individuellen Vorlieben.
  • Es gibt einen Tab mit aktuellen Schlagzeilen, wer einen umfassenden Überblick über das Nachrichtengeschehen möchte, findet aber bessere Alternativen.

Wie sich Artifact weiterentwickelt hat

  • Seit dem Start Anfang Februar wird die App fast wöchentlich aktualisiert. Teils verändert sich die Optik, teils kommen neue Funktionen hinzu.
  • Zwei davon stechen heraus. Zum einen kann man sich Artikel mithilfe von KI zusammenfassen lassen. Das klappt erstaunlich gut. Die Standardansicht liefert drei Bulletpoints, die meist die zentralen Punkte wiedergeben. Zusätzlich gibt es Modi wie Explain Like I’m Five, Emoji, Poem oder Gen Z.
  • Spielen wir es an einem konkreten Beispiel durch. Einen Text über die miese Stimmung bei Meta (Washington Post) fasst Artifact so zusammen:

Meta, formerly known as Facebook, has suffered from an unprecedented morale crisis after laying off thousands of workers and initiating further cost-cutting measures.

Insiders claim that many blame CEO Mark Zuckerberg for the company's current malaise since he has lost the trust of his workforce and steering the company into an uncertain future.

Despite the restructuring, internal resolve has been shattered, and it remains unclear whether Meta can regain its employees' confidence.

  • Die ELI5-Version geht so:

The boss of a big company, Meta, had to let go of many employees because the company was not doing well. This made the workers sad and not trust the boss anymore.

  • Artifacts Lyrik-Skills könnten noch ein bisschen Feintuning vertragen:

Meta's Mark Zuckerberg had it tough

As layoffs came, morale's enough

Employees questioned his leadership skill

As company's future got harder to fulfill

But Zuckerberg's still cutting costs

Despite losing trust, he counts the costs

Advertising revenue dips down

Gen AI, nowhere to be found

Meta's problems, insurmountable tasks

Employee confidence ends as the axe falls at last

But Mark's optimistic, restructuring's key

Will employees buy it? Yet to see.

  • In diesem Beispiel klingt die Gen-Z-Ansprache eher gewöhnlich, oft sind diese Texte aber richtig lustig:

Mark Zuckerberg feeling stressed after Meta announced 21,000 job cuts. The CEO, known for his "move fast and break things" ethos, has lost his staff's trust, leading to an internal crisis. Meta's stock rose recently, but morale crumbles faster.

  • Natürlich ist das nur eine Spielerei – aber eine, die Spaß macht und manchmal wirklich hilfreich sein kann. Auf die Zusammenfassungen sollte man sich genauso wenig verlassen wie auf die Antworten von Chatbots. Trotzdem ist es praktisch, um bei langen Texten einen ersten Eindruck des Inhalts zu bekommen.
  • Die zweite neue Funktion dürfte wichtiger für Artifacts Zukunft sein. Man kann Texte kommentieren und mit anderen Artifact-Nutzerinnen darüber diskutieren.
  • Das System erinnert an eine Mischung der Kommentarfunktionen von YouTube und Reddit. Man kann einzelne Kommentare up- und downvoten. Wer regelmäßig Kommentare schreibt, die von anderen abgestraft werden, kann gesperrt werden.
  • Für jedes Profil errechnet Artifact eine öffentlich sichtbare Reputation. Je mehr Upvotes man erhält, desto höher ist der Wert. Die eigenen Kommentare werden dann prominenter angezeigt.
  • Bislang funktioniert dieses System gut. Wir haben nur selten unangenehme Kommentare gesehen, hasserfüllte oder gar strafbare Beiträge wurden entweder zuverlässig gelöscht oder gar nicht erst verfasst.
  • Immer wieder fügen Nutzerïnnen den Inhalten der Artikel wertvolle Informationen hinzu. Das gilt hauptsächlich für Texte über Tech-Themen. Ein Großteil der Early Adopter, die bislang bei Artifact herumhängen, dürfte einen Bezug zum Silicon Valley haben.
  • Man sieht immer wieder bekannte Namen im Kommentarbereich, seien es Gründerinnen, Forscher oder Journalistïnnen. Mehrfach haben wir (angebliche) Twitter-Angestellte gesehen, die Musks neueste Eskapaden mit eigenen Erfahrungen ergänzen. Auch Systrom und Krieger kommentieren eifrig mit und reagieren auf Feedback.
  • Immer weniger Menschen wollen in öffentlichen Feeds posten. Deshalb könnte es ein kluger Ansatz sein, mit vergleichsweise niederschwelligen Kommentaren zu beginnen, um eine soziale Plattform zu starten. Im Gespräch mit Casey Newton sagte Systrom (Platformer):

