Ausgabe #859 | 9.2.2023
Was ist
Microsoft und Google haben kurz nacheinander gezeigt, wie sie KI in ihre Suchmaschinen integrieren möchten. Sprachmodelle sollen die Websuche um Chatbots ergänzen und komplexe Fragen in Textform beantworten. Die Technologie könnte verändern, wie Menschen nach Informationen im Netz suchen. Damit wird das Wettrennen um die smarteste Suchmaschine neu eröffnet.
Der überraschende Zwischenstand: Microsoft könnte die Nase vorn haben. Das neue Bing wirkt ausgereifter, Bard ist offenbar noch nicht bereit für die Öffentlichkeit. Google scheint ausgerechnet bei seiner Paradedisziplin KI von Microsoft überrumpelt worden zu sein.
Warum das wichtig ist
Google ist das Software-Pendant zum iPhone: das wohl lukrativste Produkt der Welt. Der Mutterkonzern Alphabet setzt pro Jahr mehr als 200 Milliarden Dollar um, den Großteil der Einnahmen machen Anzeigen aus, die über, neben und zwischen den Suchergebnissen auftauchen.
Google dominiert den Markt, neun von zehn Suchvorgängen werden gegoogelt, der Ausdruck steht sogar im Duden. Für Microsoft geht es aber gar nicht darum, dass Bingen das neue Googeln wird. Steigt der Marktanteil um einen Prozentpunkt, nimmt der jährliche Werbeumsatz um etwa zwei Milliarden Dollar zu.
Diese Zahlen erklären, warum Google so nervös ist und im Dezember intern „Code red“ ausrief, um auf ChatGPT zu reagieren. Langfristig geht es ohnehin um mehr als „nur“ die Websuche. „KI wird jede Art von Software grundlegend verändern“, sagt Microsoft-Chef Satya Nadella, und das stimmt.
Dabei reden wir nicht von Science-Fiction-Szenarien, im menschlichen Sinne „intelligenten“ Maschinen mit einem Bewusstsein oder gar technologischer Singularität. Angesichts des rasanten, teils unkontrollierten Fortschritts sollte man solche Dystopien vielleicht nicht lächerlich machen. Wir haben aber eher die kommenden fünf Jahre im Blick als das Jahr 2050.
Wie das neue Bing aussieht
- Bislang kann man die neue Suchmaschine nur mit wenigen, fest vorgegebenen Suchbegriffen ausprobieren, etwa: „Schreibe ein Gedicht für die achtjährige Alena, was sich reimt. Sie mag Hunde und schwimmt gerne.“
- Die Antworten darauf sind zwar beeindruckend, bleiben aber immer dieselben. Wer Zugriff auf die vollständige Version haben möchte, muss sich auf eine Warteliste setzen lassen.
- Dann kann man Bing nicht nur beliebe Fragen stellen, sondern auch um Präzisierungen bitten und chatten. Der Bot erkennt den Kontext, sodass eine Art Gespräch entsteht.
- Microsoft nutzt die Aufmerksamkeit und die Neugierde geschickt. Wer Bing, Edge und MSN als Standards für Suchmaschine, Browser und Startseite festlegt und die Bing-App installiert, rutscht auf der Warteliste nach vorn. Ganz so groß ist unsere Ungeduld dann doch nicht.
- US-Journalistïnnen wie
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