Salut und herzlich Willkommen zur 537. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Heute beschäftigen wir uns mit einer Studie der Friedrich Ebert Stiftung, die sich der Frage widmet, welche Narrative bei der Diskussion um Migranten in den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU in den sozialen Medien dominieren. Spoiler: In Deutschland wird am zweitwenigsten von allen Ländern über humanitäre Fragen debattiert. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit Facebooks Vorstoß, den Lokaljournalismus in Deutschland finanziell unter die Arme zu greifen. Wir wünschen eine gewinnbringende Lektüre und bedanken uns für das Interesse, Tilman, Simon und Martin
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Studie zu „Migration Narratives“
Was ist: Die Friedrich Ebert Stiftung hat eine Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie in den 28 Mitgliedsländern der EU über das Thema Migration in den sozialen Medien gesprochen wird. So wird die deutsche Debatte etwa von den Narrativen „Sicherheit“ und „Identität“ geprägt, während sich die Diskussionen in Frankreich und Spanien eher um humanitäre Fragen drehen.
Key Findings
- In Deutschland wurde von allen untersuchten Ländern am allermeisten über Fragen der Identität gesprochen.
- Wirtschaftliche Fragen spielten vor allem in Dänemark eine Rolle. In Deutschland wurde die Frage, wie hoch die Kosten für die Aufnahme von Geflüchteten sind, respektive welchen Gewinn sie für die Wirtschaft bedeuten können, nur marginal diskutiert.
- Auch demografische Fragen wurden in Deutschland eher nicht diskutiert. Vor allem in Litauen, Bulgarien und Irland hat man hierzu gesprochen.
- Über humanitäre Fragen hat man vor allem in Frankreich und Spanien diskutiert. In Deutschland tatsächlich am zweitwenigsten von allen untersuchten Ländern.
- Das dominanteste Thema in Deutschland war Sicherheit. Polen und Ungarn belegen hier die ersten beiden Plätze.
Key Findings für Deutschland
Be smart: Es geht bei den Untersuchungen um den Zeitraum August 2017 bis Juli 2018. Gerade die Debatte um humanitäre Fragen dürfte in Deutschland in den Jahren zuvor sehr viel präsenter gewesen sein. Es lohnt hier der Blick in die Einzelauswertung der Ländern, die hier eingesehen werden kann.
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Kampf gegen Desinformation
Views über alles: Einem Bericht bei Bloomberg zufolge hätten YouTube-Mitarbeiter intern bereits seit Jahren vor Videos gewarnt, deren primäres Ziel es sei „Fake News“ und Verschwörungstheorien zu streuen. Diese Hinweise wären aber von der Führungsriege rund um CEO Susan Wojcicki mit dem Verweis auf die zu erreichenden View-Ziele abgeschmettert worden. Wie hoch das Ziel gesteckt war? Nun: One billion hours of viewing a day. Eine Milliarde Stunden! An einem Tag! Komplett irre. Dass man sich dann nicht so sehr dafür interessiert, welche Videos das sind, glaube ich sofort.
Wahlen in Indien: Vom 11.4. bis zum 12.5. finden in Indien Parlamentswahlen statt. Schon jetzt wird deutlich, wie groß die Versuche der Einflussnahme via Social Media sind. The Atlantic hat lesenswert aufgeschrieben, warum Desinformation eine so große Gefahr für die Wahlen darstellt. Die von WhatsApp neu gelaunchte "Tip Line" ist da übrigends nur bedingt eine Hilfe – es geht dabei in erster Linie um Research, weniger um Fake-News-Bekämpfung (BuzzFeed News).
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Facebook und Journalismus
Was ist: Facebook startet in Deutschland das sogenannte Accelerator-Programm für lokale Medien (Newsroom FB). Das mit 2 Millionen Euro geförderte Programm soll laut Facebook lokale Verlage in Deutschland bei der Weiterentwicklung von digitalen Bezahlmodellen unterstützen. Die Initiative ist Teil des 300-Millionen-Dollar-Pakets, das Facebook im Januar diesen Jahres angekündigt hatte (siehe Briefing #516).
Wer hält die Hand auf?
- Funke Mediengruppe
- MHS Digital
- Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung
- Rheinische Post Digital
- Nordbayern Infonet
- Oberpfalz Medien
- Verlag und Druckerei Main-Echo
- DuMont
- Ippen Digital
- Mediengruppe Main-Post
- Mediengruppe Oberfranken
- Lensing Media
Eigentlich sind es 13 Unternehmen, die am Programm teilnehmen. Ein Unternehmen hat es also vorgezogen, nicht aufgeführt zu werden. Wer von Euch war das?
Warum Facebook das macht:
- Facebook braucht hochwertige Inhalte auf der Seite. Insbesondere mehr lokale Nachrichten würden sich die Nutzer in Umfragen immer wieder wünschen. Da es nun aber genau die lokalen Angebote sind, die im Wettbewerb um Aufmerksamkeit, Anzeigenerlöse und Abonnenten die wenigsten Ressourcen haben, sieht Facebook die Chance zu unterstützen.
