Eine Woche, drei Datenpannen

Facebook: Datenleck macht Handynummern von einer halben Milliarde Menschen öffentlich

  • Die IT-Sicherheitsfirma Hudson Rock hat Daten von 533 Millionen Facebook-Nutzerïnnen im Netz entdeckt (Business Insider).
  • Auch sechs Millionen Deutsche sind betroffen – darunter mehr als 50 Bundestags-Abgeordnete (netzpolitik).
  • Die Daten umfassen Dinge wie Profilnamen, Facebook-ID-Nummern, E-Mail-Adressen und Telefonnummern.
  • Facebook behauptete zunächst, es handele sich um Daten, über die bereits 2019 berichtet wurde. Später ruderte das Unternehmen zurück und erklärte in einem Blogpost, dass es wahrscheinlich um einen Datensatz geht, den Hacker durch Missbrauch einer Schwachstelle in einer Importfunktion für Facebook-Adressbuchkontakte erstellen konnten.
  • Das Pikante: Zwar hatte Facebook die Schwachstelle im August 2019 geschlossen. Wie oft sie bis dahin ausgenutzt wurde, ist allerdings völlig unklar. Zudem hatte Facebook seine Nutzerïnnen nie über die Schwachstelle informiert. Reuters zufolge wird das Unternehmen auch dieses Mal die betroffenen Personen nicht informieren.
  • Wenn du herausfinden möchtest, ob die eigene E-Mail-Adresse betroffen ist, bekommst du hier erste Hinweise: haveibeenpwned.com.
  • Vice berichtet allerdings bereits von einem weiteren gigantischen Datensatz, der bislang nicht in den einschlägigen Leak-Datenbanken auftaucht.
  • Nun ja, Datenpannen haben bei Facebook Tradition: 540 Millionen Daten im April 2019 (Upguard), 419 Millionen Daten im September 2019 (Techcrunch), Cambridge-Analytica-Skandal in 2018 (WIRED), 30 Millionen Accounts in 2018 (WIRED)…

LinkedIn: Daten von 500 Millionen Nutzerïnnen verfügbar

  • Die Website CyberNews hat Daten von 500 Millionen LinkedIn-Nutzerïnnen in einem Hacker-Forum entdeckt (CyberNews).
  • Gegenüber Businss Insider hat das Unternehmen den Datenfundus bestätigt.
  • Die Daten umfassen Konto-IDs, vollständige Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Informationen zum Arbeitsplatz, Geschlecht und Links zu anderen Konten in sozialen Medien.

Clubhouse: 1,3 Millionen Nutzerïnnen von Daten-Scraping betroffen

  • CyberNews berichtet zudem über 1,3 Millionen Clubhouse-Datensätze, die in einem Hacker-Forum frei heruntergeladen werden können.
  • Ähnlich wie bei LinkedIn handelt es sich auch hierbei nicht um Daten, die durch ausgeklügeltes Hacking erbeutet werden konnten. Vielmehr haben Unbekannte öffentlich verfügbare Daten wie User-ID, Klarnamen, Nutzernamen, Anzahl der Follower, etc. abgegriffen, zusammengeführt und aufbereitet.
  • Clubhouse unterstreicht bei Twitter, dass es sich „formal“ nicht um einen Breach handelt, sondern letztlich jeder via API auf die Daten in dieser Form zugreifen könnte.
  • Ähm, ja. Pricacy by design sieht anders aus. Aber das Thema Privatsphäre wird bei Clubhouse ja eh nicht besonders groß geschrieben.

