Salut und herzlich Willkommen zur 450. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings! Facebook hat die Quartalszahlen für die ersten drei Monate vorgelegt – um es auf den Punkt zu bringen: die Nutzer und die Werbeindustrie interessiert das Thema Privatsphäre/Privacy/Datenschutz einen Dreck. Mehr dazu, zu Twitters Quartalszahlen und tatsächlich auch Non-Facebook-News im Briefing. Vielen Dank für das Interesse, Martin & Team
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Alles, was Du über Facebooks Q1 wissen musst
Was ist: Facebook hat die Quartalszahlen für die ersten drei Monate vorgelegt. Was soll man sagen: sie haben die Erwartungen übertroffen.
Warum ist das spannend? In Anbetracht des Skandals rund um Facebook und Cambridge Analytica schauten viele gebannt auf die Frage, ob Nutzer und Werbetreibende Unternehmen die Plattform zu einem spürbaren Ausmaß verlassen haben. Und nein: haben sie nicht. Im Gegenteil.
Sogar in Nordamerika, wo es zuletzt einen kleinen Einbruch gab, verzeichnet Facebook wieder einen Zuwachs. Und mit Blick auf die Werbeumsätze haben sie etwa gerade in Europa enorme Zuwächse verzeichnen können.
Die wichtigsten Zahlen aus Q1:
Be smart: Facebook hatte bereits während der Daten-Skandal medial voll im Gange war immer wieder betont, dass sie keinen Rückgang der Nutzeraktivitäten spüren würden. Genau das hat sich nun mit Blick auf die Zahlen bestätigt. Nutzern, so scheint es, ist ihre Privatsphäre ziemlich wumpe. Werbetreibende Unternehmen ist Privatsphäre auf jeden Fall schnurz.
Outlook:
- Facebook geht davon aus, dass die neue EU-Datenschutzgrundverordnung (GDPR) Auswirkungen auf die Daily und Monthly Active Users in Europa haben wird.
- Zudem geht Facebook davon aus, dass GDPR einen negativen Einfluss auf den gesamten Online-Werbemarkt haben wird.
- Facebook wird künftig mehr Werbung in Stories integrieren.
Hat Facebook vor, weniger Daten zu sammeln?
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Das darf man ja wohl noch auf Facebook posten!
Was ist: Facebook hat seine Community Standards veröffentlicht (hier die deutsche Version). Das Dokument zeigt u.a. auf, was auf Facebook gepostet werden darf und welche Posts Facebook von der Plattform nimmt.
Warum ist das interessant? Facebook ist für Hunderte Millionen von Menschen ein wichtiger Kommunikationskanal – egal ob es sich dabei um die Möglichkeiten handelt, sich Freunden mitzuteilen, oder ob es sich um den Konsum von Medieninhalten dreht. Welche Posts Facebook toleriert – und vor allem: welche sie von der Plattform nehmen – kann enorme Auswirkungen auf gesellschaftliches Miteinander rund um die Welt haben. (Übrigens: Es gibt an dieser Stelle noch nicht viele wissenschaftliche eineindeutige Studien.)
Was darf man – und was darf man nicht?
- Ganz im ernst: Das Dokument ist fast 8000 Wörter stark und niemals in so einem Briefing mal eben zusammengefasst.
- Es gibt allein über 20 verschiedene Kategorien, die Facebook als Vergehen einordnet.
- Wichtig ist zudem, dass diese Richtlinien z.B. auch für Messenger oder Instagram gelten.
Be smart: Auch Content Moderatoren, die dieses Regelwerk qua Profession zur Anwendung bringen müssen, können unmöglich jede kleine Nuance kennen – erst recht nicht nach nur drei bis fünf Tagen Training, wie es die beiden Regisseure von The Cleaners in ihrer Dokumentation aufzeigen.
Leseempfehlungen zum Thema?
- Facebook erklärt jetzt so genau wie nie, was verboten ist – und wirft noch mehr Fragen auf [Motherboard / deutsch]
- Here`s what Facebook won`t let you post [Wired / englisch]
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Twitters Quartalszahlen
Was ist: Auch Twitter hat die Zahlen für das erste Quartal 2018 vorgelegt. Damit das hier kein Börsenblatt wird, nur…
… die wichtigsten Zahlen auf einen Blick:
- 655 Millionen Dollar Einnahmen (21 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr)
- Monatlich aktive Nutzer insgesamt: 336 Millionen (3 Prozent mehr Vergleich zum Vorjahr)
- … in den USA: 69 Millionen
- … international: 267 Millionen (4 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr)
Be smart: Wie diese Zahlen zustande kommen, kann ehrlich gesagt, keiner so richtig beantworten. Vor allem nicht mit Blick darauf, was für ein Sauladen Twitter hinsichtlich #hatespeech, #desinformation, #harassment, Propaganda, Trollen und Fake Accounts weiterhin ist.
