Salut und herzlich Willkommen zur 600. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings! Wir freuen uns sehr, dass wir zu unserer Jubiläumsausgabe so viele neue Kollegïnnen bei uns begrüßen dürfen – 1216 neue Abonnentïnnen zählt unser Briefing seit Beginn des Jahres. Vielen lieben Dank für die zahlreichen persönlichen Empfehlungen und die Wertschätzung unserer Arbeit! Großartig, dass Ihr alle an Bord seid!
Heute beschäftigen wir uns mit ByteDances vielleicht nächstem großen Ding: Resso. Zudem erinnern wir uns an Facebooks Vergessen-Funktion. Ferner blicken wir auf 10 Fragen, die sich jeder stellen sollte, der / die mit Social-Media-Daten arbeitet. Das und noch mehr im Paid-Newsletter Deiner Wahl – Merci, Martin
Spotify – nur anders: Resso
Was ist: ByteDance hat große Pläne. Während mit TikTok / Douyin neue Social-Media-Apps weltweit lanciert werden konnten. Und sich Toutiao im Bereich News-Aggregatoren immer stärkerer Beliebtheit erfreut, sollen nun Spotify, Amazon Prime und Apple Music angegriffen werden (Bloomberg).
Resso gibt es vorerst nur in Indien und Indonesien. Beides Länder, in denen TikTok bereits extrem populär ist. Bislang wurde die App nur von ca. 27k Nutzerïnnen installiert. Die Main-Features sind jedoch so anders als all das, was wir von Spotify kennen, dass es sich bereits jetzt so anfühlt, als könnte es ein echter Herausforderer werden.
Was unterscheidet Resso von Spotify und Co?
- Nutzerïnnen können direkt unter einem Song Kommentare verfassen.
- Nutzerïnnen sehen die Real-Time-Lyrics zu jedem Song – dauerhafter Karaoke-Modus sozusagen.
- Nutzerïnnen können aus den Songs Gifs und Videos produzieren – also ganz im TikTok-schen Stil.
Be smart: Noch hat ByteDance keine Deals mit den größten Rechteinhabern – also weder mit Warner Music, noch Universal Music oder Sony Music. Noch nicht. Aber die Verknüpfung von Musik-Streaming-Angebot und Social Network klingt imho ziemlich spannend.
Facebook „vergisst“ seine Vergessen-Funktion
von Simon Hurtz
Was ist: Nichts ist. Und genau darin besteht das Problem. Denn vor 591 Tagen, am 1. Mai 2018, kündigte Mark Zuckerberg eine neue Funktion an, die Nutzerïnnen die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben sollte. Es folgten eine Namensänderung (aus „Clear History“ wurde „Off-Facebook Activity (OFA)“) und immer wieder neue Versprechungen und Erklärungen („technisch komplex, aufwendiger als gedacht“). Doch nach wie vor warten fast alle Nutzerïnnen vergeblich.
Im vergangenen August habe ich das lange Warten auf OFA so beschrieben (SZ):
„Komm, wir gehen“, sagt Estragon. „Wir können nicht“, antwortet Wladimir: „Wir warten auf Godot.“ Zwei Akte lang lang harren die beiden aus, doch Godot lässt sich nicht blicken. Das Theaterstück steht für vergebliches Warten. Im vergangenen Jahr wirkte es manchmal so, als habe Samuel Beckett nicht nur „Warten auf Godot“ geschrieben, sondern auch ein Drehbuch für Facebook.
Es war mein dritter Text zu diesem Thema, weil Facebook seine Versprechen immer wieder gebrochen hatte und ich jedes Mal ein Update hinterher schieben musste. Der Anlass war ein erfreulicher: Damals startete OFA in in Irland, Spanien und Südkorea – und sollte in anderen Ländern „in den kommenden Monaten“ freigeschaltet werden.
Daraus sind mittlerweile vier Monate geworden, und noch immer lässt sich OFA nicht blicken. Das ist bedauerlich, denn die Funktion ist mächtig. Nutzerïnnen könnten damit Daten einsehen, die andere Apps und Webseiten an Facebook übermitteln. Außerdem können sie Facebook anweisen, diese Informationen künftig nicht mehr mit ihrem Profil zu verknüpfen. Wenn viele Menschen davon Gebrauch machen, wird Facebooks Werbegeschäft leiden.
