Was ist

Vergangene Woche hat OpenAI seinem Modell GPT-4o eine neue Fähigkeit verpasst. ChatGPT kann damit deutlich bessere Bilder generieren und iterativ bearbeiten (OpenAI). Schnell entdeckten Nutzerïnnen, dass sich die KI dafür eignet, um den Stil des japanischen Zeichentrickstudios Studio Ghibli nachzuahmen.

Tagelang bestanden soziale Medien hauptsächlich aus KI-Kreationen, die an Filme wie Prinzessin Mononoke oder Chihiros Reise ins Zauberland erinnerten. Von privaten Fotos über historische Aufnahmen bis zu berühmten Memes wurde alles ghiblifiziert.

Auf den ersten Blick wirken die Bilder harmlos, doch je länger man sich mit den Hintergründen beschäftigt, desto größer und existenzieller werden die Fragen, die das Vorgehen von OpenAI aufwirft: juristische, moralische, philosophische. Es geht ums Urheberrecht, den Wert von Kunst und die Aneignung durch Faschisten.

Wir haben auf die meisten dieser Fragen keine Antworten, möchten sie aber trotzdem als Denkanstoß in den Raum stellen. Dazu verweisen wir auf weiterführende Texte und liefern Kontext zur großen Debatte um KI und Copyright.

Wie die Ghiblifizierung begann

  • Seit genau einer Woche lassen sich mit ChatGPT Bilder erstellen, die alles in den Schatten stellen, was DALL-E3 ausspuckt. Anders als bei seinem spezialisierten Bildgenerator integriert OpenAI das Werkzeug direkt ins Modell GPT-4o.
  • Das kleine o steht für omni, und diesem Zusatz wird das Modell nun gerecht. Man kann nicht nur nahezu fotorealistische Bilder, sondern auch Logos und Infografiken erzeugen lassen, an denen bisherige Bildgeneratoren größtenteils gescheitert sind.
  • Das allein bringt viele Probleme mit sich, etwa die Möglichkeit massenhafter Dokumentenfälschung (The Decoder) oder drohende Jobverluste in der Kreativbranche (Zeit Online).
  • Die offensichtlichste Konsequenz war aber eine andere. Das Netz wurde mit Bildern im Ghibli-Stil geflutet, Millionen Menschen spielten mit ChatGPT herum und teilten ihre Ergebnisse (The Verge).
  • Für OpenAI war es ein gigantischer PR-Erfolg. Binnen einer Stunde meldeten sich eine Million Menschen neu an. Zum Vergleich: Als ChatGPT auf den Markt kam und sofort viral ging, dauerte es fünf Tage, bis OpenAI eine Million Nutzerïnnen verzeichnete.

Warum die KI-Kreationen problematisch sind

Wir können die Faszination nachempfinden. Technisch sind die Fähigkeiten von GPT-4o tatsächlich beeindruckend, und über manche Ghibli-Memes haben auch wir gelacht. Vermutlich hatten viele Menschen, die begeistert ihre Fotos ghiblifizieren, noch nie von Studio Ghibli gehört oder sich zumindest nicht richtig mit dem Werk beschäftigt. Wenn ein Teil davon jetzt die Filme schaut, wäre das ein schöner Nebeneffekt.

Dennoch hat uns die Ghiblifizierung eher traurig und wütend gemacht. Dafür gibt es mehrere Gründe:

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