It’s way less pressure-filled than making a post. When you tweet, or you create an Instagram story — the trend that I've seen, being part of these companies, is that fewer and fewer people post over time. And it's because you feel like you're performing. So what we wanted to do was figure out how to create a surface where people could interact and effectively post, but not feel like they were on display in a feed for everyone.

  • In einer Zeit, in der die meisten Kommentarspalten auf Medienseiten verwahrlost oder verschwunden sind, könnte sich für Artifact eine Chance eröffnen. Schließlich sind gemeinsame Interessen ein guter Start für Austausch:

I think in general, you're more interested in what people are saying about the topics you're interested in than being connected with so-and-so and seeing what they're saying from the beginning. Comments are interesting because you can come across a really interesting Platformer, have a thought on it, comment on it, and interact with the the author of the piece. It creates a layer of discussion across every single topic. And I think that's far more powerful to start.

Be smart

Die Zeit, die wir mit Artifact verbracht haben, hat Spaß gemacht. Wenn die App morgen verschwände, wäre das aber kein großer Verlust. Ganz im Gegensatz zu unseren RSS-Readern, die Herz und Seele unseres Nachrichtenkonsums bilden. Kein anderes Werkzeug ist so essenziell für die Entstehung dieses Briefings, nirgendwo sonst finden wir so zuverlässig und zielgerichtet alle Informationen, die für uns beruflich wichtig sind.

Das willst du auch? Gern! In Ausgabe #867 findest du sieben Gründe, warum du RSS nutzen solltest.


Social Media & Politik

  • Meta drohen heftige Auflagen: Wenn es nach der Federal Trade Commission (FTC) geht, sollen Facebook und Instagram nicht mehr die Daten von Nutzerïnnen unter 18 Jahren zum Geldverdienen nutzen dürfen. Als Grund führt die Behörde vor allem Datenschutzmängel an. Zudem sollen neue Produkte und Features künftig erst von einer unabhängigen Aufsichtsperson überprüft werden, bevor sie gelauncht werden. (New York Times)
  • Meta nennt die Pläne der FTC „politisch motiviert“ und beschreibt in einem Blogpost, was die Behörde alles falsch verstehen würde. So habe der Konzern seit 2019 u.a. rund fünf Milliarden US-Dollar investiert, um „Datenschutzrisiken frühzeitig zu erkennen und den Datenschutz von Anfang an in die Produkte zu integrieren“. Zudem weist Meta darauf hin, dass überhaupt nicht sicher sei, ob die FTC entsprechende Auflagen machen dürfe. (Meta)
  • TikToks Head of U.S. Trust & Safety tritt ab: Eric Han, der für die Überwachung von schädlichen Inhalten auf TikTok in den USA verantwortlich war, verlässt das Unternehmen. Gründe für sein Ausscheiden sind bislang nicht bekannt. (The Information)

