Salut und herzlich Willkommen zur 495. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Aus familiären Gründen (die fiese Grippe-Krippe is back!) konnte dieses Briefing leider erst für heute, Mittwoch, fertiggestellt werden. Ich bitte um Nachsicht, wünsche eine gewinnbringende Lektüre und bedanke mich recht herzlich für das Interesse, Martin & Team
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Ein Privatsphäre-Desaster
Was ist: Der Facebook-Hack mag mit Blick auf die Anzahl der betroffenen Personen kleiner als zunächst gedacht sein. Dafür wurden aber wesentlich sensiblere Daten abgegriffen als erwartet. (Facebook Newsroom)
Was ist genau passiert? Bei 15 Millionen Nutzern wurde auf den Namen, die Email-Adresse und/oder die Telefonnummer zugriffen. Je nachdem, was sie öffentlich zugänglich hatten. Bei 14 Millionen Nutzern wurde hingegen noch auf viel sensiblere Daten zugegriffen:
- Nutzername
- Geschlecht
- Sprache
- Beziehungsstatus
- Religion
- Heimatstadt
- aktueller Wohnort
- Geburtstag
- Gerätetyp, um Facebook zu nutzen
- Ausbildung
- Arbeit
- die letzten 10 Orte, an denen Nutzer eingecheckt hatten oder wo sie getaggt wurden
- die im Profil angegebene Website
- Personen oder Seiten, denen sie folgen
- die letzten 15 Suchanfragen
Warum ist das interessant?
- Dieser Hack ist außergewöhnlich. Noch nie zuvor wurde Facebook von Dritten gehackt. Durch den Hack wird klar, dass selbst ein Unternehmen wie Facebook nicht in der Lage ist, die Nutzerdaten vollumfänglich zu schützen.
- Das Ausmaß des Hacks ist ebenfalls außergewöhnlich. Mit Blick auf die 14 Millionen betroffenen Personen, von denen die sensiblen Daten abgegriffen wurden, ist es so, als würden wir beispielsweise von fast allen Einwohnern Berlins, Hamburgs, München, Köln, Stuttgart und Bonn wissen, wo sie zur Arbeit gehen, wie es um ihren Beziehungsstatus bestellt ist, etc.
- Die Daten, die per Hack abgegriffen wurden, könnten Nutzer bis auf Jahre verfolgen, handelt es sich doch nicht nur um Daten wie Telefonnummern oder Email-Adressen, die relativ leicht ausgetauscht werden können. Suchanfragen oder besuchte Orte liefern etwa Ansatzpunkte, um Nutzer zu erpressen. Auch lässt sich durch das detaillierte Wissen Identitätsdiebstahl betreiben. (Slate)
Zuckerbergs leeres Versprechen: Mark Zuckerberg hatte noch bei den Anhörungen im Kongress im Frühjahr 2018 folgendes gesagt:
We have a responsibility to protect your data, and if we can't then we don't deserve to serve you.
Wir wir nun feststellen müssen, hat Facebook es mit Blick auf seine eigene Standards nicht verdient, den Nutzern zu dienen. (BuzzFeed)
Be smart: Nichts, was du auf Facebook teilst, ist wirklich privat. Du teilst es immer mit Facebook. Und wenn Facebook nicht in der Lage ist, deine Daten zu schützen, dann teilst du deine Daten u.U. auch mit kriminellen Dritten.
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Öffentliche Fotos von Facebook zweckentfremdet
Was ist: Parallel zum Facebook-Hack wurde bekannt, dass zwei Firmen über Jahre hinweg öffentliche Fotos von Facebook „gescraped“ hatten. Das Ziel: der Aufbau einer Datenbank für Gesichtserkennung. Der Auftraggeber: die russische Regierung. (New York Times)
Warum ist das interessant? Es zeigt, dass Facebook erst sehr langsam zu verstehen beginnt, wie ihr Netzwerk von Dritten für eigene Ziele und Zwecke missbraucht wird.
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Kampf gegen Desinformationen bei US-Wahlen
Was ist: Seit 2016 hat Facebook einen Katalog an Inhalten, die automatisch gelöscht werden. Nun soll dieser Katalog erweitert werden. (Facebook Newsroom)
Welche Inhalte betrifft das? Grundsätzlich geht es um Posts, die das Ziel der Wähler-Beeinflussung bei US-Wahlen verfolgen. Neben Posts, die Desinformationen zu Uhrzeiten, Daten und Örtlichkeiten enthalten, werden künftig auch Beiräge gelöscht, die falsche Informationen verbreiten, wie man wählen kann – etwa via Telefon oder SMS – oder darauf abzielen, bestimmte Bevölkerungsgruppen von der Wahl fernzuhalten.
