Sieben Gründe, warum du RSS nutzen solltest | Ausgabe #860

Wir verschicken diesen Newsletter seit mehr als zehn Jahren. Du liest die 860. Ausgabe, Inhalt, Layout, Struktur und Erscheinungsrhythmus haben sich mehrfach geändert. Eine Sache ist konstant geblieben: Fast alles, was am Ende im Briefing landet, haben wir in unseren RSS-Readern entdeckt.
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Ausgabe #860 | 14.2.2023

Was ist

Im Dezember fragte Levin in unserem SWMB-Slack:

Nachdem ihr so stark auf RSS setzt: Könntet ihr bei Zeiten mal Einblicke in eurer Setup, euren Workflow und die zusätzlichen Services, die ihr nutzt, geben?

Das machen wir gern. Wir beginnen mit einer allgemeinen Einführung in das Thema RSS und stellen unser konkretes Setup sowie zusätzliche Tools und Automatisierungen in den kommenden Wochen vor. Gern geben wir auch auf Slack Auskunft dazu.

Damit knüpfen wir an unsere Kategorie „Tipps & Tools“ an, die wir zwischenzeitlich haben einschlafen lassen. In dieser Serie stellten wir Apps und andere Dienste vor, die wir täglich nutzen und für unverzichtbar halten, unter anderem 1Password, Standard Notes, PhraseExpress, Pinboard und Nuzzel.

Was RSS ist

  • Die Abkürzung steht für Really Simple Syndication und ist ein Format, über das Webseiten Feeds anbieten können, die sich mit RSS-Readern abonnieren lassen. Sobald sich der Inhalt der Seite ändert, erzeugt das einen Eintrag im Feed.
  • RSS stammt aus dem vergangenen Jahrtausend, ist also ein Web-Dinosaurier. Immer wieder wird dem Format das gleiche Schicksal prognostiziert: Aussterben.
  • Als Google vor knapp zehn Jahren den Google Reader einstellte, sah es übel aus. Doch zum Glück sprangen andere Unternehmen ein, die neue und bessere Reader entwickelten.
  • Trotz aller Abgesänge hält sich RSS hartnäckig. Das Format bildet die technische Infrastruktur für Podcatcher, mit denen sich Podcasts abonnieren lassen. Fast alle großen Webseiten und kleinen Blogs bieten einen oder mehrere RSS-Feeds an.

Wie du RSS-Feeds findest

  • Die meisten RSS-Reader bieten eine integrierte Suche. Du gibst einfach den Namen der Seite ein und bekommst Feeds präsentiert, die du abonnieren kannst.
  • Für Chrome, Firefox und Safari existieren etliche Erweiterungen, die RSS-Feeds erkennen und anzeigen. Sobald du eine Seite besuchst, die einen Feed enthält, verändert sich das Symbol der Erweiterung. Dann kannst du den Link des Feeds kopieren und in dem Reader deiner Wahl abonnieren.
  • Teils gibt es nur einen einzigen Feed pro Seite, der alle Artikel enthält. Medien bieten aber oft separate Feeds für jedes Ressort an, teils kann man auch einzelne Journalistïnnen abonnieren.
  • Wenn du nichts findest, helfen Low-Tech-Hacks. Der RSS-Feed versteckt sich im Quellcode der Seite, den du über den Shortcut „Strg + U“ aufrufen kannst. Dort suchst du mit „Strg + F“ nach „rss“.
  • Eine andere Möglichkeit: Durchsuche die Seite, indem du nach „site:xy.com rss“ googelst. Häufig findest du dann eine Übersicht mit allen Feeds, die sonst kaum sichtbar im Header oder Footer der Seite versteckt ist.

Welche RSS-Reader wir empfehlen

  • Martin nutzt Feedbin, ich schwöre auf Inoreader. Wir zahlen beide für die Pro-Version, die bestimmte Limitierungen entfernen und etliche praktische Zusatzfunktionen bieten. Beide Dienste gibt es im Web und zusätzlich als mobile App.
  • Die wohl bekannteste Alternative ist Feedly, der schick aussieht und den Einstieg leicht macht. Die Gratis-Version ist aber recht eingeschränkt. Wer nicht zahlt, kann nur 100 Feeds folgen. Zur Einordnung: In meinem Inoreader landen derzeit 1595 Feeds.

