Salut und herzlich Willkommen zur 631. Ausgabe des Social Media Briefings. Heute beleuchten wir Facebooks neue Ideen, wie Corona-Fehlinformationen stärker eingedämmt werden sollen. Zudem widmen wir uns einer Reuters-Studie zur Bedeutung von Social Media und Nachrichten-Websites in Zeiten existentieller Ängste. Das und noch viel, viel mehr im Newsletter deines Vertrauens! Viele Grüße und ein hoffentlich angenehmes Wochenende, Simon und Martin

Facebook eskaliert den Kampf gegen Corona-Fehlinformationen

Was ist: Du klickst auf Corona-Quatsch? Dann wirst du nachträglich gewarnt. So lässt sich Facebooks Ankündigung zusammenfassen. Der Prozess funktioniert so:

  • Nutzerïnnen interagieren in irgendeiner Form mit Beiträgen, die auf Artikel verweisen, die einen Bezug zu Covid-19 haben. Das beinhaltet alle Reaktionen, also Likes, Shares und Kommentare.
  • Später stufen Faktenprüferïnnen, die WHO oder andere offizielle Stellen wie das Bundesgesundheitsministerium den zugrundeliegenden Artikel als irreführend oder falsch ein und melden das an Facebook.
  • Facebook prüft die Meldung, entscheidet, dass es sich um „schädliche Fehlinformation” handelt, und löscht den Beitrag. Für Artikel mit Corona-Bezug liegt diese Hürde derzeit deutlich niedriger als bei Desinformationen zu anderen Themen.
  • Die Nutzerïnnen sehen im Newsfeed einen Hinweis und einen Link zur WHO.

Warum das wichtig ist: Die Ankündigung ist aus drei Gründen von Bedeutung. Erstens wählt Facebook damit ein völlig neues Mittel, vor dem es lange Zeit zurückgeschreckt ist. Zweitens unterstreicht ein Avaaz-Bericht, welch große Öffentlichkeit Corona-Desinformation auf Facebook immer noch findet – trotz aller Bemühungen. Drittens sind diese Falschnachrichten in der aktuellen Situation besonders gefährlich.

    1. Bislang hat Facebook nur Hinweise unter den Beiträgen selbst eingeblendet, wenn Faktenprüferïnnen diese beanstandet hatten. Das große Problem: Alle Menschen, die bis zu diesem Zeitpunkt die Fehlinformation sehen, bekommen das vermutlich nicht mehr mit. Auf diese Art ist es kaum möglich, viralen Unsinn einzufangen – man kann höchstens Schadensbegrenzung betreiben und die künftige Verbreitung einschränken. Jetzt informiert Facebook erstmals aktiv Nutzerïnnen, die in der Vergangenheit Desinformation ausgesetzt waren.

 

    1. Einer Untersuchung der NGO Avaaz zufolge wurden allein im März mehr als hundert Fehlinformationen mehr als 1,7 Millionen Mal auf Facebook geteilt und 117 Millionen Mal betrachtet. Vier von zehn Beiträge erhalten keine Warnhinweise, obwohl zwei Drittel davon von Facebooks eigenen Factchecking-Partnern widerlegt wurden. Teils dauert es drei Wochen, bis Facebook auf einen Faktencheck reagiert.

 

  1. In Briefing #629 haben wir analysiert, wie Verschwörungstheoretiker einen Zusammenhang zwischen 5G und Covid-19 herbeifantasieren. Damit erreichen sie nicht nur Millionen Menschen, sondern verbreiten solche Panik, dass in Großbritannien Dutzende Mobilfunkmasten beschädigt wurden. Verharmlosung ist noch gefährlicher: Wenn Menschen glauben, sie seien garantiert gesund, weil sie zehn Sekunden lang die Luft anhalten können, verhalten sie sich womöglich sorgloser – und stecken Alte oder Vorerkrankte an.

Wie Facebook Nutzerïnnen warnt: „Hilf deinen Freunden und deiner Familie, Fehlinformationen zum Coronavirus zu identifizieren”, steht groß im Newsfeed. Etwas kleiner darunter: „Teile einen Link zur Website der Weltgesundheitsorganisation, die eine Liste gängiger Gerüchte rund um das Virus zusammengestellt hat.”

