Salut und herzlich Willkommen zur 492. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Heute blicken wir auf Trends, die uns in Sachen Facebook Publishing bereits in diesem Jahr begegnet sind und im kommenden Jahr definitiv verstärkt beschäftigen werden. Darüber hinaus servieren wir ein großartiges Interview von Yuval Noah Harari und Tristan Harris sowie Tipps für vertikales Erzählen. Vielen Dank für das Interesse, eine gewinnbringende Lektüre, Martin & Team
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Facebook Publishing 2019
Was ist: Facebook mag zwar in Traffic-Fragen innerhalb des letzten Jahres enorm an Attraktivität eingebüßt haben, für die Vermittlung von Inhalten wird Facebook – die App – aber auch 2019 noch die erste Geige jenseits von Search spielen. Das Unternehmen Newswhip zeigt in einem Paper die wichtigsten Entwicklungen und Beobachtungen auf. Wir fassen sie hier – übersetzt und eingeordnet – zusammen.
Was man im Blick haben sollte:
- Posts, die Kommentare auslösen: Seit dem Umbau des News Feeds im Januar und dem damit einhergehenden Fokus auf „meaningful conversations“ sind Kommentare zu einem sehr viel wichtigeren Signal für das Erzielen von Reichweite auf Facebook geworden. Der Witz daran: die allermeisten der Kommentare sind dabei nichts weiter als eine neue Art von Share, bestehen die Kommentare doch vor allem darin, andere Leute, die der Post interessieren sollte, zu taggen. Das Kalkül: Nutzer können dadurch sicher gehen, dass die von ihnen adressierten Personen das Posting auch wirklich sehen – anders als bei einem regulären Share, von dem niemand weiß, ob er die Freunde auch wirklich erreicht. Tipp: Auch wenn es in diesem Zusammenhang reizvoll erscheinen mag, aber das aktive Auffordern zum Markieren von Freunden (Share Bait) wird von Facebook seit einigen Monaten abgestraft.
- How-To-Videos: Ein Phänomen, das wir bereits von YouTube kennen, greift auch zunehmend auf Facebook um sich: How-To-Videos funktionieren auf Facebook derzeit enorm gut und es gibt mit Blick auf den Erfolg des Genres bei YouTube eigentlich keinen Grund anzunehmen, das sich dies 2019 nicht weiter fortsetzen wird. Tipp: Wer jetzt beim How-To-Business einsteigen möchte, sollte sich eventuell nicht gerade das Thema Kochen vornehmen – da ist der Markt dann doch schon leicht überhitzt. No pun intended.
- Breaking News Journalism: Facebook hat beim Umbau des News Feeds bereits erklärt, dass Publisher und andere öffentliche Pages im Vergleich zu Posts von Freunden und Bekannten weniger Sichtbarkeit bekommen würden. Und während viele von uns der Traffic-Abwärtstrend dieses Jahr beschäftigt haben dürfte, bleibt doch festzuhalten, dass Facebook weiterhin ein Interesse daran hat, wichtige politische, wirtschaftliche und kulturelle Ereignisse auf der Plattform abzubilden. Mit anderen Worten: Journalismus ist nicht tot auf Facebook. Tipp: Wer journalistische Inhalte auf Facebook lanciert, sollte sich stets vor Augen führen, ob der Inhalt thematisch, in seiner Form und zu dem gewählten Zeitpunkt wirklich der richtige für die eigene Community ist. Sollte dies nicht der Fall sein (und sehr, sehr oft wird es nicht so sein), dann investiert Zeit (und Geld) lieber in die eigene Website.
- Facebook Watch: Video wird 2019 mutmaßlich eine noch größere Rolle für Facebook spielen als es bislang der Fall ist. Der Druck, stets noch mehr Geld zu verdienen, wird unweigerlich dazu führen, dass Facebook noch sehr viel radikaler versuchen wird, Werbegelder, die traditionell ins Fernsehen investiert wurden, für sich zu gewinnen – Facebook Watch ist dafür Zuckerbergs neuestes Instrument. Während Videos, die im News Feed aufploppen, als Snack für Zwischendurch betrachtet werden sollen, soll Watch zu einer echten Anlaufstelle für längere Inhalte aufgebaut werden. Bislang gelingt Facebook das nur so halb. Tipp: Bislang gibt es noch kaum Sendungen, Shows oder Serien, die man in Facebook-Watch-Deutschland unbedingt gucken müsste – da ist wirklich noch Raum zur kreativen Entfaltung!
