Apple vs. Facebook: Der Streit der Giganten eskaliert

Was ist

Mark Zuckerberg und Tim Cook haben einiges gemeinsam: Sie stehen an der Spitze von zwei der wertvollsten und mächtigsten Konzerne der Welt. Zusammen kommen sie auf 27 Jahre Führungserfahrung und eine Marktkapitalisierung von drei Milliarden Dollar. Vor allem aber verbindet sie eine leidenschaftliche Abneigung.

Wie ausgeprägt diese Animosität wirklich ist, verdeutlicht ein Bericht des Wall Street Journal. Deepa Seetharaman, Emily Glazer und Tim Higgins haben haufenweise pikante Details ausgegraben, die zeigen, dass Cooks öffentliche Sticheleien Spuren hinterlassen: Zuckerberg wirkt zutiefst gekränkt und persönlich verletzt.

Warum das wichtig ist

Natürlich interessieren wir uns für Zuckerbergs Innenleben. Schon allein deshalb, weil über den Roboter-CEO sonst kaum etwas bekannt ist. Aber wir sind kein People-Newsletter. Dieses Thema greifen wir auf, weil es nicht nur um Cook vs. Zuck geht, sondern um Apple vs. Facebook – und damit um den Konflikt zweier Tech-Giganten, bei dem einiges auf dem Spiel steht.

Zunächst geht es um Geld. Um sehr viel Geld. Eine neue Datenschutzfunktion, die Apple in den kommenden Wochen mit iOS 14.5 scharf schalten wird, könnte Facebook Milliarden Dollar kosten. Doch der Streit hat noch eine zweite Ebene, die das WSJ so zusammenfasst:

At stake is how the internet will evolve and which companies will dominate it. Facebook and Apple's visions are diverging and increasingly incompatible. Facebook wants to capture and monetize eyeballs on every possible device and platform. Apple wants to draw users to its own hardware-centric universe, partly by marketing itself as a privacy-focused company. The outcome of the battle could affect what kinds of information users see when they browse the internet.

Worum es in dem Datenschutz-Streit geht

Kurz vor Weihnachten beleuchteten wir in Ausgabe #691 die Kontroverse zwischen Apple und Facebook. Hier fassen wir fassen die wichtigsten Details zusammen:

  • Im Juni kündigte Apple das "App Tracking Transparency"-Framework (ATT) an.
  • Vereinfacht gesagt sollen Entwicklerïnnen um Erlaubnis fragen, bevor sie Userïnnen quer über andere Apps und Webseiten hinweg verfolgen. Wer das nicht will, muss bislang aktiv widersprechen.
  • Apple verhindert also standardmäßiges Tracking und macht daraus eine Opt-in-Option. Es braucht die ausdrückliche Zustimmung der Nutzerïnnen, bevor ihnen eine individuelle Werbe-Identifikationsnummer zugewiesen werden darf.
  • Der Dialog, den bald Hunderte Millionen iPhone-Besitzerïnnen sehen werden, ist eindeutig. Darunter gibt es nur zwei gleich große Optionen: "Ask App not to Track" oder "Allow". Die genauen deutschen Übersetzungen sind noch nicht bekannt, sie dürften aber ähnlich unmissverständlich ausfallen.
  • Die geplanten Änderungen bedrohen eine ganze Branche (Big Tech), die jedes Jahr Milliarden Dollar umsetzt: Werbenetzwerke, Targeting-Firmen und Anbieterïnnen von Tracking-Technologie sehen ihr Geschäftsmodell in Gefahr.
  • Auch viele Entwicklerïnnen integrieren Facebooks Software-Bausteine in ihre Apps, sammeln darüber wertvolle Nutzungsdaten und blenden personalisierte Anzeigen ein. Gemeinsam mit Facebook, großen Verlagen und der Werbebranche protestierten sie gegen Apples Pläne.
  • Der Widerstand zeigte Wirkung. Apple verschob den Start, woraufhin acht Organisationen wie Amnesty International und die Electronic Frontier Foundation (EFF) einen offenen Brief schrieben (PDF), um ihrer Enttäuschung Ausdruck zu verleihen.
  • Jane Horvath, die bei Apple für alle Entscheidungen zuständig ist, die Datenschutz betreffen, antwortete umgehend (9to5 Mac): "Wir stehen weiter voll und ganz hinter ATT und unserem umfassenden Ansatz, Privatsphäre zu schützen." Apple habe den Entwicklerïnnen nur mehr Zeit geben wollen, um ihre Apps anzupassen.
  • Diese Schonfrist geht nun zu Ende, und Zuckerberg wird zunehmend nervös: In mehreren Blogeinträgen und ganzseitigen (CNBC) Anzeigen (Macrumors) in großen US-Medien inszeniert sich Facebook als Retter des "freien Internets" und Fürsprecher kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMUs).
  • Auf einer eigens eingerichteten Kampagnenseite sollen Hoteliers, Friseure, Restaurantbesitzerinnen und andere angeblich Betroffene auf die dramatischen Folgen aufmerksam machen.