Warum ist das interessant? Facebook betont stets, dass es kein Interesse daran habe, zum „Arbiter of Truth“ zu werden – also darüber zu entscheiden, was wahr und was falsch ist. Vielmehr sollten Entscheidungen über fragliche Posts von unabhängigen Faktenprüfern übernommen werden. Wenn diese zum Schluss kommen, dass es sich um Desinformation oder falsche Tatsachenbehauptungen handelt, werden die Posts auch nicht gelöscht, sondern nur herabgestuft und tief unten im News Feed vergraben. Genau dies passiert mit den oben genannten Inhalten nicht mehr: sie werden von Facebook automatisiert gelöscht. (Reuters)
Be smart: Facebook arbeitet kontinuierlich daran, automatisierte Abläufe zu entwickeln, um der Masse an Falschinformationen auf der eigenen Plattform Herr zu werden. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Fact Checker können dies einfach nicht leisten. So sollte es nicht wundern, dass Facebook Stück für Stück testet, Inhalte automatisch zu entfernen.
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Studie zu Social Bots
Was ist: Eine neue Pew-Studie widmet sich dem Thema Social Media Bots – und zeigt, wie wenig Internetnutzer von ihnen wissen und halten. (Journalism)
Die Ergebnisse der Studie
- Rund Zweidrittel der Amerikaner sind sich darüber im Klaren, dass es so etwas wie Social Media Bots gibt.
- 16 Prozent sagen, sie hätten bereits viel darüber gehört.
- Etwa 80 Prozent von jenen, die bereits von Social Media Bots gehört haben, gehen davon aus, dass sie für schlechte Absichten verwendet werden.
- Auch gehen die meisten, die von Social Media Bots bereits gehört haben, davon aus, dass die News, die ihnen bei Social begegnen, von Bots gepostet wurden.
- Ferner sind Zweidrittel der Meinung, dass Social Media Bots einen schlechten Einfluss darauf haben, wie die Öffentlichkeit informiert ist.
Warum ist das interessant? Social Media Bots sind ein großer Faktor, wenn es um darum geht, Desinformationskampagnen zu fahren. Sie kommen allerdings auch bei Medien- und PR-Häusern zum Einsatz, um etwa die Kollegen zu entlasten oder um Social-Media-Kanäle auch an Randzeiten zu bespielen – denken wir etwa an Automatisierungswerkzeuge wie Echobox, TrueAnthem oder SocialFlow.
Be smart: Social Bots können hilfreich sein. Sehr wohl sollte sich aber jedes Social-Team auch darüber einig sein, dass sie von den Nutzern als solche erkannt werden können – der Studie zufolge häufig mit einem negativen Beigeschmack. Es sollte also das Ziel sein, dem Nutzer zu zeigen, dass ein echtes Team die Kanäle fährt. Community-Management auf Augenhöhe dürfte in Zeiten von Social-Bots noch wichtiger werden.
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Studie zu Teens & Social Media
Common Sense Media hat eine für die USA repräsentative Studie vorgelegt, die sich mit den Social-Media-Habits von Teenager beschäftigt. Die Key Findings gibt es in der hier aufgeführten Infografik – nur so viel an dieser Stelle: 72 Prozent der Kids sind sich darüber im Klaren, dass Tech-Unternehmen sie manipulieren ¯\_(ツ)_/¯ (Common Sense Media)
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Social Media & Business
Kennzeichnung von Werbung im Social Web: Die Kollegen von Basic Thinking haben eine gute Übersicht erstellt zur Frage, wie eigentlich die Rechtslage in Sachen Influencer-Werbung aussieht. (Basic Thinking)
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Neues von den Plattformen
- Unsend: Facebook arbeitet offenkundig an einer Unsend-Option. Nutzer könnten damit künftig bereits verschickte Nachrichten wieder löschen – nicht nur bei sich selbst im Chat, sondern auch im Chat-Verlauf des Gegenüber. Mark Zuckerberg steht ja die Option bekanntermaßen bereits zur Verfügung. (Techcrunch)
- Group-Chat: Ok, wem auch immer das Spaß machen könnte, aber there you go: Facebook ermöglicht nun Gruppen-Chats mit bis zu 250 Teilnehmern. (Techcrunch)
- 3D-Fotos: Facebook hat ein neues Foto-Feature parat: mit sogenannten 3D-Fotos bekommt das Fotografieren endlich wieder mehr Tiefe. Oder auch nicht. Kommt auf den Absender drauf an. (Facebook 360)
- Tapping: Wäre es nicht schön, wenn man nicht nur Stories, sondern auch im normalen Leben einfach immer alles weiter-tappen könnte? Nun, soweit sind wir noch nicht, aber Instagram überlegt derzeit, das Tappen auch bei regulären Posts einzuführen. (Techcrunch)
Snapchat
- Katzen-Filter: Und Snapchat so, während Facebook mit dem größten (und bis dato wohl auch einzigen) Hack in der Unternehmensgeschichte klarkommen muss: Filter für dich und deine Katze!
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