Was Elon Musk mit Twitter vorhat

Was ist

13 Tage lang haben wir Elon Musk in unserem Briefing nicht erwähnt, jetzt ist mal wieder ein Roundup fällig. Denn in der Zwischenzeit ist einiges passiert, und wenn ein extrem reicher und exzentrischer Mensch wie Musk eine der wichtigsten politischen Kommunikationsplattformen übernehmen möchte, dann können wir das nicht ignorieren.

Keine Sorge: Wir haben selbst zwar deutlich mehr Tweets, Threads und Texte von und über Musk gelesen, als uns guttut, aber wir versuchen, das Rauschen zu filtern. Deshalb findest du hier weniger Spekulationen und Provokationen, sondern einen kompakten Überblick aller Entwicklungen, die in Sachen Musk gerade wichtig sind.

Die Übernahme ist immer noch nicht durch, …

  • In Ausgabe #792 sammelten wir "10 Dinge, die du über Twitter und Elon Musk wissen solltest". Die Liste ist bislang gut gealtert und nach wie vor aktuell.
  • Das gilt insbesondere für den ersten Punkt, den wir an dieser Stelle erneut hervorheben möchten: "Twitter ist noch nicht im Besitz von Musk, und bis sich das ändert, wird es noch eine Weile dauern."
  • Wenn es sich Musk oder Twitter anders überlegen, können sie gegen eine Zahlung von einer Milliarde Dollar aus dem Vertrag aussteigen. Je nachdem, wie sich Twitters und Teslas Aktien in den kommenden Monaten entwickeln, ist das Musk zuzutrauen.
  • Die Investment-Firma Hindenburg Research hält es bereits jetzt für gut möglich (Guardian), dass Musk sein Angebot nachverhandeln wird. Demnach könne er versuchen, den Preis zu drücken, da Twitter kaum Verhandlungsmacht habe. Wenn Musk aussteige, werde die Aktie ins Bodenlose fallen.

…aber sie ist deutlich wahrscheinlicher geworden

  • Musk hat weitere Investoren ins Boot geholt. 18 Venture-Capital-Firmen, Vermögensverwalter, Krypto-Start-ups und Musk-Silicon-Valley-Freunde geben rund 5,2 Milliarden Dollar (SEC).
  • Zudem wird der saudische Prinz Alwaleed bin Talal an seinen knapp 35 Millionen Aktien festhalten, falls Musk das Unternehmen für einen Preis von 54,20 Dollar pro Aktie kauft. Bislang hatte der Prinz eine Übernahme abgelehnt.
  • Insgesamt entspricht das einer Zusage von rund 7,1 Milliarden. Das ist wichtig, denn für den Kauf musste Musk 33,5 Milliarden aufbringen, und selbst der reichste Mensch der Welt kann das nicht so einfach bezahlen.
  • Deshalb verkaufte er Tesla-Anteile und belieh einen Teil seiner Aktien. Diesen sogenannten Margenkredit kann er durch die Zusage der Investoren nun etwa halbieren.
  • Musk sucht nach weiteren Geldgeberïnnen und versucht, Großaktionärïnnen zu überzeugen, es ähnlich zu handhaben wie Alwaleed. Interessanterweise hat Jack Dorsey, der rund 2,4 Prozent an Twitter hält und als Musk-Buddy gilt, noch nicht entschieden. In der Mitteilung an die SEC heißt es nur, dass verhandelt werde.
  • Wie immer bei Finanzthemen gilt: Wer ausführliche Erklärungen und viele Details haben möchte, liest am besten bei Matt Levine nach (Bloomberg).
  • Was für uns relevant ist: Durch die Beteiligung weiterer Investoren ist es unrealistischer geworden, dass Musk einfach hinwirft, weil er doch keine Lust mehr auf Twitter hat.