Wie der Cook-Zuck-Beef entstand

Cook und Zuckerberg sind sehr unterschiedliche Menschen:

In personality terms, the two men differ greatly. Mr. Zuckerberg, 36 years old, is a hacker-turned-Harvard-dropout who once touted the end of privacy as a social norm. Mr. Cook, 60, who hails from Alabama, has been a deeply private man who rose through the company as a specialist in supply-chain logistics.

Das erklärt aber natürlich nicht, warum sie sich heute bei jeder Gelegenheit gegenseitig öffentlich angreifen. Auf Grundlage der WSJ-Recherche und anderer Ereignisse zeichnen wir die Eskalation nach:

  • 2014 halten sich die Probleme noch in Grenzen. Damals ist Apple eher damit beschäftigt, die Bedrohung abzuwenden, die durch Googles mobiles Betriebssystem Android erwuchs. Cook bezeichnet Facebook als "Partner".
  • Es scheint eine reine Geschäftsbeziehung gewesen zu sein. Schließlich stichelt Cook auch damals schon (Business Insider): "If they’re making money mainly by collecting gobs of personal data, I think you have a right to be worried."
  • Zuckerberg kontert (Time): "You think because you’re paying Apple that you’re somehow in alignment with them? If you were in alignment with them, then they’d make their products a lot cheaper."
  • Die grundlegend differierenden Ausrichtungen der beiden Konzerne spalten zunehmend auch deren CEOs. Apple verdient den Großteil seines Geldes (Apple-Newsroom) mit Hardware. Dagegen macht das Anzeigengeschäft fast 99 Prozent von Facebooks Umsatz aus (Facebook Investor Relations).
  • Cook sagt immer wieder öffentlich, wie wenig er von Facebooks Geschäftsmodell hält – Daten sammeln, Nutzerprofile bilden und deren Aufmerksamkeit an Werbetreibende verkaufen, die personalisierte Anzeigen schalten können.
  • 2017 treffen sich die beiden, um persönlich die Differenzen auszuräumen. Es läuft nicht gut. Zuckerberg beschwert sich, weil Apple sich so lange Zeit lässt, Facebooks Apps und Updates im App-Store freizugeben.
  • Cook macht keine Zugeständnisse. Zuckerberg soll sich ungerecht behandelt gefühlt haben. Sie gehen auseinander, ohne sich nähergekommen zu sein.
  • 2018 folgt die Cambridge-Analytica-Affäre. Kara Swisher fragt Cook, was er an Zuckerbergs Stelle täte. Die Antwort ist kurz und brüsk (Vox): "I wouldn't be in this situation."
  • Das ärgert offenbar viele Menschen bei Facebook. Sie beklagen, dass Cook sich auf Facebook eingeschossen habe und andere Social-Media-Plattformen nicht derart angehe.
  • Intern diskutieren Facebook-Anwältïnnen, ob sie über Lobbyarbeit versuchen sollen, kartellrechtliche Ermittlungen gegen Apple auszulösen. Zuckerberg rät davon ab, den Konflikt allzu öffentlich auszutragen.
  • Trotzdem will er die Attacke nicht unbeantwortet lassen. In einem Podcast mit Ezra Klein (Vox) nennt er Cooks Äußerung "aalglatt“ und sagt: "I think it’s important that we don’t all get Stockholm syndrome and let the companies that work hard to charge you more convince you that they actually care more about you."
  • Intern wird er deutlicher. "We need to inflict pain", soll er seinem Team gesagt haben. Was er meint: Facebook soll Apple das Leben schwer machen, weil er sich ungerecht behandelt fühlt.
  • In den Folgejahren setzt sich der Streit fort. Immer wieder kommt es zu Reibereien, etwa als Apple Facebooks VPN-App Onavo aus dem App-Store wirft, das in Wirklichkeit dazu diente, wertvolle Daten zu sammeln.
  • Die jüngste Eskalation geht auf Apples ATT zurück. "Wir glauben, dass User selbst entscheiden sollten, welche Daten über sie gesammelt werden", schreibt Cook auf Twitter. Facebook könne Nutzerïnnen nach wie vor quer über Apps und Webseiten hinweg verfolgen. "ATT in iOS 14 verlangt bloß, dass sie davor um Erlaubnis fragen."
  • Cook dürfte diesen Tweet mit einer gewissen Genugtuung abgeschickt haben. Er nutzt die gleichen Wörter, mit denen Facebook sonst oft argumentiert: Kontrolle und Wahlfreiheit.
  • Wir geben Nutzerinnen doch nur eine Wahl, sagt Cook. Wer will, kann sich gern überwachen lassen. Wir geben Nutzerinnen doch nur eine Wahl, sagt Zuckerberg. Wer will, kann gern widersprechen.
  • Ende Januar legt Cook nach. Auf einer Datenschutzkonferenz sagt er, die Welt befinde sich derzeit "in einem Moment ungezügelter Desinformationen und Verschwörungstheorien, geschmiert von Algorithmen". Auf wen er anspielt, ist klar.
  • Parallel sagte Zuckerberg während des Analystengespräch zu den Quartalszahlen: "Apple mag behaupten, dass sie Leuten helfen wollen, aber sie verfolgen klar Wettbewerbsinteressen. Wir sehen Apple zunehmend als einen unserer größten Konkurrenten."

