Salut und herzlich Willkommen zur 468. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. In der heutigen Ausgabe beschäftigen wir uns u.a. mit dem Kampf gegen Desinformationen bei WhatsApp und den Video-Strategien von Publishern bei Instagram. Dazu gibt es einen Text von mirzum Thema #BesserDatenSchützen und jede Menge Stoff fürs Wochenende! Vielen Dank für die Aufmerksamkeit, ich hoffe, der Newsletter ist „time well spent“, Martin & Team

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Der Kampf gegen Desinformationen bei WhatsApp

Was ist: Über 200 Millionen Nutzer verzeichnet WhatsApp in Indien. Der Messenger wird dort nicht nur privat genutzt, sondern ist auch für politische, religiöse, medizinische und juristische Kommunikation die Plattform der Wahl. Dazu kommen Tausende Falschnachrichten, die entweder politisch motiviert sind, oder im schlimmsten Fall aus schierer Boshaftigkeit lanciert werden und dazu führen, dass unschuldige Menschen von aufgebrachten Mobs gelyncht werden.

Warum ist das interessant? Die Fälle, in denen Menschen aufgrund von Falschnachrichten nicht nur drangsaliert, sondern gar ums Leben gebracht werden, häufen sich – allein deshalb sollte WhatsApp, respektive Facebook, daran ein genuines Interesse haben, Dinge zu ändern. Zusätzlich hat Facebook sich ja bereits spätestens seit der US-Wahl dem Kampf gegen „Fake News“ verschrieben und erreicht eigenen Aussagen zufolge auch mit Blick auf den hauseigenen News Feed zunehmend bessere Ergebnisse. Bei WhatsApp aber, dessen größtes Feature ja die Verschlüsselung der Nachrichten per default ist, ist es ungleich schwerer, der Verbreitung von Falschinformationen Herr zu werden.

Was könnte WhatsApp denn ändern? Es gibt keine einfachen Lösungen für dieses Problem. Um so bemerkenswerter sind die Vorschläge, die Nikhil Pahwa in seinem Artikel macht. Hier Pahwas Vorschläge im Überblick:

  1. Nutzer sollten wählen können, ob ihre Nachrichten öffentlich oder privat sein sollen. Die Default-Einstellung sollte privat sein. So könnte es erschwert werden, bestimmte Nachrichten weiter zu verbreiten.
  2. Der ursprüngliche Absender der Nachricht sollte erlauben dürfen, ob eine Nachricht weitergeleitet werden darf. So würde sichergestellt, dass der ursprüngliche Absender wirklich ein Interesse daran hat, die Nachricht weiterverbreitet zu sehen.
  3. Wenn jemand eine Nachricht öffentlich macht, sollte diese Nachricht eine spezielle ID bekommen. Dadurch könnte die Nachricht, einmal im Umlauf, wieder auf den ursprünglichen Absender zurückverfolgt werden.
  4. Nutzer sollten befähigt werden, öffentliche Nachrichten als Desinformation zu markieren. In der Folge könnte sich ein Team von WhatsApp diesen Nachrichten annehmen.

Ok. Klingt ganz gut. Und was unternimmt WhatsApp bislang? WhatsApp zeigt sich auf verschiedenen Ebenen bemüht, diese Probleme in den Griff zu bekommen. Der neueste Versuch besteht darin, Stipendienfür Forscher aufzusetzen. Fair enough. Leider habe ich aber noch keine offiziellen Statements – vor allem auch hinsichtlich der Lynchmobs – von WhatsApp-Verantwortlichen gelesen. Falls ich da etwas übersehen habe, freue ich mich über Hinweise.

Wie werden denn bislang die Desinformationen gestoppt? Indien etwa bemüht sich mit Aufklärungskampagnen und versucht mit Journalisten für mehr „digital literacy“ zu sorgen. Auch versucht die Regierung, mittels Rechtsprechung Zeichen zu setzen. Es kommt aber auch vor, dass Indien das Internet einfach abschaltet: im Jahr 2017 passierte das 70 mal, in den ersten sechs Monaten im Jahr 2018 bereits 65 mal.

Tiefgang: Wer sich noch intensiver mit dem Thema auseinandersetzen möchte und wer verstehen möchte, welche Rolle WhatsApp in Südamerika, Afrika und Südostasien spielt, der sollte dieses Dosier von Tactical Tech lesen.

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Video Boom auf Instagram

Was ist: Wer etwas auf sich hält, der shiftet momentan jede Menge Woman-Power rüber zu Team Insta. Der Grund: Instagram ist die Zukunft und wohl bald mehr als 100 Milliarden Dollar wert.

Warum ist das interessant? Während Facebook weiter an Boden verliert in der jüngeren Zielgruppe, legt Instagram an Bedeutung zu. Gerade auch das Thema Video wird bei Instagram zunehmend wichtiger und bietet zusätzlich zahlreiche Optionen, um die eigenen Botschaften unters Volk zu bringen.

Was funktioniert generell beim Thema Video? Instagram setzt vor allem darauf, dass reguläre Nutzer, respektive Creator die Plattform zu einem Erlebnis werden lassen. Die Leitidee von Instagram scheint es zu sein, user first, brands/media second. So verwundert es auch nicht, dass der normale Nutzer eher weniger auf Hochglanz polierte Videos goutiert. Zu dieser Erkenntnis gelangt jedenfalls der Guardian, der zu Protokoll gibt, dass sich Videos auf Instagram zwar positiv auf die Anzahl der Follower auswirken, die Produktion von aufwändigen Videos aber nicht die investierte Zeit wert ist: The Guardian finds less polished video works better on Instagram.