Die Zusammensetzung der Investoren lässt Übles vermuten

  • Niemand weiß, was Musk mit Twitter vorhat. Aber wenn die Personen und Institutionen, die bislang Geld investiert haben, ein Anhaltspunkt für den künftigen Kurs der Plattform sind, sieht es nicht gut aus.
  • Die Liste ist ein unschöner Mix aus Tech-Bros, Krypto-Enthusiasten und libertären Free-Speech-Radikalen, die teils eng mit Musk befreundet sind.
  • Viele haben vor allem investiert, weil sie in der Vergangenheit schon erfolgreich auf Musks Genialität gewettet und mit Tesla Milliarden verdient haben. Sie glauben nicht an Twitter, sie glauben an Musk (NYT). (Zugegeben: Rein wirtschaftlich betrachtet ist das nachvollziehbar.)
  • Auffällig auch: Eine Menge Geld kommt ausgerechnet aus Saudi-Arabien und Katar (BuzzFeed News) – zwei Staaten, die nicht unbedingt als bedingungslose Unterstützer der Redefreiheit bekannt sind, die Musk angeblich so wichtig ist.
  • Auf dem World Press Freedom Index belegt Saudi-Arabien Rang 166 von 180. Wenn er Geld braucht, ist Musk offenbar zu Kompromissen bereit.
  • Aaron Mak gibt eine gute Übersicht aller Investoren (Slate), die er so einleitet:

His choice of co-owners may be telling. In addition to a fairly typical assortment of Silicon Valley venture-capital firms and heavyweight foreign investors, there are a number of prominent Donald Trump supporters as well as advocates for looser moderation policies on social media and a major crypto exchange, which is surely thrilled to be in businesses with the planet’s most prominent booster of Dogecoin.

Musk will Übergangschef sein und Twitter zurück an die Börse bringen

  • Es gilt als sicher, dass Musk den aktuellen Chef Parag Agrawal vor die Tür setzen wird. Bislang war unklar, wer ihm nachfolgen wird. Jetzt zeichnet sich zumindest eine Übergangslösung ab: Elon Musk.
  • Angeblich will er Twitter selbst einige Monate lang führen (CNBC), sobald die Übernahme durch ist. Wer das Unternehmen langfristig leiten soll, ist offen.
  • Wenn Musk Twitter besitzt, will er das Unternehmen privatisieren. So hat er es immer wieder öffentlich gesagt und auch in seinem formalen Übernahmeangebot festgehalten.
  • Das soll offenbar nur für eine Übergangsphase gelten. Nach drei Jahren werde er Twitter wieder an die Börse bringen, erzählte Musk potenziellen Investoren (WSJ) – für einen deutlich höheren Preis.

Musk wird mit Twitter Geld verdienen müssen, …

  • Ob Musk mit Twitter Geld verdient, ist ihm angeblich egal. "Ich interessiere mich nicht im Geringsten für den wirtschaftlichen Aspekt", sagte er kurz nach seinem Angebot.
  • Das war von Anfang an eine fragwürdige Aussage. Denn selbst wenn es ihm persönlich nicht um die Finanzen geht, dann muss er trotzdem Zinsen für die Kredite zahlen, die er für den Kauf aufnimmt. Den Banken ist es definitiv nicht egal, ob und wann sie von Musk ihr Geld zurückbekommen.
  • Durch den größeren Investorenkreis steigt auch der Druck. Den hat er sich zum Teil selbst aufgebaut, als er versuchte, Investoren zu überzeugen.
  • Eine oder mehrere Quellen haben der New York Times von den Gesprächen erzählt, in denen Musk große Versprechen machte:

Mr. Musk told investors that he was highly confident he could double or triple their money. He added that while a return of five to 10 times would be a challenge, it was possible if all went well. The billionaire also promised to devote time and energy to Twitter, the person said.