Warum Apple kein Heiliger ist

  • Auf den ersten Blick ist die Sache eindeutig: Natürlich ist Facebook nicht nur am Wohl seiner Werbekunden interessiert. Hinter den Interessen der KMUs, die es in den Vordergrund stellt, steht vor allem ein massives Eigeninteresse.
  • Für Facebook stehen Milliarden Dollar auf dem Spiel, auch wenn es die genaue Summe nicht nennen will (Axios). Eric Seufert, Mobile-Advertising-Experte, der diesen Namen verdient (Stratechery), beziffert die möglichen Umsatzeinbußen auf sieben Prozent im zweiten Quartal 2021 (Mobile Dev Demo).
  • Zudem hantiert Facebook teils mit irreführenden Zahlen (Harvard Business Review), die belegen sollen, dass KMUs besonders hart getroffen wären. Das macht die Kampagne nicht glaubwürdiger.
  • Dennoch ist Facebooks Haltung zumindest teilweise verständlich. Apple nutzt für das Opt-in einen vorgeschriebenen Dialog mit eindeutig negativem Wording. Eine komplett freie Wahl sieht anders aus (beide Mobile Dev Demo).
  • In den iPhone-Einstellungen gibt es eine ähnliche Option für personalisierte Werbung (Apple-Support) – dort ist es allerdings ein Opt-out, und die Sprache ist viel weniger drastisch.
  • Hinzu kommen hanebüchene (und sehr erfolgreiche) Anzeigen (YouTube), die Apple als Privacy-Unternehmen positionieren sollen, tatsächlich aber in die Irre führen.
  • In dem Video suggeriert Apple, dass andere Unternehmen private Informationen und Gespräche öffentlich zugänglich machten. Facebook mag Daten sammeln, aber es verkauft eben nicht diese Informationen, sondern Aufmerksamkeit. Das ist ein Unterschied.
  • "This is truly scandalous", schreibt Ben Thompson (Stratechery). "The way in which this ad depicts how your information is used (…) is so misleading that it is hard to call it anything but misinformation."
  • Überhaupt verhält sich Apple teils eher scheinheilig als heilig. Seine eigenen Werbenetzwerke werden bevorzugt behandelt und locken Entwicklerïnnen mit besseren APIs und mehr Informationen.
  • Wenn es Apple tatsächlich nur um die Privatsphäre ginge, dürfte es Google nicht zur Standardsuchmaschine im Safari-Browser machen – und sich das mit acht bis zwölf Milliarden Dollar pro Jahr (NPR) bezahlen lassen.
  • Schließlich setzt Google auf ein ähnliches Geschäftsmodell wie Facebook. Doch wenn Google mit einem Sechstel des Gewinns lockt, den Apple jährlich erzielt, wird wohl auch Cook schwach.

