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Wie sich die Creator Economy anfühlt, Apple vs Epic, YouTube Creator Fund, Twitter Verification

Wie sich die Creator Economy als Creator anfühlt

Was ist: Medien und Silicon Valley lieben die Creator Economy. Auch wir haben vielfach über dieses neue Berufsfeld geschrieben, etwa hier und hier. Mehr noch: Wir sind Teil dieser Entwicklung. Ohne Plattformen wie Mailchimp, Twitter, Slack und Steady gäbe es das Social Media Watchblog nicht. Vor 13 Jahren formulierte Kevin Kelly eine scheinbar utopische Idee: "1000 true fans" dazu bringen, monatlich für die eigene Arbeit zu bezahlen – und davon leben, selbstbestimmt und unabhängig. Dieser Traum ist für uns Realität geworden. Allerdings haben wir dabei eine Sache vergessen: Was ist, wenn wir einmal nicht liefern können?

Warum ist das interessant? Die Creator Economy fußt auf der Vorstellung, dass Leserïnnen, Hörerïnnen, Zuschauerïnnen, Supporter, Fans, Freunde, (…) ein Projekt so gut finden, dass sie nicht nur einmalig, sondern monatlich oder jährlich dafür zahlen. Bei einigen Projekten ist die finanzielle Zuwendung der Supporter wirklich eher als eine Art dauerhaftes Crowdfunding gedacht, ohne klar definierte Gegenleistung.

Bei uns verhält sich das anders. Zum einen verkaufen wir ein klar definiertes Produkt: Zweimal pro Woche verschicken wir einen Newsletter und ordnen die wichtigsten News und Debatten ein. Zum anderen haben wir nicht nur Supporter, die uns über Steady unterstützen, sondern auch institutionelle Kunden wie etwa das Auswärtige Amt oder die Deutsche Welle. Wir verkaufen nicht nur ein Gefühl, sondern Abos.

Wir fühlen daher eine große Verpflichtung, liefern zu müssen. Das ist aber nicht immer möglich. Etwa weil einer von uns krank ist, sich um Partnerin oder Familie kümmern muss oder es unvorhersehbare Betreuungsengpässe gibt – Corona lässt grüßen. Oder weil man schlichtweg mal ein paar Tage Auszeit braucht (andere nennen es Urlaub).

Da wir das Ding hier aber nun einmal zu zweit rocken, kann in solchen Fällen keine Kollegïn übernehmen. Die Folge: Hier und da ein bisschen Selbstausbeutung, permanente Übermüdung und immer mal wieder das Gefühl, diesen Newsletter irgendwann einfach nur noch gegen die Wand schmeißen zu wollen.

Schließlich passiert im Hintergrund jede Menge, von dem die meisten gar nichts mitbekommen: Abonnentïnnen wollen betreut werden, Mailchimp und WordPress machen mal wieder Probleme, institutionelle Kunden haben wichtige Anliegen. Das Watchblog ist viel mehr als das Briefing, und das kann manchmal grenzwertig anstrengend sein.

Was also tun? Das Social Media Watchblog wäre nichts ohne die großartige Community, die sich um das Projekt versammelt hat. Seit der Gründung vor acht Jahren haben wir stets den Austausch mit unseren Leserïnnen gesucht. Auch diesmal sind wir – als klar war, dass der Newsletter zwei Wochen pausieren wird – mit vielen von euch via Slack ins Gespräch gekommen. Die Diskussion lässt sich hier nachlesen.

Wir haben gefragt, wie wir mit kurzfristigen Ausfällen und dem generellen Bedürfnis nach Pause umgehen sollten. Eure Rückmeldungen waren eindeutig: Es geht beim Social Media Watchblog weniger um eine feste Anzahl an Ausgaben die Woche / im Jahr. Es geht vielmehr um Einordnung, Klarheit, Ansinnen, Haltung und Qualität.

Auch gab es den Hinweis, dass es ja mit der monatlichen Unterstützung gerade darum ginge, gegen die zum Teil selbstausbeuterischen Strukturen in der Medienwelt ein Zeichen zu setzen. Zudem wurden wir ermutigt, noch klarer zu kommunizieren: konkret an den Tagen, an denen wir ausfallen – und generell mit Blick auf den Deal, den man mit uns beim Abschluss eines Abos eingeht.

Was wir draus machen:

Be smart: Wenn ich als freier Journalist das Gefühl habe, dass ich einmal eine Auszeit brauche, dann pitche ich keine neuen Geschichten. Das Tolle daran: Ich bin dann raus, kann machen, was ich will, bin niemandem etwas schuldig. Das Blöde daran: Ich werde in dieser Zeit auch nicht bezahlt.

Bei der Creator Economy – und damit auch bei uns beim Social Media Watchblog – verhält es sich anders: Wenn wir ausfallen, dann werden wir trotzdem bezahlt. Quasi Arbeitnehmer-gleich. Dieses Privileg schätzen wir sehr. Gleichzeitig brauchen auch wir einmal einen Tag frei oder noch besser: Urlaub. Beides war seit Einführung der Paywall vor 2,5 Jahren nie richtig eingepreist. Jetzt ist uns aufgefallen, dass das kein langfristig tragbares Modell ist. Danke für euer Verständnis!


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One more thing

Leute sind einfach so großartig! Was für ein tolles Beispiel für gelebte Remix-Kultur!


Header-Foto von Kate Oseen bei Unsplash