Social Media & Politik
- US-Staatsanwalt klagt gegen Mark Zuckerberg: US-Ermittlerïnnen unternehmen einen erneuten Anlauf, um Meta-Boss Mark Zuckerberg im Cambridge-Analytica-Skandal persönlich zur Verantwortung zu ziehen. Zwar hat Zuck gute Chancen, die Klage (hier die Klageschrift als PDF) abzuwehren. Sie könnte aber mit einer empfindlichen Geldstrafe für den CEO enden. Also empfindlich im Sinne eines Normalsterblichen.
- Twitter zahlt 150 Millionen Dollar im Rahmen eines Vergleichs mit US-Aufsichtsbehörden, weil das Unternehmen über mehrere Jahre hinweg falsche Angaben zur "Sicherheit und Privatsphäre" von Nutzerdaten gemacht haben soll. Zwischen Mai 2013 und September 2019 habe Twitter seine Nutzerïnnen um persönliche Informationen gebeten, um deren Konten zu sichern. Konkret ging es u.a. um Telefonnummern für 2-Faktor-Authentifizierung. Laut FTC und US-Justizministerium habe Twitter diese Informationen dann verwendet hat, um Nutzerïnnen mit Werbung anzusprechen. Ein echter Bärendienst für alle Privacy-Enthusiasten…
- Location Tags: In China wird unter Posts in sozialen Medien ein „location tag“ auf der Grundlage der IP-Adresse des Verfassers angezeigt. Zunächst waren die Hinweise nur auf Inhalte beschränkt, die im Zusammenhang mit Nachrichten rund um die russische Invasion in der Ukraine standen. Nun werden sie auf die meisten Inhalte sozialer Medien ausgeweitet (New York Times). Das dürfte die Meinungsfreiheit noch weiter einschränken.
- Mehr Daten für Forscherïnnen: Es sieht ganz so aus, als würde sich Meta endlich bewegen und Wissenschaftlerïnnen mehr Daten liefern (New York Times), damit besser erforscht werden kann, wie politische Anzeigen bei Facebook und Instagram verwendet werden. Gut! Sehr gut sogar.
Kampf gegen Desinformation
- Twitter erlässt neue Richtlinien für Fehlinformationen in Krisenfällen: Twitter möchte künftig irreführende Tweets von prominenten Konten verbergen können (Blog / Twitter). Entsprechende Tweets sollen nicht mehr auf der Startseite und in der Suche auftauchen. Likes und Retweets werden für diese Tweets ebenfalls deaktiviert.
- YouTube entfernt 70.000 Videos und 9.000 Kanäle, die im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine stehen (Guardian). Das ist aller Ehren wert und gute PR in eigener Sache. Ohne weiteren Kontext sind die Zahlen allerdings nutzlos.
Follow the money
- Snap mit weniger Umsatz als gedacht: Snap fürchtet (Tagesschau), im zweiten Quartal des Jahres deutlich weniger Umsatz und Gewinn einzufahren, als noch vor einigen Wochen prognostiziert (Techcrunch). Das ist insofern interessant, als dass das Unternehmen im ersten Quartal des Jahres deutlich stärkere Zahlen vorgelegt hatte als viele andere Mitbewerber. Jetzt aber sieht es so aus, als würde sich auch die Firma hinter Snapchat der allgemeinen Talfahrt der Tech-Giganten anschließen. Snaps Aktie verliert fast 30 Prozent, auch die Aktien anderer Social-Media-Plattformen verzeichnen aufgrund des düsteren Ausblicks deutliche Verluste.
- Branded Mission: TikTok führt eine neue Möglichkeit für Werbetreibende ein, Videos von Creatorn zu nutzen: Kreative, die an dem Programm "Branded Mission" teilnehmen, können ausgewählte Videos, in denen sie für ein Produkt werben, freigeben, damit Marken sie für ihre eigenen Kampagnen auswählen können. Tja, da werden Werbeunternehmen ja mal ganz schön hart geschnitten…
Creator Economy
- Mehr Credits wagen: TikTok führt ein neues Tool ein, mit dem Nutzerïnnen, die sich einen Tanz, ein Meme oder einen Sound ausgedacht haben, stärker gewürdigt werden sollen. Wer künftig ein Video hochlädt, das auf der Idee eines Dritten beruht, kann den Ideengeber / die Ideengeberin nun per Tag ausweisen. Bislang gingen die Urheberïnnen oft leer aus.
- Instagram testet NFT für ausgewählte Creator: Einige ausgewählte Nutzerïnnen dürfen jetzt auf Instagram ihre Cryptokunstwerke präsentieren (The Verge). Mittelfristig könnte sich die Plattform laut Insta-Boss Mosseri in einen vollständigen NFT-Marktplatz verwandeln. So könnten Kreative für ihre Arbeit auf Instagram prima entlohnt werden, heißt es. Besser als Hank Green (dexerto) kann man das Vorhaben eigentlich nicht zusammenfassen:
“I don’t want to get super snarky on you, because I have friends that work at Instagram, but oh my god shut the fxxk up. In 2020, Instagram made $24 billion dollars and all of that money, all of it, was made on advertisements placed in between pieces of content on your app. It sounds like you’re trying to figure out a really tough nut to crack – which is how to help creators make a living doing what they love without sharing any of the $24 billion dollars a year that you make. It just sounds really tough.””
- Twitter Create: Twitter möchte auch vom Creator-Boom profitieren und hat dafür sogar eine Website gebastelt. Zudem wird aus @TwitterMedia jetzt @TwitterCreate. Geht total ab bei Twitter!
