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6 Min. Lesezeit Content Moderation

Content-Moderator-Summit: Warum die Unsichtbaren aufbegehren

Hunderttausende Menschen säubern Plattformen von grauenhaften Inhalten. Ihre Arbeit ist unersetzlich, trotzdem nimmt sie kaum jemand wahr. Das soll sich ändern.

Content-Moderator-Summit: Warum die Unsichtbaren aufbegehren

Was ist

Vergangene Woche haben sich rund 50 Content-Moderatorïnnen (CM) in Berlin getroffen, um sich über ihre Arbeitsbedingungen auszutauschen und gemeinsame Forderungen zu erarbeiten. Auf der zweitägigen Veranstaltung vernetzten die Organisatoren ver.di, Foxglove, Aspiration und Superrr Lab erstmals Beschäftige über Konzerngrenzen hinweg. Das könnte ihnen eine gemeinsame Stimme geben, die bislang fehlt.

Die meisten Teilnehmenden arbeiten in Deutschland für TikTok oder Meta. Ein Teil ist direkt bei den beiden Konzernen angestellt, der Rest wird von Subunternehmen wie Majorel beschäftigt. Wir waren bei der abschließenden Pressekonferenz und haben mit rund einem halben Dutzend CM gesprochen.

Warum das wichtig ist

Keine größere Online-Plattform kann auf CM verzichten. Allein Meta und Google beschäftigen jeweils Zehntausende Menschen, die illegale Inhalte aus dem Netz fischen sollen. Insgesamt sichten und prüfen Hunderttausende Menschen einen Teil der vielen Milliarden Beiträge, Fotos und Video, die täglich hochgeladen werden.

Der Job ist brutal und belastend. Das hat mehrere Gründe:

Was die Teilnehmenden fordern

Das Wichtigste an der Veranstaltung war der Austausch. Menschen treffen, die ähnliche Erfahrungen machen, unter ähnlichen Probleme leiden, sich unternehmensübergreifend organisieren. Am Ende des Content-Moderator-Summits standen auch drei konkrete Forderungen:

  1. Gerechte Bezahlung: Alle Teilnehmenden wünschen sich mehr Geld – aber nicht nur das: Vor allem drängen sie darauf, die teils krassen Unterschiede zwischen Subunternehmen und Tech-Konzernen zu verringern. Dienstleister wie Majorel zahlen signifikant weniger, auch die Arbeitsbedingungen sind schlechter, zudem gibt es kaum Aufstiegsmöglichkeiten.
  2. Besserer Gesundheitsschutz: Auf der Pressekonferenz und in den persönlichen Gesprächen tauchte dieses Thema immer wieder auf. Die CM fordern angemessene psychologische Betreuung durch professionelle Therapeutïnnen.
  3. Recht auf Organisation: Nach jahrelangem Ringen bildeten Berliner TikTok Angestellte vergangenes Jahr einen Betriebsrat. Obwohl das deutsche Arbeitsrecht gewerkschaftliche Organisation und Strukturen wie Betriebsräte vorsieht, sind solche Gremien in der Tech-Branche selten – erst recht unter CM, die bislang keine Stimme und kaum Mitspracherecht haben.

Was die Teilnehmenden erzählen

Be smart

Die Teilnehmenden des Content-Moderator-Summits schildern schockierende Details, ihre Jobs klingen extrem hart. Im Vergleich zu ihren internationalen Kollegïnnen sind die Arbeitsbedingungen in deutschen Standorten wie Berlin oder Essen aber human.

In Kenai verklagt Daniel Motaung seinen früheren Arbeitgeber Sama, in dessen Auftrag er für Meta moderierte (Foxglove). Vergangenes Jahr enthüllte eine Recherche das Ausmaß der Ausbeutung (TIME):

Despite their importance to Facebook, the workers in this Nairobi office are among the lowest-paid workers for the platform anywhere in the world, with some of them taking home as little as $1.50 per hour, a TIME investigation found. The testimonies of Sama employees reveal a workplace culture characterized by mental trauma, intimidation, and alleged suppression of the right to unionize. The revelations raise serious questions about whether Facebook—which periodically sends its own employees to Nairobi to monitor Sama’s operations—is exploiting the very people upon whom it is depending to ensure its platform is safe in Ethiopia and across the continent.


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“We’re exploring a standalone decentralized social network for sharing text updates,” a Meta spokesperson said in a statement. “We believe there’s an opportunity for a separate space where creators and public figures can share timely updates about their interests.”

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