Dort stellt die WHO etwa richtig, dass sich Covid-19 nicht via 5G ausbreiten kann, Knoblauch keine Infektionen verhindert und weder Hitze noch Kälte die Viren zuverlässig töten. Falschnachrichten wie diese wurden teils viele Millionen Mal weiterverbreitet.

Zunächst will Facebook Nutzerïnnen nicht explizit darauf hinweisen, dass sie mit Desinformation in Kontakt gekommen sind. Eine Sprecherin sagt aber, das Unternehmen werde unterschiedliche Versionen und Formulierungen testen, die teils konkreter werden sollen.

Was das genau bedeutet, ist unklar: Womöglich erfährt man, warum man den Hinweis sieht, oder erhält eine Korrektur für die Fehlinformation, mit der man interagiert hat.

Allerdings erklärt Facebook auch, seine eigenen Erhebungen hätten ergeben, dass solche konkreten Nachrichten den gegenteiligen Effekt auslösen könnten: Menschen glauben der Desinformation dann erst recht. Deshalb fokussiere man sich darauf, Menschen mit Fakten aus glaubwürdigen Quellen in Kontakt zu bringen.

Was Avaaz dazu sagt: Die Kampagnendirektoren Christoph Schott und Fadi Quran loben Facebook für die Entscheidung. Facebook befände sich im Epizentrum der Fehlinformationskrise, sagt Quran.

Aber das Unternehmen leitet heute eine entscheidende Wende ein, um dieses vergiftete Informationsökosystem zu bereinigen, indem es als erste Social-Media-Plattform alle Nutzer, die Coronavirus-Fehlinformationen ausgesetzt waren, entsprechend alarmiert und sie auf lebensrettende Fakten hinweist.

Avaaz untersucht seit langem wie sich Fehlinformationen auf Plattformen wie Facebook und YouTube ausbreiten, und fordert die Betreiber auf, konsequenter dagegen vorzugehen. Schott glaubt, dass Avaaz entscheidend zu Facebooks neuer Policy beigetragen habe.

Wir führen seit Wochen fast täglich Gespräche mit Facebook“, sagt er. „Die nehmen das Problem sehr ernst. Wir glauben, dass wir einen großen Einfluss auf die aktuellen Änderungen hatten.

Facebook bestätigt das nicht, dementiert aber auch nicht ausdrücklich. „We did collaborate with Avaaz on the concept”, heißt es nur – was auch immer das bedeuten mag.

Trotzdem gehen Avaaz die Änderungen nicht weit genug. Schott fordert, dass alle Nutzerïnnen, die Desinformation auf Facebook gesehen haben, nachträglich gewarnt und auf entsprechende Korrekturen hingewiesen werden. „Die Studienlage ist mittlerweile eindeutig: Richtigstellungen können ein Umdenken bewirken.“

Was die Wissenschaft dazu sagt: Avaaz hat bei Ethan Porter von der George-Washington-Universität und Tom Wood der Ohio-State-Universität eine Studie in Auftrag gegeben. Die beiden Professoren haben untersucht, was nachträgliche Richtigstellungen bewirken können.

Die zentrale Aussage: Menschen, die an falsche oder irreführende Informationen glauben, können zum Umdenken gebracht werden, wenn sie Korrekturen sehen. Im Schnitt ließ sich etwa die Hälfte der Studienteilnehmerïnnen überzeugen, dass sie einer Fehlinformation aufgesessen waren.

„Diese Ergebnisse liefern ganz klare Belege dafür, dass Faktenchecks auf Facebook funktionieren würden”, sagt Porter. „Über Interessensgebiete und Ideologien hinweg fördern Faktenchecks zuverlässig das faktisch korrekte Wissen der Nutzerïnnen.”