Alle Hintergründe zu OFA gibt es in Briefing #574 – an dieser Stelle soll es um einen Text von Brian Feldman (New York Magazine) gehen.
Wie Facebook die Öffentlichkeit in die Irre führt: Feldman vergleicht OFA mit Schrödingers Katze: tot und lebendig zugleich. In seiner Kommunikation nach außen tut Facebook so, als gebe es OFA längst. „Wir haben verstanden, wir tun etwas“, signalisiert Facebook. Das soll den Regulierungsdruck senken und Politikerïnnen besänftigen.
Tatsächlich kann sich aber nur ein Bruchteil der Nutzerïnnen weltweit seine Privatsphäre mit Hilfe von OFA zurückholen. Niemand weiß, ob und wann der globale Rollout folgt – aber fast alle Medien haben im August darüber geschrieben, als sei es bereits geschehen oder nur noch eine Frage der Zeit.
„It makes it almost impossible for anyone except the company itself to inform the general public of tools they can use to protect and manage their privacy. There is no way for the press to be timely and informative about about these things, and that works enormously to Facebook’s advantage, keeping you locked in and unable to exercise even minimal control over your personal data.“
Be smart: Dass neue Features erst für kleine Testgruppen freigeschaltet werden, ist völlig normal und auch sinnvoll. Oft finden sich Bugs erst im Alltagseinsatz, und das Feedback der Nutzerïnnen kann berücksichtigt werden. Andere Unternehmen greifen auf freiwillige Betatesterïnnen zurück, Facebook nutzt bestimmte Länder als Kontrollgruppen. Zum Beispiel können Menschen in Bolivien, Kolumbien, Litauen und Polen bereits seit einem Jahr gesendete Nachrichten im Messenger zurückholen, der Rest der Welt muss noch warten.
Ich weiß nicht, ob Facebook die Salamitaktik in diesem Fall bewusst gewählt hat, oder ob die Umsetzung tatsächlich so kompliziert ist, dass mehr als anderthalb Jahre dafür nötig sind. Allerdings bin ich mir sicher: Wenn OFA eine Funktion wäre, mit der Facebook zusätzliches Geld verdienen könnte, wäre sie längst live.
Die Möglichkeiten, die OFA bietet, sind sinnvoll und überfällig. Deshalb wünsche ich mir zwei Dinge:
- Facebook sollte die eingeschränkte Datensammlung standardmäßig für alle Nutzerïnnen aktivieren: Statt daraus einen Opt-in-Dialog zu machen, den kaum jemand in den Einstellungen finden wird, müsste das der Normalfall sein. (Not gonna happen. Aber kurz vor Weihnachten darf man sich ja etwas wünschen.)
- Facebook sollte daraus lernen und neue Datenschutz-Funktionen erst dann ankündigen, wenn einigermaßen absehbar ist, wann damit zu rechnen ist. Einmalig mag eine solche Ankündigung den Druck mildern – aber wenn sich die Geschichte wiederholt, werden Medien misstrauisch. Langfristig schadet Facebook sich damit selbst.
10 Fragen, die Ihr Euch stellen solltet, wenn Ihr mit Social-Media-Daten arbeitet
Ein Gastartikel aus der Social-Media-Watchblog-Community
Was ist: Viele Beispiele in diesem Newsletter und in unserer Arbeit machen uns immer wieder bewusst, wie viele Daten, Metriken und KPIs für Social Media vorhanden sind. Aber viele kennen auch die andere Seite: Es ist Ende des Monats, man muss den Erfolg der Aufwände für Social-Media-Advertising rechtfertigen und kann den Peak oder Dip nicht wirklich erklären. Bei genauem Hinsehen ist oft nicht so ganz klar, was die vielen Daten zu sagen haben. Höchste Zeit, dass wir alle, nicht nur die Experten, dieses Thema viel stärker in den Vordergrund stellen.
Warum ist das wichtig? Daten sind für professionelle Social-Media-Nutzer elementar. Wir nutzen sie um die Wirkung von Social Media zu belegen, um Interaktion zu bewerten und unsere eigenen Aktivitäten zu optimieren, oder – wenn man für Werbeetats und Marketing zuständig ist – um Milliarden für Werbemaßnahmen in den virtuellen Äther zu jagen und den ROI zu belegen. Unsere Einschätzungen, Entscheidungen und Handeln werden zunehmend von Daten bestimmt. Und Daten geben uns ein Gefühl von Macht, von Kontrolle und Steuerbarkeit.