  • Einen Tag später veröffentlichte die Times weitere Details. Offenbar hat Musk Pläne, die mit ambitioniert noch zurückhaltend beschrieben sind.
  • In seinem Pitch-Deck kündigte er unter anderem an, Twitter Umsatz bis 2028 zu vervierfachen, wobei das Werbegeschäft weniger als die Hälfte davon ausmachen soll. Derzeit macht Twitter rund 90 Prozent des Umsatzes mit Anzeigen.
  • Musk will zehn Milliarden pro Jahr mit Abos verdienen, den Umsatz pro Nutzerïn deutlich steigern und bis 2028 fast eine Milliarde Menschen auf der Plattform versammeln. 931 Millionen, um genau zu sein – wenn schon Traumtanzen, dann bitte auf die Nachkommastelle.
  • 104 Millionen Menschen soll für ein nicht näher spezifiziertes Produkt namens X zahlen, hinter dem womöglich ein werbefreies Produkt steckt. Das passt jedenfalls zu Musks bisherigen Aussagen, dass er Werbung hasse.
  • Falls sich Twitter tatsächlich (teilweise) von Anzeigen verabschieden sollte, sei das für Twitter ein größeres Problem als für Werbekunden, sagt der Chef einer Marketing-Firma:

At the end of the day, it’s not the brands who need to be concerned, because they’ll just spend their budgets elsewhere — it’s Twitter that needs to be concerned. If you said to me that TikTok went away, that would be a disaster. But Twitter going away? Yeah, whatever.

…aber er hat bislang wenig konkrete Pläne

  • Investoren zu versprechen, dass sich der Umsatz vervierfacht, kann jeder. Entscheidend werden nicht die Worte, sondern die Taten.
  • Um seine Ziele zu erreichen, muss Musk Twitter radikal umkrempeln. Bislang gibt es kein soziales Netzwerk, das mit einem Abo-Modell Erfolg hat. Abgesehen von großen Ankündigungen ist kaum etwas über seine Vorstellungen bekannt.
  • Die paar vagen Ideen, die Musk bislang geäußert hat, werden aus Twitter jedenfalls kein rasend profitables Unternehmen machen.
  • Angeblich will er Angestellte entlassen, um Kosten zu sparen, und Tweet-Embeds monetarisieren (Reuters). Wenn Medien dann einen Tweet in ihren Artikel einbauen, müssten sie dafür zahlen.
  • Mike Masnick ordnet das treffend ein (Techdirt):

It seems at least a little ironic that he’s spent the past month screaming about “free speech” and enabling whatever the law allows… and now he wants to charge companies for quoting a tweet. Yeah, so, thanks to the 1st Amendment (that he claims to support so much) he’s unlikely to be able to do that successfully. Quoting a tweet (we’ll deal with embedding shortly) in almost every damn case is going to be fair use under copyright law.

  • Eine weitere Idee: Unternehmen und Regierungsbehörden dafür zahlen lassen (Twitter / Elon Musk), dass sie Twitter nutzen dürfen. Brillant, die Milliarden werden fließen.
  • Vielleicht ist es egal, dass Musk noch keinen Plan für Twitter hat. Er selbst scheint ohnehin wenig davon zu halten (CNBC):

When Elon Musk has a new start-up idea, he typically skips a crucial stage of getting the business off the ground: He doesn’t create a business plan.

  • PayPal, Tesla und SpaceX zeigen, dass Musk trotzdem oder gerade deshalb Erfolg hat. Und zumindest den bisherigen Investoren scheinen darauf zu vertrauen, sie wollen gar keinen Plan sehen. Er habe Musk "eine Art Blanko-Scheck" ausgestellt, sagt etwa Binance-Chef Changpeng Zhao (FT), der eine halbe Milliarde investierte:

We, from our friends, heard that [Musk] was looking for third party investors, and are we interested? We immediately said that we are. He didn’t have a plan for Twitter. There isn’t, like, a business plan. So it wasn’t that type of discussion.