Yes, but: In Briefing #620 haben wir erklärt, warum wir nur in Ausnahmefällen über einzelne Studien berichten:

Völlig egal, wie du diese Fragen beantwortest – du wirst auf jeden Fall mindestens eine Studie finden, die deine Meinung bestätigt (und eine, die ihr widerspricht). Das liegt nicht zwangsläufig an mieser Methodik, die einzelnen Untersuchungen können für sich genommen valide und reliabel sein. Oft fokussieren sich die Forscherïnnen aber auf einen bestimmten Teilaspekt. Teils ist es auch gar nicht möglich, komplexe, sozialwissenschaftliche Fragestellungen abschließend empirisch zu beantworten.

Das gilt auch in diesem Fall. Im Januar sammelte das Nieman Lab sieben Studien, die sich mit Desinformation beschäftigen und teils zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was die Wirksamkeit von Factchecks angeht.

Kurz darauf veröffentlichen vier MIT-Wissenschaftler ein Paper, das Vice so anpries: „It’s Official: Facebook’s Fact-Checking Is Making Its Fake News Problem Even Worse”. Das Problem ist der sogenannte „Implied Truth Effect”, den Brian Feldman gut erklärt (New Yorker):

That is, when certain posts are labeled fact-checked and false, users also believe that content without the label has been fact-checked and is true.

Hinzu kommt eine Gefahr, auf die Facebook selbst hinweist: Wenn man allzu konkret auf eine bestimmte Fehlinformation hinweist, wiederholt man den Inhalt. Selbst wen rot und groß „Debunked” darüber steht, bleibt bei einigen Nutzerïnnen trotzdem eher die Desinformation als die Korrektur hängen.

Be smart: Wie fast alle Plattformen tut Facebook seit vielen Wochen außergewöhnlich viel, um Gerüchte und Falschnachrichten über Covid-19 zu bekämpfen. Das ist wichtig und lobenswert. Die aktuelle Ankündigung ist einer von vielen Schritten – und mit Sicherheit nicht der letzte.

Dass nach wie vor vieles schief läuft, zeigt etwa ein Bericht der Verbraucherschutzorganisation Consumer Reports. Der Test:

I wanted to see how well the company is policing coronavirus-related advertising during the global crisis. So I put the two dangerous claims Clegg brought up, plus other false or dangerous information, into a series of seven paid ads.“

Das ernüchternde Ergebnis:

Facebook approved them all. The advertisements remained scheduled for publication for more than a week without being flagged by Facebook.

Reuters-Studie: Veränderter (News-) Konsum

Was ist: Das Reuters Institut hat untersucht, wie Menschen Nachrichten in Zeiten der Corona-Krise konsumieren und bewerten. Die Ergebnisse zeigen, dass der Zugang zwar sehr divers ist, traditionelle Medienhäuser aber deutlich mehr Glaubwürdigkeit genießen als soziale Medien. Bei der University of Oxford gibt es alle Ergebnisse der Studie – bei uns einen Überblick der zentralen Befunde.

Die Datenlage

  • Die Untersuchung wurde von YouGov anhand eines Online-Fragebogens durchgeführt, der vom 31. März bis 7. April 2020 in Argentinien, Deutschland, Südkorea, Spanien, Großbritannien und den USA ausgefüllt wurde.
  • In Deutschland wurden 2003 Menschen befragt.
  • Die Studie gilt als repräsentativ.

 

Die Ergebnisse im Überblick:

 

News on the rise

  • Der Nachrichten-Konsum ist in allen untersuchten Ländern gestiegen.
  • Die meisten Menschen nutzen entweder soziale Medien, Suchmaschinen, Video-Websites wie YouTube und Messenger oder eine Kombinationen davon, um Nachrichten und Informationen über das Coronavirus zu erhalten.

Unterschiede bei den Nutzerïnnen

  • In allen sechs Ländern geben Menschen mit niedrigem formalen Bildungsniveau viel seltener an, dass sie für Nachrichten und Informationen über das Coronavirus auf traditionelle Nachrichtenangebote angewiesen sind. Sie verlassen sich eher auf soziale Medien und Messenger.
  • In Argentinien, Südkorea, Spanien verlassen sich junge Menschen mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit auf soziale Medien.
  • In Deutschland, Großbritannien und den USA verlassen sie sich eher auf Gruppen innerhalb von Messengern.

