Was ist

Donald Trump und Elon Musk setzen alles daran, die Demokratie in den USA zu zerstören, und reißen die halbe Welt mit in den Abgrund. Die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen sind fürchterlich und bedrohen die Freiheit und Existenz vieler Menschen.

Zumindest einen positiven Nebeneffekt gibt es: Allmählich entsteht ein Bewusstsein, dass es nicht reicht, davon zu reden, dass man Alternativen zu Big Tech stärken sollte – man muss es auch wirklich tun. Der beste Zeitpunkt dafür war vor einem Jahrzehnt, der zweitbeste ist jetzt.

Jahrelang konnte man die Warnungen ignorieren, dass Plattformen nicht in die Hände von Milliardären gehören und Konzerne wie Meta oder Google zu einflussreich geworden sind. Diese Illusion ist vorbei. Jetzt zeigt sich, dass große Macht nicht nur gebraucht, sondern missbraucht werden kann.

Was tun?

Initiativen und Webseiten wie Go European oder European Alternatives sammeln europäische Produkte und Dienste, mit denen sich die meisten bekannten US-Angebote ersetzen lassen. Binnen weniger Monate sind mehr als 200.000 Menschen dem Subreddit r/BuyFromEU beigetreten.

Wir möchten einen anderen Weg einschlagen. Uns geht es nicht darum, ausschließlich europäische Alternativen zu empfehlen oder gar zum US-Boykott aufzurufen. Die Herkunft allein lässt keine Aussage über Qualität, Sicherheit, Datenschutzniveau oder Wertschöpfungskette zu. Es gibt wunderbare US-Unternehmen und Organisationen, denen wir vertrauen, soweit das eben möglich ist.

Statt ausschließlich EU-Alternativen anzupreisen, haben wir einige Dienste und Tools gesammelt, die wir aus unterschiedlichen Gründen für empfehlenswert halten – etwa, weil sie quelloffen, dezentral oder unkommerziell sind.

Der Fokus liegt dabei auf unseren eigenen Erfahrungen. Fairphone, Linux oder Nextcloud sind mit Sicherheit super – aber wir wollen hier nur empfehlen, was wir selbst nutzen und was sich für uns bewährt hat.

Was wir mögen

Bluesky

  • In der Theorie mag Mastodon noch etwas näher am Ideal eines dezentralen Netzwerks sein. Bluesky basiert zwar ebenfalls auf einem dezentralen Protokoll und ermöglicht damit eine föderierte Architektur, bislang gibt es aber lediglich einen Server und weniger plattformübergreifende Kompatibilität.
  • In der Praxis hat Bluesky aber einen entscheidenden Vorteil: Zumindest in den Communitys, in denen wir uns aufhalten, ist dort schlicht mehr los.
  • Während Mastodon das Nerd-Image bislang nicht ganz losgeworden ist, wächst Bluesky weiter rasant. Unter den bald 35 Millionen Nutzerïnnen sind zahlreiche Promis, Politikerinnen, Medien und Creator. Gerade erst haben sich Barack Obama und Kamala Harris angemeldet.
  • Während X immer enger mit der US-Regierung verschmilzt (NYT), wirkt Bluesky-Chefin Jay Graber zumindest öffentlich ausgesprochen vernünftig und verantwortungsbewusst (New Yorker).
  • Bislang fehlt ein nachhaltiges Geschäftsmodell, trotzdem sind wir vorsichtig optimistisch. Immer mehr spannende Apps docken an Blueskys AT-Protokoll an, etwa Flashes, Surf und Skylight Social.
  • Das Fediverse wird vermutlich nie so groß werden wie die aktuell dominanten Plattformen. Das muss es aber auch nicht. Hier entsteht gerade etwas, das uns zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Lust auf Social Media und digitale Vernetzung macht.

