Zum Inhalt springen
9 Min. Lesezeit

Clubhouse ist kein Clubhaus | Erste Eindrücke von Twitter Spaces | Ausblick auf Instagrams Zukunft

Clubhouse ist kein Clubhaus | Erste Eindrücke von Twitter Spaces | Ausblick auf Instagrams Zukunft

Clubhouse ist kein Clubhaus – und eine Milliarde Dollar wert

Was ist

Eine Woche, nachdem wir unter dem Titel „Warum alle über Clubhouse reden (wir auch)“ über Clubhouse schrieben, reden mal wieder alle über Clubhouse – inklusive uns. Dafür gibt es drei Gründe:

  1. Bodo Ramelow
  2. Ein Investment
  3. Ein Blogeintrag

In der Summe ermöglichen diese drei Punkte einen neuen Blick auf die Gegenwart und die Zukunft Clubhouse. Es wird klar, was die App nicht ist (ein privater Raum) – und es zeichnet sich ab, wie das Unternehmen Geld verdienen und Creators an sich binden will (mit Abos und Trinkgeld). Gehen wir die Ereignisse der Reihe nach durch:

1. Was auf Clubhouse passiert, bleibt nicht auf Clubhouse

Am Samstag sendete Deutschlandfunk Kultur in seiner Sendung Breitband einen interessanten Beitrag über Clubhouse. Eine Einschätzung sollte sich aber als allzu optimistisch erweisen. Der Journalist Malcolm Ohanwe sagte, Clubhouse fühle sich an wie ein Hinterzimmer:

„Das finde ich eigentlich etwas Schönes, vor allem weil dann nichts aus dem Kontext gerissen wird. Das hat natürlich die Gefahr, dass du unkontrolliert auch allerlei Lügen und Bullshit erzählen kannst. Aber es verbreitet sich ja dann auch nicht in der Welt.“

Für private Räume, in denen sich ausschließlich Menschen treffen, die sich gut kennen, mag das zutreffen. Für den Raum, in dem Bodo Ramelow am Freitagabend sprach, traf das ganz und gar nicht zu. Der Gesprächsrunde „Trash und Feuilleton“ lauschten rund 1600 Menschen, darunter etliche Journalistïnnen.

Was folgte, ging am Wochenende so breit durch alle Medien (Zeit), dass wir es nur in größtmöglicher Kürze wiedergeben:

Ramelows Äußerungen haben Kritik verdient. Dazu gibt es keine zwei Meinungen, er sieht es ja sogar selbst so. Wir wollen an dieser Stelle auch nicht weiter auf die erwartbaren Reaktionen eingehen. Spannender ist, was das über digitale Öffentlichkeit und mediale Ethik aussagt:

Man kann den Vorfall als politische Posse abtun. Trotzdem könnte er die deutsche Clubhouse-Kultur verändern:

2. Clubhouse wird zum Einhorn

3. Wie sich Clubhouse seine Zukunft vorstellt

Parallel zu Andreessen Horowitz veröffentlichte auch Clubhouse einen Blogeintrag. Neben neuen Nutzerzahlen (zwei Millionen) und einem Loblied auf die Vielfalt und Diversität der bestehenden Community enthält der Text eine Vorschau auf 2021. Clubhouse will das Geld von mittlerweile 180 Investorïnnen nutzen, um fünf Dinge zu erreichen:

Der letzte Punkt lässt die Monetarisierungsstrategie von Clubhouse erahnen: Wer Transaktionen in einer App anbietet, kann einen Anteil abzwacken. Natürlich könnte Clubhouse trotzdem zusätzlich Werbung integrieren oder bestimmte Funktionen kostenpflichtig machen. Die ersten Dollars, die Clubhouse verdient, dürften aber nicht über Anzeigen, sondern über Provisionen für In-App-Payments fließen.