Experten genießen hohe Glaubwürdigkeit

  • In allen erfassten Ländern werden Wissenschaftler, Ärzte und andere Gesundheitsexperten von einer sehr hohen Zahl von Menschen aller Altersgruppen, Bildungsniveaus und politischen Ansichten als vertrauenswürdige Informationsquellen über Coronaviren angesehen. Drosten lässt grüßen.
  • Drei Viertel der Befragten vertrauen nationalen oder internationalen Organisationen des öffentlichen Gesundheitswesens.
  • Eine Mehrheit der Befragten schätzt Nachrichtenorganisationen als relativ vertrauenswürdig ein.
  • In jedem Land mit Ausnahme Spaniens und der Vereinigten Staaten bewertet eine Mehrheit auch ihre nationale Regierung als vertrauenswürdig.

Politischer Bias

  • Während das Vertrauen in Wissenschaftler und Experten durchweg hoch und das Vertrauen in gewöhnliche Menschen durchweg geringer ist, gibt es bedeutende politische Unterschiede im Vertrauen in Nachrichtenorganisationen und in die Regierung.
  • Insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo die Menschen auf der linken Seite des politischen Spektrums den Nachrichtenorganisationen viel mehr vertrauen als der Regierung und die Menschen auf der rechten Seite der Regierung viel mehr vertrauen als den Nachrichtenorganisationen.

Trust

  • Auf die Frage, wie vertrauenswürdig sie Nachrichten und Informationen über das Coronavirus von verschiedenen Plattformen finden, bewerten die meisten Befragten Plattformen als weniger vertrauenswürdig als Experten, Gesundheitsbehörden und Nachrichtenorganisationen.
  • Die Ergebnisse unterscheiden sich erheblich zwischen den verschiedenen Arten von Plattformen – im Durchschnitt der sechs Länder beträgt die „Vertrauenslücke“ zwischen Informationen von Nachrichtenorganisationen und Informationen aus sozialen Medien 33 Prozentpunkte, zwischen Nachrichten- und Video-Websites 30 Prozentpunkte und zwischen Nachrichten- und Messengern 35 Prozentpunkte.
  • Der Abstand zwischen Nachrichtenwebsites und Suchmaschinen beträgt im Durchschnitt nur 14 Prozentpunkte.

Falschinformationen

  • Auf die Frage, wie viele falsche oder irreführende Informationen über das Coronavirus die Menschen glauben von verschiedenen Quellen und Plattformen gesehen zu haben, fallen laut Reuters insgesamt vier Ergebnisse auf:
      • Erstens gibt für jede Quelle und jede Plattform in jedem abgedeckten Land nur eine Minderheit an, sie sei auf viele oder sehr viele falsche oder irreführende Informationen rund um das Coronavirus gestoßen.

     

      • Zweitens werden unter den Quellen am häufigsten falsche oder irreführende Fehlinformationen genannt, die von gewöhnlichen Menschen verbreitet werden, die die Befragten nicht persönlich kennen.

     

      • Drittens haben die Befragten die meisten falschen oder irreführende Informationen auf Social-Media- und Messenger-Plattformen gesehen.

     

    • Viertens ist die Besorgnis über falsche oder irreführende Informationen über das Coronavirus von Nachrichtenorganisationen und der jeweiligen nationalen Regierung zwar weniger weit verbreitet als die Besorgnis über gewöhnliche Menschen, soziale Medien, Messenger und in einigen Ländern über einzelne Politiker. Allerdings zeigen sich im Durchschnitt etwa ein Viertel besorgt – sowohl bei Nachrichten als auch bei der Regierung.

Die Rolle der traditionellen Medien

  • Eine Mehrheit der Befragten gibt an, dass traditionelle Nachrichtenangebote ihnen dabei geholfen haben, die Krise zu verstehen und zu erfahren, was sie selbst tun können.
  • Etwa jeder Dritte gibt jedoch auch an, dass die Nachrichtenmedien bei der Berichterstattung rund um die Pandemie übertrieben hätten.