- Auf der anderen Seite muss man auch ganz klar sehen, dass Facebook die 300 Millionen Dollar nicht wehtun, das Investment den Tech-Giganten aber sehr gut aussehen lässt.
Warum die Verlage mitmachen:
- Ehrlich gesagt habe ich das noch nicht richtig verstanden. Klar, die Gelder sind nicht an positive Berichterstattung geknüpft – das macht Facebook dann doch lieber ganz direkt, wie das Beispiel des Daily Telegraph zeigt (Business Insider). Aber ein Geschmäckle bleibt natürlich immer. Falls jemand von Euch mehr dazu weiß, freue ich mich über Hinweise – gern natürlich auch unter Drei.
Be smart: Die Beziehung zwischen Journalismus-Anbietern und Facebook ist seit Jahren auf vielen Ebenen gestört. Wir dürfen also gespannt sein, wie sich das unter der dem neuen Facebook-Manager und Ex-Spiegel-Mann Jesper Doub verändern wird. Mit Doub haben sie jedenfalls jemanden in ihren Reihen, der die Welt des Journalismus sehr gut kennt. Mal schauen, wie schnell die "Mark"-isierung bei ihm einsetzt.
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Erneut massives Datenleck
Einmal mehr sind Forscher auf einen großen Satz Facebook-Daten an einem Ort gestoßen, wo sie sie gar nicht hätten finden dürfen (Bloomberg). So wurden Likes, Reactions, Kommentare und Namen von womöglich mehr als 540 Millionen Nutzer einfach so offen auf Amazon Web Servern geparkt und hätten (wurden ?) von sachkundigen Dritten ohne große Mühe abgegriffen werden können.
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Schon einmal im Briefing davon gehört
Openbook: Es gibt eine neue Facebook-Alternative. Das per Crowdfunding gestartete Netzwerk „Openbook“ steht jetzt seit gut drei Wochen den Kickstarter-Unterstützern zur Verfügung. Golem.de ist dabei und freut sich „über den angenehmen Umgangston und interessante neue Kontakte“. Na dann sollten wir das vielleicht mal im Blick behalten. Mehr dazu demnächst an dieser Stelle.
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Inspiration
Interaktive Videos: Irgendwie ein bissl albern, aber auch ganz cool: Die Firma Eko bietet Publishern die Möglichkeit, interaktive Videos zu bauen. So hat BuzzFeed etwa interaktive Kochvideos, eine Tarot-Show und (natürlich!) ein Quiz gebaut (Techcrunch). Fühlt sich noch etwas gewollt an, aber das Potential ist natürlich enorm. Spannend!
BBC News und LinkedIn: BBC News hat 3.9 Millionen LinkedIn-Follower. Kein Wunder also, dass man in Zeiten der Diversifizierung schaut, was bei diesen Followern zu holen ist. Traffic offenbar nicht. Zwar haben sich die Zugriffszahlen auf die eigene Website per LinkedIn-Traffic verdoppelt in der zweiten Hälfte 2018 – 175000 Visitor sind für BBC News aber natürlich trotzdem keine wirklich beachtliche Zahl. Vielmehr scheint es darum zu gehen, eben auch auf LinkedIn Impulse für Diskussionen und Diskurse zu geben, respektive einen kurzen Nachrichtenüberblick zu liefern, um als Marke eben dort auch stattzufinden. Tja, wenn man sich das leisten kann. Digiday hat mehr dazu.
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RIP Google +
Schnief. Jetzt ist Google+ also tatsächlich Geschichte (Techcrunch). Naja. Ich persönlich habe mich mit Google+ nie so richtig anfreunden können. Ich weiß noch, wie damals im heute.de-Newsroom stets zehn Minuten nach unseren Posts bei Facebook und Twitter irgendein Kollege rief: „Wir haben Google+ vergessen!“ Hihi. Vielleicht ganz sinnbildlich für die Bedeutung von Google+ in unserer Journalisten-Blase.
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Neues von den Plattformen
Snapchat
- Foursnap: Vor vielen, vielen Jahren hieß es mal, Location sei der neue heiße „Shice“. Das ist ja nun nur bedingt der Fall gewesen. Aber immerhin gibt es bei Snapchat noch einige, die es für eine gute Idee halten, wenn Freunde irgendwo einchecken, um anderen zu signalisieren, wo man halt gerade so steckt. Genau deshalb führt Snapchat jetzt ein neues Status-Feature für Snap Maps ein. (Techcrunch)
- Appeal in App: Twitter löscht ja immer wieder mal Inhalte, ohne dass man so richtig versteht, warum. Um diesem Löschen nun leichter widersprechen zu können, hat Twitter ein neues Appeal-Verfahren in die App integriert. (Techcrunch)
- SRT Subtitles: Auch Twitter ermöglicht Publishern nun die Verwendung von den hadelsüblichen SRT-Untertiteln. Mehr dazu hier. (Media Twitter)
- Document Upload: Um noch mehr Diskussionen zu „sparken“, lässt LinkedIn die Nutzer fortan Dokumente und Präsentationen auch direkt im Feed oder in einer Gruppe teilen. (Blog LinkedIn)
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One more thing
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Header-Foto von Yiran Ding bei Unsplash
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