Musk Reads zu Twitter
Mittlerweile ist klar: Die Übernahme der Amtsgeschäfte verläuft genauso chaotisch wie die Übernahmeschlacht um Twitter als solches. Tausende Angestellte bangen um ihre Jobs, ranghohe Managerïnnen werden reihenweise rausgeschmissen und der reichste Mensch der Welt lotet live auf Twitter aus, wie viel eine Verifizierung denn nun künftig kosten soll: 20 Dollar im Monat? 99 Dollar im Jahr? Vielleicht doch nur 8 Dollar pro Monat? Und was gibt es dann alles noch dazu? Mehr Reichweite? Weniger Werbung?
Es ist alles so absurd, dass wir uns auch in diesem Update abermals gar nicht erst darum bemühen wollen, den Status Quo abzubilden. Derzeit gibt es einfach viel mehr Fragen als Antworten – ein paar Beispiele:
- Kommt der Edit-Button für alle? (The Verge)
- Kostet die Verifizierung hingegen bald Geld? (The Verge)
- Steht die Hälfte der Mitarbeiterïnnen vor dem Aus? (Bloomberg)
- Gibt es bald Paywalls für längere Videos? (Washington Post)
- Erleben wir ein Revival von Vine? (Axios)
- Kommt Trump wieder? Und wenn ja, wann? (Washington Post)
- Welche Entscheidungsträger müssen noch alles gehen? (Vox)
- Wird Elon Musks Twitter noch einen Einfluss auf die Midterms haben? (Tech Policy Press)
- Was wird aus Twitters Nebenprojekten wie z.B Bluesky? (The Verge)
- Kommen jetzt die ganzen scheiß Rassisten wieder? (Washington Post)
- Wird die Übernahme womöglich zum Präzedenzfall für Plattformregulierung (netzpolitik / The Atlantic)
Sicher ist eigentlich nur, dass uns Musks Twitter-Übernahme noch eine ganze Weile beschäftigen wird. Denn auch wenn Twitters User-Base kleiner ist als die von Snapchat, auch wenn Twitters Power-User – aka „heavy tweeter“ – gerade einmal drei- bis viermal pro Woche twittern (Reuters), wird der Plattform von so vielen Akteuren aus Politik und Medien eine so große meinungsbildende Macht zugeschrieben, dass wir sie schlichtweg nicht ignorieren können. Der US-Journalist Ezra Klein bringt es in einer seiner aktuellen Kolumnen (New York Times) folgendermaßen auf den Punkt:
Our collective attention is important. Whoever (or whatever) controls our attention controls, to a large degree, our future. The social media platforms that hold and shape our attention need to be governed in the public interest. That means knowing who’s truly running them and how they’re running them.
Genau das ist übrigens auch der Grund, warum es das Social Media Watchblog gibt – wir wollen verstehen, wie sich die Plattformen, Messenger und alle anderen sozialen Medien auf Politik, Medien und Gesellschaft auswirken. Großartig, dass du uns mit deinem Abo bei dieser Arbeit unterstützt. Solltest du zufälligerweise über Musksches Kapital verfügen (oder auch nur annähernd) und unsere Arbeit über eine normale Mitgliedschaft hinaus voranbringen wollen, melde dich gern – wir hätten da so ein, zwei Ideen, was wir damit anstellen könnten ☺️
Social Media & Politik
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