Be smart: Die Coronakrise hat traditionellen Nachrichtenangeboten enorme Reichweiten und Zugriffszahlen beschwert. Jedenfalls in den ersten Wochen. Gerade in Deutschland setzen Menschen auf die Informationsangebote der Öffentlich-Rechtlichen, Nachrichtensender und Zeitungen. Social Media spielt laut Chartbeat bei der Generierung der Reichweite eine große Rolle. Jüngsten Untersuchungen des NiemanLabs zufolge ist der Anstieg des Traffics – traffic bump – allerdings größtenteils schon wieder vorbei. Da die meisten aus dem Traffic Bump kein Kapital schlagen konnten, bleibt abzuwarten, welche langfristigen Folgen die Krise mit sich bringt.

Follow the money

Rückgang von Werbeeinnahmen: In den letzten fünf Jahren haben sich die Umsätze von Google und Facebook nahezu verdreifacht. Jetzt befürchten sie massive Rückgänge (New York Times). Das trifft die beiden Tech-Unternehmen zwar bei weitem nicht so hart wie Nachrichten-Angebote, sehr wohl geht das Coronavirus aber auch an Big Tech nicht grundsätzlich spurlos vorbei:

  • Google plant, deutlich weniger Menschen einzustellen.
  • Twitter hat seine Prognose kassiert und warnt vor deutlichen Einbrüchen.
  • Pinterest warnt vor Einbrüchen um die 30 Prozent.
  • Yelp setzt bis zu 2000 Menschen vor die Tür.

ByteDance auf der Suche nach neuem Personal: Ganz anders sieht es dagegen bei TikToks Mutterhaus aus: ByteDance ist auf der Suche nach 10000 neuen Mitarbeiterïnnen (Bloomberg), um die Präsenzen außerhalb der USA und China zu stärken.

Schon einmal im Briefing davon gehört

Screentime: Bloomberg hat ein neues Vertical, das sich mit Fernsehen, Streaming, Musik, Podcasts, eSports, Video Gaming und Influencern beschäftigt. Screentime heißt das Angebot, von dem sich Bloomberg gerade bei jüngeren Menschen eine Menge erhofft.

Keine neuen Emojis: Dieses Jahr wird es laut Unicode keine neuen Emojis geben. Das ist mit Blick auf die Pandemie sicherlich eine der am unwichtigsten Nachrichten überhaupt – aber irgendwie konnten wir auch nicht davon absehen, die News an dieser Stelle kurz zu vermelden. 🍩

Follow up

Quibi: In Briefing #629 haben wir dargestellt, was es mit Quibi auf sich hat und warum es das neue Angebot womöglich schwer haben wird, einen bedeutenden Teil des Streaming-Kuchens für sich zu gewinnen. An einer Stelle wird Quibi nun direkt nachbessern: Das ursprünglich vor allem für mobile Endgeräte konzipierte Angebot soll künftig wohl auch auf regulären Fernsehgeräten konsumierbar sein (The Verge) – that escalated quickly.

Leseempfehlungen fürs Wochenende

Es ist Freitag, zwei freie Tage stehen vor der Tür – aber irgendwie haben auch Wochentage an Bedeutung verloren: Wir sind ja eh immer zuhause, die Grenzen zwischen Home-Office und Freizeit verwischen. Umso wichtiger ist es, sich bewusst Zeit zu nehmen, in der man nicht arbeitet.

Unsere wichtigste Empfehlung fürs Wochenende lautet deshalb: Klappt den Laptop zu, schaltet die E-Mails aus, legt das Smartphone weg – und nehmt es nur wieder in die Hand, um virtuell Freundïnnen zu treffen. Ruft Menschen an, die euch wichtig sind, fahrt in die Natur, macht Sport oder was auch immer euch gut tut.

Falls ihr doch Lust auf Lesen habt, dann sind diese Texte eure Zeit wert:

  • Daniel Ryser hat den definitiv deutlich weniger verrückten, aber nichtsdestotrotz umstrittenen Chefredakteur der NZZ getroffen. Sein Portrait von Eric Gujer, der die einst liberale NZZ nach rechts steuert und damit vor allem in Deutschland Erfolg hat, steckt voller interessanter Details und erzählt viel über einen mächtigen Journalisten. „Wie war ich?” (Republik)
  • Matthias Schwarzer lenkt den Blick auf zwei Plattformen, über die bislang selten gesprochen wurde, wenn es um Rechtsextreme im Netz geht: Spotify und Apple Podcasts. Die rechtsradikale Gruppierung „Ein Prozent” versucht, „alternative Medien für Patrioten” aufzubauen – und setzt dabei auch auf einen Podcast. Spotify und Apple fahren bislang eine Strategie, die anderen Unternehmen irgendwann auf die Füße gefallen ist: Sie reagieren nicht auf Anfragen und ignorieren das Problem. „Rechtsextreme podcasten ungestört bei Spotify” (RND)
  • Guido Mingels stellt neun Thesen auf, wie das Coronavirus und seine Folgen das Silicon Valley langfristig verändern werden. Einige davon sind offensichtlich und vielfach berichtet („Der Techlash ist vorerst abgesagt”), andere von großer sozialer und ökonomischer Bedeutung („Die Digitalisierung wird zur Klassenfrage”). „Was die Coronakrise für die Techindustrie bedeutet” (Spiegel)
  • Vier Männer und keine Frau? Das ändert die wie immer großartige Taylor Lorenz, die beschreibt, warum sich Menschen derzeit nach positiven oder zumindest konstruktiven Nachrichten sehnen und dabei teils auch Dinge verbreiten, die zu schön sind, um sie nicht zu glauben (mindestens die Hälfte der wunderbaren Tier-Memes der vergangenen Wochen sind leider falsch). Takeaway für mitlesende Medienmacherïnnen: Sex sells – good news as well! „The News Is Making People Anxious. You’ll Never Believe What They’re Reading Instead” (NYT)

Neues von den Plattformen

Facebook

  • KIT: Das NPE Team haut weiter raus: Der neueste Test – KIT – ist eine App, die dafür gedacht ist, mittels Apple Watch ausgewählten Kontakten kurze Nachrichten zukommen zu lassen (Techcrunch). Die Sprachnachrichten, Emojis oder Angaben über den Aufenthaltsort werden direkt via Facebooks Messenger Service verschickt.

YouTube

  • Video Builder: YouTube hat ein Tool gelauncht, das dabei helfen soll, Videos zu basteln. Der Video Builder ist vor allem für all jene gedacht, die sich bislang nicht mit der Kreation professioneller Video-Inhalte auseinandergesetzt haben. Alles ziemlich rudimentär, aber womöglich für viele trotzdem (oder gerade deshalb) sehr nützlich.

TikTok

  • Keine DMs unter 16: Ab dem 30. April können nur noch Nutzerïnnen ab 16 Jahren auf das Nachrichtenarchiv zugreifen, neue Nachrichten senden und empfangen, meldet TikTok. Grund für diese Entscheidung dürften Vorkommnisse wie diese (BuzzFeed) sein.

Tools, Tipps und Tricks

Gemeinschaftlich Videos schauen: Social Distancing führt ja gerade an vielen Stellen zu einem veränderten Konsumverhalten. Allem Anschein nach auch bei Dingen, die wir in unseren Briefings bislang stets belächelt haben. Es sieht ganz so aus, als wäre Co-Watching doch etwas, das uns künftig noch stäker beschäftigen könnte. Während Facebook und Instagram bereits native Angebote in Petto haben, ermöglicht die Chrome-Erweiterung Vemos gemeinschaftliches Glotzen von Netflix, Prime Video und Co. Jedenfalls solange bis eine der Plattformen die Erweiterung kassiert…

Apropos Streaming: Es gibt ja aktuell nicht gerade ein Unterangebot an Streaming-Optionen. Schon klar. Aber von diesen Streaming-Angeboten (Producthunt) hast du wahrscheinlich noch nicht gehört:

  • RHEO: Eine Art TikTok der Internetvideos.
  • Neverthink TV bündelt die besten Videos des Internets.
  • Thripy bringt dich trotz Lockdown an die entlegensten Orte der Welt.

One more thing

Touch Tool: Es gibt ein Werkzeug, um Türen zu öffnen und Knöpfe zu drücken, ohne sie selbst anfassen zu müssen. Für 32 Euro. In Gold. Irgendwie muss sich die Krise doch zu Geld machen lassen. Damn.

Header-Foto von Zhipeng Ya bei Unsplash