Musks Vorstellungen von Redefreiheit bleiben ein Problem

  • Wir haben in den vergangenen Wochen immer wieder versucht zu erklären, warum Meinungsfreiheit à la Musk auf einer globalen Plattform wie Twitter fast zwangsläufig dazu führt, dass die aggressivsten Nutzerïnnen den Ton angeben.
  • Daran hat sich nichts geändert, im Gegenteil: Musks Verhalten und seine Äußerungen in den vergangenen Tagen habe unsere Sorgen in dieser Hinsicht nur noch vergrößert.
  • Dass Musk Trump zurück zu Twitter holen möchte, war zu erwarten. Jetzt hat er die Vermutung selbst bestätigt (YouTube) und begründet sie so: "I think that was a mistake, because it alienated a large part of the country, and did not ultimately result in Donald Trump not having a voice."
  • Trump zu sperren, war falsch, weil Rechte wütend waren und Trump trotzdem noch Fox News hatte? Was ist das denn für eine Logik? Wir können gern darüber diskutieren, ob Twitter allein solche Entscheidungen treffen sollte. Aber das sind keine guten Argumente.
  • Davon abgesehen wissen wir aber nicht, welche Tweets Musk ernst meint, und mit welchen Aussagen er nur provozieren möchte. Bevor wir versuchen, wirre Zweizeiler zu interpretieren, warten wir lieber ab, was Musk tatsächlich umsetzt, sollte er Twitter übernehmen.
  • Trotzdem möchten wir zwei Leseempfehlungen und ein Video teilen. Informatik-Professor Filippo Menczer erklärt mit vielen Links und Studien (Nieman Lab), warum laxere Regeln eben nicht mehr, sondern weniger Redefreiheit bedeuten.
  • Die Anwälte Berin Szóka und Ari Cohn von TechFreedom beschreiben in einem Zweiteiler, warum Musk falsch liegt, wenn er den ersten Verfassungszusatz auf Content-Moderation übertragen will, und wie Dezentralisierung helfen könnte (Techdirt), einen digitalen Dorfplatz zu schaffen, den Musk sich wünscht.
  • Diese Texte sind klug, das Video ist das komplette Gegenteil: ultra cringe. EU-Kommissar Thierry Breton und Musk treten gemeinsam vor die Kamera und wollen der Welt weismachen (Twitter / Thierry Breton), dass ihre Vorstellung von Plattformregulierung deckungsgleich sind.
  • Entweder hat Musk den Digital Services Act nicht verstanden, oder ihm ist es eh völlig wumpe, was in Europa passiert. Der DSA bedeutet an vielen Stellen das exakte Gegenteil von dem, was Musk für Twitter vorschwebt: mehr Moderation, mehr Verantwortung für Inhalte. Das wird alles noch ein großer Spaß.

Social Media & Politik

  • Zur Rolle von TikTok bei der Präsidentenwahl auf den Philippinen: Ferdinand Marcos Sr war einst Diktator von Philippinen. Seine Präsidentschaft zeichnete sich aus durch schamlose Korruption und schwere Menschenrechtsverstöße. Doch das hat die Bürger nicht davon abgehalten, seinen Sohn jetzt zum neuen Präsidenten zu wählen. Ein Grund: Ferdinand "Bongbong" Marcos jr hat geschickt soziale Medien für seinen Wahlkampf genutzt: Trollfabriken und Desinformationskampagnen inklusive. Ganz vorne mit dabei: TikTok. Insider berichten, dass mehrere Wahlforscher und Faktenprüfer Alarm schlagen. Der unberechenbare Algorithmus, Mangel an Transparenz und die extrem einfache Erstellung von Inhalten hätten einen weiteren Weg geschaffen, über den sich Lügen und Desinformationen verbreiten ließen (Business Insider).
  • Trump kriegt seinen Twitter-Account vorerst nicht zurück: Ein US-Richter hat die Klage von Ex-Präsident Trump abgewiesen (CNBC). Demnach bleibt Trumps Account weiterhin gesperrt und The Donald muss auf eine Erlösung durch Elon Musk hoffen. Aber das sieht ja seit gestern ganz gut aus für ihn (YouTube).
  • Fürchterliche Videos bei YouTube Kids: Bei einer Analyse von YouTube Kids wurden zahlreiche Videos gefunden, die für Gewichtsabnahme, Drogenkonsum und Schusswaffen werben (Guardian). Warum es eine Herausforderung ist, spezielle Social-Media-Angebote für Kids zu machen, hat das Wall Street Journal vor einigen Wochen hörenswert aufbereitet.
  • Mehr Kontrolle bei Livestreams in China: Bereits seit einigen Monaten versucht das chinesische Regime noch sehr viel stärker als bisher das Internet nach seinen Wünschen umzugestalten. Der neueste Streich sind Vorgaben für Plattformen, Livestreaming-Angebote stärker zu regulieren (Reuters). User unter 18 sollen künftig nur noch mit der Erlaubnis von Eltern live gehen dürfen, auch dürfen sie keine Trinkgelder mehr annehmen.
  • Mehr Chat-Kontrolle in Europa: Die EU-Kommission will Hostingprovider und Messengerdienste zum aktiven Aufspüren von Missbrauchsmaterial zwingen. Golem berichtet über einen 135-seitigen Entwurf zur geplanten Chatkontrolle, den die EU-Kommission am 11. Mai offiziell vorstellen möchte.
  • Kritisches Investment: Alphabet und Meta investieren viel in die Internet-Infrastruktur in Afrika. Das ausgegebene Ziel: schnelleres und verlässlicheres Internet für alle. Sounds legit. Gleichzeitig gewinnen die Tech-Giganten dadurch aber auch ein hohes Maß an Kontrolle und Einfluss. Über das Für und Wider dieses Engagements berichtet Rest of World: Sea Change – Google and Meta’s new subsea cables mark a tectonic shift in how the internet works, and who controls it.

