Salut und herzlich Willkommen zur 497. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Heute blicken wir auf die Rolle von WhatsApp beim Wahlkampf in Brasilien, Facebooks neuen Feuerlöscher und dem Nutzen, Videos auf Facebook zu lancieren. Herzlichen Dank für das Interesse, Martin & Team

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Der erste WhatsApp-Präsident

Was ist: Am kommenden Sonntag erfolgt die Stichwahl des Präsidentschaftswahlkampfs in Brasilien – der mögliche Gewinner, Jair Bolsonaro, könnte das erste Staatsoberhaupt werden, das seine Wahl WhatsApp zu verdanken hat, allerdings nicht im positiven Sinne.

Die Bedeutung von WhatsApp in Brasilien:

  • Brasilien ist WhatsApp-Land: rund 120 Millionen aktive Nutzer bei 208 Millionen Einwohnern
  • Wichtigstes Medium, um mit Freunden und Bekannten in Kontakt zu bleiben
  • Auch Unternehmen, öffentliche Einrichtungen, Lehrer, Ärzte und Pressesprecher aller Art kommunizieren bevorzugt via WhatsApp

WhatsApps Rolle bei der Präsidentschaftswahl:

  • Laut Bericht der SZ gibt fast die Hälfte der Brasilianer an, sich vor allem mittels WhatsApp über die Wahl zu informieren.
  • Das Problem dabei: über WhatsApp werden massenhaft Falschinformationen verbreitet (Fotos, Videos, Artikel, etc.) (BuzzFeed)

Können Fact Checker da nichts machen?:

  • Zunächst einmal sind die Möglichkeiten von Fact Checkern limitiert – grundsätzlich immer hinsichtlich der schieren Masse an Inhalten und darüber hinaus noch aufgrund der Verschlüsselung, die WhatsApp seinen Nutzern bietet.
  • Durch die Verschlüsselung können Inhalte nicht im großen Stil ausgewertet werden. Vielmehr sind die Fact Checker auf Hinweise von Nutzern angewiesen.
  • Darüber hinaus erweist sich WhatsApp selbst nicht als besonders kooperativ. Deshalb versuchten sich Fact Checker unlängst, über die New York Times Gehör zu verschaffen. (New York Times)

Wie könnte der Verbreitung von Falschinformationen denn begegnet werden?

  • WhatsApp könnte dafür sorgen, dass Nachrichten maximal an fünf Leute weitergeleitet werden können – genau das wurde in Indien von WhatsApp so eingerichtet. (Poynter)
  • WhatsApp könnte die Anzahl an Leuten verkleinern, an die sich per Broadcast gerichtet werden darf.
  • WhatsApp könnte die Anzahl an Leuten verringern, die maximal in einer Gruppe aufgenommen werden können.

Was unternimmt denn WhatsApp bislang? WhatsApp macht durchaus eine ganze Menge, wie der neue WhatsApp-Chef in einem Blogpost mitteilen lässt. Gleichwohl wird man das Gefühl nicht los, dass sie die Gefahren, die von ihrer Technologie ausgehen, permanent unter- und das Gute im Menschen permanent überschätzen. (Newsroom Facebook)

Be smart: Vielleicht ist es am Ende tatsächlich so, dass ein Messenger nur eins können sollte: entweder man kann ihn nutzen, um 1-zu-1 verschlüsselt zu chatten oder aber der Messenger bietet die Option, dass Inhalte viral gehen können (via Gruppen, Weiterleiten, Broadcasting, etc.), dann allerdings nur unverschlüsselt, um Inhalte entsprechend im Blick behalten zu können. Beides zusammen scheint nicht zu funktionieren – jedenfalls nicht ohne die Demokratie zuweilen zu sabotieren.

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Kampf gegen Desinformationen

Weniger Falschinformationen: Facebook macht gern auf Studien aufmerksam, die aufzeigen, dass weniger Falschinformationen im sozialen Netzwerk zirkulieren. So auch in ihrem aktuellen Artikel (Newsroom Facebook) . Wichtig bloß: die beworbenen Studien werfen weder einen Blick auf Instagram, noch auf Facebook Messenger und WhatsApp – gerade letzteres hat ein enormes Problem hinsichtlich der Verbreitung von Desinformationen. Und das ist nicht erst seit der Wahl in Brasilien bekannt.

