Schluss mit diesen vier Mythen über Meta

Quartalszahlen sind öde? Stimmt. Aber manchmal erzählen sie eine Geschichte, die über Umsatz und Gewinn hinausgeht. Das ist bei Meta der Fall, deshalb schauen wir genauer hin.
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Ausgabe #877 | 27.4.2023

Was ist

Meta hat am Mittwochabend seine Bilanz für die ersten drei Monate des Jahres vorgelegt. Long story short: Die Zahlen übertreffen die Erwartungen von Analystinnen und Investoren. Deshalb steigt der Aktienkurs.

Das allein hat wenig Nachrichtenwert. Was an der Börse geschieht, hat oft wenig mit der Realität zu tun. Spekulation und Herdentrieb lösen wilde Schwankungen aus, während sich das Kerngeschäft des Konzerns nur marginal verändert. Manchmal geht es bloß darum, ein Narrativ zu finden, das Aktionärïnnen gefällt.

Wir nehmen Metas aktuelle Zahlen zum Anlass, mit ein paar Mythen aufzuräumen, die sich hartnäckig halten – nicht unbedingt unter Leserïnnen dieses Briefings, aber in der Öffentlichkeit.

wie es Meta finanziell geht

  • Die Zahlen für das erste Quartal sind besser ausgefallen als erwartet (Meta Investor Relations). Der Umsatz liegt mit 28,65 Milliarden Dollar genau eine Milliarde Dollar höher, als prognostiziert wurde.
  • Zum ersten Mal seit einem Dreivierteljahr steigt der Umsatz damit wieder. Für das zweite Quartal gibt Meta einen noch optimistischeren Ausblick und rechnet mit weiter steigenden Einnahmen.
  • Das Werbegeschäft scheint sich zu erholen. Die Kombination aus Apples Anti-Tracking-Maßnahmen und der ökonomischen Unsicherheit drückte im vergangenen Jahr auf die Bilanz. Meta ist es offenbar gelungen, Anzeigenkunden zu überzeugen, dass sich Werbung auf Facebook und Instagram nach wie vor lohnt.
  • Im vergangenen halben Jahr hat der Konzern rund 21.000 Menschen entlassen – 11.000 im November, 10.000 im März. Kurzfristig kosten die Abfindungen mehrere Milliarden Dollar, langfristig sinken die Personalkosten massiv.
  • Nachbörslich stieg der Aktienkurs um zwölf Prozent. Seit dem Tiefstand im vergangenen November hat sich Metas Börsenwert mehr als verdoppelt.

Welche Mythen die Zahlen widerlegen

1. Facebook stirbt aus

  • Wir zitieren aus Briefing (#839), in dem wir die ARD/ZDF-Onlinestudie zusammenfassten:

Metas Plattformen dominieren: 35 Prozent der Befragten öffnen Facebook mindestens einmal pro Woche, bei Instagram sind es 31 Prozent. Facebook wird von allen Altersgruppen gleichermaßen genutzt und ist die einzige Plattform mit relevantem Einfluss bei den Über-50-Jährigen. Instagram dominiert dagegen bei den Jüngeren. Drei Viertel der 14-29-Jährigen nutzen die App wöchentlich. Trotz Krise und massiven Stellenkürzungen (mehr dazu weiter unten im Briefing) ist Meta also weiter relevant. Mark Zuckerberg mag die Zukunft im Metaverse sehen, in der Gegenwart ist sein Konzern aber ein Social-Media-Betreiber – und zwar der mit Abstand größte.

  • Die aktuellen Zahlen unterstreichen das erneut. Täglich tummeln sich mehr als zwei Milliarden Menschen in der blauen Welt, Monat für Monat verbringen rund drei Milliarden Menschen Zeit auf Facebook. Beide Zahlen liegen einige Prozentpunkte über den Werten des Vorjahrs.
  • Facebook mag sich irrelevant anfühlen, kaum noch in den Medien auftauchen und den prägenden Einfluss auf Politik und Popkultur verloren haben (Social Warming). Es ist und bleibt die größte Online-Plattform, mit der Meta unverschämt viel Geld verdient.
  • Vielleicht ist es Meta sogar ganz recht, dass TikTok und Twitter die mediale Aufmerksamkeit absorbieren. Wenn eine Plattform in den Schlagzeilen steht, sind es meist schlechte Nachrichten. Das galt früher für Facebook (Cambridge Analytica, Donald Trump), und das gilt heute für die Konkurrenz (China, Elon Musk).
  • TikTok weiß genau, warum es möglichst wenig mit Politik zu tun haben will, sowohl auf als auch neben der Plattform. Das macht nur Ärger. Was Geld bringt, ist für Medien eher langweilig: harmlose Unterhaltung, zufriedene Nutzerïnnen, massenhaft Werbung.
  • Natürlich muss man je nach Zielgruppe unterscheiden. Wer Teenager erreichen möchte, sollte sich vermutlich woanders umsehen. Die Myspace-Vergleiche sind aber einfach nur faul und schlicht falsch.
  • Facebook wird immer älter und nicht unbedingt cooler, es verliert an Dynamik und gerät manchmal in Vergessenheit – aber das gilt für fast alle Menschen im Laufe ihres Lebens. Warum sollte es bei sozialen Netzwerken anders sein?

2. Reels sind ein Flop

  • Als wir in Ausgabe #794 die TikTokisierung von Facebook und Instagram analysierten, schrieben wir:

Nach Text, Fotos und Videos sind die vierte Evolutionsstufe Kurzvideos im TikTok-Style, die Instagram mit Reels zu kopieren versucht. Das scheint zu gelingen: Nutzerïnnen verbringen rund die Hälfte ihrer Zeit auf Facebook mit Videos. Wenn sie Instagram öffnen, schauen sie etwa 20 Prozent der Zeit Reels an, Tendenz steigend. (…) Kein anderes Video-Format wächst derzeit schneller als Reels, in dieser Hinsicht haben sogar die omnipräsenten Stories das Nachsehen.

  • Diese Entwicklung setzt sich fort. Seit Instagram Reels einführte, ist die Zeit, die Menschen auf der Plattform verbringen, um rund ein Viertel gestiegen.
  • "We’re very pleased with what we’ve seen Reels drive in terms of incremental engagement on the platform so far", sagte Metas Finanzchefin Susan Li be…

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