Kampf gegen Desinformation

  • Klage gegen Meta: Die Arbeit als Content Moderator gehört zu den fürchterlichsten Jobs im Internet. Jeden Tag stundenlang all den Mist und Wahnsinn anschauen, prüfen und aussortieren, damit wir ihn nicht zu Gesicht bekommen. Oftmals schlecht vorbereitet, unterirdisch bezahlt und mies betreut. Der Film The Cleaners zeigt, wie es um das Gewerbe bestellt ist. Der ehemalige Moderator Daniel Motaung, der bei einem Auftragnehmer von Meta in Kenia gearbeitet hat, möchte nun gegen dieses unmenschliche Gebaren vorgehen: Er hat vor einem kenianischen Gericht eine Klage eingereicht (Time).
  • Deepfakes erreichen Mainstream: Kendrick Lamar veröffentlicht am Freitag ein neues Album. Das muss dich nicht interessieren. Dass das Video zu Lamars erster Single-Auskopplung mit Deepfake-Technologie spielt (Input Mag), vielleicht aber schon. Gemeinsam mit den Machern von South Park hat Lamar ein Video kreiert, in dem er als Will Smith, Kanye West und Kobe Bryant rappt. Deepfakes erreichen damit endgültig den Mainstream.

Follow the money

  • YouTube wettet auf Erfolg von Live Shopping: Wie bei fast allen Tech-Plattformen hat sich auch bei YouTube das Wachstum verlangsamt. Um wieder in die Spur zu kommen, setzt das Unternehmen verstärkt auf Live Shopping (Hollywood Reporter). So sollen User künftig u.a. direkter für Produkte werben können, nicht nur über traditionelle (und mittlerweile recht altmodische) Affiliate Links.
  • Werbung bei Netflix Ende 2022: Auch Netflix kämpft mit Wachstumssorgen. Erstmals verbuchte das Unternehmen rückläufige Abonnenten-Zahlen. Um Anleger glücklich zu stimmen, prüft das Streaming-Angebot die Einführung von Werbung. Ende 2022 könnte es bereits so weit sein (New York Times). Für die „traditionellen“ Social-Media-Plattformen sind das keine guten Neuigkeiten. Neben Apples Privacy-Shift, TikToks Erfolg und der zunehmenden Konkurrenz durch Amazon braut sich hier weiteres Ungemach zusammen. Zudem…
  • Podcast-Werbemarkt boomt: … investieren Werbetreibende zunehmend ihre Budgets in Podcast-Angebote. 2021 wurde in den USA erstmals die Marke von 1 Milliarde Dollar Werbe-Gelder geknackt (Techcrunch). Für 2022 werden Umsätze von bis zu 2 Milliarden Dollar, für 2024 gar ein Wachstum auf bis zu 4 Milliarden Dollar vorhergesagt (iab).