Artikel-Serie zu Facebooks Löschpraxis: Facebook startet eine neue Blog-Serie, um den Nutzern (read: Politikern, Menschenrechtsaktivisten, Tech-Experten), näher zu bringen, wie und warum sie Inhalte von der Seite nehmen. Durchaus spannend und löblich, aber letztlich müssten sie das im Sinne der Transparenz bei jedem gelöschten Posting machen. Ist nicht durchführbar, ich weiß. Aber wäre die Idealvorstellung. (Newsroom Facebook)

Facebook möchte Sicherheitsfirma kaufen: So wie es aussieht, steht Facebook kurz davor, eine Firma aus dem IT-Sicherheitssektor zu übernehmen. Welche es am Ende genau wird, wissen die Kollegen von The Information zwar noch nicht, sehr wohl aber, warum Facebook das macht: um neuerlich zu unterstreichen, wie ernst sie es jetzt mit der Sicherheit bei sich nehmen. Laser focus! (The Information, Paywall)

Saudi-Arabien & Twitter: Während prominente Risikokapitalgeber Tech-Unternehmen aus dem Valley dazu anhalten, etwas genauer darüber nachzudenken, von wem sie Geld annahmen (ROFLCOPTER) (AVC), beschreibt die New York Times, welche Rolle Twitter für das Regime in Saudi-Arabien spielt(e), um unliebsame Kritiker auszuspionieren und zu drangsalieren. (New York Times)

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Neuer Feuerlöscher für Facebook

Was ist: Nick Clegg, ehemaliger Vize-Premier Großbritanniens, ist Facebooks neuer Vice President of Global Affairs and Communications – also derjenige, der all die Brände unter Kontrolle kriegen soll, möglichst geräuschlos und unauffällig.

Warum er eine gute Wahl ist: Clegg kennt als ehemaliger Top-Politiker den politischen Betrieb in- und auswendig. Zudem ist er gerade in Brüssel bestens verdrahtet – also genau an dem Ort, von dem Facebook das Unaussprechliche droht: Strafzahlungen und Regulierungen. (CJR)

Die Erwartungshaltung der Medien: Hinsichtlich all der Krisen und Skandale, die Facebook seit Monaten sammelt, könnte die Fallhöhe für Clegg kaum größer sein. Der Guardian jedenfalls erwartet von Clegg, dass er für Demokratie und liberale Ideen bei Facebook eintritt, (Guardian), meldet aber zugleich auch Zweifel an, ob er dies überhaupt möchte – schließlich hätte er sonst ja wohl nie bei Facebook angeheuert (auch Guardian).

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Spot on: Überwachungskapitalismus

Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur erklärt Wirtschaftswissenschaftlerin Shoshana Zuboff, wie Facebook, Google oder Amazon persönliche Daten kommerzialisiert und zur Handelsware erklärt haben:

Der Überwachungskapitalismus definiert persönliche menschliche Erlebnisse, die außerhalb des Marktes, in der Privatsphäre unserer eigenen Erfahrungen stattfinden, nun als freies Rohmaterial, das in den Markt übernommen und in Produkte umgewandelt werden kann, die auf neuen Märkten gekauft und verkauft werden können.

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Studie zu Social Media als Quelle im Journalismus

Sonderrolle für Deutschland : Was haben die New York Times, der Guardian und die SZ gemeinsam? Sie haben in den vergangenen zehn Jahren Social Media zunehmend häufiger als Quellen genutzt. Während für die englischsprachigen Medien vor allem Twitter enorm wichtig ist als Quelle, spielt in Deutschland den Studienergebnissen zufolge Facebook eine größere Rolle. (tandfonline)

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Video Boom

Perlen vor die Säue: Der Social Media Examiner ist sicherlich vielen von euch ein Begriff. Das Blog berichtet seit Jahren zur Schnittstelle von Social Media und Marketing und hat sich eine bemerkenswerte Fan-Basis erarbeitet. Jetzt hat der Kopf der Website, Michael Stelzner, angekündigt, dass sie fortan keine Videos mehr auf Facebook posten werden. Der Grund: das bringt (im Vergleich zu YouTube) alles nichts. Also werden zwei der drei „Shows“ eingestampft, eine „Show“ zu YouTube transferiert. (Social Media Examiner)

Deutschlandfunk-Interview: Ich durfte gestern mit Sebastian Wellendorf vom Deutschlandfunk über Facebooks irreführende Videostatistiken sprechen. Hier ist der Beitrag zur Sendung.

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Neues von den Plattformen

 

YouTube

  • Easy Channel Subscription: YouTube möchte es Nutzern einfacher machen, Channels zu abonnieren. (The Verge)
  • Mini-Player: YouTube möchte, dass wir nicht aufhören, zu glotzen. (The Verge)

Twitter

  • Reported Tweets: Twitter übt sich weiter in Transparenz und zeigt künftig sehr viel genauer, warum ein Tweet gelöscht wurde. Hallo Facebook! (Techcrunch)

Instagram

  • Story-School: Für alle, die sich bereits mit Instagram Stories beschäftigen oder jetzt damit anfangen wollen, hat Instagram eine interaktive Website aufgesetzt – in der sogenannten Story-School zeigt Instagram, was man alles mit Stories so machen kann. Nun ja. (Business Instagram)