Salut und herzlich Willkommen zur 511. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Es gibt zum Ende der Woche nicht das eine große Überthema. Deshalb liefere ich in diesem Briefing – anders als sonst – einen etwas allgemeineren Überblick über die wichtigsten Themen und Diskussionen der Woche. Nächste Woche gehen wir dann wieder stärker in die Analyse – mit einem Jahresrückblicks-Special und den spannendsten Prognosen für 2019. Herzlichen Dank für das Interesse und eine gewinnbringende Lektüre, Martin
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Kampf gegen Desinformation
Verrückt: YouTubes Verschwörungstheoretiker: Diese Woche musste nun auch Googles CEO, Sundar Pichai, bei US-Politikern Rede und Antwort stehen. Auch hier bot sich zum Teil das gleiche Bild wie etwa bei der Anhörung von Zuckerberg im Frühjahr: Abgeordnete beweisen auf erstaunliche Art, wie wenig Ahnung sie von den Tech-Unternehmen haben (Google baut doch das iPhone, oder nicht?) und der geladene CEO hat wenig Mühe, smart und nahezu sympathisch alle Fragen locker wegzudiskutieren. Doch auf eine Frage hat auch Pichai keine gute Antwort: wie kann YouTube verhindern, dass es die Plattform Nummer 1 für alle Verschwörungstheoretiker ist? (VOX)
Tödlich: WhatsApp in Indien: Wir haben dieses Jahr beobachten können, welche Rolle WhatsApp bei der Verbreitung von Falschinformationen im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfs in Brasilien gespielt hat. Noch viel krasser aber sind die Konsequenzen, die sich aus der Popularität für WhatsApp in Indien ergeben: der Messenger fungiert dort laut WIRED als maximaler Brandbeschleuniger für Desinformationen und Gewalt.
Zerrüttet: Facebook & seine Fact Checker: Im Guardian ist davon die Rede, dass das Verhältnis zwischen Fact Checkern und Facebook ziemlich zerrüttet sei. Facebook reagiert und gibt bekannt, dass die im Guardian vorgestellte Organisation ja bereits seit sechs Monaten nicht mehr in der Faktenprüfer-Rolle tätig wäre. Übersetzt soll das wohl heißen: was wissen die schon? Meine 2 Cent zum Thema: Ich sehe, dass die Arbeit der Fact Checker extrem wichtig ist. In der Form, wie sie momentan allerdings ausgestattet sind, ist die von ihnen geleistete Fake-News-Bekämpfung tatsächlich primär Krisen-PR für Facebook und weniger Dienst an der Gesellschaft.
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Entschuldigung, das ist privat
Ich weiß, was du vor drei Jahren am Dienstagnachmittag getan hast: Ja, es ist bereits bekannt. Aber es in dieser Detailliertheit noch einmal vor Augen geführt zu bekommen, hat schon eine andere Qualität: Your Apps Know Where You Were Last Night, and They’re Not Keeping It Secret. Übrigens ein ganz spaßiges Unterfangen zu Weihnachten: einfach mal das Smartphone der Tante schnappen und ihr zeigen, was Apple / Google alles mit Blick aufs Location Tracking über sie gespeichert haben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: lange Gesichter sind garantiert.
Facebooks unsichtbare Datensammlung: Der zweite große Text zum Themenkomplex Datenschutz stammt in dieser Woche von mobilsicher.de. Die Kollegen dort haben sich einmal angeschaut, wie viele Apps aus dem Google Playstore Daten an Facebook weitergeben, ohne dass die Nutzer das mitkriegen – rund 30 Prozent. Bei Netzpolitik gibt es eine ausführlichere Einordnung zum Thema.
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Video Boom
Quibi will es wissen: Schon häufiger haben wir über die neue Mobile Video App Quibi berichtet. Jetzt zeigt Digiday anhand von Pitch-Decks, wie ernst es Quibi im Kampf um den Videomarkt meint: bis zu einer Milliarde Dollar könnte das Startup den Unterlagen zufolge in eigene Produktionen investieren. Das ist doch mal eine Ansage.
Facebook Watch rasiert News-Publisher: Auch Facebook hat sich ja bekanntermaßen viel in Sachen Video vorgenommen. In einer Pressemitteilung führen sie nun auf, wie erfolgreich Facebook Watch gestartet sei. 400 Millionen monatliche Nutzer verzeichnet Watch demnach. Eine stolze Summe, keine Frage. Gleichzeit ist die Jubel-Mitteilung etwas verwunderlich, hatten wir doch jüngst erfahren, dass sie bei Watch derzeit arg umbauen und künftig viel mehr Inhalte ins Programm heben wollen, die auf ein älteres Publikum abzielen (CNBC). Zudem schauen News-Publisher The Information zufolge einmal mehr in die Röhre: ihre Budgets werden zusammengestrichen. Schade eigentlich. Schließlich war es Facebooks Plan, der ganzen Fake-News-Misere mit solidem Journalismus zu begegnen. Aber hey – das skaliert alles wahrscheinlich einfach nicht.