- Reddit startet Programm für Audio-Hosts: Nachdem Clubhouse ziemlich genau vor einem Jahr mit ein paar Milliarden Dollar bewertet wurde (Warum noch einmal genau?!), starteten fast alle Social-Media-Plattformen eigene Social-Audio-Anstrengungen. Das meiste davon ist mittlerweile wieder in der Versenkung verschwunden. Bei Reddit hingegen scheint man die Ambitionen noch nicht aufgegeben zu haben: Das Unternehmen startet ein Programm, um Talkshow-Hosts zu fördern.
Social Media & Journalismus
- Meta baut News-Partnership-Team um: Bislang hat sich Campbell Brown (aka „We will help you revitalise journalism … in a few years the reverse looks like I’ll be holding your hands with your dying business like in a hospice“) um die Partnerschaft mit Nachrichten-Organisationen gekümmert. Künftig wird das nicht mehr ihre einzige Baustelle sein (Axios). Browns Team wird sich ebenfalls um die Zusammenarbeit mit Sportverbänden, Filmstudios und Streaming-Anbietern kümmern. Folgende Schwerpunkte soll ihr Team dabei in den Blick nehmen: Kurz-Videos, NFT und Metaverse. Journalismus aber sicherlich auch noch irgendwie.
Aus der Praxis
- LinkedIn startet eine PR-Offensive mit dem Titel Mythbusting the feed. In der Serie soll es darum gehen, wie der LinkedIn-Algorithmus funktioniert, was auf der Plattform gut läuft und was mensch lieber an anderer Stelle posten sollte. Die ersten Teile sind aus unserer Sicht für gut informierte Nutzerïnnen sicherlich eher ein bissl oll. Aber erstens ist das ein ganz ordentliches Roundup für alle, die sich noch nicht näher mit LinkedIn beschäftigt haben. Zweitens klingen die weiteren Teile recht vielversprechend. Sobald alle Teile on sind, schreiben wir hier die Tipps zusammen.
- TikTok Content Marketing Partner: Wer mag, kann fortan Brandwatch, Dash Hudson, Emplifi, Hootsuite, Khoros, Later, Sprinklr oder Sprout Social nutzen, um Dinge auf TikTok passieren zu lassen.
- Auto-Captions bei Instagram: Die Video-Plattform Instagram ermöglicht es, automatisch generierte Untertitel zu nutzen. Per Default sind sie allerdings ausgeschaltet. Um sie einzuschalten, musst du folgende Einstellungen vornehmen:
- Auf Profil in der unteren rechten Ecke des Bildschirms tippen
- Hamburger-Menü oben rechts auf dem Bildschirm auswählen und dann zu Einstellungen gehen
- Bei Konto den Punkt Untertitel auswählen und dann die Option Untertitel ein-, bzw. ausschalten
Neue Features bei den Plattformen
TikTok
- TikTok testet Video-Spiele – zwar zunächst nur in Vietnam (Reuters), aber der Test zeigt trotzdem ganz eindrücklich, dass ByteDance keine Gelegenheit auslässt, um Nutzerïnnen noch mehr an die App zu binden.
YouTube
- Most-replayed parts: YouTube hat ein neues Feature (The Verge) im Angebot, das es ermöglicht, direkt zu den am meisten angeschauten Parts eines Videos zu springen. Das klingt erst einmal ganz praktisch. Mit Blick darauf, wie YouTube bislang funktioniert und wie YouTuber es schaffen, Beziehungen zum Publikum aufzubauen, degradiert es die Video-Kreativen aber zu seelenlosen Content-Lieferanten. Word.
- Weniger Platz für Kommentare: Künftig werden Kommentare bei YouTube auch auf dem Desktop sehr viel weniger Platz einnehmen. Lediglich ein Kommentar wird fortan unter den Videos angezeigt – alle weiteren werden erst (rechts neben dem Video) geladen, wenn auf den entsprechenden Button geklickt wird. „Nur für die Kommentare hier“ scheint für YouTube an Bedeutung zu verlieren.
- Avatar-Reactions: Meta versucht ja bekanntlich Stück für Stück, das Metaverse Realität werden zu lassen. Ein erster kleiner Schritt in diese Richtung sieht so aus, dass Nutzerïnnen daran gewöhnt werden, digitale Versionen ihrer Person zu nutzen – read: Avatare. Testweise können User nun bei Instagram Stories mit Avataren reagieren (@pururajdutta). Hui. Die Zukunft ist so nah!
- Reaction-Videos üben ja bekanntlich auf viele einen großen Reiz aus – bei YouTube und TikTok ist das ein Genre für sich. Personen wie Khaby Lame verdienen damit Millionen. Nun möchte Instagram auch mehr Reaction-Videos bei sich auf der Plattform sehen und bastelt an einer entsprechenden Option (@alex193a).
Snapchat
- Shared Stories: Snapchat bietet die Möglichkeit, gemeinsam Stories zu erstellen (YouTube / Snapchat). Ganz praktisch für Parties und Events, damit eine Gruppe gemeinschaftlich festhalten kann, was so passiert ist. Oder. Vielleicht. Auch. Lieber. Doch. Nicht?!
Best Practice
Wir steuern beim Social Media Watchblog auf die 800. Ausgabe zu. Gern möchten wir den runden Geburtstag nutzen, um eine neue Rubrik einzuführen. Konkret soll es darum gehen, stärker voneinander zu lernen. Welche Herausforderungen stehen bei euch gerade an? Welche Tools nutzt ihr, die vielleicht noch nicht alle kennen? Wie sehen eure Workflows aus? Welche Quellen nutzt ihr, um euch zu bestimmten Themen auf dem Laufenden zu halten? Gern wollen wir fortan monatlich jemanden aus der Community zu Wort kommen lassen. Wer Lust hat, in dieser neuen Rubrik aufzutauchen, darf sich gern via Reply auf diesen Newsletter melden. Merci <3
Header-Foto von Alex Knight