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Apple vs. Facebook: Der Streit der Giganten eskaliert | Passion Economy: Wie Creator Geld verdienen können | Verbraucherschützer erhöhen Druck au

Apple vs. Facebook: Der Streit der Giganten eskaliert | Passion Economy: Wie Creator Geld verdienen können | Verbraucherschützer erhöhen Druck au

Apple vs. Facebook: Der Streit der Giganten eskaliert

Was ist

Mark Zuckerberg und Tim Cook haben einiges gemeinsam: Sie stehen an der Spitze von zwei der wertvollsten und mächtigsten Konzerne der Welt. Zusammen kommen sie auf 27 Jahre Führungserfahrung und eine Marktkapitalisierung von drei Milliarden Dollar. Vor allem aber verbindet sie eine leidenschaftliche Abneigung.

Wie ausgeprägt diese Animosität wirklich ist, verdeutlicht ein Bericht des Wall Street Journal. Deepa Seetharaman, Emily Glazer und Tim Higgins haben haufenweise pikante Details ausgegraben, die zeigen, dass Cooks öffentliche Sticheleien Spuren hinterlassen: Zuckerberg wirkt zutiefst gekränkt und persönlich verletzt.

Warum das wichtig ist

Natürlich interessieren wir uns für Zuckerbergs Innenleben. Schon allein deshalb, weil über den Roboter-CEO sonst kaum etwas bekannt ist. Aber wir sind kein People-Newsletter. Dieses Thema greifen wir auf, weil es nicht nur um Cook vs. Zuck geht, sondern um Apple vs. Facebook – und damit um den Konflikt zweier Tech-Giganten, bei dem einiges auf dem Spiel steht.

Zunächst geht es um Geld. Um sehr viel Geld. Eine neue Datenschutzfunktion, die Apple in den kommenden Wochen mit iOS 14.5 scharf schalten wird, könnte Facebook Milliarden Dollar kosten. Doch der Streit hat noch eine zweite Ebene, die das WSJ so zusammenfasst:

At stake is how the internet will evolve and which companies will dominate it. Facebook and Apple's visions are diverging and increasingly incompatible. Facebook wants to capture and monetize eyeballs on every possible device and platform. Apple wants to draw users to its own hardware-centric universe, partly by marketing itself as a privacy-focused company. The outcome of the battle could affect what kinds of information users see when they browse the internet.

Worum es in dem Datenschutz-Streit geht

Kurz vor Weihnachten beleuchteten wir in Ausgabe #691 die Kontroverse zwischen Apple und Facebook. Hier fassen wir fassen die wichtigsten Details zusammen:

Wie der Cook-Zuck-Beef entstand

Cook und Zuckerberg sind sehr unterschiedliche Menschen:

In personality terms, the two men differ greatly. Mr. Zuckerberg, 36 years old, is a hacker-turned-Harvard-dropout who once touted the end of privacy as a social norm. Mr. Cook, 60, who hails from Alabama, has been a deeply private man who rose through the company as a specialist in supply-chain logistics.

Das erklärt aber natürlich nicht, warum sie sich heute bei jeder Gelegenheit gegenseitig öffentlich angreifen. Auf Grundlage der WSJ-Recherche und anderer Ereignisse zeichnen wir die Eskalation nach:

Warum Apple kein Heiliger ist

Be smart

Im Frühjahr wird Apple mit iOS 14.5 Facebook und vielen anderen Unternehmen das zweite Quartal verhageln. Ob das Powerplay auch langfristig erfolgreich sein wird, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Bereits jetzt laufen zahlreiche Kartellermittlungen gegen Apple. Facebook soll auch selbst eine Klage vorbereiten (The Information) und das Justizministerium mit Material füttern.

Unabhängig davon, auf welcher Seite man sich verortet und wie die mögliche Kartellklage ausgeht: Grundsätzlich ist es eine gute Sache, wenn Datenschutzdialoge standardmäßig zu einem Opt-in werden. Bislang lautet die Voreinstellung meist: alle Datenschleusen auf. Wenn ATT in dieser Hinsicht Maßstäbe setzt, wäre das eine gute Nachricht für Hunderte Millionen Menschen.


Passion Economy: Wie Creator Geld verdienen können (Part 1)

Was ist

Was wir uns anschauen

   Facebook   

Ja, wir haben alle das Gefühl, bei Facebook geht nicht mehr viel. Die Statistiken sprechen allerdings eine andere Sprache: Die Anzahl der monatlich aktiven Nutzerïnnen wächst ungebremst (Statista). Und auch für (ausgewählte) Creator hält das Unternehmen bereits einige interessante Optionen parat, um das eigene Wirken auf der Plattform zu Geld zu machen.

Wichtig: Nicht alle Features stehen auch allen Facebook-Nutzerïnnen zur Verfügung. Ob und wie die aufgeführten Monetarisierungs-Optionen genutzt werden können, steht hier: How can I make money on Facebook, Partner Monetization Policies

   YouTube   

YouTube sieht sich von allen Social-Media-Angeboten am längsten mit der Frage konfrontiert, wie Creator mit ihren Inhalten auf der Plattform Geld verdienen können. Seit Jahren wird immer wieder diskutiert, wer wie viel an Werbeeinanhmen verdient. Doch auch darüber hinaus hat YouTube einige Features implementiert, die es einem Creator erlaubt, Inhalte zu monetarisieren.

Auch hier gilt: Nicht alle Features stehen allen YouTubern zur Verfügung. Hier geht es zur Übersicht, wer auf welche Art und Weise auf YouTube Geld verdienen kann.

