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9.10.2020 | ARD/ZDF-Onlinestudie: Instagram löst Facebook ab, Facebook bereitet sich auf die US-Wahl vor

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ARD/ZDF-Onlinestudie: Instagram löst Facebook ab

Was ist

Im Oktober werden die Bäume gelb, man holt seine Winterjacke aus dem Keller – und die ARD/ZDF-Onlinestudie erscheint. Nach 2018 (#494) und 2019 (#586) fassen wir auch dieses Jahr die zentralen Erkenntnisse zusammen.

Warum das wichtig ist

Neben dem Digital-News-Report des Reuters-Institute (unsere Zusammenfassung in Ausgabe #648) zählt die ARD/ZDF-Onlinestudie zu den wichtigsten Erhebungen zur Nutzung von (sozialen) Medien in Deutschland. Sie basiert nicht auf Angaben der Plattformen, sondern auf Befragungen unabhängiger Forscherïnnen.

Wie viel Aussagekraft die Ergebnisse haben

Dieses Jahr wurden unterschiedliche Datensätze kombiniert und insgesamt rund 3000 repräsentativ ausgewählte Personen befragt, die Hälfte davon zwischen März und April. Die Grundgesamtheit bildet dabei die deutschsprachige Bevölkerung über 14 Jahren. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie wirken sich angesichts des Befragungszeitraums bereits aus, wobei sich das Nutzungsverhalten sei dem Frühjahr nochmal verändert haben dürfte.

Wie bei allen Studien gilt: Gerade für die Ergebnisse einzelner Altersgruppen, bei denen die Stichprobe kleiner ausfällt, sollte man nicht allzu viel auf exakte Prozentzahlen geben. Eine gewisse statistische Ungenauigkeit kann selbst das beste Studiendesign nicht verhindern.

Den grundlegenden Tendenzen kann man aber vertrauen – und die sind dieses Jahr wirklich interessant. Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenz und legen der Schwerpunkt auf Social Media. Da dieses Briefing im Posteingang vieler Journalistïnnen landet, gehen wir aber auch kurz auf die Ergebnisse ein, die eher klassische Medien betreffen.

Social Media

Messenger

Allgemeine Internet- und Mediennutzung

Dig deeper

Be smart

Seit Jahren heißt es: "Facebook stirbt". Lange Zeit war der Abgesang Unsinn, doch wer solche Prognose nur lange genug wiederholt, kann irgendwann sagen: Seht her, ich habe es doch schon immer gewusst.

Um die blaue App zu beerdigen, ist es immer noch viel zu früh. Doch Die ARD/ZDF-Onlinestudie zeigt einen Trend, der sich weiter beschleunigen dürfte: Die Plattform wird älter und für viele Menschen irrelevanter. Nirgendwo sonst besitzen so viele Menschen ein Konto, doch der Anteil der Karteileichen steigt.

Das Unternehmen Facebook hat aber gut vorgesorgt. Solange die Nutzerïnnen zu Instagram abwandern, mag vielleicht das Ego von Mark Zuckerberg leiden. Schließlich gründete er vor 16 Jahren TheFacebook und nicht Instagram. Für die Jahresbilanz von Facebook Inc. ist das aber egal, und am Ende ist das alles, was Investorïnnen und Aktionärïnnen interessiert.


Facebook bereitet sich auf die US-Wahl vor


Kampf gegen Desinformation


Neues von den Plattformen

Instagram

Facebook

Twitter

Google


10 Jahre Instagram – aber nur eine Leseempfehlung

Vor zehn Jahren wurde Instagram gegründet. Oder, wie es The Verge in seiner futuristischen Würdigung ausdrückt: "Instagram turns 20 on this day in 2030". Wir ignorieren solche Jahrestage meist, weil wir es nicht als unsere Aufgabe verstehen, Plattformen zum Geburtstag zu gratulieren.

Dann wurden wir am 6. Oktober von einer Flut an klugen Texten überrollt, die Instagrams rundes Jubiläum zum Anlass nahmen, die kulturelle, wirtschaftliche oder journalistische Bedeutung der Plattform zu würdigen. Also sammelten wir Links, um am zehnten Geburtstag zehn Leseempfehlungen zu geben.

Jetzt haben wir es uns doch wieder anders überlegt. Zum einen liest ohnehin niemand zehn Artikel zu einem Thema. Zum anderen hat Correctiv die erste Ausgabe einer vierteiligen Recherchereihe über die rechte Szene auf Instagram veröffentlicht, die wir für wichtiger halten als alle anderen Texte zusammengenommen.

Darin beschreiben die Kollegïnnen, wie Rechtsradikale Instagram nutzen, um sich an junge Menschen heranzuwanzen. Dass Extremistïnnen soziale Netzwerke als Rekrutierungsplattformen nutzen und auch Instagram dazu zählt, ist nicht neu. Doch Ausmaß und Professionalität der perfiden Propaganda sind erschreckend – zumal Instagram der Umarmung von Rechts offenbar kaum etwas entgegenzusetzen hat.

Fürs Wochenende empfehlen wir deshalb "Kein Filter für Rechts" sowie die Kolumne von Sascha Lobo (Spiegel), in der er die Recherche aufgreift und erklärt, warum die vermeintlich harmlose Natur-Ästhetik, mit der sich die Rechtsradikalen inszenieren, so gefährlich ist.


Header-Foto von Andrew „Donovan“ Valdivia
bei Unsplash