Be smart

Im Frühjahr wird Apple mit iOS 14.5 Facebook und vielen anderen Unternehmen das zweite Quartal verhageln. Ob das Powerplay auch langfristig erfolgreich sein wird, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Bereits jetzt laufen zahlreiche Kartellermittlungen gegen Apple. Facebook soll auch selbst eine Klage vorbereiten (The Information) und das Justizministerium mit Material füttern.

Unabhängig davon, auf welcher Seite man sich verortet und wie die mögliche Kartellklage ausgeht: Grundsätzlich ist es eine gute Sache, wenn Datenschutzdialoge standardmäßig zu einem Opt-in werden. Bislang lautet die Voreinstellung meist: alle Datenschleusen auf. Wenn ATT in dieser Hinsicht Maßstäbe setzt, wäre das eine gute Nachricht für Hunderte Millionen Menschen.


Passion Economy: Wie Creator Geld verdienen können (Part 1)

Was ist

  • Wir erleben aktuell einen spannenden Wettbewerb um Talente. Der Grund: Facebook, Instagram, YouTube, Twitter, Snapchat und TikTok haben zunehmend die gleichen Features. Den wirklichen Unterschied machen die Inhalte. Die Inhalte aber kommen eben nicht von den Plattformen, sondern von einer kleinen, aber enorm wertvollen Nutzergruppe: den Creator.
  • Um keine Nutzerïnnen zu verlieren, müssen die Plattformen also dafür sorgen, dass Creator bei „ihnen“ aktiv sind. Genau das werden sie aber mittelfristig nur dann machen (können), wenn es sich für sie lohnt. Applaus und Reichweite in allen Ehren – aber davon kann keiner seine Miete zahlen.
  • Damit es sich für Creator lohnt, weiterhin Inhalte zu teilen, respektive sich auf den Plattformen zu engagieren, brauchen sie Optionen, um mit ihren Inhalten Geld zu verdienen.

Was wir uns anschauen

  • Viele neuere Plattformen wie OnlyFans, Patreon oder Substack haben diese Notwendigkeit erkannt und ihre Produkte daran ausgerichtet. Die etablierten Plattformen bieten aber auch bereits das eine oder andere Feature an.
  • Unser Blick gilt dabei explizit nicht Markenkooperationen – die sind seit Jahren gelebte Praxis und bescheren vielen Influencerïnnen solide Einnahmen.
  • Uns geht es um Menschen, die bei Facebook Gruppen mit Zehntausenden Mitgliedern betreuen. Oder um all die Witzbolde, die auf Twitter Tausende mit ihren bissigen Tweets unterhalten. Oder um TikTok-Nutzerïnnen, die andere zu bestimmten Themen aufschlauen.

   Facebook   

Ja, wir haben alle das Gefühl, bei Facebook geht nicht mehr viel. Die Statistiken sprechen allerdings eine andere Sprache: Die Anzahl der monatlich aktiven Nutzerïnnen wächst ungebremst (Statista). Und auch für (ausgewählte) Creator hält das Unternehmen bereits einige interessante Optionen parat, um das eigene Wirken auf der Plattform zu Geld zu machen.

