10 Dinge, die du über Twitter und Elon Musk wissen solltest

Was ist

Elon Musk ist der neue Donald Trump: der Typ, über den wir nie mehr als drei Sätze schreiben wollten, der aber seit drei Wochen unser Briefing dominiert. Nach dem großen Aktienkauf (789), dem Rückzug aus dem Verwaltungsrat (790) und dem Übernahmeangebot (791) ist tatsächlich passiert, was im März noch genauso unrealistisch klang wie ein US-Präsident Trump, eine globale Pandemie oder ein Angriffskrieg in Europa … oh, wait. Nun, wir leben offenbar in turbulenten Zeiten: Twitter hat sich an seinen größten Shitposter und wohl einflussreichsten Nutzer verkauft.

Bei allem, was man Musk vorhalten kann (und das ist so einiges), sollte man eines nicht tun: ihn unterschätzen. "Elon Musk is a bullshitter who delivers", beschrieb Benedict Evans (Twitter) den Tesla-Chef im vergangenen Jahr. Das hat sich in den vergangenen Tagen erneut bestätigt. Kaum jemand rechnete damit, dass Musk Twitter übernehmen könnte (wir auch nicht). Doch der reichste Mensch der Welt interessiert sich nachvollziehbarerweise nicht dafür, was wir oder andere Journalistïnnen ihm zutrauen.

Seit am Montagabend die ersten Eilmeldungen die Einigung verkündeten, haben wir Dutzende Artikel, Newsletter und Threads gelesen. Wir haben versucht, die Ereignisse zu sortieren, Fakten und Spekulationen zu trennen und mögliche Konsequenzen zu beleuchten. Hier sind unsere Gedanken dazu:

1. Musk hat Twitter noch nicht gekauft

  • Ein Partycrasher zum Start: Alles, was folgt, müsste eigentlich im Konjunktiv stehen. Twitter ist noch nicht im Besitz von Musk, und bis sich das ändert, wird es noch eine Weile dauern.
  • Beide Seiten haben sich geeinigt (SEC), dass Musk Twitter-Anteile im Wert von rund 44 Milliarden Dollar kauft, 54,20 Dollar pro Aktie zahlt und das Unternehmen anschließend von der Börse nimmt.
  • In der Mitteilung an die Börsenaufsicht heißt es aber auch: "The transaction (…) is expected to close in 2022, subject to the approval of Twitter stockholders, the receipt of applicable regulatory approvals and the satisfaction of other customary closing conditions."
  • Es muss also noch einiges passieren, bis der Verkauf abgeschlossen ist. Wer sich für die Details interessiert, wird bei Matt Levine fündig. Niemand hat in den vergangenen Wochen kenntnisreicher und ausführlicher über die finanziellen Aspekte der Musk-Saga berichtet als der Bloomberg-Kolumnist.
  • Twitter-Chef Parag Agrawal sagte seinen Angestellten (Bloomberg), dass es rund ein halbes Jahr dauern könne, bis alle Details geklärt sind.
  • Musk könnte es sich anders überlegen, seine Finanzierung könnte zusammenbrechen (etwa, weil die beliehenen Tesla-Aktien massiv an Wert verlieren), ein neuer Bieter könnte auftauchen, Twitters Aktionärïnnen könnten den Deal ablehnen oder Kartellbehörden könnten einschreiten.
  • All das ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Musk und Twitter haben sich auf eine schnuckelige Stornogebühr von einer Milliarde Dollar geeinigt (SEC). Falls Musk oder Twitter tatsächlich noch abspringen, falls es sich eine der beiden Seiten anders überlegt. Zur Erinnerung: Musks Vermögen schwankt zwischen 250 und 300 Milliarden Dollar. Er hat schon deutlich verrücktere Dinge getan.