Follow the money

  • TikTok bietet ausgewählten Publishern an, Werbeeinnahmen zu teilen: Um Premium-Publisher wie Condé Nast, BuzzFeed und NBC davon zu überzeugen, ihre Inhalte vermehrt auch bei TikTok zu teilen, lockt das Unternehmen mit einem neuen Angebot: Für die Top 4 Prozent aller Posts gibt es künftig die Hälfte der im Umfeld dieser Videos generierten Werbeeinnahmen (WSJ). Klingt das nicht großartig? Endlich lohnt es sich, seine mühevoll produzierten Videos bei TikTok zu teilen! Wie? Klingt nicht großartig? Du hast das Gefühl, die 2010er haben angerufen? Wir haben bereits bei Snapchat und Facebook erlebt, dass sich Publisher nicht auf ein solches Spiel einlassen sollten? (The Information) Was? Es gibt sogar ganze Medienunternehmen, die diesen Verheißungen nicht widerstehen konnten, nur um dann von den Plattformen fallengelassen zu werden wie eine heiße Kartoffel? Say what? Es gibt haufenweise Creator, die bei TikToks Programm Pulse Premiere dabei sind, und die Verdientsmöglichkeiten gar nicht so überzeugend finden? Ja, lecko mio! Das konnte ja keiner ahnen. Mit anderen Worten: Immer die Ruhe bewahren und bloß nicht all die Learnings der letzten Jahren direkt wieder vergessen… Unsere Meinung.
  • TikToks neuer Creator Fund steht jetzt allen offen — also fast allen. Bislang war das „Creativity Program“ invite-only. Jetzt kann jeder Creator mitmachen, der 10.000 Follower und 100.000 Views in den letzten 30 Tagen vorweisen kann. Zudem müssen die Videos länger als eine Minute sein, um über den Fund mitverdienen zu können. Ganz interessant, wie TikTok über solche Incentives steuert, welche Inhalte auf der Plattform hochgeladen werden sollen. (The Verge)
  • Snapchat testet gesponserte Links beim hauseigenen Chatbot: Die Idee ist simpel: User fragen Snapchats KI-Chatbot nach einer guten Pizzeria und My AI haut halt nur die Empfehlungen raus, für deren Platzierung Unternehmen auch bezahlen. Aber nur weil es technisch geht, muss es ja noch lange nicht sinnvoll sein. Nachdem wir My AI einige Tage getestet haben, fühlt sich der Chatbot sowieso eher nach diesem einen nervigen Kumpel an, der auf jede Antwort eine weitere Fragen stellt.😡 Go und get a life!! Also im Falle des Chatbots von Snapchat natürlich lieber nicht. Aber du weißt, was wir meinen. Ob gesponserte Links dann dazu führen, dass My AI ofter angechattet wird, wagen wir jedenfalls zu bezweifeln. (The Verge)
  • Wie Snap mehr Geld verdienen will: Damit Snaps Aktienwert nicht noch weiter abrauscht (Google), muss sich das Unternehmen schnell etwas einfallen. Drei weitere Ideen, wie künftig mehr Geld verdient werden soll, hat Snap bei der Konferenz NewFronts vorgestellt: So können jetzt Werber aus aller Welt, Anzeigen bei Spotlight schalten, sogenannte „First Story“-Ads buchen, um zwischen den ersten beiden Stories aufzutauchen, und einen neuen Marktplatz nutzen, um Brands und Creator zusammenzubringen. Na, wenn das mal hilft. (The Verge)
  • Twitter: Kostenlose API-Nutzung für bestimmte Accounts: Der Aufschrei war offenbar groß genug, um auch von Elon Musk wahrgenommen zu werden. Künftig sollen Accounts, die öffentliche Ankündigungen wie Wetterwarnungen, Verkehrsinformationen und Notfallwarnungen veröffentlichen, Twitters API wieder kostenlos nutzen dürfen. Endlich mal positive Nachrichten vom blauen Vogel. (TechCrunch)
  • Facebook Watch Originals sind Geschichte: Hach, was war das aufregend, als wir irgendwann zwischen 2017 und 2018 darüber fabulierten, ob User in der Zukunft vermehrt bei Facebook (Snapchat, YouTube und Co) exklusive Shows und Serien gucken werden. Aber so richtig zünden wollte das Vorhaben nie. Und auch wir waren eigentlich schon damals nicht so richtig überzeugt (Briefing #506). Nachdem sich die Mitbewerber bereits von ihren Originals-Träumen verabschiedet haben, ist jetzt auch bei Facebook Watch endgültig Schluss: Originals sind Geschichte. (Tubefilter) Nun denn. Alles hat seine Zeit. Erinnert sich noch jemand an Quibi?