- Emotionales Storytelling: Klar, Gefühle funktionieren immer. Der 99-Jährige, der jeden Tag 9 Kilometer zu Fuß geht, um seine Frau im Krankenhaus zu besuchen, wird auch 2019 noch funktionieren. Also, wenn man das so schreiben kann. Aber da mit Fakten ja eh kaum noch etwas zu gewinnen ist (sic!), kommt es wohl auf Social weiter vor allem auf die Verpackung an. Tipp: Bitte Geschichten so erzählen, dass sie gehört / gesehen / gelesen werden wollen. Das heißt aber noch lange nicht, dass nur Triviales produziert werden sollte. Denn wie wir ja wissen: Nachrichten sind, was jemand unterdrücken will; der Rest ist Werbung (Lord Northcliffe).
- Dark Social: Da Nutzer offenkundig verstärkt Messenger nutzen, um Artikel, Videos und sonstige Posts mit Freunden und Bekannten zu teilen, wird der Anteil des sogenannten Dark Traffics kontinuierlich weiter wachsen. Bedeutet also konkret: nix genaues weiß man nicht 🙂 Konnte man doch früher™ immer so schön nachempfinden, wie sich eine Geschichte entwickelt hat, ist dies beim Teilen via Messenger aufgrund von technischen Einschränkungen nicht so einfach möglich. Tipp: Selber aktiv Messenger einbinden in die Kommunikation und verstehen, wie Nutzer mit Geschichten umgehen.
- Gruppen: Bereits das ganze Jahr über ein Dauerthema, im kommenden Jahr mutmaßlich dann komplett im Mainstream angekommen: Facebook-Gruppen können zwar nicht den Verlust an Reichweite auffangen, sehr wohl aber dazu beitragen, Leser an die eigene Marke zu binden. Tipp: Je nischiger das Thema, desto größer das Engagement.
- Stories … sind gekommen, um zu bleiben. Das mobil-native Format entwickelt sich auf verschiedenen Ebenen zu einer ganz eigenen Erzählkunst. Egal ob bei Facebook, Insta, Snapchat, WhatsApp oder gar als selbstgebaute Anwendung auf der eigenen Website – Stories sind eine spannende Möglichkeit, sich journalistisch auszudrücken. Tipp: Meedia hat eine Mini-Serie zur Frage, was man für gute Stories (bei Instagram und Snapchat) beachten sollte.
Be smart: Die Social-Media-Welt dreht sich schnell. Keine Frage. Die hier aufgeführten Beobachtungen dürften aber auch Ende 2019 noch Bestand haben. Wichtig dabei: Keiner muss alles können – vielmehr sollte jedes Unternehmen ganz genau schauen, welche Zielgruppe sie auf welchem Kanal mit welchem Inhalt bespielen wollen.
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Kampf gegen Desinformationen
Studie zu Desinformation auf Twitter: Laut einer aktuellen Untersuchung der Knight Foundation ist Twitter noch weit entfernt davon, das Thema Desinformation wirklich in den Griff zu kriegen. So würden noch etwa 80 Prozent der Accounts, die bereits während der US-Wahl 2016 Links zu zweifelhaften Websites posteten, weiter ihr Unwesen treiben können. Ferner stellt der Report fest, dass es mitnichten eine Masse an Websites gäbe, die für die desinformierenden Artikel verantwortlich wären. Vielmehr würden 65 Prozent der Links zu den immer gleichen 10 Websites führen. Die Washington Post hat die Zusammenfassung. Hier gibt es die gesamte Studie.
Bots müssen sich selbst melden: In Kalifornien müssen künftig automatisierte Social-Media-Accounts auch als solche zu erkennen sein. Zwar dürften sie auch weiterhin mit regulären Nutzern interagieren, aber eben sehr viel transparenter als vorher. Während das Gesetz selbst spannend und richtungsweisend ist, gibt es noch keine guten Ideen, wie seine Einhaltung überprüft werden soll. (NBC News)
Fact-Checking in Kenia: Facebook hat seine erste Fact-Checking-Unternehmung in Afrika gestartet. Künftig wird ein Team in Kenia Links, Videos und Fotos, die bei Facebook gepostet wurden, auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Das ist ein erster guter Schritt. Die Schwierigkeit dabei: WhatsApp ist das eigentliche Problem in Kenia, wenn es um die Verbreitung von Desinformationen geht. Dafür gibt es noch kein solides Fact-Checking. (Quartz)
Suchmaschine für Fact-Checking: Google entwickelt derzeit eine Suchmaschine, die speziell für Themen gedacht ist, denen sich Fact Checker widmen. (Poynter)
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Empfehlungen fürs Wochenende
Interview mit Tristan Harris und Yuval Noah Harari: Das lohnt sich! WIRED-Chefredakteur Nicholas Thompson hat sich eine knappe Stunde mit dem Vordenker der Time-Well-Spent-Bewegung Tristan Harris und dem Bestseller-Autoren Yuval Noah Harari zusammengesetzt und über den Status Quo der Gesellschaft im Spiegel der Tech-Unternehmen gesprochen. Absolute Guck/Lese-Empfehlung. (WIRED)