2. Niemand kann seriös vorhersagen, was Musk mit Twitter vorhat

  • Der zweite Partycrasher hinterher (keine Sorge, danach spekulieren wir ganz ohne Wenn und Aber): Niemand weiß, was Musk mit Twitter vorhat. Vielleicht nicht mal er selbst.
  • Twitter unter Musk ist bislang eine Art Rorschachtest: Man kann hineinlesen, was immer man möchte, weil das Bild noch vage ist.
  • Seinen bisherigen Tweets nach zu schließen, möchte er einen Edit-Button sowie eine Möglichkeit einführen, statt mühsamen Threads direkt längere Artikel zu schreiben.
  • Zudem scheint er Fan eines Abo-Modells zu sein. "Everyone who signs up for Twitter Blue (ie pays $3/month) should get an authentication checkmark", schrieb er Anfang April. "And no ads. The power of corporations to dictate policy is greatly enhanced if Twitter depends on advertising money to survive." Beide Tweets hat er gelöscht, man findet sie nur noch über Archive.org (Checkmark, Ads).
  • Neben diesen kryptischen Tweets gibt es von Musk nur folgendes Statement:

Free speech is the bedrock of a functioning democracy, and Twitter is the digital town square where matters vital to the future of humanity are debated. I also want to make Twitter better than ever by enhancing the product with new features, making the algorithms open source to increase trust, defeating the spam bots, and authenticating all humans. Twitter has tremendous potential – I look forward to working with the company and the community of users to unlock it.

  • Adi Robertson hat versucht zu verstehen, was Musk meinen könnte (The Verge). Ihr Text ist gut, aber das Wort "could" taucht zwölfmal darin auf, und in fast jedem Absatz findet sich eine Relativierung, ein Kausalsatz oder ein Fragezeichen.

3. Musks Vorstellung von einem Marktplatz der Ideen ist naiv

  • In Ausgabe #791 haben wir sieben Texte empfohlen, die alle eine Botschaft haben: Grenzenlose Redefreiheit endet fast immer in grenzenlosem Hass.
  • Meinungsfreiheit à la Musk führt auf einer globalen Plattform wie Twitter fast zwangsläufig dazu, dass die aggressivsten Nutzerïnnen den Ton angeben. (Mal abgesehen davon, dass der digitale Stadtplatz, von dem er selbst spricht, eben kein Allgemeingut ist, sondern einem einzigen Menschen gehört – ihm selbst. Das ist kein öffentlicher Marktplatz, sondern ein kommerzialisiertes Einkaufszentrum.)
  • Twitter verstand sich einst selbst als Bühne, auf der alle Menschen fast alles sagen können, das nicht eindeutig gegen Gesetze verstößt. Doch im Laufe des vergangenen Jahrzehnts haben die meisten großen Tech-Konzerne gelernt, dass Online-Plattformen eben nicht wie Dorfplätze funktionieren (Twitter / Samidh Chakrabarti).
  • Belästigungen und Beleidigungen, Pöbeleien und Spam sind oft nicht illegal, aber wenn man sie zulässt, ist das auf Dauer Gift für den Diskurs. Jede Online-Community braucht Regeln und Content-Moderation. Sonst endet sie wie Gab, Parler, Gettr oder Truth Social – und selbst diese vermeintlichen Free-Speech-Plattformen haben schnell Community Standards eingeführt, weil sie merkten, dass es ohne nicht geht.
  • Musk sagt, dass sich Twitter nach nationalen Gesetzen richten sollten. In den USA geht die Meinungsfreiheit weit. Sehr weit. Andrew Marantz verdeutlicht das an einem konkreten Beispiel (New Yorker):

You’re currently allowed, as you should be, to stand in a public park and shout, for example, that all synagogues should be burned to the ground. You’re currently not allowed, as you shouldn’t be, to tweet the same opinion. There are thousands of hypothetical examples like this, and new ones arise every day. I also think—again, not controversially—that the question of whether social networks should be designed to reliably incentivize and algorithmically amplify incendiary lies is distinct from the question of whether "misinformation" should be "censored," and that those two questions will often, albeit not always, yield different answers.

  • LGBTQ und Transpersonen warnen bereits davor (NBC), dass Musk ("I absolutely support trans, but all these pronouns are an esthetic nightmare") ihr Online-Leben zur Hölle machen könnte. Seine Verabsolutierung von Redefreiheit könnte in Ländern wie Indien und Äthiopien katastrophale Konsequenzen haben (Coda).
  • In den USA feiern Rechte und Rechtsradikale (Vice) die geplante Übernahme. Verbannte Nutzerïnnen wie Roger Stone, Marjorie Taylor Greene und andere Verschwörungsfanatiker hoffen darauf (Daily Beast), auf die Plattform zurückkehren zu dürfen.
  • Zwischenzeitlich trendete der Hashtag #ivermectin, weil Corona-Leugnerïnnen "testen" wollten, ob sich Twitters Umgang mit medizinischen Fehlinformationen geändert habe.
  • Musk hat noch keinen Einfluss auf diese Entscheidungen, aber früher oder später wird er sich mit solchen Fragen beschäftigen müssen: Wann geht Redefreiheit in gefährliche Desinformation über?
  • Vieles deutet darauf hin, dass Musk Antworten geben wird (Techdirt), die Twitter in einen unangenehmeren Ort verwandeln:

The simple fact is that dealing with human nature and human communication is much, much, much more complex than teaching a car how to drive by itself. And there is no perfect solution. There is no "congrats, we got there" moment in content moderation. Because humans are complex and ever-changing. And content moderation on a platform like Twitter is about recognizing that complexity and figuring out ways to deal with it. But Musk seems to be treating it as if it’s the same sort of challenge as self-driving — where if you just throw enough ideas at it you’ll magically fix it. But, even worse than that, he doesn’t realize that the people who have actually worked in this field for years have been making the kind of progress he talked about with self-driving cars — getting the curve to move in the right direction, before hitting some sort of ceiling. And Musk wants to take them all the way back to the ground floor for no reason other than he doesn’t seem to recognize that any of the work that’s already been done.

4. Die EU könnte Musks Free-Speech-Traum durchkreuzen

  • Musk möchte weniger Content-Moderation, Plattformen sollen möglichst viele Inhalte stehen lassen. Das ist genau das Gegenteil dessen, was der Digital Services Act der EU vorsieht (Netzpolitik).
  • Das Gesetz schreibt unter anderem Systeme vor, mit denen Nutzerïnnen illegale Inhalte melden können. Zudem sollen Plattformen künftig Risikoeinschätzungen vorlegen und erklären, wie sie verhindern, dass sich illegale Inhalte und gefährliche Desinformation verbreiten.
  • EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton sagte mit Blick auf Musk (FT):

We welcome everyone. We are open but on our conditions. At least we know what to tell him: 'Elon, there are rules. You are welcome but these are our rules. It’s not your rules which will apply here.'

5. Algorithmen lassen sich nicht so einfach offenlegen

  • Vor einem Monat stellte Musk eine These zur Debatte: "Twitters Algorithmus sollte Open Source sein." Knapp 83 Prozent der Menschen, die unter seinem Tweet abstimmten, pflichteten ihm bei.
  • Bislang hat keine Plattform ihre Empfehlungslogik offengelegt. Tatsächlich gibt es auch keine geheime Formel, die man einfach veröffentlichen könnte (Washington Post).
  • Diese Systeme sind hochkomplex und beruhen auf maschinellem Lernen, selbst firmeneigene Entwicklerïnnen verstehen oft nur Teile davon. Zehntausende Zeichen Code auf Github zu stellen, dürfte den meisten Menschen wenig bringen.
  • Musk hofft, dass Nutzerïnnen Twitter eher vertrauen, wenn es seine Algorithmen transparent macht. Dafür müsste Twitter eine Möglichkeit finden, die komplizierte Mathematik so zu erklären, dass normale Menschen nachvollziehen können, wie Twitter Inhalte sortiert.
  • In der Theorie ist das ein sinnvoller Vorschlag, der auch im kürzlich beschlossenen Digital Services Act der EU auftaucht. Doch Transparenz lässt sich leicht ankündigen: TikTok verspricht seit Jahren, Einblick in seine Algorithmen zu geben – bislang ist nichts passiert. Also warten wir erst mal ab, was von Musks Idee übrig bleibt, wenn er Twitter übernimmt.

6. Angestellte bangen um Twitters Zukunft

  • Vijaya Gadde ist eine der einflussreichsten Managerinnen bei Twitter. Sie leitet die Abteilung für Trust & Safety, gilt intern als "moralische Instanz" und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Twitter mittlerweile ernsthaft versucht, Inhalte zu moderieren. Der Rauswurf von Donald Trump geht auch auf Gadde zurück.
  • Sie scheint sich große Sorgen um Twitters Zukunft zu machen (Politico):

Gadde cried during the meeting as she expressed concerns about how the company could change, according to three people familiar with the meeting. She acknowledged that there are significant uncertainties about what the company will look like under Musk’s leadership.

