Frische Studien

Clubhouse-Nutzung in Deutschland

  • Der Bekanntheitsgrad von Clubhouse steigt nach dem Hype nicht weiter an: Die Nutzerzahlen bleiben mit vier Prozent der Bevölkerung gering.
  • 48 Prozent der von CIVEY befragten Personen haben schon einmal von der Plattform gehört, 95 Prozent haben diese aber noch nie genutzt.
  • Clubhouse verliert die allermeisten Nutzerïnnen nach der Erstanwendung. Ein Zehntel der Nutzerïnnen besucht Clubhouse täglich.
  • Etwa jeder Sechste diskutiert mit, 40% nutzen die App ausschließlich als Zuhörer.
  • Bei den 18- bis 29-Jährigen erreicht Clubhouse die höchsten Nutzerzahlen: Rund 63% haben von der App schon einmal gehört. 7,5% der Befragten haben die Anwendung schon einmal genutzt.
  • Das Interesse sinkt mit zunehmendem Alter: 1,6% der über 65-Jährigen haben die App schon einmal genutzt.
  • Der Datenschutz spaltet die Community. 44% schätzen den Datenschutz als unwichtig ein, 42% halten ihn dagegen für wichtig, dabei wird der Zugriff auf die Kontaktliste sowie die Verwendung der Daten als kritisch angesehen. Viele kritisieren zudem die unklare Datenverwendung.
  • Go deep: Nutzerstudie zu Clubhouse – Teil 2 (CIVEY)

—> Be smart: Clubhouse muss sich ordentlich ins Zeug legen, um die aktivsten Nutzerïnnen zu halten. Ein Mittel: Kreativen die Möglichkeit bieten, für ihr Engagement auf der Plattform bezahlt zu werden. Genau dieses Feature soll in den kommenden Wochen allen zur Vergügung stehen (Techcrunch). Ob dieser Schritt von nachhaltigem Erfolg gekrönt sein wird, muss sich erst noch zeigen. Es könnte aber ein wesentlicher Baustein für Clubhouse sein, um sich längerfristig am Markt zu positionieren. Peter Yang zeigt, was es darüber hinaus noch bräuchte:

  1. Help creators build community
  2. Help fans discover great content
  3. Introduce adjacent content formats

Social Media Nutzung 2021 (USA)

  • YouTube und Facebook dominieren bei erwachsenen Amerikanerïnnen weiterhin die sozialen Medien: 81 Prozent der Befragten nutzen YouTube, 69 Prozent nutzen Facebook.
  • Die Popularität von YouTube zeigt sich noch stärker bei den 18- bis 29-Jährigen: 95% gaben an, YouTube zu nutzen. Facebook erreicht bei jungen Erwachsenen 70%.
  • Neben den beiden Spitzenreitern sind die beliebtesten Apps in der jungen Altersgruppe Instagram (71%), Snapchat (65%) und TikTok (48%).
  • Das größte Wachstum verbuchten seit 2019 YouTube (+ 8%) und Reddit (+7%).
  • TikTok konnte sicherlich den mit Abstand größten Zuwachs verbuchen – hier fehlen PEW aber die Vergleichszahlen.
  • Während 50% der über 65-Jährigen Facebook nutzen, bleibt der Besuch bei Snapchat in dieser Altersgruppe aus. Lediglich 2% nutzen Snapchat.
  • Go deep: Social Media Use in 2021 (Pew), YouTube is social media’s big winner during the pandemic (NBC News)

—> Be smart: Die Zahlen zeigen, wie es um die Social-Media-Nutzung in den USA bestellt. Die Daten lassen sich nicht direkt auf Deutschland übertragen. Der Blick über den Teich lohnt sich aber dennoch: Die USA sind der wichtigste Markt für die Plattformen, in keiner anderen Region verdienen sie so viel Geld. Wie heißt es so schön: die 16jährige Instagram-Nutzerin aus Nebraska entscheidet darüber, wie die Welt soziale Medien nutzt. Und wenn wir die Zahlen richtig lesen, dann schaffen es die Plattformen in den USA kaum noch, neue Nutzerïnnen hinzuzugewinnen. Von daher müssen die Unternehmen alles daran setzen, die bestehende Nutzerschaft bei Laune zu halten. Das geht entweder über neue Features (Hallo Audio, Hallo AR/VR, Hallo Kurz-Videos) oder über spannende Inhalte (Hallo Creators, Hallo Exclusives, Hallo Sportrechte).