   Instagram   

Bei Instagram kommen Monat um Monat neue Features dazu. Regelrecht aufgebläht wirkt die App mittlerweile. Funktionen, um mit Inhalten auf der Plattform Geld zu verdienen, sucht man hingegen jenseits der Kategorie „Influencerïnnen machen Werbung“ fast vergeblich. Nur zwei zaghafte Ansätze sind zu erkennen:

Klar, Instagram arbeitet fleißig daran, die Shopping-Mall der 20er Jahre zu werden. Dafür gibt es auch viele neue Features, etwa:

Aber dass Nutzerïnnen für kreative Inhalte jenseits von Werbebotschaften bezahlt werden, scheint Instagram derzeit nicht zu interessieren. Mal abgesehen von exklusiven Verträgen mit Social-Superstars:

Auf Instagrams Business Blog gibt es immer wieder News zum Thema. Auch der Instagram-eigene Account @creators gibt hübsche Einblicke in die Welt der Creator. Eine generelle Übersicht, wer auf welche Art und Weise bei Instagram Geld verdienen kann, gibt es aber selbst auf Nachfrage nicht. Bislang bleibt es bei blumigen Ankündigungen wie dieser zur Einführung der Live Badges:

"(…) another step forward in our vision to build a suite of tools that helps creators make money through branded content, shopping, content monetization, and direct support from fans."

   Snapchat   

Snapchat hat sich lange dagegen gewährt, Creator eine Sonderbehandlung auf der Plattform zu gönnen. Zu groß war die Angst davor, die treueste Nutzergruppe zu verprellen. Teens, die Snapchat nutzen, um mit Freunden zu texten, wollen auf der Plattform keine Incentives, viralen Content zu produzieren, so die Lesart über viele Jahre. Genau das hat sich in den letzten Monaten durch die zunehmende Konkurrenz durch TikTok gewandelt.

Die einzige Option, mit seinen Inhalten bei Snapchat tatsächlich Geld zu verdienen ist aktuell Snapchats Spotlight Lotterie. Jeden Tag schüttet Snapchat bis zu einer Million Dollar für die beliebtesten Spotlight-Inhalte aus. Für einige lohnt sich das. Nach einer auf Dauer angelegten und für Creator nachhaltig attraktiven Lösung klingt das allerdings nicht.

Hier geht es zu Snapchats Q&A in Sachen Creator Accounts.

   TikTok   

TikTok hat früh erkannt, dass es gute Inhalte braucht, um die Nutzerïnnen bei Laune zu halten. Mit als erstes hat das Unternehmen einen Creator Fund aufgesetzt, der in Europa mit rund 60 Millionen Euro ausgestattet ist. Laut TikTok soll der Fonds in den kommenden drei Jahren auf 255 Millionen Euro anwachsen. Wer auch von dem Fonds profitieren möchte, kann sich hier dafür bewerben. Good luck! Zudem hat TikTok ein Programm namens „TikTok for Black Creatives“ aufgesetzt, um explizit schwarze Talente zu fördern. Beides spannend und löblich. Allerdings gibt es daneben fast keine Features, wie Creator auf der Plattform unabhängig von exklusiver Förderung Geld verdienen können. Die einzige Ausnahme:

Ansonsten gibt TikTok vor allem Influencerïnnen Tools an die Hand, wie sie beim Thema Shopping und Werbung mitverdienen können:

Hier gibt es mehr Infos rund um das Thema Monetarisierung für Unternehmen und Ersteller bei TikTok. Zudem gibt es auch bei TikTok einen eigenen TikTok-Account, der sich dem Thema Creator widmet: @tiktokcreators.

Be smart

Was für viele Social-Media-Nutzerïnnen als ambitioniertes Hobby-Projekt begann, könnte sich aufgrund der Entwicklung bei den Plattformen zu einem lukrativen Job (oder zumindest zu einem zweitem Standbein) mausern. Mit ganz viel Pathos könnte man gar von einem neuem Mittelstand in der sogenannten „Passion Economy“ sprechen.

Mit Blick darauf, wie viel Zeit und Muße Millionen von Menschen in ihre Präsenzen in den sozialen Medien investiert haben, wäre es wirklich schön, wenn sie künftig dafür auch bezahlt werden.

Dass Facebook und Co Quartal um Quartal Milliarden scheffeln, die extrem aktiven Nutzerïnnen an diesen Gewinnen aber nicht beteiligt werden, ist eigentlich schon viel zu lange eine himmelschreiende Ungerechtigkeit.

Und auch für die Plattformen selbst könnte es sich lohnen, mehr Monetarisierungs-Features einzuführen: sie können schließlich an jeder Transaktion mitverdienen.

In der kommenden Ausgabe schauen wir auf OnlyFans, Patreon, Substack und Co. Denn momentan sind es vor allem diese „jungen“ Plattformen, die den Markt mit niedrigschwelligen Features aufmischen und den etablierten Playern ordentlich Feuer machen.


Social Media & Politik

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Verbraucherschützer reichen Beschwerde gegen TikTok ein


Schon einmal im Briefing davon gehört

Fortnite veranstaltet Film-Festival

Bei Fortnite wird am 20. Februar ein Kurzfilm-Festival mit dem Namen Short Nite veranstaltet (The Verge). Fortnite geht damit einmal mehr neue Wege. In den letzten beiden Jahren hatten die Köpfe hinter dem populären Survival-Shooter bereits Konzerte mit Travis Scott, Marshmello und Diplo veranstaltet. Jetzt also ein Filmfestival. Nerd Fact am Rande: Das Festival findet auf der Insel „Party Royale“ statt. Die Insel wurde extra für solche Events erschaffen. Waffen sind hier nicht erlaubt.


Neue Features bei den Plattformen

TikTok


Header-Foto von Soundtrap bei Unsplash