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Schon einmal im Briefing davon gehört
WeChat zu uncool für Kids: Facebook kennt das: irgendwann ist man einfach zu Mainstream und die coolen Kids interessieren sich nicht mehr für einen. So geht es jetzt jedenfalls einem Bericht von Abacus News zufolge auch der chinesischen Allzweckwaffe WeChat. Aber Vorsicht: die Website Abacus News gehört zur Alibaba-Gruppe und bekanntlich streiten sich Alibaba und Tencent (WeChats Mutter) um die Vormachtstellung in China (Fortune). Da könnte so ein bisschen Seeding ja schon auch mal helfen. Mit anderen Worten: ich finde es super spannend, den chinesischen Markt aus der Ferne zu beobachten. Eine wirklich fundierte Meinung habe ich mir aber an dieser Stelle noch nicht bilden können – zu unbeständig die Berichterstattung zu den dortigen Tech-Riesen. Vielleicht muss ich einfach mal ein paar Wochen dorthin. Sponsoren bitte melden!
YouTube Rewind: most disliked Video: In der vergangenen Ausgabe hatte ich im Zusammenhang mit der unsäglichen Unachtsamkeit von PewDiePie auch über YouTubes Rewind-Video 2018 berichtet. Nun stellen wir fest: nicht nur ich finde, dass dieser Jahresrückblick in aller erster Linie zu einem ätzenden Marketing-Video verkommen ist und nicht wirklich die Community repräsentiert. Das Video ist das Video mit den meisten Dislikes auf ganz YouTube: über zehn Millionen sind es mittlerweile. Die Gründe dafür? Marques Brownlee says it best.
Frankreich: Schulen vs. Fake News: Frankreich scheint Kids in Schulen nicht nur Smartphones zu verbieten, jetzt müssen sie sich auch noch Digitalkompetenzen aneignen und von Journalisten erklären lassen, was Falschinformationen sind (New York Times). Ganz ehrlich: find ich jut! Ist ja auch ein Grund, warum ich Beirat bei der Reporterfabrik bin. Ich glaube fest daran, dass wir unsere liberalen Gesellschaften nur retten können, wenn wir besser verstehen, wie Technologie funktioniert.
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Zitat der Woche
“When Facebook argues that it is not selling data, but rather selling targeted advertising, it’s luring you into a semantic trap, encouraging you to imagine that the only way of selling data is to send advertisers a file filled with user information.”
Michael Kosinski (Assistant professor at Stanford University’s Graduate School of Business)
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Empfehlungen fürs Wochenende
Das nächste Myspace? Facebook ist noch lange nicht tot, keine Frage. Dennoch ist es reizvoll, sich auf das Gedankenspiel von John Herrman einzulassen, der beim New York Times Magazine darüber nachdenkt, was eigentlich passiert, würde Facebook doch das nächste Myspace.
Big Business: Social Media Stars: Mobile Video ist weiter on the rise. Damit die Nachfrage auch befriedigt werden kann, braucht es kontinuierlich neues Material – sowohl in Form von Produktionen als auch in Form von Mobile-Video-Schauspielern, respektive solchen, die es werden wollen. Recode hat die ganze Geschichte.
NiemanLab-Vorhersagen: Jedes Jahr lädt das NiemanLab Medienmacher dazu ein, ihre Prognosen für das kommende Jahr abzugeben. Während wir für nächste Woche genau hierzu ein Special einplanen, kannst du dir natürlich gern übers Wochenende bereits selbst einen Überblick verschaffen: NiemanLab Predictions 2019.
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Neue Features bei den Plattformen
- Mehr Funktionen für Promis: Instagram arbeitet offenbar daran, Influencern und Promis mehr Features an die Hand zu geben – etwa hinsichtlich der Frage, wer ihnen per DM schreiben darf. (The Verge)
- Überarbeitete Life-Events: Facebook hat neue, schnieke Gimmicks parat, um Nutzern mehr Daten zu entlocken. Konkret geht es um die sogenannten Life Events – also Anlässe wie ein neuer Job, Schulabschluss, Verlobung, etc. (Techcrunch)
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Tipps, Tricks und Apps
Guide to thoughtful promotion: Wenn ich mit Volontären arbeite, höre ich ganz häufig, dass sie zwar sehr wohl sehen würden, wie wichtig es sein kann, auf Social Media aktiv zu sein. Gleichzeitig hätten sie aber absolut kein Interesse daran, sich auf den Plattformen zu verkaufen. Da ich diese Bedenken gut nachvollziehen kann, freue ich mich umso mehr, dass ich heute diesen praktischen Guide zum Thema gefunden habe. Bei Fragen einfach melden!
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One more thing
Money fi spend: Den großartigen Kollegen von netzpolitik.org fehlen noch 77.000 Euro, um ihr Spendenziel für 2018 zu erreichen. Da ich ja mit Euch bereits tolle Partner für 2019 gefunden habe, möchte ich deshalb gern an dieser Stelle dafür werben, netzpolitik.org zu unterstützen. Die machen wirklich einen großartigen Job!
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