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TikTok, Leaks, Propaganda und Klage, WhatsApp und Journalismus, Facebook Chatbot

TikTok, Leaks, Propaganda und Klage, WhatsApp und Journalismus, Facebook Chatbot

Salut und herzlich Willkommen zur 597. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Heute beschäftigen wir uns noch einmal mit den Moderationsregeln bei TikTok. Außerdem schauen wir auf eine Studie zum Thema WhatsApp und Journalismus und wundern uns über einen Facebook-Chatbot. Herzliche Grüße und vielen Dank für das Interesse, Simon & Martin

TikTok: Leaks, Propaganda und Klage

Was ist: „Alles gesagt?“, fragt Zeit Online in seinem Talk-Podcast. Ganz so ausufernd wie die Acht-Stunden-Folge mit Rezo geht es bei uns selten zu, aber nach 9576 Zeichen über TikTok in Briefing ##596 dachte ich: alles gesagt – zumindest für eine Weile.

Netzpolitik sei Dank fällt diese Weile kürzer aus als erwartet: Chris Köver und Markus Reuter haben offenbar eine ergiebige Quelle im Unternehmen und veröffentlichen weitere TikTok-Moderationsrichtlinien: zum Umgang mit Kritik und Konkurrenz sowie Videos von Menschen mit Behinderungen.

Außerdem verklagt eine kalifornische Studentin den Entwickler ByteDance, weil das Unternehmen illegal Nutzerdaten gesammelt und auf chinesischen Servern gespeichert haben soll (Daily Beast). Und dann gibt es noch einen Bericht des Australian Strategic Policy Institute (ASPI), der TikTok als Werkzeug für chinesische Zensur und Überwachung bezeichnet.

Nach den ausführlichen Einordnungen im vergangenen Briefing beschränke ich mich auf kompakte Zusammenfassungen und bündle meine Einschätzung am Ende.

Was Netzpolitik geleakt hat: Am Freitag und Montag haben die Kollegïnnen zwei Artikel nachgelegt. Das sind die zentralen Erkenntnisse:

Illustration: pixelpaten für watchblog.io

Haste Scheiße am Fuß … Zu den – aus TikToks Sicht – eher unerfreulichen Recherchen von Netzpolitik gesellen sich ein Bericht und eine Klage, die jeweils schwere Vorwürfe enthalten.

Be smart: ByteDance steht bevor, was Facebook seit einigen Jahren erlebt: Mit großer Reichweite kommt große Aufmerksamkeit – kommt großes Misstrauen. Genau wie bei Facebook mag ein Teil der Vorwürfe übertrieben sein, dennoch ist klar: Wenn TikTok seinen Siegeszug fortsetzen will, muss sich der Entwickler ändern.

Vor allem in den USA weckt ein chinesisches Unternehmen Vorbehalte (ob gerechtfertigt oder nicht, sei dahingestellt). ByteDance muss transparenter werden, um amerikanischen oder europäischen Politikerïnnen und Behörden glaubhaft zu versichern, dass es keine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellt.

Das gilt auch für Regeln, nach denen TikTok Inhalte moderiert. Nach vielen Leaks und Recherchen gewährt Facebook zumindest rudimentären Einblick in seine Richtlinien und öffnet sich für externe Aufsicht und Kontrolle (mehr zum geplanten „Oversight Board“ in Briefing #580). TikTok hat diesen Prozess noch vor sich – bis dahin stellen Medien wie Guardian oder Netzpolitik einen Teil der nötigen Transparenz her.

Einen Gewinner haben die Negativ-Schlagzeilen über TikTok jedenfalls: Mark Zuckerberg musste schon lange nicht mehr so wenig Kritik an Facebook ertragen.

Autor: Simon Hurtz

China: Noch. Mehr. Kontrolle.

Was ist: Zum Start ins neue Jahr verschärft die chinesische Regierung an vielen Stellen die Regeln, was die Freiheit der Kommunikation angeht.

Was ändert sich?

Warum ist das wichtig?

Be smart: Es ist sicherlich richtig, darüber nachzudenken, wie ein Missbrauch von Deepfake-Technologie verhindert werden kann. Standards für Gesichtserkennungs-Software zu definieren, ist ebenfalls sinnvoll. Ob die Überwachungsfetischisten aus China die richtigen Vorbilder dafür sein sollten, halte ich mindestens für fragwürdig.

Social Media & Politik

Politische Werbung wird bei Facebook keinen Fact-Checks unterzogen – das haben sowohl Mark Zuckerberg (siehe CBS News bei Facebook) als auch Facebooks Chef-Lobbyist Nick Clegg (siehe Politico) noch einmal unterstrichen. Den Deepdive zum Thema gibt es in Briefing #589.

Studien

WhatsApp & Journalismus: Hunderte Millionen Menschen lesen und teilen Nachrichten (auch) auf WhatsApp. Aber welche Rolle spielt WhatsApp in deutschen Medienhäusern? Haben Verlage eine Strategie für WhatsApp und andere Messenger, vergleichbar mit herkömmlichen Social-Media-Kanälen?

Eher nein, lautet das Ergebnis der Studie „What’s New about Whatsapp for News? A Mixed-Method Study on News Outlets’ Strategies for Using WhatsApp“ . Zwar nutzten Medienunternehmen Messenger, um Inhalte zu verbreiten. Allerdings stiegen nur die wenigsten Angebote in den Dialog mit Nutzern ein.

Künftig dürften es noch weniger Medienunternehmen sein, die WhatsApp nutzen – schließlich verbietet WhatsApp ab dem 7.12. den Massenversand über die Plattform (Meedia).

Abteilung Datenschutz

WhatsApp <-> Facebook: Welche Daten werden eigentlich an Facebook übertragen, wenn Freunde Whatsapp benutzen? IT-Sicherheitsexperte Mike Kuketz hat eine Übersicht für alle erstellt, die sich völlig zurecht mit dieser Frage beschäftigen.

Schon einmal im Briefing davon gehört

Liam Bot: Einem Bericht der New York Times zufolge haben einige Facebook-Mitarbeiterïnnen ihren Vorgesetzten mitgeteilt, dass sie sich Sorgen um die Beantwortung schwieriger Fragen zu ihrem Arbeitsplatz machen – insbesondere wenn die Fragen von Freunden oder Verwandten kommen. Um den Mitarbeitern das Leben über die Feiertage etwas angenehmer zu machen, hat das Unternehmen einen Chat-Bot gebaut, der ihnen offizielle Antworten für den Umgang mit heiklen Fragen beibringt.

„If a relative asked how Facebook handled hate speech, for example, the chatbot — which is a simple piece of software that uses artificial intelligence to carry on a conversation — would instruct the employee to answer with these points:“

  • „Facebook consults with experts on the matter.“
  • It has hired more moderators to police its content.“
  • It is working on A.I. to spot hate speech.“
  • „Regulation is important for addressing the issue.“

„It would also suggest citing statistics from a Facebook report about how the company enforces its standards.“

Neue Features bei den Plattformen

Google

Facebook

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Header-Foto von Michael Aleo bei Unsplash