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Dr. Kogan auf Tour
Was ist: Alexander Kogan, also der durch den Skandal rund um Facebook und Cambridge Analytica berühmt gewordene Wissenschaftler, tourt aktuell in den USA durch die Medien und politischen Ausschüsse.
Was sagt er zum Skandal?
- So richtig viel Neues erzählt Kogan nicht. Wohl auch, weil er ein Non Disclosure Act mit Facebook unterschrieben hat.
- Seiner Sicht der Dinge zufolge habe er allerdings völlig legal gehandelt.
- Facebook würde seine Person nur nutzen, weil es der PR-Strategie diene.
- Auch sei er sich sicher, dass Tausende weitere Entwickler ebenfalls Daten in großem Stil von Facebook abgezogen haben.
- Zudem würde er sich schon arg darüber wundern, dass Nutzern das nicht klar gewesen sei.
Be smart: Facebook hatte interessanterweise einen Kompagnon von Kogan sogar als Mitarbeiter an Bord geholt – warum nun ausgerechnet Kogan von Facebook so an den Pranger gestellt wird, konnte bislang keiner überzeugend erklären.
Leseempfehlung:
- Netzpolitik hat den Überblick: Von der Wissenschaft zur kommerziellen Datensammlung: Cambridge-Forscher sagt im Facebook-Skandal aus
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Schon einmal im Briefing davon gehört
Facebooks Entwickler-Konferenz f8 steht vor der Tür. In aller Regel sind diese Konferenzen eine große Show. Dieses Jahr könnte es anders laufen – vielleicht etwas demütiger. Aber so richtig sicher, dass es wirklich so kommt, ist man sich da noch nicht. [recode]
Es gibt in China ein Facebook für Schönheits-OP: Die Plattform SoYoung hat bereits über 25 Millionen Nutzer, 7000 Kliniken und 25.000 Ärzte an Bord und funktioniert quasi wie ein Yelp für Plastic Surgery. Absurd? Vielleicht. Spannend? Auf jeden Fall. Schließlich ist es ein gutes Beispiel dafür, dass es für eine spezifische Community auch spezielle Apps/Netzwerke geben kann. Die Zeit der universellen Plattformen könnte womöglich wirklich eines Tages vorbei sein. Just saying.
Digitale Social Media Influencer: Es gibt ja bekanntlich kaum etwas, was es nicht gibt. So verwundert mich auch nicht, dass es digitale Influencer bei Instagram gibt, denen Abtertausende folgen und die ihre Reichweite natürlich für Marketing-Posts nutzen. Ohne entsprechende Hinweise allerdings, wie sich herausstellt. Eine lustige Welt.
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Tools, Apps, Websites
Snapchat Redesign des Redesigns: Snapchat test aktuell bei einigen Nutzern, die Stories von Freunden wieder neben die Stories von Marken und Publishern zu packen. Also quasi zurück auf Los. Warum Snapchat das macht? Nun: Entweder haben weniger Menschen Stories von Freunden/Publishern geguckt oder sie haben selbst weniger Stories kreiert. Vielleicht erfahren wir nächste Woche beim Earnings Call den Grund.
WhatsApp erst ab 16: WhatsApp erhöht das Mindestalter für die Nutzung der App auf 16 Jahre. Endlich hat man ein Argument, um die Kids aus dem Gruppen-Wahnsinn zu befreien. Hat man nicht? Well. Yeah. Stimmt.
Facebooks Gesichtserkennung wird aktuell Nutzern im Gesamtpaket mit den neuen Terms of Services schmackhaft gemacht. Wer nicht zu der Fraktion gehören möchte, die immer überall auf Ja drückt und sich danach beschwert, dass er von nix wusste, kann sich in diesem Artikel von Watson zum Thema schlau machen.
Instagram Data Download: Wer mag, kann jetzt auch bei Instagram seine Daten herunterladen. Hinsichtlich der Anforderungen, die die neue EU-Datenschutzgrundverordnung vorsieht, ein absehbarer Schritt. Allerdings wäre es noch viel wertvoller, wenn man auch sein Freundesnetzwerk runterladen und in anderen Apps wieder integrieren könnte. Aber das machen die Plattformen natürlich aus gutem Grund nicht möglich.
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