Exkurs IGTV: Wer sich intensiver mit dem Thema Instagram TV auseinandersetzen möchte, der sollte einen Blick auf diesen Artikel werfen – darin wird erklärt, wie Publisher auf IGTV agieren. In a nutshell: Bislang sind sie eigentlich nur dort, um anzugeben. Oder so ähnlich.

Be smart: Sprachen wir doch vor wenigen Absätzen noch ausführlich über das Thema Desinformationen. Bislang hat Instagram noch nicht viel dazu gesagt, wie sie dieses Thema eigentlich in den Griff kriegen wollen. YouTube ist an dieser Stelle sicherlich kein gutes Beispiel.

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Das Digitale und die Politik

  • Die Metadaten der Geflüchteten: In einem Wired-Artikel habe ich gelernt, dass Geflüchtete, die nach Deutschland oder Dänemark einreisen, damit rechnen müssen, dass Behörden ihre Smartphones auslesen, um anhand der Metadaten festzustellen, wo sie herkommen, bzw. welche Route sie genommen haben. Menschenrechtsaktivisten empfehlen vor Grenzübertritt die Smartphones zu entsorgen. In Dänemark würden Geflüchtete sogar gebeten, Passwörter für Facebook rauszurücken, um so die Identität klären zu können. Finde das schon interessant, wie also auch hier in Europa Tech und Social Media ganz konkret gegen einen verwendet werden können.
  • Deepfakes: Wir leben in einer Zeit, in der es schwierig sein wird, wirklich zu wissen, wem oder was man noch glauben kann. Einerseits weil Populisten hier und dort entsprechende Botschaften senden, andererseits weil die Technik es ermöglicht, auf bislang nie dagewesene Art und Weise, Videos und Audios derart echt wirken zu lassen, dass selbst Profis Probleme haben, sie als Fakes zu erkennen. Sogenannte deepfakes werden kommen, sind sich vom Militär bis zu Journos alle einig. Die Frage ist nur: wann?

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Neues von den Plattformen

Instagram

  • Erweiterte Bio: Instagram scheint an einem Feature zu basteln, das es Nutzern ermöglicht, ihr College, respektive ihre Abschlussklasse anzugeben. Eigentlich eine totale Nischen-News, würde sie nicht perfekt aufzeigen, wie sich Instagram zunehmend facebookisiert…
  • Stories Bar: Allem Anschein nach ist Instagram auf der Suche nach Optionen, die Stories innerhalb der App prominenter zu bewerben. Wie bereits die Tage berichtet, sind Stories im Discover-Tab derzeit nicht mehr auffindbar. Gemutmaßt wird, ob Stories nicht ein eigenes Tab kriegen. Getestet wird jedenfalls jetzt, wie es beim Nutzer ankommt, wenn die Stories Bar, die oben in der App angezeigt wird, beim Scrollen im regulären Feed mitwandert.

Facebook

  • Hello. tbh. Moves Facebook hat drei Apps gekillt, die dem Vernehmen nach eh keine Rolle mehr gespielt haben – weder für das Unternehmen, noch für die Nutzer. Dementsprechend ist diese News hier eigentlich auch nur dafür gedacht, meiner journalistischen Chronistenpflicht nachzukommen. Next.

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Stoff fürs Wochenende

  • Passwort: Dein Gesicht Die Unternehmen legitimieren ihr beliebtes Feature am liebsten mit einem beherzten „Kampf gegen Identitätsdiebstahl“. Was sie aber wirklich mit der Erfassung der Gesichter aller Nutzer vorhaben, weiß niemand so recht. Das Republik Magazin serviert einen guten Überblick über das Thema Gesichtserkennung.
  • Das Comeback von Twitter: Totgesagte leben länger, schon klar. Aber Twitter stand ja nun wirklich bereits einige Mal vor dem angeblichen Aus. In den letzten Monaten hat Twitter allerdings ein Comeback hingelegt, das kaum jemand für möglich gehalten hätte. Der großartige Kollege Simon Hurtz erklärt bei Breitband, wie es dazu kommen konnte.
  • I am the algorithm: Poesi kommt in der Tech-Berichterstattung ja eindeutig zu kurz. Deshalb an dieser Stelle der Verweis auf dieses wunderschöne Gedicht, das perfekt vor Augen führt, welche Spuren wir im Alltag hinterlassen.
  • Datenschutz ohne Ideale: Kaum jemand verlässt die sozialen Medien, weil sie zu viele Daten sammeln, sondern weil die Apps, die primär auf der Grundlage des Surveillance Capitalism konzipiert wurden, einfach nicht länger attraktiv sind. So lautet meine These für einen Artikel, den ich für die Baden Württemberg Stiftung im Rahmen ihrer Kampagne #BesserDatenSchützen geschrieben habe.

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One More Thing

The Disconnect – Issue 2: So viel los heute. Wenn du es bis hierhin geschafft hast, dann gibt es jetzt zur Entspannung die zweite Ausgabe eines Online-Magazins, das man nur offline lesen kann. Also: Wifi aus und The Disconnect genießen!