Mehr Bildschirmzeit auf mobilen Geräten

  • Die weltweit verbrachte Bildschirmzeit in Apps steigt erstmals auf 4,2 Stunden pro Tag. Das entspricht einem Anstieg von 30% in zwei Jahren.
  • In einigen Märkten liegt der Durchschnitt noch höher – Brasilien, Südkorea und Indonesien kommen auf mehr als fünf Stunden.
  • Indien verbucht den größten Sprung: Im Vergleich zum ersten Quartal 2019 stieg die verbrachte Zeit mit Smartphone-Apps um 80% im ersten Quartal 2021.
  • Die westlichen Märkte verzeichnen einen starken Anstieg von Ende-zu-Ende verschlüsselten Messaging-Apps. Signal verzeichnete in Deutschland, Großbritannien und Frankreich den größten Wachstum bei den Downloads im Quartalsvergleich. In den USA schafft es Signal immerhin auf den vierten Platz.
  • Go deep: Consumers now average 4.2 hours per day in apps, up 30% from 2019 (Techcrunch)

—> Be smart: App Annie misst nur, was auf Android-Geräten passiert. Dadurch sind die Zahlen nur eingeschränkt aussagekräftig. Uns interessiert hier in erster Linie der Vergleich zu den Vorjahren. Dieser ist durchaus valide, weil die Smartphone-Durchdringung konstant ist. Und der Vergleich bestätigt eine These, die wir seit Jahren verfolgen: Das Smartphone ist das wichtigste Werkzeug, um das Internet zu nutzen. Hier nutzen die Leute aber kein freies, offenes Internet, sondern ein Internet im Internet – vermittelt durch die kommerziellen Interessen der Plattformen. Wer Menschen erreichen möchte, muss sich wohl oder übel den Interessen der Plattformen unterordnen und akzeptieren, dass das, was früher einmal Kunst oder Journalismus war, in der von den Plattformen vorgegebenen Aufmerksamkeitslogik nur noch ein Stück Ware ist. Alles wird kommodifiziert. Alles steht permanent miteinander in Konkurrenz. Und der Plan geht für die Plattformen auf. Immer mehr Zeit wird auf ihnen verbracht.


Social Media & Politik

Wo kein PR-Desaster droht, ist auch kein Problem

Honduras Präsident, Juan Orlando Hernández, konnte das Engagement seiner Beiträge auf Facebook durch ein ziemlich simples Schlupfloch fast ein Jahr lang ungestört aufblähen. Hernández Team legte Tausende Pages als Shops und Organisationen an, gab diesen Pages dann aber normale Personennamen – etwa Zeyneb Babayeva oder Laman Huseynova. So konnte unter Facebook-Posts kommentiert und geliked werden, ohne dass Dritten direkt auffiel, dass es sich nicht um reguläre Personen sondern um Fake-Pages handelte. Facebook selbst machte laut Guardian trotz Hinweisen 11 Monate lang genau gar nichts. Nur ein Beispiel aus einer Serie an Artikeln, die aufzeigt, wie wenig sich Facebook um das Ausnutzen der eigenen Plattform scherrt, wenn nicht unmittelbar ein PR-Desaster droht.

