Drei Dinge am Dienstag

  • Twitter Spaces ist nicht ready für die Primetime: Rupert Murdoch konnte am vergangenen Mittwochabend vor Lachen vermutlich gar nicht einschlafen. Der erfolgsverwöhnte Medienmogul und Fox-News-Boss gilt seit Jahrzehnten als der wichtigste Strippenzieher, wenn es um die Frage geht, welche US-Politikerïnnen aus dem konservativen Lager auf die ganz große Bühne dürfen. Dass nun Ron DeSantis seine Kandidatur im Schulterschluss mit Tech-Milliardär Elon Musk bei Twitter Spaces verkünden wollte, dürfte ihm sauer aufgestoßen sein. Also zumindest bis klar wurde, dass Twitter Spaces noch lange nicht ready ist für die ganz große Primetime. Anstatt vor Millionen Menschen live aufzutreten, ruckelte und zuckelte es, bis es schließlich krachte (Tagesschau). Eine Blamage sondergleichen. Ob es daran lag, dass Twitter seine Rechnungen beim Cloud-Provider nicht mehr bezahlte (The Information)? Aber das passt einfach alles zur insgesamt desolaten Lage bei Twitter (Briefing #876).
  • Führende Wissenschaftlerïnnen warnen, KI könne die Menschheit ausrotten: Wird KI die Menschheit auslöschen? Keine Ahnung. Wird KI die Welt verändern? Garantiert. Deshalb braucht es Regulierung – weniger für KI, sondern hauptsächlich für die Menschen und Konzerne, die sie entwickeln (siehe Briefing #874). Genau dafür haben die Chefs von OpenAI, Google Deepmind, Anthropic und weiteren führenden KI-Labs nun gemeinschaftlich geworben. Denn, so sagen sie, künftige Systeme könnten „ebenso tödlich sein wie Pandemien und Atomwaffen“. (New York Times)
  • Keine Sorge: Nicht nur dein TikTok-Account wächst langsam: In den letzten Monaten mehrten sich die Beschwerden bei TikTokern, dass ihre Views kontinuierlich sinken würden. Auch sei kein wirkliches Wachstum bei Followern auszumachen (TikTok, @scottdhenry ). Eine Recherche von AdWeek scheint diese Beobachtungen nun zu bestätigen: Von den Konten mit mehr als 50 Millionen Followern erreichten 20 von 21 diese Schwelle vor dem Sommer 2020. Die einzige Ausnahme ist Selena Gomez — und weil du nicht Selena Gomez bist, musst du dich also nicht wundern, wenn auch dein Account bedeutend langsamer wächst, als es anderen Usern noch vor wenigen Jahren vergönnt war. Mehr Nutzer und dadurch mehr Wettbewerb sind sicherlich ein Grund für diese Entwicklung. Ein anderer Grund könnte aus dem Handbuch für Growth Hacking stammen: Gebt den Leuten Reichweite, gewöhnt sie dran, weckt den Hunger bei anderen, drosselt die Reichweite, lasst die Leute für Reichweite bezahlen. Nur so eine Vermutung. Soll anderswo geklappt haben…

Follow the money

  • Zuckerberg hofft auf bessere Zeiten: Nachdem bei Meta noch einmal zahlreiche Kollegïnnen gehen mussten (CNN), hat Mark Zuckerberg seine Belegschaft versammelt, um sie auf härtere Zeiten einzustimmen. „Going through restructuring and layoffs and changes like this is obviously a very difficult thing. (…) So it’s not like we’re going to end up in exactly the place that we were before because that wasn’t my goal. I wanted to get to a scrappier place.“ In den vergangenen acht Monaten hat Meta rund 24 Prozent seiner Belegschaft entlassen, das entspricht einem von vier Mitarbeitern (Washington Post). Alle Hintergrundinformationen zu Metas Herausforderungen gibt es in Briefing #877.
  • Soundcloud trennt sich von acht Prozent der Belegschaft. In Summe betreffen die Kürzungen 40 Personen. (Variety)
  • Twitter führt eine neue API-Stufe speziell für Entwickler ein — mit 5000 Dollar pro Monat bist du dabei. (TechCrunch)

Social Media & Journalismus

  • Twitter taugt kaum noch als Traffic-Lieferant: Twitter war bekanntlich nie der große Bringer. Aber in den vergangenen Monaten hat Twitters Relevanz für Publisher doch noch einmal deutlich abgenommen. Die Plattform bringt kaum noch Besucher. (PressGazette)


Next (AR, VR, KI, Metaverse)

  • TikTok testet KI-Chatbot auf den Phi­l­ip­pi­nen: „Tako“ soll bei der Discovery von Inhalten helfen. Allerdings wird davor gewarnt, dem Chatbot allzu viel Vertrauen entgegenzubringen. Gerade wenn es um medizinische, rechtliche oder finanzielle Ratschläge geht, sei Vorsicht geboten. (The Verge)
  • Google Search Labs ist da: Nachdem vor gut zwei Wochen Googles neue Suchfunktion offiziell vorgestellt wurde, ermöglicht das Unternehmen nun allen Usern, mit den KI-Funktionen zu experimentieren (Google Blog). Weiterführende Informationen zu Googles KI-Plänen findest du in Ausgabe #880.
  • OpenAI bleibt in Europa: CEO Sam Altman habe entgegen der Darstellung in der Financial Times keine Pläne, Europa den Rücken zu kehren, schreibt The Information.
  • Nägel machen via AR: Snapchat hat ein neues AR-Feature am Start, mit dem sich Userïnnen jetzt virtuell die Nägel machen können. (The Verge)
  • Tipp: Alles, was du über ChatGPT wissen musst: Wenn du gerade erst damit anfängst, dich mit ChatGPT und Co zu beschäftigen, dann hat TechCrunch einen guten Überblicksartikel für dich. Definitiv einen Bookmark wert.

Neue Features bei den Plattformen

WhatsApp

  • WhatsApp testet Einführung von Nutzernamen: Bislang nur bei Android und auch in einem Beta-Stadium, aber interessant ist es allemal. (The Verge)

YouTube

  • Schluss mit den Stories: Ab dem 26. Juni gibt es keine Stories-Funktion mehr bei YouTube. Vermutlich für die allermeisten von euch kein Problem. Sonst hätte YT das Feature sicherlich behalten. (TechCrunch)

Twitter

  • Circles vor dem Aus: Elon hat keinen Bock mehr auf das Feature. Sieht so aus, als würde es bald abgeschaltet. (Social Media Today)
  • Twitter zeigt, für welche Tweets du bezahlst: Wie? Es gab gar keine Ankündigung dazu? Musk ist eben immer wieder für eine Überraschung gut. (Twitter / MattBinder)