Salut und herzlich Willkommen zur 505. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Heute blicken wir auf Facebooks Fake News Operationen in eigener Sache, wir lernen über kostspielige Influencer und schauen auf Twitters Explore-Tabs, die gerade Einsteigern das Leben leichter machen dürften. Herzlichen Dank für das Interesse und die Wertschätzung unserer Arbeit, Martin & Team!
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Facebooks eigene Fake-News-Kampagne
Was ist: Facebook hat eingeräumt, dass die von ihnen beauftragte PR-Firma Definers Public Affairs tatsächlich darauf angesetzt wurde, kritische Stimmen zu diskreditieren.
Warum ist das interessant?
- Die New York Times hatte in einer aufwändigen Recherche kein all zu gutes Bild von Facebook gezeichnet. Vor allem Sheryl Sandberg, Facebooks bislang unangefochtene COO, kommt in dem NYT-Artikel nicht sonderlich gut weg. Eine ausführliche Besprechung des Artikels findest du in Briefing 504.
- Zunächst hatte Facebook die Vorwürfe der NYT abgestritten. Dann hatte Sandberg intern erklärt, dass die Beauftragung von Definers wohl auf ihre Kappe ginge. (NYT) Nun wurde allerdings FBs ehemaliger Kommunikationschef Elliot Schrage als öffentlicher Sündenbock präsentiert. (Facebook Newsroom) Sandberg ist sich nicht zu schade, ihre eigene Rolle im selben Blogpost noch einmal öffentlich herunterzuspielen.
- Das ist auch deshalb so spannend, weil Schrages Abgang bei Facebook bereits seit Juni bekannt ist. Mit dem ehemaligen britischen Spitzenpolitiker Nick Clegg wurde sogar bereits ein prominenter Nachfolger gefunden. (CNBC) Schrage nun als alleinigen Verantwortlichen zu installieren, scheint daher ein Leichtes.
Die zweifelhaften Praktiken
- Die PR-Agentur Definers hatte tatsächlich versucht, George Soros Aussagen zu Facebook („menace to society“) zu diskreditieren und den Blick gezielt auf Mitbewerber zu lenken.
- Dafür hatte Definers u.a. auf einer fake News-Website Artikel lanciert (twitter / martinfehrensen). Chefredakteur dieser vermeintlichen News-Website ist übrigens niemand anderes als der Präsident der PR-Agentur selbst.
- Ein perfektes Beispiel für jenes "inauthentic behavior", das Facebook von der eigenen Plattform ja eigentlich verbannt sehen will. (Anmerk. der Redaktion: Was ist da eigentlich los bei Euch, Facebook?)
Zum Zeitpunkt: Facebook folgt einem klaren Muster, was die Veröffentlichungen solcher Eingeständnisse angeht. Am Vorabend der Midterms publizierten sie einen Artikel, in dem deutlich wurde, dass sie eine Mitschuld an der brutalen Verfolgung der Rohingya tragen. Nun veröffentlichen sie am Vorabend von Thangsgiving einen Artikel, in dem sie zugeben, eine Schmutzkampagne gegen Mitbewerber gefahren zu haben. Dahinter steckt das Kalkül, die Medien und Nutzer mögen bitten nicht all zu sehr darüber sprechen.
Weitere Konsequenzen sind erst einmal für Zuckerberg und Sandberg nicht in Sicht. Sie sehen keinen Grund dafür, von ihren Jobs abzurücken. Vielmehr freue sich Zuckerberg auf weitere Jahrzehnte der Zusammenarbeit. (Time)
Be smart: Ob es wirklich so kommt, dass Facebook noch Jahrzehnte existiert, entscheidet am Ende nicht Zuckerberg, sondern der Markt, respektive die Nutzer. Wie die folgenden Grafiken zeigen, ist es um beide Gruppen aus Facebook-Sicht nicht sonderlich gut bestellt:
Facebooks Aktie ist auf den Wert von 02/2017 abgerutscht. Während also die Werbetreibenden noch Geld reinpumpen, bewertet die Börse Facebooks Zustand bereits anders.
