Salut! Das heutige Briefing ist pickepackevoll! Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre, freue mich über die neuen monatlichen Unterstützer, die diesen Newsletter für alle mit ermöglichen, und sage Danke für das Interesse – Merci, Martin & Team
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SCHLECHT FÜR DIE DEMOKRATIE
Was ist: Facebook hat in einer Reihe von Blogposts eingestanden, dass Technologie Demokratien sowohl helfen als auch schaden kann. Es wäre daher Facebooks moralische Verpflichtung herauszufinden, welchen Einfluss Facebook auf Demokratien hat.
Die von Facebook identifizierten Problemfelder:
- Politische Einflussnahme
- False News
- Echo Chambers
- (Politische) Belästigung / Mobbing
- Ungleiche Partizipation
Warum macht Facebook das? Facebook ist darum bemüht, mehr Transparenz zu wagen. In der PR-Offensive mit dem Namen Hard Questions gehen sie verschiedenen Themen nach, mit denen sich Facebook konfrontiert sieht.
The bigger picture: Facebook versucht auf vielen Ebenen, einer drohenden Regulierung entgegenzuwirken. Der Umbau des News Feeds gilt vielen Beobachtern als ein Element dieser Bemühungen. Die Übernahme einer moralischen Verantwortung könnte ein weiterer Schritt in diese Richtung sein.
Wie könnte denn eine Regulierung aussehen? Während viele von einer regelrechten Zerschlagung der Technologie-Giganten fabulieren, ist eine Regulierung sicherlich sehr viel naheliegender. In diesem Economist-Artikel werden zwei elementare Bestandteile einer sinnvollen Regulierung diskutiert:
- Ein Verbot für Tech-Giganten potentielle Wettbewerber aufzukaufen
- Eine Ermöglichung der Mitnahmen der Nutzerdaten von einem Netzwerk ins nächste
Be smart: Das nächste große Thema, das Facebook nach den Themen Fake News, mentale Gesundheit der Nutzer und Gefährdung der Demokratie angehen könnte, wäre eine sehr viel größere Transparenz beim Thema Datensammeln. Aber vielleicht bleibt es auch nur ein frommer Wunsch meinerseits.
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SNAPCHATS PUBLISHER OFFENSIVE
Was ist: Mit Blick auf Facebooks Entscheidung, öffentlichen Posts künftig weniger Sichtbarkeit im News Feed zu bieten, sieht Snapchat eine gute Gelegenheit gekommen, verärgerte Publisher für die eigene Plattform zu gewinnen.
Die drei Verheißungen
- Snapchat erklärt in einer Email an die Publisher, dass content eine von drei Top-Prioritäten für das Jahr 2018 wäre.
- Snaphat frohlockt Publisher zudem damit, künftig mehr Auskünfte über Nutzungsstatistiken und demografische Daten preiszugeben.
- Snapchat möchte ferner einen Publisher Summit veranstalten, um die Bedeutung der Partnerschaft zu Medienhäusern zu unterstreichen.
Wen juckt das? Für die größten Medienhäuser des Landes scheint Snapchat ein interessantes Spielfeld, um neue Darstellungs- und Vermarktungskanäle zu testen. Wirklich zufriedenstellende Ergebnisse werden hinsichtlich der Monetarisierung bislang dadurch aber nicht erzielt – siehe Jesper Doub von Spiegel Online. Da kann eine Charme-Offensive durch Snapchat durchaus angebracht sein.
Be smart: Viele sehen Snapchat angeschlagen. Gerade auch nach den geleakten Zahlen zu den nicht besonders berauschenden Nutzungsstatistiken, was einige der prominent beworbenen Features angeht – etwa Discover oder Maps. Von daher sind die Bemühungen Snapchats an dieser Stelle durchaus doppelt kritisch zu betrachten: einerseits, was die Beliebtheit von „Content“ auf Snapchat an sich angeht und andererseits hinsichtlich des tatsächlichen Commitments durch Snapchat selbst – zu schnell kann eine etwaige Partnerschaft schließlich auch wieder vorbei sein.
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PIVOT TO FACEBOOK WATCH
Was ist: Facebooks Entscheidung, dass künftig Video-Inhalte im News Feed sehr viel weniger zu finden sein werden, dürfte zwar viele Medienanbieter massiv verärgert haben, dem eigenen Geschäft aber auf die Sprünge helfen.