Aber was, wenn diese Rechnung nicht aufgeht? Nach unserer Erfahrung durchschauen viel zu viele nicht ausreichend, was der Datenwelt von Social Media zugrunde liegt, wie die Daten erzeugt werden, was sie aussagen und wo ihre Grenzen liegen. Das ist fatal, denn statt rational handeln wir schnell mal datengestützt irrational. Statt die (begrenzte) Transparenz zu nutzen, die viele Daten bieten, schaffen wir selbst Intransparenz. Das macht Einschätzungen und Entscheidungen nicht besser, sondern schlechter. Facebook und Co. halten uns noch dazu bewusst im Ungewissen (z.B. die Metrik “Reach” bei Facebook Ads), damit wir weiter für die großen Reichweiten bezahlen.
Be smart: Daten richtig nutzen und sie verstehen ist smart. Es ist aber gar nicht so leicht. Smart ist deshalb auch, wenn wir uns alle intensiver und kritischer mit den Daten, ihrer Verarbeitung und sinnvollen Nutzung beschäftigen und dabei lernen. Denn Datenverständnis ist dabei genauso wichtig wie die Daten selbst. Es geht uns alle an.
Was tun: Das Problem und die Aufgabe sind groß. Aber anfangen kann man auch im Kleinen. Nehmen wir Vergleiche als Anfang. Sie sind oft genug das Salz in der Datensuppe, denn es wird spannend, wenn wir sagen können: Größer als, kleiner als, besser als, erfolgreicher als. Benchmarks sind dafür die Tools. Aber gute Benchmarks sind schwer zu finden und machen nur Sinn, wenn man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht.
Hier sind 10 Fragen, die man sich stellen sollte, wenn man das nächste Mal Social-Media-Daten analysiert, interpretiert, erklärt oder ein Reporting aufsetzen muss, an dem der Erfolg gemessen wird.
- Sind die Benchmarks und Indikatoren geeignet, das zu messen, was man wissen will? Diese Frage ist besonders kritisch: Denn fast alle Daten sind nur Indikatoren, die für etwas stehen sollen, aber dieses eben nicht selbst sind.
- Welche Werte wurden eigentlich wie gemessen? Was genau passiert bei dieser Messung technisch? Wie genau bzw. fehleranfällig ist sie?
- Auf Betrug achten! Netz und Social Media sind voll davon. Ist eigentlich klar, ob die Interaktion oder Engagement mit echten Nutzern stattfand? Bots erzeugen Page Views, Klicks und vieles andere. Sind die Benchmarks wirklich dagegen gefeit?
- Auf die Menschen achten, deren Handlungen zu Daten wurden. Geht es um die, die man erreichen möchte? Und wenn ja oder nein: Woher weiß man das?
- Sagt die erzielte und gemessene Handlung der Menschen wirklich das aus, was man z.B. aus Impressions und Klicks deutet? Bei Kaufabschlüssen mag das eindeutiger sein. Bei Awareness-Kampagnen ist es ungleich schwieriger.
- Wenn man sich mit anderen misst, überprüfen, ob das vergleichbar ist. Waren es gleiche Ziele (z.B. viele Klicks), worum ging es inhaltlich, wie wurde es gestaltet, wie lange existiert die Seite schon und wie intensiv wurde sie promotet? Redet man wirklich über vergleichbare Kampagnen, Pages, Profile?
- Aber auch, wenn man Pages oder Kanäle vergleicht: Sind es jeweils die gleichen (Ziel-) Gruppen, um die es geht? Sind sie gleich groß, gleich digital affin, mit den gleichen Interessen und Involvements in der Sache? Haben sie die gleichen kulturellen Hintergründe?
- Zeitvergleiche sind super interessant. Aber funktionieren sie auch richtig? Hat man komplette Zyklen (z.B. ein ganzes Jahr) erfasst, saisonale Effekte oder intervenierende Ereignisse beachtet? Wurden Algorithmen währenddessen verändert, hat sich der Kontext verändert, wurde Konkurrenz vergrößert oder reduziert? Kurz: War die Zeit wirklich vergleichbar?