Audio Boom

  • Hotline: Facebooks Team für experimentelle Apps war wieder fleißig. Der neueste Test hört auf den Namen Hotline und ist eine Mischung aus Instagram Live und Clubhouse (Techcrunch). Im Unterschied zur Boom-App Clubhouse können Creator bei Hotline wahlweise ihr Video einschalten. Zudem gibt es keine Begrenzung hinsichtlich der Teilnehmerzahl. Gespräche können aufgezeichnet werden und im Anschluss direkt bei YouTube, Facebook, Tiktok oder als Podcast geteilt werden. Zudem können Fragen schiftlich eingereicht werden. Ob eine Frage diskutiert werden soll, kann per Up- / Downvote ermittelt werden. Ob es die App auf den Markt schafft, ist nicht absehbar.
  • Stage Channel: Bei Discord können sich Menschen schon eine ganze Weile zusammenfinden, um fröhlich und wild miteinander zu quatschen. Jetzt geht Discord einen Schritt Richtung Clubhouse und bietet mit Stage Channel die Möglichkeit, dass ausgewählte Personen vor Publikum sprechen (The Verge) – etwa im Sinne eines Ask Me Anythings. Während Clubhouse nur bei iOS und Twitter lediglich Test-Nutzerïnnen zur Verfügung steht, ist Discord bereits auf allen gängigen Plattformen nutzbar.
  • Locker Room: Spotify hat die Übernahme der Live-Audio-App Locker Room verkündet (Axios). Bisland ist die App unter Sport-Fans beliebt, um sich über aktuelle Events auszutauschen. Spotify möchte die App nutzen, um mehr Live-Interaktionen zwischen Creators und Fans herzustellen – etwa in Form von Debatten und Konzerten.
  • Audio Experience: Audio ist jetzt auch bei LinkedIn ein Thema. Bei Techcrunch heißt es: „We’re doing some early tests to create a unique audio experience connected to your professional identity. And, we’re looking at how we can bring audio to other parts of LinkedIn such as events and groups, to give our members even more ways to connect to their community.“ Well… Seems legit.
  • Spaces am Desktop: Twitter Spaces gibt es bislang nur mobil. Das könnte sich aber schon sehr bald ändern. Laut The Verge wird Twitters Clubhouse-Klon künftig auch am Desktop verfügbar sein.

Follow the money

  • Feindliche Übernahme: Twitter und Clubhouse haben sich angeblich über eine mögliche Übernahme unterhalten. Bloomberg zufolge stand dabei eine Summe von vier Milliarden Dollar im Raum. Kein schlechter Preis für eine App, die weniger als ein Jahr am Start und bislang lediglich auf iOS verfügbar ist. Die Welt spinnt. Oder nicht?!
  • Screenshopping: Snapchat möchte in Sachen E-Commerce ganz vorne mit dabei sein (The Information $). Ein wichtiges Element dafür ist ein Feature, das Shopping-Vorschläge auf der Grundlage von Fotos macht, die bei Snapchat Memories (quasi Snapchats internes Fotoalbum) hinterlegt wurden.
  • Mehr, mehr, mehr! Die Ausgaben für digitale Werbung sind im vergangenen Jahr um 12 Prozent gewachsen (CNBC). Die Top 10 Unternehmen verbuchen dabei 78 Prozent aller Umsätze. Ein Plus um 1,5 Prozent gegenüber 2019. Insgesamt wurde 2020 139,8 Milliarden Dollar für digitale Werbung ausgegeben.
  • Signal testet digitales Bezahlsystem: Eigentlich ist Signal eine wunderbare App, um sicher zu kommunzieren. Jetzt sieht es aber ganz so aus, als sollte Signal unbedingt mehr als ein Kommunikationswerkzeug sein: In Großbritannien testet das Unternehmen eine Bezahlfunktion auf der Grundlage von MobileCoin (Techcrunch). Wir sind uns noch nicht ganz sicher, wie wir das finden sollen.
  • Im Club der Einhörner – Teil 1: Cameo ist jetzt eine Milliarde Dollar wert.
  • Im Club der Einhörner – Teil 2: Patreon ist jetzt sogar vier Milliarden Dollar wert.

Creator Economy

  • Pinterest lockt Creator mit einem 500.000-Dollar-Creator-Fund. Um allerdings als Creator auf der Plattform geführt zu werden, muss einem sogenannten Creator Code (Techcrunch) zugestimmt werden. Darin verpflichten sich Creator freundlich zu sein, Fakten zu checken und inklusiv zu wirken. Das ist mal ein Ansatz!
  • Clubhouse Payments: Clubhouse-Nutzerïnnen können ihren Lieblings-Laberköpfen jetzt Geld zukommen lassen – und zwar ohne die App zu verlassen. Clubhouse selbst verdient (noch) nicht mit: 100 Prozent gehen an die Creator.
  • Creator Mode: LinkedIn ermöglicht es seinen Nutzerïnnen, einen sogenannten Creator Mode (Techcrunch) zu nutzen. Anders als bei TikTok oder Instagram geht es bei LinkedIn aber eher um eine Form der Repräsentation, respektive der Auffindbarkeit. Es geht nicht darum, mit Inhalten auf der Plattform Geld zu verdienen.