Next (AR, VR, KI, Metaverse)

  • Das Weiße Haus will Risiken künstlicher Intelligenz besser eindämmen: Dafür sollen zum einen neue Forschungszentren aufgebaut werden, die sich mit künstlicher Intelligenz befassen. Zum anderen sollen Richtlinien für Regierungsbehörden entworfen werden, um sicherzustellen, dass die Nutzung von KI "die Rechte und die Sicherheit der amerikanischen Bevölkerung" schützt. (New York Times) Für den heutigen Donnerstag ist ein Treffen mit den CEOs von Google, Microsoft, OpenAI und Anthropic geplant, um über die Risiken von KI zu diskutieren. (Washington Post)
  • Auch die EU-Abgeordneten wollen einheitliche Regeln zum Umgang mit KI und einigen sich auf eine gemeinsame Verhandlungsposition zum „Artificial Intelligence Act“. (Spiegel)
  • Sind Chatbots nur eine Übergangslösung? Seien wir mal ehrlich: Es ist nicht besonders komfortabel, Chatbots zu nutzen. Erstens weiß man nie so recht, was man eigentlich tippen soll. Zweitens wird durch die Benutzeroberfläche überhaupt nicht klar, was die Large Language Models alles können. Viel interessanter wird es doch, wenn wir mit Programmen wie ChatGPT so sprechen könnten, als handele es sich um ein Gespräch mit einem Bekannten. (Natürlich stets darüber im Klaren, dass es sich um keinen Bekannten handelt URRGS.) Wie das aussehen könnte, zeigen die Kollegen von Semafor im Newsletter und auf Twitter. Wer gern selbst einmal erleben möchte, wie es so in der Zukunft ist, hier entlang: usebubbles.com/chatgpt 🤯

Lesetipps fürs Wochenende

Wir haben das Buch „Traffic“ von Ben Smith noch nicht gelesen. Sehr wohl haben wir aber schon eine Reihe interessanter Rezensionen entdeckt. Wer sich auch für digitalen Journalismus interessiert, sollte sich die folgenden Artikel und Podcast-Episoden am Wochenende in aller Ruhe zu Gemüte führen. Unsere eigene Besprechung folgt.

  • The End of a digital media age (New York Times)
  • BuzzFeed’s Jonah Peretti and Gawker’s Nick Denton on why the 2010s digital media boom went bust (Vox)
  • What’s after the social media era in news? Former BuzzFeed News editor-in-chief Ben Smith on what’s next — and his new book, Traffic. (The Verge)
  • The News Went Viral The media bet its future on Facebook. Did it learn from that mistake? (New Yorker)

Neue Features bei den Plattformen

Facebook

  • Meta hat eine Reihe neuer Optionen vorgestellt, mit denen User Facebook Reels entdecken und personalisieren können — u.a. werden Facebook Reels bei Facebook Watch integriert. (Meta)

Instagram

  • Du kannst jetzt deine Horizon-World-Fotos in deiner Instagram Story posten Lol. Sollte einer unserer Leserïnnen tatsächlich von dieser Funktion Gebrauch machen, verschenken wir eine Mitgliedschaft auf Lebenszeit. Pic or it did not happen! (The Verge)
  • Schon spannender: Instagram bastelt an Generative-AI-Sticker. (@alex193a)

Google

  • Gmail hat jetzt auch blaue Haken: Unternehmen können sich mittels BIMI (Brand Indicators for Message Identification) authentifizieren und Spammern zeigen, was ne Harke ist. Harke wegen Haken, verstehste?! (Google Workspace Updates)
  • Google verabschiedet sich von Passwörtern: Alle, die wollen, können jetzt Passkeys nutzen, um sich einzuloggen. Alle anderen können aber auch gern weiter Password-Manager nutzen. Nur 12345 bleibt weiterhin verboten. (The Verge)

Reddit

  • Teile & embedde: Reddit hat erkannt, dass die Art und Weise, wie sich Reddit-Posts teilen und einbinden lassen, nicht mehr zeitgemäß ist. Das Upgrade bringt sie nun auf Stand. (Reddit, Reddit-Embed)

Substack

  • Mehr Layout-Optionen: Substack-Homepages sind ja immer super generisch. Damit sich das ein bisschen ändert, bietet die Plattform mehr Layout-Optionen. Zudem können Posts mit Tags versehen werden, um mehr Ordnung ins System zu bringen. (Substack)
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