Salut und herzlich Willkommen zur 514. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Heute beschäftigen wir uns u.a. damit, warum Opa so oft „Fake News“ teilt und warum (und wem) Mark Zuckerberg 2019 mehr zuhören möchte. Ferner blicken wir auf eine Untersuchung, die der Frage nachgeht, welche Attribute Mensch den einzelnen Social-Media-Plattformen zuordnet. Ich wünsche eine spannende Lektüre und sende freundliche Grüße, Martin
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The Kids are alright. Grandpa is the problem.
Was ist: Eine Studie der NYU und Princeton zeigt, dass sogenannte „Fake News“ von Facebook-Nutzern in den USA nur sehr, sehr selten geteilt werden. Allerdings – und das ist das Erstaunliche an der Studie – werden Falschinformationen von der Altersgruppe Ü65 siebenmal häufiger geteilt als von der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen. (Sciencemag)
Was lernen wir daraus? Die Mär, „Fake News“ würden permanent von allen geteilt, lässt sich nun mit wissenschaftliche Fakten entkräftigen. Gleichzeitig wirft die Studie die Frage auf, warum ausgerechnet die Ü65-Altersgruppe so sehr für Desinformationsversuche empfänglich ist.
Wechselwirkungen: Journalismus-Professor Jeff Jarvis weist in seinem Blog auf die mögliche Wechselwirkung von Falschinformationen im TV (insbesondere durch Fox News) und deren Verbreitung auf Social Media hin (Buzzmachine).
Be smart: Auch in Deutschland ist Fernsehen noch die dominante Nachrichtenquelle. Zum Glück müssen wir uns hierzulande aber noch nicht mit Sendern wie Fox News rumschlagen. Eventuell ja aber bald mit RT Deutsch – jedenfalls dann, wenn der ehemalige MDR-Chefredakteur, Wolfgang Kenntemich, tatsächlich eine Sendelizenz für die Kreml-treue-Propaganda-Maschine herbei-lobbyiert (FAZ).
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Zuckerbergs Talk Show
Was ist: Mark Zuckerberg hat eine neue Challenge gefunden: 2019 möchte er gern nutzen, um mit Menschen mehr ins Gespräch zu kommen. Genauer gesagt möchte er öffentliche Veranstaltungen organisieren, um sich mit Politikern, Experten und womöglich auch ganz normalen Nutzern über die Zukunft von Tech allgemein und Facebook insbesondere zu unterhalten. (Facebook / Zuck)
Was soll das? Zuckerberg verspricht sich von diesen Talks, die Wünsche, Sorgen und Bedürfnisse normaler Menschen besser zu verstehen. Als Programmierer sei er bislang immer nur daran interessiert gewesen, seine Ideen umzusetzen und darauf zu setzen, dass sie für sich selbst sprechen würden. Oh boy. Das haben sie.
Warum das gar keine schlechte Idee ist: Wenn die Talks wirklich dazu führen, dass Mark Zuckerberg öffentlich mit den größten Problemen konfrontiert wird, die sein Unternehmen verursacht – etwa die Vertreibung der Rohingya in Myanmar (New York Times), Tote durch „Fake News“ in Nigeria (BBC), Lynchmobs in Indien (BBC), Kinderpornografie bei WhatsApp (Techcrunch) oder Mobbing bei Instagram (The Atlantic) – dann wäre sehr viel gewonnen.
Be smart: Vielleicht sollte Zuckerberg den ersten Talk übrigens direkt in seiner eigenen Firma abhalten. Dort herrscht diesem Bericht zufolge ein Klima der Angst, das dafür sorgt, dass niemand Kritik am eigenen Unternehmen wagt. (CNBC)
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There's a reason users tap on each app
Was ist: Snap Inc hat eine Umfrage in Auftrag gegeben, um herauszufinden, warum und wann Mensch Facebook, Twitter, YouTube, Instagram und Snapchat nutzt. Auch wollte Snap Inc wissen, welche Gefühle mit den jeweiligen Apps assoziiert werden. (Forbusiness / Snapchat)
1/ Attribute
2/ Motivation
3/ Begebenheiten
Be smart: Snapchat versucht sich am Markt zu behaupten, indem sie sich als „the fastest way too communicate“ positionieren (Snap Memo / Cheddar). Dass die bei Murphy Research in Auftrag dieses Ziel nun mit Daten untermauert, dürfte der Grund gewesen sein, warum Snap diese Studie veröffentlicht.
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China im Fokus
Was ist: 2019 wird unser Blick noch sehr viel häufiger Richtung Osten gehen, als es in den Jahren zuvor der Fall war.
Wait, but why? Einerseits versuchen westliche Tech-Konzerne (allen voran natürlich GAFA), weiter in China Fuß zu fassen und neue Zielgruppen zu erschließen. Andererseits werden Firmen aus China auch in der westlichen Welt immer bekannter und beliebter.
