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Twitter sperrt Trump | Facebooks Hardware-Ambitionen | Twitter kauft Breaker

Twitter sperrt Trump | Facebooks Hardware-Ambitionen | Twitter kauft Breaker

Twitter sperrt Trump: Der Präsident ist weg, die Probleme bleiben

Was ist

Nach knapp zwei Wochen 2021 sagen wir: Vielen Dank, aber wir kündigen unser Schnupperabo für dieses Jahr. Wir hätten gern 2020 zurück. Was seit unserem ersten Briefing des Jahres passiert ist, das wir am 5. Januar verschickten, sprengt nicht nur diesen Newsletter. Es bringt die wohl wichtigste Demokratie der Welt ins Wanken.

Zum Glück haben wir keine Chronistenpflicht und müssen nicht alles haarklein nacherzählen. Trotzdem wollen wir natürlich eine Übersicht der Ereignisse geben, die sich auch dann erschließt, wenn du in den vergangenen Tagen nicht ununterbrochen F5 gedrückt hast.

Damit unser Briefing nicht zum Roman wird, versuchen wir es mit folgender Struktur: Erst fassen wir die wichtigsten Geschehnisse mit Social-Media-Bezug zusammen. Dann ordnen wir das große Deplatforming ein und geben einen Ausblick, wie sich die Plattformwelt dadurch kurz- und langfristig verändern könnte.

Was geschah (Anmerkungen kursiv)

"We believe the risks of allowing the President to continue to use our service during this period are simply too great. Therefore, we are extending the block we have placed on his Facebook and Instagram accounts indefinitely and for at least the next two weeks until the peaceful transition of power is complete."

Wie wir Twitters Entscheidung einschätzen

Wir konzentrieren uns auf Twitter, weil es für Trump die mit Abstand wichtigste Plattform war. Dort folgten ihm rund dreimal so viele Accounts wie auf Facebook. Trump machte Politik mit seinen Tweets, nicht mit seinen Facebook-Posts. Trotzdem lässt sich unser Fazit genauso auf Facebook übertragen.

Ich habe Trumps Rauswurf für die SZ kommentiert und fasse hier noch mal die Kernaussagen zusammen. Für die Entscheidung gelten drei Dinge, die nur auf den ersten Blick widersprüchlich klingen: Sie ist gleichzeitig richtig, lange überfällig und hochgradig problematisch.

Um die ersten beiden Punkte zu verstehen, reicht ein Blick auf Trumps Account. Für den dritten müssen wir etwas weiter ausholen.

Die Entscheidung ist richtig

"Plans for future armed protests have already begun proliferating on and off-Twitter, including a proposed secondary attack on the US Capitol and state capitol buildings on January 17, 2021."

Die Entscheidung kommt Jahre zu spät

"Blocking a world leader from Twitter or removing their controversial Tweets would hide important information people should be able to see and debate. It would also not silence that leader, but it would certainly hamper necessary discussion around their words and actions."

"Allerdings sollte mittlerweile jedem klar sein, dass mit diesem Argument ausnahmslos schädliche oder potenziell schädliche Äußerungen mit Freibriefen versehen werden. Die Sonderregeln werden naturgemäß niemals angewandt, damit ein Politiker etwas verbreiten kann, das so intelligent oder warmherzig ist, dass es bei anderen Nutzerinnen und Nutzern gelöscht würde."

Die Entscheidung offenbart die problematischen Kräfteverhältnisse im Netz

Wie das Netz neu geordnet werden könnte

"From the platform’s ban on breasts to its tendency to suspend users for speaking back against hate speech, or its total failure to remove calls for violence in Myanmar, India, and elsewhere, there’s simply no reason to trust Zuckerberg and other tech leaders to get these big decisions right."

  1. Tech companies would have done more, and they would have done it sooner
  2. Free speech would have been strengthened
  3. Civic watch dogs could have done their jobs
  4. Law enforcement would have been better prepared

Be smart

Die ersten paar Tage des Jahres 2021 werden das Netz dauerhaft prägen. Trump erwägt bereits, ein eigenes Netzwerk zu eröffnen (Washington Post). Neben einem gespaltenen Land hinterlässt er nun auch ein komplett fragmentiertes Social Web.

Trump und sein Publikum werden sich auf alternative Plattformen zurückziehen und eine sozialmediale Parallelwelt erschaffen, die noch weiter von der Realität abgekoppelt ist als die Echokammer, in der sie bislang auf Twitter und Facebook kommunizierten.

Das kann und muss einem Angst machen: Peter R. Neumann, Professor für Sicherheitsstudien am Londoner King's College, hält die radikalisierten QAnon-Gläubigen für eine größere Bedrohung als dschihadistischen Terror (Spiegel). Wenn sie sich in dunklere Ecken des Netzes zurückziehen, wird es Sicherheitsbehörden noch schwerer fallen, die Bewegung im Blick zu behalten und Anschläge zu verhindern.


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Header-Foto von Jason King bei Unsplash