Was ist

Seit Dienstag testet Meta in den USA Community Notes (CN). Statt Medienpartnern und professionellen Faktencheck-Organisationen sollen künftig die Nutzerïnnen selbst Fehlinformationen auf Facebook, Instagram und Threads kennzeichnen. Das System übernimmt Meta dabei weitgehend von X, wo CN seit 2021 im Einsatz sind.

Mark Zuckerberg kopiert bekanntlich schamlos und meist erfolgreich. Wenn er jetzt nachbaut, was X seit vier Jahren vormacht, dann muss sich diese Form der basisdemokratischen Moderation bewährt haben. Oder?

Leider nein. Eine ausführliche Datenerhebung von Bloomberg zeigt, dass CN signifikante Schwächen haben und nicht geeignet sind, um die Verbreitung von politischer Desinformation zu stoppen. Das deckt sich mit früheren Berichten und Studien, die zu ähnlichen Ergebnissen kamen.

Warum das wichtig ist

Meta ist der größte Plattformbetreiber der Welt, Facebook, Instagram und Threads vernetzen rund 3,5 Milliarden Menschen. Der Test ist zwar vorerst auf die USA beschränkt, und auch dort werden die Anmerkungen zunächst nur gesammelt, aber nicht angezeigt (Meta-Newsroom).

Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Programm global freigeschaltet wird. Meta hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass die Zusammenarbeit mit Faktencheckern auch in Deutschland beendet werden soll. Angeblich seien CN "weniger voreingenommen" als professionelle Organisationen, da mehr und unterschiedlichere Perspektiven einfließen könnten.

Wir halten Metas Framing für vorgeschoben. Es geht nicht um Unvoreingenommenheit, sondern um ein politisches Signal. Zuckerberg will Trump umgarnen und misstraut etablierten Medien. Das bisherige Faktencheck-Programm hatte zweifellos Schwächen und hätte reformiert werden müssen – es ohne Vorwarnung abzuschaffen, ist aber keine Lösung.

Das Ende der Faktenchecks war eine von sechs drastischen Veränderungen, die Zuckerberg Anfang Januar verkündete. Wir haben die Unterwerfung vor der neuen US-Regierung damals in zwei Newslettern beschrieben:

Wie Mark Zuckerberg Meta auf Trump-Linie bringt
Ob es wirklich so eine gute Idee war, von X zu Threads zu wechseln?
Metas MAGA-Move: 6 Thesen zu Zuckerbergs Rechtsruck
Zwei Tage nach Zuckerbergs Kniefall vor Trump sind immer noch viele Fragen offen. Wir sortieren das Durcheinander.

Wie CN funktionieren

Die Teilnahme am CN-Programm steht allen volljährigen Nutzerïnnen offen, deren Account seit mindestens sechs Monaten existiert und bislang nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen hat. Wer sich bewirbt, landet auf einer Warteliste. Auf Metas Plattformen sollen bislang rund 200.000 Personen Zugang beantragt haben.

Nach der Freischaltung kann man bei jedem Post eine Notiz als Kontext hinzufügen. Die Anmerkungen dürfen höchstens 500 Zeichen umfassen. Werbung ist zumindest zu Beginn des Programms von CN ausgenommen, die Beiträge von Politikerinnen oder Meta-Managern können aber annotiert werden.

Die CN erscheinen erst, wenn genug andere Freiwillige, die am Programm teilnehmen, den Kontext als hilfreich bewertet haben. Meta wird sich dabei an X orientieren und auf den quelloffenen Algorithmen aufbauen, die dort als Grundlage für das Ranking-System dienen.

Dahinter steckt ein sogenanntes Bridging-Based Ranking (Harvard Kennedy School). Viele Upvotes allein reichen nicht aus, die Zustimmung muss von Menschen kommen, die andere Notizen unterschiedlich bewertet haben. Das soll einen ideologiefreien Konsens herstellen.

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