  • In-Stream Ads ermöglichen es, Werbung in den hochgeladenen Videos einbinden zu lassen. Die Werbung kann entweder zu Beginn, in der Mitte oder am Ende des Videos geschaltet werden. Die Verdientsmöglichkeiten hängen von der Anzahl der Views und dem Werbepartner ab.
  • Fan Subscriptions sind dafür gedacht, Fans davon zu überzeugen, Creator monatlich zu unterstützen. Subscribern kann exklusiver Content zugänglich gemacht werden.
  • Branded Content: Um Kooperationen mit Dritten transparent und reibungslos auf Facebook zu ermöglichen, gibt es die Option, Business Partner zu taggen. Zudem hat Facebook einen Brand Collabs Manager, über den Creator mit Marken zusammengeführt werden können, um eine Koop zustandezubringen. Viele Creator / Influencerïnnen regeln das aber oft auch selbst.
  • Subscription Groups: Eine Gruppe auf Facebook zu führen, ist für viele mittlerweile ein Vollzeitjob. Damit sich der Job auch lohnt, gibt es die Möglichkeit, „Abos“ zu verkaufen. Nur wer bezahlt, kommt in die Gruppe, bzw. erhält Zugriff auf alle Inhalte.
  • Facebook Gaming erlaubt noch einmal ganz andere Formen der Monetarisierung. So können Zuschauer ihren Lieblings-Gamer sogenannte Stars zukommen lassen – eine Art virtuelles Trinkgeld. Dafür braucht es aber einen Zugang zum Level Up Programm (Facebook).

Wichtig: Nicht alle Features stehen auch allen Facebook-Nutzerïnnen zur Verfügung. Ob und wie die aufgeführten Monetarisierungs-Optionen genutzt werden können, steht hier: How can I make money on Facebook, Partner Monetization Policies

   YouTube   

YouTube sieht sich von allen Social-Media-Angeboten am längsten mit der Frage konfrontiert, wie Creator mit ihren Inhalten auf der Plattform Geld verdienen können. Seit Jahren wird immer wieder diskutiert, wer wie viel an Werbeeinanhmen verdient. Doch auch darüber hinaus hat YouTube einige Features implementiert, die es einem Creator erlaubt, Inhalte zu monetarisieren.

  • Werbeeinnahmen: Creator können Werbeeinnahmen aus Display-, Overlay- und Videoanzeigen erzielen. YouTube nimmt einen 45-Prozent-Cut der erzielten Einnahmen.
  • Kanalmitgliedschaften: Creator können Abonnentïnnen dazu einladen, wiederkehrende monatliche Zahlungen zu leisten. Der Lohn für die Abonnentïnnen: spezielle Goodies.
  • Merch-Store: Creator können auf ihren Watch-Seiten einen Store mit Merch-Artikeln anbieten. Auch hier verdient YouTube mit.
  • Super-Chat & Super-Aufkleber: Fans zahlen dafür, dass ihre Nachrichten in Chat-Streams hervorgehoben werden.
  • YouTube Premium-Einnahmen: Einige wenige YouTuber verdienen mit, wenn YouTube-Premium-Abonnenten ihre Inhalte ansehen.

Auch hier gilt: Nicht alle Features stehen allen YouTubern zur Verfügung. Hier geht es zur Übersicht, wer auf welche Art und Weise auf YouTube Geld verdienen kann.

   Instagram   

Bei Instagram kommen Monat um Monat neue Features dazu. Regelrecht aufgebläht wirkt die App mittlerweile. Funktionen, um mit Inhalten auf der Plattform Geld zu verdienen, sucht man hingegen jenseits der Kategorie „Influencerïnnen machen Werbung“ fast vergeblich. Nur zwei zaghafte Ansätze sind zu erkennen:

  • Badges: In Live-Videos können Nutzerïnnen Badges erwerben, um Creator zu unterstützen. Der Erlös geht bislang zu 100 Prozent an die Creator.
  • IGTV Ads: Bei Instagram TV gibt es jetzt Werbeanzeigen. Creator erhalten einen 55-Prozent-Cut. Bislang steht das Feature nur ausgewählten Creator zur Verfügung.

Klar, Instagram arbeitet fleißig daran, die Shopping-Mall der 20er Jahre zu werden. Dafür gibt es auch viele neue Features, etwa:

  • Shopping from Creators: Ausgewählte Creator können bei Instagram am Verkauf von Produkten mitverdienen. Die Idee: Marken oder Creator werben in ihrer Story oder Post für ein Produkt. Über ein Tag gelangen Nutzerïnnen dann direkt zum Artikel, der direkt auf Instagram erworben werden kann (Instagram Shopping).