Facebook hat enorm Federn gelassen, wenn es um die Frage geht, wie häufig das Netzwerk von der jungen Zielgruppe genutzt wird.
Auch ist es um die Wertschätzung sozialer Medien insgesamt nicht gut bestellt: Eine Mehrheit der US-Amerikaner gibt erstmals an, dass soziale Medien der Demokratie mehr schaden als nützlich sind.
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Kampf gegen Desinformation
Politische Einflussnahme bei Facebook? Bereits seit Mai diesen Jahres ist bekannt, dass Facebook mit dem regierungsnahen Think Tank „Atlantic Council“ in Sachen „Fake-News-Bekämpfung“ kooperiert (Fortune). Zurecht stellt der NDR in einem ZAPP-Beitrag jetzt die Frage, wie unabhängig Facebook dadurch bei der Entscheidung über strittige Inhalte noch ist. Für Politikberater (und einem meiner Social-Media-Lieblings-Butterflies wie Carline sagen würden) Martin Fuchs liegt die Sache auf der Hand: „Was sie jetzt tun, ist nicht neutral, und deshalb ist es auch eine Verabschiedung der Grundidee, wir sind eine neutrale Plattform.“
Falschmeldungen mit tödlichen Folgen: Leider habe ich es bislang noch nicht geschafft, mir jeden einzelnen Artikel dieser fantastischen BBC-Artikelserie zum Thema „Fake News“ anzuschauen, aber ich möchte sie nichtsdestotrotz an dieser Stelle ausdrücklich empfehlen. Ein wirklich extrem wertvoller Blick über den Tellerrand, schauen wir doch bei der Betrachtung von Desinformationskampagnen, die via Social Media gefahren werden, nach wie vor viel zu häufig auf die westliche Welt.
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Zitat der Woche
The sense of intimacy, artistry and discovery that defined early Instagram and led to its success has given way to a celebrity-driven marketplace that is engineered to sap users’ time and attention at the cost of their well-being.
Quelle: Quitting Instagram (Washington Post)
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Empfehlungen fürs Wochenende
Amazon-Wahnsinn: Ich hatte mich neulich einmal ziemlich in die Nesseln gesetzt. Auf Twitter teilte ich einen Beitrag der ARD-Themenwoche zum Abbau von Seltenen Erden. Offenkundig müssen für die Batterien, die wir in unseren Smartphones nutzen, nun einmal Menschen unter extrem unwürdigen Bedingungen schuften – gerade Kinder sind davon sehr betroffen. Natürlich nichts Neues, aber letztlich viel zu selten thematisiert. Da ich aber auch ein altes iPhone 5 nutze und dies aufgrund der „iPhone für Twitter“-App für Dritte nachvollziehbar ist, sah ich mich nun eines veritablen Shitstorms ausgesetzt. Sehr, sehr unangenehm, das alles. Zumal die Kritik an meinem Tweet aus dem sehr rechten Milieu kam. Anyway. Heute bin ich jedenfalls trotz dieser Erfahrung nicht zu müde, um auf die Missstände hinzuweisen, die man als Amazon-Kunde billigend in Kauf nimmt – gerade an Tagen wie diesen (#BlackFriday). Zitat:
Q: What do you want people to know about Amazon and Black Friday?