Warum das spannend ist: Zwar steckt auch jetzt bereits in all jenen Produkten, die wir tagtäglich nutzen, schon sehr viel Know-How und Fleiß aus China. Im Bereich Social Media aber spielt China bislang noch eine zurückhaltende Rolle; imho auch aus guten Gründen, stehen chinesische Social-Media-Plattformen doch massiv unter der Aufsicht von chinesischen Zensur- und Kontrollbehörden, wie diese Recherche der New York Times eindrücklich zeigt. Aber am Ende entscheiden die Nutzer – und die stören sich ja bekanntlich nur bedingt an Datenskandalen und der Surveillance Capitalism Co. KG.
放聰明點: Als Einstieg in das Thema kann ich diese siebenteilige Artikel-Serie zu Chinas Tech-Welt empfehlen (Linkedin / OSK). In der kommenden Woche schauen wir dann ausführlich auf TikTok und andere Short-Video-Apps, die mich derzeit maximal in ihren Bann gezogen haben. #Shuffledance #Duett
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Schon einmal davon gehört
Facebook ist jetzt Crapware: Manches kann man einfach nicht verstehen: Facebook hat mit Samsung die Absprache getroffen, dass auf Galaxy-S8-Smartphones ein Facebook-Container vorinstalliert ist. Dieser Container ist also nicht die richtige App, sondern nur eine Art Hinweis, der Nutzer solle doch bitte die Facebook-App installieren. Wenn er das tun möchte, ok. Wenn er das nicht tun möchte, schwierig. Denn löschen lässt sich dieser Container nicht. Facebook ist jetzt also offiziell Crapware. Jedenfalls in diesem Fall. Huch. (Bloomberg)
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Zwei Lesetipps fürs Wochenende
Spektakuläres Porträt von Elon Musk: Die WIRED hat ein wirklich großartiges Porträt über Elon Musk geschrieben. Was für ein unfassbar durchgeknallter Wahnsinns-Typ. Dr. Elon & Mr. Musk: Life Inside Tesla's Production Hell.
Die AfD, Wahlen und Social Media: Dieses Jahr stehen die Europawahl und die Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen an. Dass bei diesen Wahlen Social Media eine bedeutende Rolle einnehmen wird, muss man wohl keinem mehr groß erklären. Warum aber auf Plattformen wie Facebook bislang vor allem populistische Parteien wie die AfD große Erfolge feiern können, habe ich Anfang der Woche in meiner Medienkolumne mit Tom Grote bei Radio Bremen 2 diskutiert. Das Portal „Der Rechte Rand“ hat zudem ausführlich und lesenswert über die Medien- und Social-Media-Strategie der AfD geschrieben.
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Neue Features bei den Plattformen
- Ein Hauch von Regram: Instagram hat jetzt einen Weg gefunden, um Nutzern das Teilen des gleichen Inhalts über diverse Accounts leichter zu machen. Fortan bedarf es lediglich ein, zwei zusätzlichen „Häkchen“ und schon geht der Post mehrfach raus. Für Social-Media-Pros sicherlich eine Erleichterung. Für Nutzer womöglich sehr viele doppelte Posts. (Techcrunch)
- Statistiken für Hashtags: Ich bin derzeit nicht tief genug im Alltagsgeschäft, um bewerten zu können, ob das wirklich sinnvoll ist. Bemerkenswert finde ich es allemal: jetzt gibt es auch Stats für Hashtags. (Reddit / R / Instagram)
- Dashboards und Kontext: Künftig möchte Twitter gern seinen Nutzern mehr Zahlen an die Hand geben und führt dafür neue Dashboards ein, die aufzeigen, wann Nutzer mit welchen Inhalten interagieren, etc. Auch möchte Twitter gern die Tweets mit mehr Kontext ausstatten. (Techcrunch)
- Presence-Indicator und Ice Breakers: Ferner arbeitet Twitter an einem „Eisbrecher-Feature“, das Nutzer dazu bringen soll, mit anderen in Kontakt zu treten, respektive zu bestimmten Themen zu twittern. Last but not least möchte Twitter gern aufzeigen, wo sich die Nutzer gerade aufhalten. So müsste eben diese Info nicht im Tweet erwähnt werden und kostbare Zeichen aufbrauchen. Well. Sounds legit. (The Next Web)
Amazon
- Live-Streaming Services: Auch Amazon scheint darauf zu setzen, dass Gaming-Livestreams ein großes Geschäft werden. Jedenfalls arbeiten sie The Information zufolge daran, eine entsprechende Live-Streaming-Plattform aufzubauen.
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One more thing
Wie Sprache das Denken verändert: In den vergangenen Monaten haben wir uns sowohl hier fachlich im Social Media Watchblog als auch grundsätzlich draußen in der Gesellschaft vielfach darüber unterhalten, wie Sprache unser Denken verändert. Denken wir nur an die Dark Patterns im Design bei Facebook oder die unsäglichen Fliegenschiss-Diskussionen. Die Sprachwissenschaftlerin Lera Boroditsky (@leraboroditsky) beschäftigt sich hauptberuflich mit dieser Auseinandersetzung und liefert einen fantastischen TED-Talk – dem beliebtesten im Jahre 2018 übrigens.
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Credit für Header-Bild: Martin Prokop on Unsplash
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