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Facebook-Recherche der New York Times, 24-Jähriger manipuliert Hunderttausende, Tim Cook fordert Regulierung | Ausgabe #504

Salut und herzlich Willkommen zur 504. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. An diesem Dienstag kommt der Newsletter von Simon, der sich dem dominierenden Tech-Thema der vergangenen Woche widmet: der Facebook-Recherche der New York Times und ihren Folgen. Außerdem geht es um den Streit zwischen der EU und den Tech-Unternehmen und einen rechten deutschen Meinungsmacher, der Hunderttausende Menschen manipuliert. Habt eine gute Woche, Simon.

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Die große Facebook-Recherche der New York Times, erklärt

Was ist: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hat die New York Times einen großen Enthüllungsartikel über Facebook veröffentlicht, der tiefe Einblicke in eines der mächtigsten Unternehmen der Welt gibt. Fünf Reporterinnen und Reporter haben ein halbes Jahr lang mit rund 50 Quellen gesprochen, darunter Facebook-Angestellten, Regierungsmitarbeitern und Lobbyisten. Die Recherche offenbart, mit welchen Mitteln Facebook gegen Kritiker vorgeht, wie aggressiv die Top-Manager Lobbyarbeit in Washington betreiben und wie sehr die interne Strategie von den öffentlichen Aussagen abweicht.

Was haben die Journalisten herausgefunden? Für die SZ habe ich versucht, die wesentlichen Vorwürfe zusammenzufassen. Alternativ liefert auch die NYT sechs Takeaways.

Welche Folgen hat die Recherche? Die Veröffentlichung hat weltweite Reaktionen hervorgerufen. Eine Übersicht:

Facebooks vergangene Jahre im Schnelldurchlauf:

Be smart: Das alles klingt nach einem Unternehmen, das kurz vor dem Abgrund steht. Allen Schreckensmeldungen zum Trotz bleibt Facebook aber einer der mächtigsten Konzerne der Welt. Whatsapp und Instagram haben sich als strategisch brillante Übernahmen herausgestellt. Milliarden Menschen nutzen die Apps von Facebook und seinen Tochterfirmen. Dennoch stimmt auch, was Washington-Post-Kolumnist Margaret Sullivan schreibt: "Facebook, ob es das zugeben will oder nicht, steckt in einer ernsten Krise."

Insgesamt acht Parlament wollen Zuckerberg zu unbequemen Themen befragen, und auch wenn stetiges Mitgliederwachstum und stabile Anzeigenpreise für Facebook wichtiger sind als gute Presse – irgendwann haben die konstant miesen Schlagzeilen auch Einfluss auf das Verhalten der Nutzer (The Guardian).

Übrigens: Aktuell sind nur noch die Hälfte der Angestellten optimistisch, was Facebooks Zukunft angeht (Wall Street Journal). Vor einem Jahr waren es 84 Prozent. Knapp ein Dutzend Spitzenmanager haben das Unternehmen seit Jahresbeginn verlassen, darunter die Instagram- und Whatsapp-Gründer.

Es mehren sich Stimmen von Investoren, die Zuckerbergs ablösen wollen oder zumindest aus dem Aufsichtsrat drängen wollen. Dank seiner Aktienmehrheit kann ihn niemand dazu zwingen, aber vielleicht sollte er sich an sein eigenes Unternehmensmotto erinnern: "Move fast and break things." Denn wie Emily Stewart es bei Vox es ausdrückt: Es mag sein, dass Zuckerberg nicht das Problem bei Facebook ist, aber es ist auch nicht klar, ob er eine Lösung hat.

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Ein 24-Jähriger Deutscher manipuliert Hunderttausende Menschen

Buzzfeed-Reporter Karsten Schmehl (@schmarsten) hat Henryk Stöckl besuchteinen der auffälligsten rechten Meinungsmacher in Deutschland. Mit seinen Livestreams von Demos – Chemnitz, Köthen, Kandel, Berlin – erreicht er mehr Menschen als viele klassische Medien, die er selbst "Feinde des Volkes" nennt. Stöckl hetzt gegen angeblich kriminelle Ausländer, Andersdenkende und Journalisten, Fakten sind für ihn oft zweitrangig. Stöckl verbreitet teils klare Falschmeldungen, die er nicht richtig stellt. "Der große Unterschied ist, dass ich das im besten Gewissen geschrieben und nicht wissentlich falsch gemacht habe – genau das ist der Unterschied zu den Mainstream-Medien", sagt er selbst.

Karsten zeichnet das Bild eines jungen Mannes, der im direkten Kontakt höflich und freundlich ist, dem Anerkennung wichtig ist und der gemocht werden will. Das steht in krassem Gegensatz zu den Inhalten, die er in sozialen Medien in die Welt hinausposaunt. Er polemisiert und übertreibt, verdreht die Wahrheit und schürt Ressentiment und Hass. Wer mehr über das Thema erfahren will, kann auch noch den Buzzfeed-Podcast "Unterm Radar" dazu hören.

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Tim Cook fordert Regulierung und nervt Facebook

Kein Fan von Regulierungen. Aber: In einem Interview mit Axios lässt Apple-Chef Tim Cook einige bemerkenswerte Aussagen fallen. Er sei "kein großer Fan von Regulierung", aber man müsse es zugeben, wenn der freie Markt nicht funktioniere. Und im Falle der Tech-Firmen habe er nicht funktioniert. "Ich denke, dass Regulierung unausweichlich ist." Außerdem begründet Cook, warum er die Datensammlungen von Facebook und Google kritisiert, Apple aber dennoch Milliarden von Google annimmt, damit deren Suchmaschine auf allen iPhones voreingestellt ist: "Google ist am besten." Nutzer könnten unbesorgt sein, Apple schütze sie schließlich mit Anti-Tracking-Funktionen in Safari vor allzu viel Überwachung (Washington Post).

Mit solchen Äußerungen macht sich Cook keine Freunde bei Google und Facebook. Zuckerberg hat den Apple-Chef mehrfach öffentlich dafür angegangen, dass sich dieser auf Kosten von Facebook profiliert. Wenn die Kausalzusammenhänge der iOS/Android-Anekdote aus der NYT-Recherche zutreffen, sitzt der Groll wirklich tief. Tatsächlich betont Cook auffallend oft, dass Apple Hardware verkaufe und keine Daten zu Geld mache. Andererseits: Niemand hat Zuckerberg gezwungen, einen Milliardenkonzern aufzubauen, der den Überwachungskapitalismus verkörpert wie kein anderer.

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Die EU vs. Tech-Unternehmen

Was ist: Die EU schickt sich an, den Unternehmen aus dem Silicon Valley weiter die Stirn zu bieten. Ein Überblick über die aktuellsten Entwicklungen:

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Neues von den Plattformen

Facebook

Instagram

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