Aber dass Nutzerïnnen für kreative Inhalte jenseits von Werbebotschaften bezahlt werden, scheint Instagram derzeit nicht zu interessieren. Mal abgesehen von exklusiven Verträgen mit Social-Superstars:

  • Kohle für Reels: Instagram hat einigen Social-Media-Superstars Geld geboten (Wall Street Journal), damit sie Inhalte für den hauseigenen TikTok-Konkurrenten Reels produzieren. Viel ist über die Verträge nicht bekannt. Aber spannend, dass Instagram diesen Schritt überhaupt schon einmal gegangen ist. Genau da könnte unserer Meinung nach in den kommenden Monaten und Jahren viel passieren.

Auf Instagrams Business Blog gibt es immer wieder News zum Thema. Auch der Instagram-eigene Account @creators gibt hübsche Einblicke in die Welt der Creator. Eine generelle Übersicht, wer auf welche Art und Weise bei Instagram Geld verdienen kann, gibt es aber selbst auf Nachfrage nicht. Bislang bleibt es bei blumigen Ankündigungen wie dieser zur Einführung der Live Badges:

"(…) another step forward in our vision to build a suite of tools that helps creators make money through branded content, shopping, content monetization, and direct support from fans."

   Snapchat   

Snapchat hat sich lange dagegen gewährt, Creator eine Sonderbehandlung auf der Plattform zu gönnen. Zu groß war die Angst davor, die treueste Nutzergruppe zu verprellen. Teens, die Snapchat nutzen, um mit Freunden zu texten, wollen auf der Plattform keine Incentives, viralen Content zu produzieren, so die Lesart über viele Jahre. Genau das hat sich in den letzten Monaten durch die zunehmende Konkurrenz durch TikTok gewandelt.

  • Creator-Dasein: Snapchat-Nutzerïnnen können sich bei Snapchat darum bewerben, als Creator geführt zu werden. Als Snapchat-Creator gibt es einige zusätzliche Features wie Stats und mehr Optionen bei öffentlichen Profilen.
  • Öffentliche Profile: Auch gibt es jetzt wie bei allen anderen Social-Media-Plattformen die Option, ein öffentliches Profil anzulegen. Bislang steht das Feature noch nicht allen Nutzerïnnen zur Verfügung.

Die einzige Option, mit seinen Inhalten bei Snapchat tatsächlich Geld zu verdienen ist aktuell Snapchats Spotlight Lotterie. Jeden Tag schüttet Snapchat bis zu einer Million Dollar für die beliebtesten Spotlight-Inhalte aus. Für einige lohnt sich das. Nach einer auf Dauer angelegten und für Creator nachhaltig attraktiven Lösung klingt das allerdings nicht.

Hier geht es zu Snapchats Q&A in Sachen Creator Accounts.

   TikTok   

TikTok hat früh erkannt, dass es gute Inhalte braucht, um die Nutzerïnnen bei Laune zu halten. Mit als erstes hat das Unternehmen einen Creator Fund aufgesetzt, der in Europa mit rund 60 Millionen Euro ausgestattet ist. Laut TikTok soll der Fonds in den kommenden drei Jahren auf 255 Millionen Euro anwachsen. Wer auch von dem Fonds profitieren möchte, kann sich hier dafür bewerben. Good luck! Zudem hat TikTok ein Programm namens „TikTok for Black Creatives“ aufgesetzt, um explizit schwarze Talente zu fördern. Beides spannend und löblich. Allerdings gibt es daneben fast keine Features, wie Creator auf der Plattform unabhängig von exklusiver Förderung Geld verdienen können. Die einzige Ausnahme:

  • Virtuelle Geschenke: Creator können im Zusammenhang mit einem Livestream virtuelle Geschenke erhalten. Die Idee: Zuschauerïnnen drücken dadurch ihre Wertschätzung aus, Content-Erstellerïnnen erhalten eine Art Trinkgeld, indem sie die virtuellen Geschenke in echtes Geld eintauschen. Allerdings: Die Praxis steht immer wieder in der Kritik (Netzpolitik). Gerade diese Woche hat der europäische Verbraucherverband BEUC bei der EU-Kommission Beschwerde gegen TikTok eingereicht.