Workers (…) said they feared widespread demoralization and layoffs. Some employees were already looking for the exits, something that could create chaos for Twitter users in the coming months. (…) Employees familiar with Musk’s record who spoke on the condition of anonymity for fear of retribution say the billionaire businessman, who has promoted coronavirus misinformation and criticized Twitter’s decisions to permanently ban people and accounts that broke its rules, will probably prefer to mold the company to his vision. They expect he may replace the current leadership.

Few at Twitter thought it would come to this. According to insiders, some staffers initially felt Musk was toying with them. After the bid was announced, engineers complained on the company’s Slack channels, highlighting how his political views clashed with theirs, one said. "That man just needs to leave us alone," one senior employee said ahead of the deal.

  • Casey Newton zeichnet ein etwas differenzierteres Bild (Platformer). Demnach gibt es auch Angestellte, die Musk zutrauen, die ökonomisch vor sich hin dümpelnde Plattform wieder auf Kurs zu bringen.
  • Der Großteil der Belegschaft scheint aber ernsthaft um Twitters Zukunft zu fürchten – und auch um die eigene. Musk könnte rund ein Fünftel der Angestellten loswerden wollen (The Information), um Kosten zu sparen. Das hängt eng mit dem folgenden Punkt zusammen:

7. Twitter ist ein teures Spielzeug – selbst für Musk

  • Ob Musk mit Twitter Geld verdient, ist ihm angeblich egal. "Ich interessiere mich nicht im Geringsten für den wirtschaftlichen Aspekt", sagte er kurz nach seinem Angebot.
  • Musk besitzt unvorstellbar viel Geld, doch das meiste davon ist in Aktien gebunden. Deshalb musste er sich für den Kauf rund 25 Milliarden Dollar besorgen – die eine Hälfte leiht er sich direkt bei Banken, für die andere Hälfte beleiht er seine Tesla-Anteile.
  • Diese Kredite könnten Musk mehr als eine halbe Milliarde Dollar Zinsen pro Jahr kosten und sämtliche Gewinne auffressen, die Twitter macht. Selbst wenn Musk Twitter nicht als Renditeobjekt sieht, wollen die Banken trotzdem ihr Geld zurück.
  • Teslas Börsenwert brach am Mittwoch um rund 125 Milliarden Dollar ein (Guardian). Aktionärïnnen fürchten, dass Musk Anteile verkaufen muss, um den Twitter-Kauf zu finanzieren.
  • Am Donnerstagabend wird Twitter seine Quartalszahlen vorstellen. Musk hat sich vor der Übernahme angeblich nicht mit Twitters aktuellen Finanzen beschäftigt (Bloomberg). Analystïnnen gehen davon aus, dass die Zahlen mies ausfallen und der Kurs weiter fallen könnte (was ein weiterer Grund für den Verwaltungsrat gewesen sein könnte, das Angebot anzunehmen).
  • Musk könnte also schnell unter Druck stehen, Twitter profitabler zu machen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen kann er Kosten einsparen und etwa Angestellte entlassen. Mit 7500 Menschen ist die Belegschaft von Twitter verhältnismäßig groß.
  • Zum anderen kann er versuchen, neue Einkommensquellen zu erschließen. Als er vergangene Woche um Darlehen warb, soll er dabei Pläne präsentiert haben (Bloomberg), wie er Twitters Umsatz steigen möchte. Was ihm genau vorschwebt, ist nicht bekannt.
  • Die Plattform in eine Gelddruckmaschine à la Instagram zu verwandeln, wird eine gewaltige Herausforderung. Twitter weiß viel weniger über seine Nutzerïnnen als Meta oder Google, deshalb buchen Anzeigenkunden lieber woanders. Die Reichweite stagniert seit Jahren, das Werbegeschäft wächst nur langsam, während die Konkurrenz davonzieht.
  • Seinen (gelöschten) Tweets nach zu urteilen, ist Musk ein Fan von Abo-Modellen und möchte Twitter Blue ausbauen. Der Preis soll auf zwei Dollar sinken, dafür sollen zahlende Nutzerïnnen einen blauen Haken erhalten und keine Werbung mehr sehen.
  • Das Problem: Derzeit nimmt Twitter in den USA pro Nutzerïn knapp sieben Dollar pro Monat mit Werbung ein (Protocol). Falls Musk seine Pläne umsetzt, sänke der Umsatz also immer weiter, je mehr Menschen für das Produkt bezahlen.

