Welche Daten TikTok in China speichert

Welche Daten TikTok in China speichert, ob Facebook schon wieder am Algorithmus geschraubt hat und ob Elon Musk und Mark Zuckerberg in den Ring steigen - all das und noch mehr in Ausgabe 888 unseres Social-Media-Briefings.
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Ausgabe #888 | 22.6.2023

Social Media & Politik

  • TikTok speichert Daten in China: Also doch! Forbes zufolge hat TikTok in einem Schreiben an US-Senatoren zugegeben, dass das Unternehmen bestimmte Daten — allen vorherigen Beteuerungen zum Trotz — doch direkt in China speichert. Dabei handele es sich allerdings eben nicht um „user data“, sondern um „creator data“. Und da TikTok bislang halt immer nur nach „user data“ gefragt wurde, wie etwa zuletzt bei der Anhörung im US-Kongress, habe das Unternehmen auch nicht die Unwahrheit gesagt. Klar, das mag juristisch richtig sein. Aber: Jesus, ist das peinlich. Vielleicht bin ich, Martin, heute auch einfach nur schlecht drauf. Oder es ist das Wetter, das auf die Stimmung drückt. Aber mal ganz im Ernst: Da spricht das Unternehmen immer von Vertrauen und dann so eine lächerliche Argumentation. Ich bin schon gespannt, wie TikTok „user data“ dann demnächst noch genauer definieren wird, so frei nach dem Motto: Na, mit „user data“, die nicht in China gespeichert werden, meinten wir nur…
    • die Daten von Usern, die die App Sonntagmorgens zwischen 3:15 und 4:15 Uhr aufmachen.
    • die Daten von Usern, die täglich mehr als 765 Videos hintereinander anschauen.
    • die Daten von Usern, die noch nie ein Video von Charli D’Amelio, Khaby Lame oder Bella Poarch gesehen haben.
    • die Daten von Usern, die noch nie auf das Profil eines Accounts geklickt haben.
    • die Daten von Usern, deren Alter wir auf entweder unter 3 oder über 80 Jahre schätzen.
  • Meta: Maßnahmen zu Covid-19-Fehlinformationen werden zurückgenommen. Somit kann jede/r wieder krude Falschinfos zum Coronavirus verbreiten, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Es sei denn, in deinem Land herrscht noch der Gesundheitsnotstand. (Washington Post)

Follow the money

  • ByteDance tüftelt an Everything-App: Nicht nur Elon Musk träumt von einer App a la WeChat. Auch TikToks Mutterhaus hätte gern eine App, mit der Essenslieferungen, Reisebuchungen und Arzttermine gleichzeitig gebucht werden können. Neben den ganzen spaßigen Videos und Social-Features natürlich. Mit TikToks chinesischer Schwesterapp Douyin hat ByteDance beste Chancen, sein Vorhaben zu realisieren. (Bloomberg) Was das wohl für die weitere Entwicklung von TikTok bedeutet?
  • TikTok: Mit ‘Project S’ im Online-Shopping durchstarten: Wie die Financial Times berichtet, hat ByteDance damit begonnen, eigene Produkte über eine neue Shopping-Funktion namens „Trendy Beat“ in der TikTok-App zu verkaufen. Der Clou: Es werden nur Artikel angeboten, die in beliebten Videos zu sehen waren. ByteDances E-Commerce-Chef, Bob Kang, hofft, Apps wie Temu und Shein Konkurrenz machen zu können.
  • YouTube launcht Live-Shopping-Channel in Südkorea: Alphabet möchte unbedingt, dass YouTube mehr „shoppable“ wird. Um dieses Ziel zu erreichen, startet das Unternehmen nun einen 90-tägigen Test in Südkorea (Reuters), wo sich der Platzhirsch Naver bereits über viel Zuspruch für seine Live-Shopping-Angebote erfreuen kann (inquivix).
  • TikTok: Partnerschaft mit Candle Media: Das vom ehemaligen TikTok-CEO, Kevin A. Mayer, gegründete Medienhaus Candle Media soll der Kurz-Video-Plattform neue Premium-Inhalte bescheren — allen voran mit Bezug zur #BookTok-Community. (Deadline)
  • Spotify startet Supremium: Endlich wird es auch bei Spotify ein Abo-Modell geben, das Streaming in HiFi-Qualität ermöglicht. Hat aber auch lange gedauert. Jetzt muss sich nur noch zeigen, ob es an die Qualität von Tidal und Co heranreicht. (Bloomberg)
  • Patreon führt kostenlose Mitgliedschaften ein: Bisher konnten Patreon-User nur kostenpflichtige Mitgliedschaften anbieten. Zudem wird Kreativen ermöglicht, digitale Produkte wie E-Books direkt über die Seite zu verkaufen. (The Verge)
  • Discord ermöglicht Verkauf digitaler Güter: Die Chat-Plattform Discord plant ebenfalls die Einführung eines Features, mit dem Kreative digitale Güter verkaufen können. (The Verge)
  • Twitch: Neue Monetarisierungsoptionen sorgen für Unmut: Die zu Amazon gehörende Livestreaming-Plattform Twitch steht aktuell ziemlich in der Kritik. Nachdem sie für ihre neuen Richtlinien, wie Creator an den auf der Plattform erzielten Umsätzen beteiligt werden sollen (statt 70:30 nur noch 50:50), ordentlich einen auf den Deckel bekommen hatten, sind sie zwar noch einmal in sich gegangen und haben den alten 70:30-Cut wieder eingeführt. Allerdings haben sie diesmal die Regeln verändert, die definieren, wer überhaupt in Frage kommt, auf der Plattform Geld zu verdienen. Sehr zum Unmut der Kreativen. Oder wie es Techdirt ausdrückt: „Twitch Rolls Out New Tiered Revenue Splits, Pissing Creators Off Yet Again.“
  • Top-Streamer wie Félix “xQc” Lengyel und Kaitlyn “Amouranth” Siragusa haben Twitch bereits den Rücken gekehrt, um künftig exklusiv beim Konkurrenten Kick auf Sendung zu gehen. Im Falle von Lengyel wurde der Wechsel mit 100 Millionen US-Dollar versüßt (New York Times). Da fiel der Abschied vermutlich nicht all zu schwer. 100 Millionen!!!
  • Kick, what?! Die Streaming-Plattform Kick gehört zu den Gründern des Online-Krypto-Casinos Stake und steht seit seinem Start im Oktober immer wieder in der Kritik — vor allem weil sich die Plattform bei Urheberrechtsverletzungen und pornografischen Inhalten nur all zu gern wegduckt.

Revolte bei Reddit

In der vergangenen Ausgabe haben wir ausführlich erklärt, was es mit der Revolte bei Reddit auf sich hat (Briefing #887). Simon war im Anschluss auch noch beim Deutschlandfunk zu Gast, um die Lage bei Reddit zu erörtern. Da das Internet aber niemals schläft, ist in der Zwischenzeit natürlich schon wieder einiges an News aufgelaufen. Hier der Überblick:

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