Warum du RSS nutzen solltest

1. Mach dich unabhängig von Algorithmen

  • Das Versprechen sozialer Netzwerke lautet: Wir zeigen dir, was dich wirklich interessiert. Wir nehmen dir alle Entscheidungen ab und sortieren die Inhalte für dich. Welche Kriterien unsere Algorithmen dafür nutzen, muss dich nicht kümmern. Vertrau uns einfach.
  • Für viele Menschen funktioniert das offenbar. Wir sind aber beruflich darauf angewiesen, dass wir keine wichtigen Informationen verpassen. Deshalb stellen wir unser Medienmenü lieber selbst zusammen, als auf Twitter, Meta oder TikTok zu vertrauen.

2. Sehe alles Wichtige auf einen Blick

  • Klar, theoretisch kann man sich auch Hunderte Lesezeichen anlegen und alle relevanten Quellen einzeln aufrufen. Für bestimmte Themenbereiche gibt es auch Aggregatoren wie Techmeme, die das Wichtigste kuratieren.
  • Effizient ist das nicht. In unserem Fall müssten wir täglich Dutzende Medien und Hunderte Blogs öffnen, etliche Twitter-Konten und -Listen checken sowie relevante Newsletter im Posteingang suchen.
  • Unsere RSS-Reader ersparen uns diese mühselige Klickarbeit. Hier folgen wir nicht nur den Digital- und Techressorts vieler Medien sowie der halben Blogosphäre, sondern bündeln auch diverse Social-Accounts.
  • Ein Beispiel: Die Tweets von Elon Musk sind oft absurd – haben auch unmittelbare Konsequenzen für Twitter. Deshalb haben wir Musk in unseren RSS-Readern abonniert und lesen seine Tweets dort, wo sie nicht untergehen. Gleiches gilt für Dutzende Journalistinnen und Experten, deren Einschätzungen uns interessieren.
  • Ebenso kannst du YouTube-Kanälen folgen und Newsletter per RSS lesen. Dienstleister wie Substack und Mailchimp bieten Feeds dafür an.

3. Personalisiere und automatisiere dein Medienmenü

  • Die Bezahlversionen von Inoreader und Feedbin ermöglichen es, dein Medienmenü exakt auf dich zuzuschneiden – aber nicht mit Algorithmen, sondern nach deinen Wünschen.
  • Du kannst etwa Einträge automatisch als gelesen markieren lassen, wenn sie bestimmte Wörter enthalten, die für dich irrelevant sind.
  • Um beim Beispiel Musk zu bleiben: Wir filtern alle seine Tweets, die mit @ beginnen – das sind Antworten auf andere Nutzerïnnen, die uns nicht interessieren. Sonst hätten wir jeden Tag ein paar Dutzend neue Einträge mit Musk-Tweets, die uns den Reader verstopfen.
  • Genauso praktisch: Ein Filter, der doppelte Einträge entfernt. Häufig folgen wir sowohl Journalistïnnen als auch den Medien, in denen sie publizieren. Wenn eine URL oder eine Überschrift zweimal in unserem Reader auftaucht, wird einer der beiden Einträge verborgen.
  • Zudem gibt es mächtige Automatisierungen. Wir sammeln alle Artikel, die uns interessant erscheinen, in Pinboard. Mit einem Shortcut können wir Einträge aus dem RSS-Reader direkt zu Pinboard schicken, damit wir dort am Morgen des Briefings eine Auswahl treffen können.
  • Pro-Tipp: Der Feed mit allen Artikeln, die wir in Pinboard speichern, läuft im SMWB-Slack im Channel #newsfeed ein.

4. Sortiere das Chaos

  • Wer ein paar Dutzend Feeds liest, braucht vielleicht keine Struktur. Sobald es mehr werden, sind Ordner und Tags unverzichtbar. Das ist vergleichbar mit dem Posteingang: Wenn man viele Newsletter abonniert, beschäftigt man sich früher oder später mit Filtern und Sortierungsmöglichkeiten.
  • Zum Glück machen es einem RSS-Reader leicht, Ordnung ins Chaos zu bringen. Du kannst jedem Feed einen oder mehrere Ordner zuweisen.
  • Wir sortieren zum einen nach Themen. Es gibt zum Beispiel Ordner für deutsche Digitalressorts, US-Medien, Twitter-Feeds und Unternehmens-PR.
  • Zum anderen versuchen wir, die Feeds nach Wichtigkeit zu ordnen. Im Ordner „1“ landen alle Quellen, die wir unbedingt und unter allen Umständen lesen möchte. Wenn wir wenig Zeit haben, reicht ein kurzer Blick in den Reader, um diesen Ordner leerzulesen.
  • Die Ordner 2 bis 5 enthalten andere Quellen mit absteigender Bedeutung. Teils stecken wir auch Medien in Ordner mit gering…

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