8. Donald Trump könnte zurückkehren

I will be on Truth Social within the week. Its on schedule. We have a lot of people signed up. I like Elon Musk. I like him a lot. He’s an excellent individual. We did a lot for Twitter when I was in the White House. I was disappointed by the way I was treated by Twitter. I won’t be going back on Twitter.

On Monday night, in a series of calls and texts with several top GOP insiders, every single one of them told us that they hoped the former president stays the hell away from Twitter, lest he sink their chances at flipping the House and Senate. Some of his allies even think that a return to his old Twitter habits could damage his own brand ahead of a possible third presidential bid in 2024.

  • Das Problem für die Republikaner (und alle Menschen, die Interesse an einem mehr oder weniger zivilen Diskurs auf Twitter haben): Trump ist ungefähr so berechenbar wie Musk. Was er heute sagt, kann er morgen schon wieder vergessen haben.
  • Musk kritisierte die Sperre des damaligen Präsidenten. Wir können uns gut vorstellen, dass er Trump zumindest anbietet, seinen Account zu reaktivieren.
  • Falls Trump 2024 erneut kandidiert, ist es unwahrscheinlich, dass er dafür freiwillig auf Twitter verzichtet.

9. Es gibt Alternativen zu Twitter

  • Wir haben Mastodon bislang nur bedingt selbst ausprobiert, das angeblich gerade einen "Riesen-Ansturm" (Futurezone) erlebt.
  • Viele kleine, womöglich dezentrale Plattformen sind uns immer lieber als eine Handvoll gigantischer Ökosysteme. Über allem schwebt natürlich das Damoklesschwert Netzwerkeffekt: Ein soziales Netzwerk ohne eine nennenswerte Zahl an Nutzerïnnen ist recht trostlos und wird schnell langweilig.
  • Umso schöner wäre es, wenn sich Mastodon tatsächlich etablieren könnte. Deshalb empfehlen wir die schönen Einführungen von Torsten Kleinz (Spiegel), Andreas Itzchak Rehberg (Mobilsicher) und Eva Wolfangel (Riffreporter) in Mastodon und das Fediverse.
  • Und womöglich entsteht ja doch noch eine andere, öffentlich-rechtliche Alternative, die sich Leonhard Dobusch wünscht (SZ):

Absurderweise muss deshalb jemand, der die aktuelle Folge von Jan Böhmermanns ZDF Magazin Royale kommentieren oder Kommentare von anderen lesen möchte, Ausschnitte der Sendung auf Youtube suchen. In der Mediathek ist das Kommentieren unmöglich. Natürlich brauchen solche Angebote Moderation, natürlich reicht es nicht, einfach nur ein Forum ins Netz zu stellen. Aber auch hier gilt: eine gemeinnützige, auf Basis offener Standards und offener Software entwickelte Alternative zu den dominanten, kommerziellen Plattformen im Netz ist überfällig.

10. Vielleicht ist die ganze Aufregung umsonst

  • Manche fürchten, dass Musk Twitter zugrunde richten wird. Andere hoffen, dass er Twitter retten wird. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: Er ändert nichts Grundlegendes, weil ihm Twitter im Großen und Ganzen ziemlich gut gefällt.
  • Das mag nicht das wahrscheinlichste Szenario sein. Aber der Newsletter, den Max Read dazu geschrieben hat, ist definitiv der lustigste Text zu Musk, den wir bislang gelesen haben:

Granted, one reason that many commentators believe Musk is buying Twitter to "fix" its commitment to "free speech" is that he has said more or less that. What I am proposing here is that he is full of shit. Why would Musk want to "fix" anything about Twitter? While the platform might seem like a "broken" "bad" "hellsite" to many people (all of whom spend a significant portion of their waking hours there), an unpleasant experience that does not do what we want it to do, the one person for whom it is definitively not broken, the one person for whom Twitter is patently obviously not poorly designed or run, is Elon Musk. The average person's experience with Twitter is, like, being ignored by celebrities they reply to and trying to figure out what the fuck "Loona" is. Elon Musk's experience with Twitter is that he tweets, and then, whatever he said, whatever the context, he becomes richer. Why would he do anything to change that?


Header-Foto von Emre Karataş