A: People need to know that their free shipping comes at a human cost
Kostspielige Influencer: Ganz im ernst: ich habe wenig Ahnung von Influencern. Ich kann zwar einigermaßen solide erklären, wie das Game prinzipiell funktioniert. Welche Preise sie aber aufrufen und wie die Postings dann gestrickt sein müssen, um wirklich beim Publikum zu punkten? Keine Ahnung. Dieser Beitrag von WIRED führt ein in die Welt des Influencer-Preiskampfs. Allem Anschein nach gibt es Jungs und Mädels, die 50.000 bis 70.000 Dollar pro Post kassieren. Irgendwas mache ich falsch mit meinen 4,58 Euro im Monat ¯\_(ツ)_/¯
Spannende Fusionen: Einem Bericht der New York Times zufolge überlegen Digital-Only-Pioniere wie BuzzFeed, Refinery 29 und Group Nine, ob eine Fusion sinnvoll wäre. Zwar gäbe es noch keine konkreten Pläne, sehr wohl aber Vorgespräche. Hintergrund dieser Überlegungen ist die Verheißung auf bessere Verhandlungsoptionen gegenüber den großen Tech- und Social-Media-Konzernen, die als primäre Kontrahenten erachtet werden. (New York Times)
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Neues von den Plattformen
- Neue Profilansicht: Instagram bastelt an der Profilansicht. Vor allem geht es dabei wohl darum, den Nutzern mehr Optionen an die Hand zu geben, miteinander Kontakt aufzunehmen. Einerseits wohl eine Reaktion darauf, dass Snapchat sich als schnellste App für Kommunikation zu positionieren versucht. Andererseits die Option für Instagram, mehr Beziehungen zwischen regulären Nutzern und Geschäften zu stricken. (Instagram Press)
- Time Spent und so: Jetzt aber wirklich! Nachdem wir bereits häufiger angekündigt hatten, dass das Feature bei Facebook integriert würde, wird es nun wirklich ausgerollt: ein Dashboard, das dir anzeigt, wie lange du schon wieder auf Facebook abhängst. (The Verge)
YouTube
- Terminator & Rambo: YouTube bietet Nutzern in den USA jetzt über 100 Hollywood-Schinken zum kostenfreien Streaming an. Wer also mag, kann jetzt also auch Terminator und Rambo auf YouTube gucken. (The Verge)
- Weniger Fokus auf Follower: Twitter probiert derzeit einiges aus, um die Plattform etwas zu entspannen. Die neueste Idee: der Anzahl an Followern weniger Bedeutung geben. Wie? Nun, letztlich eigentlich nur durch ein wenig Kosmetik. (The Verge)
- Explore-Tabs: Twitter schaut sich bei Instagram die Explore-Tabs ab. Künftig kann in der Suche direkt auf Tabs mit Links und Inhalten zu News, Sport, Entertainment, etc. zugegriffen werden – dürfte Twitter für Neueinsteiger eine ganze Ecke attraktiver machen. (Twitter)
- Besserer Schutz: Bin mir nicht ganz sicher, ob das auch nur einem von euch klar gewesen ist, aber bislang konnten eure LinkedIn-Kontakte einfach so eure Email-Adresse von euren Profil-Seite ziehen. Das geht nun nicht mehr. Schon mal ganz gut. Aber letztlich dürften viele dieser komischen Kontakte, denen man dann doch immer mal wieder zugestanden hatte, sich mit einem zu vernetzen, obwohl man sie eigentlich gar nicht kannte, genau darauf aus gewesen sein. Nur so eine Vermutung. (Techcrunch)
- Mehr Social Media: LinkedIn möchte gern mehr wie andere soziale Netzwerke sein und testet derzeit sowohl GIFs als auch Reactions und Stories. Nun ja. What could possibly go wrong? Ah, richtig. Meme Wars. (BuzzFeed)
Tumblr
- Aus dem App Store geflogen: Tumblr ist für mich ja eines dieser sozialen Netzwerke, das in Deutschland leider völlig unverdient nie so richtig aus dem Quark gekommen ist. Leider hat Tumblr allerdings auch ein extrem hässliches Problem mit grässlichen Inhalten. Genau deshalb ist Tumblr auch (vorübergehend) aus dem App Store geflogen. (Digital Information World)
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One more thing
Creepy Christmas: Mozilla hat einen ziemlich witzigen Guide, der einem zeigt, wie es um den Datenschutz beliebter Gadgets bestellt ist. Der Creep-O-Meter mag nur eine Spielerei sein, die Klassifizierung nach Minimum Security Standards ist hingegen sehr sinnvoll. Ach so: Ich wünsche mir übrigens eine Playstation. Falls das jemanden interessiert. Aber die schneidet ja auch ganz ordentlich ab. (Mozilla)
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