Neue Features bei den Plattformen

TikTok

  • Neue Effekte: TikTok gibt weiter Gas, was die hauseigenen Effekte angeht. Sechs interaktive Musikeffekte (Techcrunch) sorgen derzeit für Furore.
  • Auto Captions: TikTok hat ein neues Feature gelauncht, das Videos automatisch beschriftet / untertitelt (Tik Tok Newsroom). Creator können über einen Editor die Untertitel anpassen.
  • Wellness Hub: TikTok hat ein Wellness Hub gelauncht, um Nutzerïnnen Informationen zu den Themen mentale und physische Gesundheit an die Hand zu geben. Konkret geht es um die folgenden vier Kategorien: „Food and Nutrition“, „Fitness“, „Life Advice“ and „Mindfulness“.
  • Playlists erstellen: Creator können jetzt Playlists anlegen. Wie das funktioniert, zeigt Jera Foster-Fell in ihrem TikTok.

Facebook

  • Kommentare abschalten: Facebook-Nutzerïnnen können jetzt entscheiden, ob bei einem Post Kommentare zulässig sind oder nicht (Facebook Newsroom). Die Einschränkungen erinnern an die kürzlich bei Twitter eingeführten Optionen: Entweder alle kommentieren (public), nur Freunde kommentiern (Friends) oder nur Personen, die im Post getagged wurden.
  • Feed Filter Bar: Facebook schwankt ja irgendwie immer zwischen der Vorstellung, dass Nutzerïnnen sowieso keinen Bock hätten, ihre Feeds händisch zu sortieren, und der Idee, ihnen eben genau dafür Extra-Tools an die Hand zu geben. Aktuell hat sich einmal wieder letztere Glaubensrichtung durchgesetzt und dafür gesorgt, dass in einer Feed Filter Bar angegeben werden kann, welche Freunde und Pages zu den Favoriten gehören (Facebook Newsroom). Und ob lieber ein algorithmisch sortierter oder ein chronologischer Feed angezeigt werden soll. Nutzt ihr das?
  • Bezahlen via QR-Code: Facebook testet in den USA eine neue Option, Bezahlvorgänge mittels Facebook Pay und QR-Codes zu vereinfachen (Macrumors).
  • Voting und Reactions: Facebook spielt derzeit mit allerhand Up- und Downvoting-Optionen für Posts in Gruppen (Social Media Today). Auch testet Facebook allerlei neue Reactions, um zeigen zu können, was der Post mit einem gemacht hat. I feel so aufgeschlaut – Eulen-Emoji!

Instagram

  • Remix: Instagram hat jetzt seinen TikTok-Duett-Klon Remix offiziell gelauncht (Techcrunch). Mittels Remix lassen sich Videos parallel zu bereits auf der Plattform verfügbaren Videos aufnehmen – um z.B. eine Choreografie zu tanzen oder ein Reaction-Video zu posten.
  • Tipps vom Chef: Adam Mosseri haut auf Twitter ein paar Instagram-Tipps raus. Vieles davon ist Power-Userïnnen sicherlich bekannt. Aber dass sich per langem Klick auf die Lupe direkt das Keyboard öffnet, um loszutippen, war uns zum Beispiel nicht klar. Naja. Wird unser Leben auch nicht radikal verändern. Aber ganz nice to know…

Twitter

  • Sticker in Fleets: Bei Twitters Story-Klon lassen sich jetzt auch Sticker posten (The Verge). Wurde aber auch langsam mal Zeit, dass Twitter da nachlegt.
  • Communities: Twitter möchte bekanntermaßen analog zu Facebook Gruppen künftig auch ein Community-Feature anbieten. Bislang ist noch nicht viel über diese Communities bekannt. Reverse-Engineering-Pro Jane Manchun Wong hat deshalb unter die Motorhaube gelunzt. Und siehe da: das könnte durchaus spannend werden!

Header-Foto von Austin Distel bei Unsplash