Polarisierung der Gesellschaft: Die sehr geschätzte Autorin und Wissenschaftlerin Zeynep Tufekci zeigt einmal mehr auf, welche enormen Auswirkungen die Tech-Konzerne auf die Gesellschaft ausüben. In ihrem aktuellen Artikel verfolgt sie die These, dass die Einmischung durch ausländische Akteure (Stichwort: Election Meddling) nur ein Symptom darstellen würde. Die eigentliche Krankheit, um in ihrem Bild zu bleiben, bestünde darin, dass es eben zum grundsätzlichen Geschäftsmodell der Tech-Konzerne gehöre, die Gesellschaft weiter zu polarisieren und zu spalten. (New York Times)
Das Geschäft mit der digitalen Identität: Ob Flughäfen, Krankenkassen, Behörden oder soziale Netzwerke – alle arbeiten daran, die einzigartigen Identitäten der Menschen zu digitalisieren. Mögen die Motive dafür häufig auch noch so nachvollziehbar sein (reinbungslose Abläufe, schnellere Bearbeitungen, Vernetzung mit Freunden und Bekannten), die Gefahren des Missbrauchs sind mindestens ebenso offensichtlich. Der hier empfohlene WIRED-Artikel beschäftigt sich damit, warum digitale IDs gefährlicher sind als man zunächst meinen könnte. (WIRED)
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Neues von den Plattformen
- Group Planning: Die Mittagspause naht und die Ideenfindung, wo es denn nun mit den Kollegen hingehen könnte, zieht sich mal wieder arg in die Länge? Künftig könnte das etwas schneller gehen. Jedenfalls dann, wenn man Googles neues Gruppen-Planungs-Tool nutzen möchte. (Google)
- Nametags: Instagram kupfert etwas bei Snapchat ab und führt sogenannte Nametags ein. Mit diesem Feature lässt sich ganz bequem der Instagram-Account des (faktisch vor einem stehenden) Gegenüber (also in der realen Welt!) adden: einfach Smartphone raus, per Kamera das Nametag scannen und – Zack – ist man beim gewünschten Profil. Und wieder mit Blick auf seinem Smartphone. Diese Zauberer! (Instagram Press)
- Marketplace: Facebook führt zum zweiten Geburtstag seines Ebay-Konkurrenten Marketplace neue AI-Funktionen ein. AI klingt in diesem Fall allerdings etwas hochtrabend, geht es doch vor allem darum, dem Nutzer Preis-Vorschläge zu unterbreiten. Zudem möchte Facebook bei Marketplace auch bald Visual Search anbieten können. Das wiederum taugt schon mehr für Begeisterungsstürme. (Techcrunch)
- Lobbying für Drohnen: Facebook hatte zwar vor einigen Monaten bekannt gegeben, das hauseigene Drohnen-Projekt Aquila einzustellen, jedoch scheint Facebook weiter daran interessiert, per Drohnen Internet „auszuliefern“. Der sehr geschätzte Kollege Alexander Fanta berichtet bei netzpolitik von gemeinsamen Geschäften und Lobby-Maßnahmen durch Airbus und Facebook in Brüssel.
- Snap-Map-Äquivalent: Facebook testet ein Feature, das Nutzern auf einer Karte den aktuellen Standort von Freunden anzeigt – jedenfalls dann, wenn das „Nearby-Friends“-Feature grundsätzlich genutzt wird. Diese überarbeitete Version erinnert stark an Snapchchats Snap-Map und soll zu mehr Interaktionen anregen – und zwar nicht nur online, sondern eben auch offline. (Techcrunch)
- Wider den Mobbing: Facebook hat neue Tools entwickelt, um Nutzer besser vor Mobbing zu schützen. So können etwa Kommentare versteckt oder gesammelt entfernt werden. Künftig wird es zudem möglich sein, bestimmte Kommentare aufgrund der verwendeten Wörter zu blockieren. (Facebook)
- Video-Player: Der neu eingeführte native Video-Player ist für Reddit ein voller Erfolg: rund eine Milliarde Views werden mittlerweile bereits über den Player pro Monat erzielt. Zwar verzeichnet YouTube diese Zahl an einem Tag, doch für Reddit ist das trotzdem ein enormer Erfolg (und somit auch für Medienprofis spannend). (Digiday)
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Tipps, Tricks und Apps
6 Tipps für Facebook Gruppen: Viele von Euch dürften in den letzten Monaten die ersten Versuche mit Facebook-Gruppen unternommen haben. Falls ja, dann könnte diese Übersicht vom Social-Media-Examiner interessant sein: How to Better Serve Your Facebook Group Members. (Social Media Examiner)
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One More Thing
Save the date: Am 26.11. findet in Würzburg der Mobile Media Day statt. Unter dem Motto „Von Mobile First zu Mobile Only“ werde ich bei der Veranstaltung die Keynote halten. Falls also jemand in der Region zuhause ist, freue ich mich, wenn wir uns dort sehen!
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