Social Media & Journalismus

  • Meta überdenkt Partnerschaften mit News Orgs: 2019 hatte Meta angefangen, Verlage für ihre Inhalte auf der Plattform zu bezahlen (siehe Ausgabe #663). The Information berichtet, dass diese Partnerschaft nun einer neuen Bewertung unterzogen werden soll. Zwei Dinge stehen dabei zur Debatte: Wie viel Geld ist Meta die Partnerschaft überhaupt wert? Und sollten Verlage nicht viel mehr Video-Inhalte verpflichtend bereitstellen müssen? Die Saga geht also weiter…
  • Guardian veröffentlicht Social Media Guidelines: Nachdem die New York Times neue Social-Media-Guidelines veröffentlicht hat (über den Sinn und Unsinn solcher Guidelines haben wir in Ausgabe #790 ausführlich geschrieben), zieht nun der Guardian nach. Wir sparen uns in dieser Ausgabe den Tiefgang und zitieren vom NiemanLab einige der Regeln:
  • Social media is optional — really.
  • Don’t use social media to fight with or criticize colleagues or the company.
  • Also, subtweets about colleagues are “never acceptable.”
  • Guardian reporters should generally not break news on Twitter
  • Just because Twitter says it’s a story doesn’t mean it is.
  • Delete your tweets!

Video Boom


Aus der Praxis

  • Adobe launcht Content Scheduler: Viele nutzen ja bereits Adobe, um ihre Social-Inhalte zu erstellen. Jetzt führt Adobe im Rahmen von Creative Cloud Express eine Funktion ein, mit der sich Inhalte auch planen lassen (Techcrunch).
  • Leitfaden für LinkedIn: Wer gerade daran arbeitet, das eigene Branding auf LinkedIn zu verbessern, sollte sich diesen 25-seitigen Leitfaden (PDF) anschauen. LinkedIn erklärt dort anhand von Beispielen wie sich der Markenbildungsprozess optimieren lässt (LinkedIn Business).

Neue Features bei den Plattformen

TikTok

  • TikTok testet Friends-Tab: Ok, so ganz kapieren wir das nicht: Mark Zuckerberg ist der Meinung, der Social Graph spielt künftig eine geringere Rolle. Wir haben darüber ausführlich in der vergangenen Ausgabe berichtet. TikTok hingegen tauscht (testweise ?!) das Discovery-Tab gegen ein aufgeblähtes Freunde-Tab (@TikTokComms), das alle Videos von Freunden zeigt. Hä? Möchte TikTok jetzt doch soziales Netzwerk sein? Vor allem hat TikTok doch bereits ein Following-Tab, das auch sämtliche Inhalte von Freunden zeigt. Was passiert hier eigentlich?

WhatsApp

  • Gruppenchats mit 512 Personen: WhatsApp ermöglicht jetzt Gruppenchats mit bis zu 512 Personen – doppelt so viele wie vorher (Social Media Today).

LinkedIn


One more thing

  • Kottke macht Pause: Wenn wir hier über die Creator Economy schreiben, dann meinen wir in aller Regel Menschen, die mit ihrem Tun bei YouTube, TikTok und Instagram versuchen, Geld zu verdienen. All die wunderbaren Blogger, die schon seit Jahren ins Internet schreiben, kommen in der Betrachtung stets etwas zu kurz. Daher möchten wir heute den Blick auf Jason Kottke richten. Jason schreibt seit 24 Jahren das Blog kottke.org. Er ist ein absolutes Vorbild und Pionier, was das Thema Bloggen angeht. Nun macht er Pause. Ein halbes Jahr lang. Er kann nicht mehr. Und er stellt sich die Frage, wer er eigentlich ist – also ohne das Blog. Seine Gedanken dazu sind wirklich lesenswert für alle, die auch nur annähernd etwas mit Kreation im Internet zu tun haben. Jason, du wirst das hier nicht lesen – aber: Dein Blog ist großartig!

Header-Foto von Toby Christopher