Ansonsten gibt TikTok vor allem Influencerïnnen Tools an die Hand, wie sie beim Thema Shopping und Werbung mitverdienen können:

  • Creator Market Place: Was bei Facebook der Brands Collab Manger ist bei TikTok der Creator Market Place. Die Plattform hilft dabei, „passende Creator mit Hilfe von Daten und Fakten zu finden“. Die Vorraussetzungen, um auf diesem Marktplatz geführt zu werden, lauten: Über 100.000 Follower auf TikTok, 5 TikTok-Videos und 100.000 Likes auf TikTok innerhalb der letzten 28 Tage, sowie ein Mindestalter von 18 Jahren.
  • Shoppable Videos stellen eine Möglichkeit für Influencerïnnen dar, an den Einnahmen, die durch ihren Werbe-Inhalte erzielt werden, mitzuverdienen. Bislang allerdings nur ein Test (Adweek).

Hier gibt es mehr Infos rund um das Thema Monetarisierung für Unternehmen und Ersteller bei TikTok. Zudem gibt es auch bei TikTok einen eigenen TikTok-Account, der sich dem Thema Creator widmet: @tiktokcreators.

Be smart

Was für viele Social-Media-Nutzerïnnen als ambitioniertes Hobby-Projekt begann, könnte sich aufgrund der Entwicklung bei den Plattformen zu einem lukrativen Job (oder zumindest zu einem zweitem Standbein) mausern. Mit ganz viel Pathos könnte man gar von einem neuem Mittelstand in der sogenannten „Passion Economy“ sprechen.

Mit Blick darauf, wie viel Zeit und Muße Millionen von Menschen in ihre Präsenzen in den sozialen Medien investiert haben, wäre es wirklich schön, wenn sie künftig dafür auch bezahlt werden.

Dass Facebook und Co Quartal um Quartal Milliarden scheffeln, die extrem aktiven Nutzerïnnen an diesen Gewinnen aber nicht beteiligt werden, ist eigentlich schon viel zu lange eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

Und auch für die Plattformen selbst könnte es sich lohnen, mehr Monetarisierungs-Features einzuführen: sie können schließlich an jeder Transaktion mitverdienen.

In der kommenden Ausgabe schauen wir auf OnlyFans, Patreon, Substack und Co. Denn momentan sind es vor allem diese „jungen“ Plattformen, die den Markt mit niedrigschwelligen Features aufmischen und den etablierten Playern ordentlich Feuer machen.


Social Media & Politik

Facebooks Trump-Entscheidung naht

  • Am 7. Januar, einen Tag nach dem Sturm auf das Kapitol, warf Facebook Donald Trump von der Plattform. Im Gegensatz zu Twitters Entscheidung war die Sperre zunächst nicht endgültig, sondern vorübergehend.
  • Facebook verlängerte die Blockade und überließ die endgültige Entscheidung dem Oversight Board.
  • Nun naht das Urteil des Gremiums (Guardian): "Facebook is expected to announce imminently whether it will allow Donald Trump to return to the platform after banning him more than a month ago."
  • Demnach soll die Entscheidung im Laufe dieser Woche verkündet werden. Wir werden das Urteil dann natürlich ausführlicher analysieren.
  • Für den Moment verweisen wir auf den Deep-Dive von Kate Klonick, die für den New Yorker den besten Text über die Entstehung des Oversight Board geschrieben hat, der bislang veröffentlicht wurde.
  • Wer lieber zuhört als liest: Ich (Simon) habe am Wochenende mit dem Deutschlandfunk Kultur über Facebooks Obersten Gerichtshof gesprochen und erklärt, warum das Board unserer Meinung deutlich mehr ist als ein Feigenblatt.

