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Wie die EU mit ihrer Regulierung das Netz prägt | Social Media Watchblog Lectures 2022: Die ersten Termine stehen fest

Wie die EU mit ihrer Regulierung das Netz prägt | Social Media Watchblog Lectures 2022: Die ersten Termine stehen fest

Wie die EU mit ihrer Regulierung das Netz prägt

Was ist

In den vergangenen Tagen sind Personalien verkündet, Kartellentscheidungen getroffen, Richtlinien verändert und Gesetzesvorschläge veröffentlicht worden, die eine Sache zeigen: Politik und Wettbewerbsbehörden nehmen zunehmend Einfluss auf den digitalen Raum – und dabei spielen insbesondere die EU und Großbritannien eine wichtige Rolle.

Warum das wichtig ist

Jahrzehntelang haben Regierungen hilflos zugesehen, wie eine Handvoll Tech-Konzerne immer mächtiger wurde. Statt das Netz mitzugestalten, schimpften und drohten sie, handelten aber selten. Den Großteil der Regeln schrieben die Plattformen selbst, und wenn sich die Politik doch mal einmischte, dann kamen eher selten sinnvolle Dinge dabei raus (wir sind schon gespannt, ob und wie es der neuen Regierung gelingen wird, jene Uploadfilter doch noch zu verhindern (Twitter / Julia Reda), die durch die EU-Urheberrechtsreform fast unumgänglich geworden sind).

DSGVO und NetzDG zeigten, dass die Politik mehr Einfluss nehmen will. Mit DSA und DMA stehen weitreichende Regulierungsvorhaben an. Und die aktuellen Ereignisse verdeutlichen, dass die EU zum entscheidenden Akteur werden könnte.

Was alles passiert ist

Wir möchten an dieser Stelle nicht jedes einzelne Ereignis analysieren, sondern lieber einen Überblick geben und Zusammenhänge aufzeigen. Deshalb verweisen wir jeweils auf detailliertere Berichterstattung, damit du bei einzelnen Themen tiefer einsteigen kannst.

1. EU will politische Werbung regulieren

EU officials hope the new political ad proposals will jumpstart other jurisdictions' efforts to similarly stop opaque paid-for messaging from spreading like wildfire ahead of national elections. (…) If Brussels can make these rules stick (…) other countries may try to piggyback on these efforts, as they too try to combat online sectarianism often fueled by digital political ads.

If I were a political advertiser in the United States I’d be watching these recommendations from Europe very closely. Should this law pass before anything in the U.S. and the platforms choose to comply rather than just shutting down political and issue ads, then I could see them extending whatever they need to do in Europe to the rest of the world.

2. Twitter setzt das Recht auf Vergessenwerden weltweit um

Twitter is still an American company, but its policies – like the policies at more and more of its Silicon Valley peers – are beginning to immigrate from much further east.

3. Meta muss Giphy wieder verkaufen

Facebook kauft sich mit Giphy einen Seismograph für Netzkultur, dessen Sensoren Schwingungen und Erschütterungen in fast allen relevanten Plattformen, Messengern und Hunderten Apps aufzeichnen.

For the longest time, vertical deals were just kind of waved through. That’s very much changing, and I think that’s a really good thing and something that I hope U.S. enforcers take note of.

4. Metas Krypto-Chef geht

Libra war und ist eines der (über)ambitioniertesten Projekte in Facebooks Firmengeschichte. Das Potenzial ist gewaltig, aber das gilt auch für die Hürden und Probleme, die Facebook überwinden muss. Offenbar hat es Facebooks Blockchain-Chef David Marcus bislang nicht geschafft, Regulatorïnnen, Kartellwächterïnnen, Notenbanken und Regierungen von Libra zu überzeugen.

Be smart

Wir halten Big Tech nicht für böse. Wir glauben nicht mal, dass die Konzerne ihre Macht ständig aktiv und bewusst missbrauchen. Doch angesichts der Machtkonzentration im Silicon Valley ist es schon problematisch genug, dass sie ihre Macht gebrauchen und damit viele Entscheidungen allein treffen, bei denen Politik, Justiz und Nutzerïnnen ein Mitspracherecht haben sollten.

Regulierung made in Europe ist ein guter Anfang, um ein offeneres und vielfältigeres Netz zu schaffen. Doch allzu scharfe (Datenschutz-)Regulierung birgt immer auch die Gefahr, die bestehenden Machtverhältnisse zu zementieren. Das hat sich etwa bei der DSGVO gezeigt, die viele Start-ups härter traf als Facebook und Google. Wir hoffen, dass DSA und DMA mehr Wettbewerb schaffen – vielleicht schreiben wir dann 2025 nicht immer nur über US-Konzerne, sondern auch über eine europäische Plattform.


Lectures 2022 – die ersten Termine

Liebe Kollegïnnen, wir sind jetzt mit Blick auf die Lecturs im neuen Jahr bereits einen Schritt weiter und können voller Stolz die ersten Termine bekannt geben:

Um an den Terminen dabei zu sein, trägst du dich bitte jeweils in die entsprechende Liste (siehe Anmeldungslink hinter dem Termin) mit genau jener E-Mail-Adresse ein, mit der auch das Briefing empfangen wird. Andere Adressen können leider nicht berücksichtigt werden. Für die Lecture mit Dirk im Januar haben sich übrigens bereits 131 Kollegïnnen angemeldet – das wird ein Fest!

Die Lectures finden stets via Zoom von 17:00 – 18:00 Uhr. Der Link zum Call wird am Tag der Veranstaltung verschickt – Anmeldefrist ist jeweils 12:00 Uhr am Tag der Lecture.

Zunächst geben die Referentïnnen einen Überblick zum Thema, dann wird es stets noch Zeit für ein Q&A geben. Alle Abonenntïnen (egal ob via Steady oder Firmen-Abo) sind eingeladen, an den Lectures kostenfrei teilzunehmen.

Wir freuen uns wirklich schon sehr auf die Veranstaltungen! Each one teach one!


Header-Foto von Patrick Tomasso