Die Zukunft von Video bei Facebook
- Facebook hatte sich im Juni 2014 entschieden, bei Facebook direkt hochgeladene Videos gegenüber externen (read: YouTube) per News-Feed-Tweak zu bevorzugen.
- Über die Jahre kulminierte der Zweikampf um Video-Werbung darin, dass Facebook Medienanbieter regelrecht dazu ermunterte, verstärkt auf Video zu setzen, wollten sie auf Facebook weiterhin große Reichweiten erzielen.
- Der vielfach diskutierte „pivot to video“ in den Jahren 2016 und 2017 war die Folge – vielerorts wurden Text-Kollegen entlassen, Video-Redakteure eingestellt.
- Jetzt aber zieht Facebook die Reißleine, zeigt sich doch, dass der passive Video-Konsum sowohl schlecht fürs Engagement als auch schlecht fürs Geschäft ist.
- Besser, so die Facebooksche Interpretation, wäre es, wenn Nutzer künftig nicht mehr im News Feed über Videos stolpern, diese kurz anklicken und dann direkt weiterscrollen, sondern wenn Nutzer begriffen, dass es echt total gute Serien, Shows und Dokus bei Facebook Watch gibt.
Ok. Und wo ist das Problem?
- Das erste Problem: Die Nutzer haben jahrelang gelernt, dass sie sämtliche Inhalte im News Feed serviert bekommen. Ein Klick zu Facebook Watch scheint selbst für Facebook-Nudging-Design-Profis eine Herkules-Aufgabe.
- Das zweite Problem: Bei Facebook Watch präsentieren bislang nur einige, wenige Partner ihre Inhalte. Die breite Masse an Inhalte-Anbietern, die vorher im News Feed ihre Videos lancieren konnte, ist hier nicht anzutreffen.
Bedeutet also: Vom „pivot to video“ profitiert am Ende womöglich vor allem nur einer – Facebook selbst.
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DREI BEACHTENSWERTE STUDIEN
- Pünktlich zum Weltwirtschaftsforum in Davos (es braucht ja Zahlen, um Politik zu machen) hat das PR-Unternehmen Edelman seinen jährlichen Vertrauens-Report erstellt – das sogenannte Trust Barometer. Zu den deutlichsten Verlierern gehören die USA (Vertrauensverluste in allen untersuchten Bereichen) und die Medien generell. Spannend dabei: Zu den Medien werden auch Plattformen gezählt – etwa Social Media Unternehmen und Search Engines. Während Plattformen an Vertrauen einbüßen, kann Journalismus ein paar Punkte gut machen. [PDF]
- Der Anlage-Gigant ARK Invest hat einen Report mit den wichtigsten Trends für die kommenden Jahre erstellt – darunter Deep Learning, Crypto, 3D Printing, Robotics, Mobility-as-a-Service, CRISPR Genome Editing, Frictionless Value Transfer. Gerade die ersten beiden Trends dürften auch auf die Medienbranche erheblich an Einfluss gewinnen. [PDF]
- Eine Studie von Wissenschaftlern aus Schweden zeigt, dass Social Media nicht dafür geeignet ist, politischen Debatten zu folgen, respektive dass Social die Nutzung von traditionellen Angeboten an dieser Stelle nicht ersetzen kann. [Abstract]
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FEATURES, TOOLS & APPS
- Instagram Activity Status: Instagram hat ein neues Feature ausgerollt, das viele Nutzer bereits von anderen Apps kennen dürften (und dort auch nicht unbedingt schätzen) – der sogenannte Activity Status zeigt an, wann Freunde und Bekannten das letzte Mal aktiv waren. Ein beliebtes Werkzeug, um Interaktionsraten in die Höhe zu schrauben, übt es doch einen gewissen Druck aus, auf Direktnachrichten, etc. zu antworten. Wie der Status deaktiviert werden kann, zeigt BuzzFeed.
- Rescue Time: Auf Twitter fragte jemand neulich im Anschluss an die Lektüre eines Briefings, ob es denn eigentlich gute Apps geben würde, um seine Social-Media-Aktivitäten etwas besser in den Griff zu bekommen. Mein Lieblings-Werkzeug dafür ist Rescue Time – damit lässt sich das eigene Zeitbudget, das auf diverse Websites, Apps, etc. verwendet wird, monitoren und gleichzeitig begrenzen. Have fun!
- Messenger FTW! In diesem Überblick von Vice erfährt man, welche Messenger-App wirklich sicher ist und worauf man als Nutzer bei der Verwendung achten sollte.
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