Sill

  • Apropos Bluesky und Mastodon: Sill ist das, was früher Nuzzel für Twitter war – nur besser.
  • Der Dienst funktioniert als Seismograf für wichtige News und lesenswerte Texte. Wer ein Bluesky- und Mastodon-Konto verknüpft, erhält Benachrichtigungen, sobald die Accounts, denen man folgt, einen bestimmten Link häufig teilen.
  • Die Relevanzschwelle und den Kommunikationskanal kann man selbst wählen. Zum Beispiel könnte man sagen: Sobald ein Link mehr als fünfmal in meinem Bluesky-Feed auftaucht, möchte ich darüber per Eintrag in einem RSS-Feed informiert werden. Und bei allen Links, die mindestens zehnmal geteilt werden, will ich eine Mail bekommen. Zudem lässt sich ein tägliches Briefing mit den beliebtesten Links der vergangenen 24 Stunden einrichten.
  • Das klingt nach noch mehr Rauschen und potenzieller Informations-Überforderung. Zumindest für uns bewirkt ein solcher Filter das Gegenteil (wenn man ihn richtig auf die eigenen Bedürfnisse einstellt und die Schwelle entsprechend hoch legt). Alle wirklich wichtigen Entwicklungen erreichen einen automatisch, ohne dass man die eigenen Timelines durchscrollen muss.

RSS

  • Wir predigen es seit Jahren und wiederholen es an dieser Stelle: RSS ist das beste Gegenmittel gegen rechtslibertäre Multimilliardäre und intransparente Plattformen.
  • Fast alle Blogs und viele große Medien bieten RSS-Feeds an, die für jeden veröffentlichten Artikel einen neuen Eintrag erzeugen. Podcasts informieren per RSS über neue Episoden, auch Plattformen wie Mastodon und Bluesky unterstützen das Format.
  • RSS-Feeds lassen sich mit einem RSS-Reader abonnieren, in Ordnern sortieren und dort gesammelt lesen. Statt Dutzende Webseiten und Plattformen einzeln zu besuchen, kann man sich so sein eigenes Medienmenü zusammenstellen.
  • Wir nutzen dafür Inoreader (Simon) und Feedbin (Martin). Feedly, Newsblur und Readwise Reader sind gute Alternativen.
  • Entscheidender als die Wahl des Readers ist aber das zugrundeliegende Format. Zur Not kann man alle Abonnements exportieren und mit geringem Aufwand den Anbieter wechseln.

Signal

  • Ja, Signal stammt aus den USA. Ja, mit Threema gibt es eine europäische Alternative mit vergleichbarem Datenschutzniveau. Trotzdem ist Signal unsere erste Wahl, wenn eine Alternative zu WhatsApp gesucht wird.
  • Der Grund heißt Netzwerkeffekt. In den vergangenen Jahren ist ein großer Teil unseres Freundes- und Bekanntenkreises zu Signal umgezogen, viele einstige WhatsApp-Gruppen sind jetzt blau statt grün.
  • Ähnlich wie Bluesky-Chefin Jay Graber halten wir Meredith Whittaker für eine kompetente, vertrauenswürdige Person. Die Präsidentin der gemeinnützigen Signal-Stiftung gibt den Kurs des Messengers vor und hat dabei viele sinnvolle Entscheidungen getroffen.

LanguageTool und DeepL

  • Viele Menschen nutzen ChatGPT, um Texte oder E-Mails Korrektur lesen zu lassen. Es gibt eine spezialisierte Alternative, die seit mehr als 20 Jahren in Deutschland entwickelt wird.
  • LanguageTool verbessert zuverlässig Tippfehler, findet falsche oder fehlende Kommata und korrigiert Grammatik. Neben der Orthografie analysiert der Dienst den Schreibstil und streicht etwa Floskeln und Füllwörter.
  • Wir nutzen den Dienst seit mehreren Jahren für unsere Arbeit. Auch dieses Briefing wird deshalb mindestens drei ärgerliche Fehler weniger enthalten.
  • LanguageTool bietet Erweiterungen für alle gängigen Browser und prüft Texte direkt im Web. Zudem gibt es Apps für iOS, macOS und Windows.
  • Die Grundversion ist kostenlos, für zusätzliche Funktionen und KI-basierte Formulierungsvorschläge muss man ein Abo abschließen.
  • Wer mit LanguageTool nicht warm wird, kann es mit DeepL probieren. Das Kölner Unternehmen bietet neben dem bewährten Übersetzungsdienst (der für uns besser funktioniert als Google Translate) mittlerweile auch den Schreibassistenten DeepL Write an.
  • Anders als ChatGPT sind LanguageTool und DeepL Write keine universellen Sprachmodelle, sondern Anwendungen mit einem einzigen Zweck. Das macht sie zur besseren Wahl für Menschen, die Wert auf fehlerfreie und prägnante Texte legen.

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