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Kampf gegen Desinformation und Hass

Neue Wege bei der Content Moderation

Viel zu lange hat die Tech-Industrie so getan, als gäbe es beim Thema Content Moderation nur Schwarz oder Weiß – sprich: entweder löschen oder auf der Plattform lassen. Peu à peu zeigen sich die Unternehmen aber zunehmend kreativer und warten mit neuen Lösungsansätzen auf:

  • Facebook: Kontext ist König: Facebook testet in den USA neue Labels (@fbnewsroom), um Nutzerïnnen auf einen Blick zu erklären, um was für einen Absender es sich beim entsprechenden Post handelt. Zunächst werden folgende Hinweise ausprobiert: „Public Official“, „Fan Page“ und „Satire Page“.
  • Twitch: Respekt kennt keine Grenzen: Die Streaming-Plattform Twitch erweitert seine „Hate and Harrassment Policy“ um einen spanennden Aspekt: Künftig können Streamerïnnen auch dann von der Plattform ausgeschlossen werden, wenn sie abseits von Twitch gegen die Policy verstoßen. Dabei geht es u.a. um gewalttätigen Extremismus, Terrorismus, Androhung von Gewalt, sexuelle Übergriffe und Verbindungen zu bekannten Hassgruppen.
  • Pinterest: Mehr Freundlichkeit wagen : Pinterest startet einen Creator Code. Das Unternehmen versteht den Code als eine Art Eid, um Nutzerïnnen dazu anzuhalten, freundlich und positiv miteinander umzugehen. Creator werden zudem dazu aufgefordert, Fakten zu prüfen und inklusiv zu wirken. Wer Creator auf Pinterest sein möchte, muss der Verpflichtung zustimmen.

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Follow the money

TikTok wird zur Shopping-Mall

Wie Business Insider zeigt, plant TikTok eine ganze Reihe von neuen Werbeangeboten. Einiges davon ist bereits bei der chinesischen Schwester-App Douyin erprobt. Unterm Strich geht es um verschiedene Varianten, Nutzerïnnen Hinweise zu den Konsumgütern zu geben, die in den jeweiligen Videos zu bestaunen sind. Hier ein paar Eindrücke aus dem Pitchdeck, das verschiedenen Werbern in den USA vorgelegt wurde, um ihnen die Plattform schmackhaft zu machen:

Zudem zeigt das Pitchdeck einige interessante Statistiken:

  • TikTok hat weltweit 732 Millionen monatlich aktive Nutzerïnnen (MAU)
  • In den USA kommt TikTok auf 100 Millionen MAU
  • Nutzerïnnen verbringen durchschnittlich 89 Minuten pro Tag (!) auf der Plattform
  • Nur die Hälfte der User hat auch einen Account bei Instagram

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Neue Features bei den Plattformen

Instagram

  • To hide or not to hide? Instagram testet eine neue Option (Techcrunch), mit der Nutzerïnnen bestimmen können, ob die Anzahl der Likes bei den Posts von Dritten zu sehen sein sollen oder nicht. Zudem können sie bei Bedarf die Like-Zählung für ihre eigenen Beiträge deaktivieren. Facebook wird sich dem Test in Kürze anschließen.

Facebook

  • Sparked: Facebook testet Video-Dating-App: Im Gegensatz zu Tinder swiped man bei Sparked nicht Personen nach links und rechts. Sparked schickt seine Nutzerïnnen auf kurze, vierminütige Video Speeddates (Techcrunch), die bei gegenseitigem Gefallen auf zehn Minuten verlängert werden können, um Kontaktdaten auszutauschen. Das Entwicklerteam von Sparked charakterisiert die App als kleinen externen Beta-Test, der Einblicke in die Funktionsweise von Video-Dating geben soll, um die Erfahrung mit Facebookprodukten zu verbessern. Dass Sparked breiter ausgerollt wird, wäre eine Überraschung.

Telegram

  • Voice Chats planen: Telegram erlaubt es in der neuesten Beta-Version, Voice Chats zu planen (TestingCatalog).

Header-Foto von Kunal Goswami bei Unsplash