- Wenn man die Daten im Griff hat und vergleicht, muss man sie bewerten. Muss man Konsequenzen daraus ziehen oder eine Annahme in Frage stellen? Sind die Ergebnisse wirklich so prägnant oder die Veränderungen so groß? Sagen sie schon alles, was man dafür wissen muss?
- Last but not least: Wir bilden uns ständig Annahmen darüber, was uns Daten und Indikatoren anzeigen. Aber wir müssen uns immer wieder fragen: Liegen wir mit diesen Annahmen richtig? Reicht uns dieser Indikator? Brauchen wir noch etwas anderes, um es wirklich zu wissen?
Disclaimer: Dieser Beitrag ist ein Gastartikel von Thomas Perry und Yannick Rieder. Perry ist Geschäftsführer von Q Agentur für Forschung und arbeitet dort viel mit Social Media und Social Web. Rieder ist Market Research & Competitive Intelligence Manager bei Janssen Pharmaceutica Deutschland und Experte für die Analyse von Web- und Social-Media-Inhalten. Beide lesen das Briefing seit Jahren. Als sie uns anboten, über das Thema zu schreiben, haben wir das Angebot gern angenommen.
Facebook vs. USA: Es droht der Kryptokrieg
von Simon Hurtz
Was ist: Regierungen wollen Zugriff auf Nachrichteninhalte – Unternehmen wollen ihre Messenger verschlüsseln und keine Hintertüren für Ermittlerïnnen einbauen. Ein Kompromiss ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Der Konflikt spitzt sich zu.
Was Regierungen fordern: Tech-Konzerne sollen ihre Verschlüsselung für Geheimdienste brechen und Ermittlerïnnen über Backdoors mitlesen lassen. Dabei argumentieren sie vor allem mit Kindesmissbrauch und Terrorismus. Kriminelle nutzten verschlüsselte Dienste, um Straftaten zu planen und zu begehen.
Im Oktober schrieben die Regierungen der USA, Großbritanniens und Australiens einen Brief an Mark Zuckerberg. Faceboook dürfe seine Plattformen nicht weiter verschlüsseln, wenn nicht gewährleistet sei, dass Strafverfolgerïnnen auf Nachrichten zugreifen könnten.
Was Facebook sagt: Am Montag haben die Manager Will Cathcart (WhatsApp) und Stan Chudnovsky (Messenger) öffentlich geantwortet (PDF). Ihr zentrales Argument: Es ist unmöglich, Hintertüren nur für Ermittlerïnnen einzubauen. Eine solche Schwachstelle steht immer auch Kriminellen, Hackerïnnen und autoritären Regimen offen.
Der renommierte Kryptografie-Experte Bruce Schneier drückt es so aus:
„You have to make a choice. Either everyone gets to spy, or no one gets to spy. You can’t have „We get to spy, you don’t.“ That’s not the way the tech works.“
Mehr als 100 Organisation unterstützen diese Position, darunter Amnesty International und Privacy International.
Was vorher geschah: Im März hatte Mark Zuckerberg in einen grundlegenden Strategiewechsel angekündigt. In dem 3200-Wörter-Post „A Privacy-Focused Vision for Social Networking“ erklärte er unter anderem, Facebook habe verstanden, wie wichtig Privatsphäre und Sicherheit seien.
Deshalb sollen alle Messenger-Dienste auf eine gemeinsame technische Plattform gestellt und Ende-zu-Ende-verschlüsselt werden. Bei WhatsApp sind Nachrichteninhalte bereits sicher verschlüsselt, im Messenger nur optional (und soweit ich weiß, nutzt fast niemand diese Möglichkeit), bei Instagram gar nicht. Standardmäßige Verschlüsselung für alle Dienste könnte die Privatsphäre von Milliarden Menschen schützen.
Was jetzt geschieht: Politikerïnnen erhöhen den Druck. Am Dienstag mussten sich Vertreter von Apple und Facebook im US-Senat rechtfertigen. Ein Video der Anhörungen gibt es auf der Seite des Justizausschusses, die wichtigsten Aussagen hat Motherboard-Reporter Joseph Cox in einem Twitter-Thread zusammengefasst.