Be smart

Clubhouse droht bald echte Konkurrenz. Justin Jackson vom Podcast-Hoster Transistor konnte sich Twitters Clubhouse-Klon Spaces genauer ansehen. Neben einigen neuen Funktionen besitzt Spaces vor allem einen Vorteil: Es baut auf dem Social-Graph von Twitter auf und kann Nutzerïnnen viel besser miteinander verknüpfen. Jackson bilanziert:

„My gut feel is that Twitter Spaces has a good chance of disrupting Clubhouse.“


Erste Eindrücke von Twitter Spaces

Was ist

Twitters Clubhouse-Interpretation hört bekanntermaßen auf den Namen Spaces. Seit Dezember 2020 steht die Funktion ausgewählten Nutzerïnnen zu Testzwecken zur Verfügung. Wir selbst konnten Spaces noch nicht ausprobieren. Sehr wohl gibt es aber bereits einige Artikel, in denen erste Eindrücke davon vermittelt werden, was Spaces auszeichnet: auf deutsch etwa hier bei Ralph Kühnl oder bei Andreas Szabó.

Die Features

Be smart

Wer bei Twitter Spaces zum Kreis der Beta-Tester werden möchte, kann mit diesem Formular sein Glück versuchen. All zu lange dürfte es aber sicherlich auch nicht mehr dauern, bis Spaces allen Nutzerïnnen zur Verfügung steht. Spätestens dann werden wir sehen, ob Clubhouse wirklich mehr ist als bloß ein Feature.


Wie das Facebook Oversight Board über Trump entscheidet

„Before the board stepped in, the bottom line on Trump’s account was simply that Mark Zuckerberg would decide what to do. If you believe that „Mark decides“ is a bad governance model for the future of speech online—regardless of whether Mark occasionally happens to decide correctly—this referral is good news.“


Follow the money

World’s biggest song (dank TikTok)

Es ist wieder einmal passiert: TikTok hat dafür gesorgt, dass ein Song komplett durch die Decke gegangen ist. Nach Lil Nas X mit Old Town Road schafft es jetzt die erst 17-jährige Olivia Rodrigo mit Drivers License sämtliche Rekorde zu brechen (Wall Street Journal). Ihr Debüt landete direkt auf Platz der Billboard Charts. Und das nur, weil es bei TikTok rauf und runterläuft… TikTok ist echt eine Macht, wenn es um Musik geht.

The Scary Future of Instagram

Wir haben schon oft darüber nachgedacht, wie wohl die Zukunft von Instagram aussieht. Alles deutet darauf hin, dass Instagram sich immer weiter von der Kernidee verabschiedet und sukzessive zu einer Shopping-Plattform mit angehängtem Bilder-Netzwerk umgebaut wird. Was einst als App startete, um sich selbst auszudrücken, mutiert zu einer Plattform, auf der man zuschaut, wie andere ihr Leben in eine Dauerwerbesendung integrieren. Die Kreativ-Agentur Growth Design bringt es in ihrer neuen Case Study auf den Punkt. Wenn du einen Link klickst in dieser Ausgabe, dann diesen.


Schon einmal im Briefing davon gehört

Beeper

Ein Messenger für alles: Wie wäre es, wenn man mit seinem Instagram-Account künftig nicht nur der Freundin bei Facebook Messenger schreiben könnte, sondern auch dem Kumpel bei Threema, der Tante bei Signal, der Kollegin bei Slack und dem BFF bei Snapchat? Bislang ist das ein Ding der Unmöglichkeitkeit, weil die einzelnen Apps untereinander hermetisch abgeriegelt sind. Ganz anders als bei Email. Dort kann jeder jedem schreiben – egal ob man einen Account bei Google, bei GMX oder bei Posteo hat. Diese Form der Interoperabilität stellt nun aber eine App her, die man sich schon einmal merken könnte: Bleeper kostet zehn Dollar im Monat, ist hier und da noch etwas buggy und am Ende vor allem auch mehr Konzept als wirkliche Download-Empfehlung. Die Idee dahinter ist aber nachhaltig.


Neue Features bei den Plattformen

TikTok

LinkedIn

Pinterest

Signal

Threema

Snapchat


Header-Foto von Rodan Can bei Unsplash