Julia Reuss: Aus dem Ministerium zu Facebook

  • Julia Reuss, bislang Büroleiterin im Staatsministerium für Digitalisierung, wechselt als Lobbyistin zu Facebook.
  • Die Partnerin von Andreas Scheuer (CSU) geht bereits zum zweiten Mal durch die Drehtür zwischen Politik und Wirtschaft: 2013 tauschte sie die Position der persönlichen Referentin des Bundesverkehrsministers gegen ein Engagement bei der Deutschen Bahn.
  • Digital-Staatsministerin Doro Bär (CDU) scheint davon selbst überrascht worden zu sein: "Frau Dr. Reuss hat mich nach vollzogener Unterschrift des Arbeitsvertrags über ihren neuen Arbeitgeber informiert", sagte sie dem Handelsblatt.
  • FDP-Generalsekretär Vollker Wissing kritisiert "den nahtlosen Wechsel von der kontrollierenden zur kontrollierten Instanz". Das deute darauf hin, dass keine "wirksame Kontrolle von Facebook seitens der Bundesregierung" zu erwarten sei.
  • Ulrich Müller von LobbyControl sieht es ähnlich kritisch (Deutschlandfunk). Obwohl der Wechsel formal korrekt abgelaufen sei, hat er Bedenken: "Frau Reuss muss diesen Job ja nicht annehmen. Und auch Facebook muss nicht Frau Reuss einstellen. Das heißt, selbst wenn das gerade nicht reguliert ist, heißt das nicht, dass das ein positiver Seitenwechsel oder normaler Vorgang ist."

Facebook redet sich mit "technischen Problemen" heraus

  • Facebook versprach im Oktober, vorerst keine politischen Gruppen mehr zu empfehlen. Recherchen hatten gezeigt, dass Facebooks Algorithmen regelmäßig extremistische und radikalisierende Gruppen vorschlagen.
  • The Markup enthüllte, dass dieses Versprechen nicht eingehalten wurde.
  • Nun macht Facebook dafür "technische Probleme" verantwortlich: "The issue stemmed from technical issues in the designation and filtering process that allowed some Groups to remain in the recommendation pool when they should not have been."
  • Was man auch immer von dieser Erklärung hält: Unmittelbar nach Veröffentlichung der Recherche von The Markup hörten die Empfehlungen auf – kritischer Journalismus wirkt.

Verbraucherschützer reichen Beschwerde gegen TikTok ein

  • Der europäische Verbraucherverband BEUC beschwert sich bei der EU-Kommission über TikTok (PDF).
  • Die Plattform verstoße in mehreren Punkten gegen Verbraucherrechte in der Europäischen Union. Im Zentrum steht der Umgang mit minderjährigen Nutzerïnnen. Angeblich mache TikTok nicht klar genug, wie viele Rechte sie abtreten. Das Gleiche gelte für die gesammelten Daten.
  • Zudem sei Werbung teils unzureichend gekennzeichnet und nicht klar als Anzeige zu erkennen. Unternehmen könnten Kampagnen so schalten, dass insbesondere Teenager den werblichen Charakter nicht bemerkten.
  • Auch stören sich die Verbraucherschützer an den virtuellen Geschenken, die Nutzerïnnen dazu animieren, reales Geld auszugeben. Weitere Details der Beschwerde hat Netzpolitik zusammengefasst.
  • Eine TikTok-Sprecherin verweist darauf, dass Konten von Nutzerïnnen unter 16 Jahren standardmäßig auf "privat" gesetzt seien. Tatsächlich ist das eine lobenswerte Praxis, von der sich andere Unternehmen etwas abschauen könnten.
  • Eine solche Beschwerde ist immer nur der erste von vielen Schritten. Nun müssen die EU-Kommission und das Netzwerk nationaler Verbraucherschutzbehörden entscheiden, ob sie ein Verfahren einleiten.

Schon einmal im Briefing davon gehört

Fortnite veranstaltet Film-Festival

Bei Fortnite wird am 20. Februar ein Kurzfilm-Festival mit dem Namen Short Nite veranstaltet (The Verge). Fortnite geht damit einmal mehr neue Wege. In den letzten beiden Jahren hatten die Köpfe hinter dem populären Survival-Shooter bereits Konzerte mit Travis Scott, Marshmello und Diplo veranstaltet. Jetzt also ein Filmfestival. Nerd Fact am Rande: Das Festival findet auf der Insel „Party Royale“ statt. Die Insel wurde extra für solche Events erschaffen. Waffen sind hier nicht erlaubt.


Neue Features bei den Plattformen

TikTok

  • Rezepte: TikTok testet eine weitere Third-Party-Integration. Diesmal geht es um Rezepte. Genauer gesagt um Rezepte der Whisk App. Ausgewählte Food-Fluencer können auf die Rezepte verweisen, Nutzerïnnen können sich die Rezepte anschauen, ohne die App verlassen zu müssen. That’s it.

Header-Foto von Soundtrap bei Unsplash