Was geschehen wird: Ich kann die politische Stimmung bei diesem Thema schlecht einschätzen. In den USA scheinen die Geheimdienste und beide großen Parteien mehrheitlich überzeugt zu sein, dass es Hintertüren braucht – wobei zumindest das Verteidigungsministerium dem Justizministerium widerspricht (Techdirt). In Deutschland ist diese Meinung vor allem bei konservativen Sicherheitspolikerïnnen verbreitet, es gibt auch laute Gegenstimmen.
Zuckerberg weiß genau, wie groß der politische Druck ist. Anfang Oktober leakte The Verge das Gesprächsprotokoll eines internen Meetings. Zuckerberg sagt darin:
„(…) socially important things like our big push to get towards more encryption across our messaging apps. That will, over time, be very sensitive when we get closer to rolling it out. Law enforcement, obviously, is not going to be psyched about that. But we think it’s the right thing to protect people’s privacy more, so we’ll go defend that when the time is right.„
Es mag seltsam klingen, aber in diesem Fall trifft es zu: Ich hoffe, dass Zuckerberg Wort hält und die Privatsphäre seiner Nutzerïnnen vor Regierungen und Geheimdiensten schützt.
Social Media & Politik
TikTok doesn’t go Washington DC: Upps, also doch nicht. TikTok-Chef Alex Zhu wird vorerst nicht mit US-Politikern über seine Plattform sprechen (Washington Post). Angeblich wurde das Gespräch deshalb verschoben, weil Zhu sich nicht sicher sei, dass die Gespräche auch wirklich produktiv würden. Ähm, ja.
Das war 2019
Wir werden dieses Jahr beim Social Media Watchblog keinen Jahresrückblick verfassen. Der Rückblick 2018 hat zwar Spaß gemacht, aber auch wirklich viele Kapazitäten verschlungen. Von daher freuen wir uns, an dieser Stelle einige 2019-Best-ofs zu verlinken, und gleichzeitig die Zeit zu nutzen, um weiter unter der Motorhaube zu schrauben – stay tuned 🙂
- Twitter: Hier ist Twitters Rückblick der „Favorite Tweets 2019“
- YouTube: Herzlichen Glückwunsch: YouTubes Jahresrückblick 2019 ist bereits jetzt das am meisten „dislikte“ Video des Jahres. Aber ganz im Ernst: Das war irgendwie auch klar, dass das zum Meme würde nach dem wirklich miesen Video 2018 (The Verge).
- TikTok hat auch einen Jahresrückblick veröffentlicht und freut sich über die Top 10 Viral Videos / Memes / Artists / Celebrities / Breakout Creators / Dance Trends / Creative Effects / Pet and Animal Videos ¹ / Beauty & Style Videos / Sports. Ein Jahresrückblick als Pitch, quasi.
- Google: Ein extrem YouTube-show-casiger Rückblick auf das Jahr 2019 kommt von Google, die auf der Suche nach Helden sind. Klar, das ist alles sehr schön anzusehen. Es verschleiert aber auch ziemlich gut, was Google (read: YouTube) 2019 vor allem auch geliefert hat: Verschwörungen, Hass und Desinformationen.
- Die besten Memes: Eine subjektive Auswahl der wichtigsten Memes 2019 – und dennoch sehr, sehr sehenswert, was The Ringer da zusammengetragen hat.
- Tech-Konzernen geht es bestens: Ach, übrigens, falls sich irgendwer darum Sorgen gemacht hat, dass der Techlash den Konzernen schadet – nein, nein, überhaupt nicht: Big Tech Is Under Attack, and Investors Couldn’t Care Less (New York Times)
¹ Vice hat gerade zu Tiervideos auf TikTok recherchiert und da heißt es: Der Deutsche Tierschutzbund fordert Warnhinweise: „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass es OK, normal oder gar lustig ist, was gezeigt wird.“
Studien & Academia
Cornell University: Laut einer Untersuchung der Cornell University könnten Facebooks Werbe-Werkzeuge doch stärker für die Polarisierung der USA verantwortlich sein, als bisher angenommen.
„Facebook’s advertising tools may be more responsible for the polarization of American politics than previously understood. New research shows a skew in the delivery of political ads based on the content of those ads alone, rather than the targeting decisions made by political campaigns. The gist: it’s more expensive to talk to people who disagree with you.„
Zahlen, Daten, Statistiken
Global Audience Engagement Insights: Chartbeat zufolge ist auch im dritten Quartal des Jahres der Anteil der mobilen Nutzer gestiegen. Und zwar weltweit.
Parsely Trends: Dem Analyse-Tool Parsely zufolge hängt es stark am Thema, ob etwas eher intern entdeckt wird oder ob etwas über Social „klickt“ (Axios). Politik funktioniert laut Parsely auf Social sehr gut. Gesundheit und Lifestyle wird hingegen am meisten über interne Verlinkungen geklickt. Spannend!
Schon einmal im Briefing davon gehört
Best Places to work: Glassdoor ist eine der wichtigsten Adresse, wenn es um Jobs im Silicon Valley geht. Um für Unternehmen und Arbeitnehmer interessant und relevant zu bleiben, veröffentlicht das Unternehmen jedes Jahr eine Rangliste der tollsten Unternehmen – also aus Arbeitnehmersicht. Dieses Jahr verlieren Facebook und Google extrem. Während Facebook in den letzten zehn Jahren dreimal als „best place to work” gekührt wurde, landet das Unternehmen dieses Jahr nur auf Platz 23. Google, noch das Top-Unternehmen im Jahr 2015, findet sich auf Platz 11 wieder. Facebook, Google Drop Out of Top 10 ‘Best Places to Work’ List (Bloomberg)
Empfehlungen fürs Wochenende
The Decade the Internet Lost its Joy: „Was als fröhliche Anarchie begann, wurde vom Kapital und der rücksichtslosen Konsolidierung verschlungen“ – ein wirklich lesenswerter 5-Minuten-Rant bei Medium über die Entwicklung des Internets der letzten Jahre.
6 Monate ohne Internet: Eine ebenfalls spannende – und irgendwie moralisch gesehen auch ähnlich gelagerte – Geschichte über das Internet, bzw. über ein Leben ohne Internet, erzählt die Künstlerin Nastja Säde Rönkkö.
What facial recognition steals from us: Ich mag ja diese Videos von Vox. So informativ. Und so unterhaltsam. Das Video, das wir hier empfehlen möchte, beschäftigt sich mit Gesichtserkennung. Und der Frage, wann wir unsere Individualität verlieren.
Neues von den Plattformen
- Irgendwas mit Portal: Facebook Portal bietet jetzt neuen Content. Und ein Login via WhatsApp (Techcrunch). Nice. Wahrscheinlich. Aber ich bin mir trotzdem nicht sicher, dass Portal noch ein Erfolg wird. Aus guten Gründen. Go deep: Briefing 580.
- Nearby Friends: Eine Karte, die anzeigt, wo sich gerade welche Facebook-Freunde aufhalten? Klar, warum nicht. Snapchat macht so etwas schon lange. Sollte doch also auch kein Problem sein, wenn Facebook an einer „Nearby Friends“-Funktion schraubt (Twitter / wongmjane). Nein. Bestimmt nicht.
VSCO
- Kauft Rylo: Das Unternehmen, das für das VSCO-Meme (Vox) verantwortlich ist, scheint sich nicht nur auf Foto-Editing begrenzen zu wollen. Der Kauf des Video-Schnitt-Start-ups Rylo (Techcrunch) zeigt, in welche Richtung die Reise gehen könnte.
Tipps, Tricks und Apps
Search like a pro: Wer mit Instagram zu tun hat, wird diese Tipps lieben: All You Need to Know to Search like a Pro on Instagram (gijn).
iPhones Parental Control: Die Kids ein bissl besser im Blick behalten? Zumindest am iPhone? I feel you! The iPhone’s new parental controls can limit who kids can call, text and FaceTime (Techcrunch)
Cache frischen: Das neue Vorschaubild schlägt nicht durch? Die Headline ist immer noch fehlerhaft? Wer auf Social Inhalte erneuern möchte, sollte diese Tools kennen: How to Clear Facebook Cache, Twitter Cache, and LinkedIn Cache so Your Content Looks Right (Social Media Examiner)
One more thing
Einfach mal nix. Es reicht. Vollkommen. Danke für die Aufmerksamkeit1
Header-Foto von Thinh Nguyen bei Unsplash
Mitglieder-Diskussion