Salut und herzlich Willkommen zur 569. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Heute gibt es nicht das eine große Thema, sondern viele, viele kleinere Themen und Hinweise, die in ihrer Gesamheit trotzdem für ein hübsches, buntes, informatives Briefing sorgen. Wir bedanken uns für das Interesse und senden herzliche Grüße aus Berlin, Bonn und Göttingen!

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Memepurge bei Instagram

Instagram hat ohne Ankündigung zig Meme-Kreative mit Millionen von Followern von der Plattform geschmissen. Dass Instagram die Accounts einfach von der Seite nimmt, zeigt einmal mehr, wie problematisch es ist, wenn sich Kreative von einer Plattform abhängig machen. Grund für den Rauswurf war übrigens die von den Meme-Kreativen gelebte Praxis, andere Accounts für Geld auf ihren eigenen Accounts zu bewerben. Etwas, was Influencer mit Produkten jeden Tag machen. Instagram Just Pulled a "Meme Purge" for Accounts Violating Its Terms of Services (Hypebeast)

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Interne Diskussion um Facebook Blue

Eine interne, nicht öffentliche Untersuchung bei Facebook Inc zeigt, dass die eigentliche Facebook App – intern als Facebook Blue bekannt – womöglich schon sehr bald hinter WhatsApp und Instagram in Sachen Engagement und Wachstum zurückfallen könnte. Auch um diesem Szenario entgegenzuwirken, bastelt Facebook gerade an einer Verschränkung der Messenger-Optionen. Dem Nutzer sollen möglichst wenig Gründe geliefert werden, die eine Plattform zugunsten einer anderen einzutauschen. We’ll see how that works. Facebook Secret Research Warned of ‘Tipping Point’ Threat to Core App (The Information $$)

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Social Media & Journalismus

Quelle: Internet: Drüben bei Martin Fuchs ist ein spannender Gastartikel erschienen. Die Doktorarbeit von Florian Wintterlin vom Institut für Kommunikationswissenschaft in Münster beschäftigt sich mit journalistischem Vertrauen bei der Recherche in sozialen Medien. Ein Fazit seiner Recherchen:

„Generell zeigen alle drei Studien, dass die Unsicherheit der JournalistInnen beim Umgang mit Social-Media-Material hoch ist und durch die Geschwindigkeit der Berichterstattung noch potenziert wird. Wie darauf reagiert wird, ist aber entscheidend für die Glaubwürdigkeit des Journalismus.“

Local News Accelerator: Erste Ergebnisse des „subscription-focused local news accelerator“ von Facebook zeigen, dass lokale Medien durchaus vom Programm profitieren können. Allerdings zunächst wohl mehr mit Blick auf das gewonne Wissen rund um die Frage, wie digitaler Journalismus funktionieren kann. So verzeichnen zwar viele der Teilnehmer Zuwächse bei Digital-Abos, die Zahlen sind imho aber etwas ernüchternd. Da sich unter unseren LeserInnen ja auch einige befinden, die in Häusern arbeiten, die ebenfalls beim Programm mitmachen, freuen wir uns über Feedback von euch zum Thema. Facebook reveals early results from its subscription-focused local news accelerator (Techcrunch)

Refinery 29 & Vice: Anscheinend gibt es Gespräche zwische Vice und Refinery 29, um eine potentielle Übernahme auszuloten. Nachdem Vice in den vergangenen Monaten ziemlich bluten musste und auch bei Refinery 29 viele Umbrüche anstanden, scheint der Zusammenschluss eine plausible Option, um das Geschäft am Laufen zu halten – vor allem auch deshalb, weil die jungen Zielgruppen sich gut ergänzen dürften. Warum das hier im Watchlog eine Rolle spielt? Nun, bei beiden Unternehmen handelt es sich um Digital-Angebote, die über Jahre vor allem deshalb so stark wachsen konnten, weil sie es verstanden hatten, auf Social Reichweiten aufzubauen und Inhalte zu distributieren. Da dies nun nicht mehr so einfach wie vor 5-10 Jahren funktioniert, müssen neue Wege beschritten werden. Vice may acquire Refinery29, bringing together two really different audiences and cultures (NiemanLab)

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Kurz notiert

Facebooks TV-Box: Facebook möchte ungern Apple, Google und Amazon das Wohnzimmer allein überlassen und plant deshalb den Verkauf von TV-Geräten. Das neue Device soll an die Funktionen von Facebooks Portal anknüpfen und neben Facebook Watch womöglich auch Inhalte von Netflix und Disney anbieten. Facebook Approached Netflix, Disney to Support TV Chat Device (The Information $$)

ByteDance baut ein Smartphone: Was Facebook und Amazon bislang nicht auf die Kette gekriegt haben, möchte TikToks Mutterkonzern schaffen: ein eigenes Smartphone auf den Markt bringen. China's ByteDance, after Smartisan deal, says developing smartphone (Reuters)

WhatsApp in Indien: WhatsApp freut sich über nun 400 Millionen Nutzer in Indien (Techcrunch) und verkündet, dass nach langem Hin und Her WhatsApp nun offiziell mit Payments in Indien startet (Business Today).

Verbot von Dark Patterns: Das ist wirklich spannend! Ein amerikanischer Gesetzentwurf sieht vor, dass künftig sogenannte Dark Patterns verboten werden sollen. Unter Dark Patterns versteht man beispielsweise, dass der „Zustimmen“-Button absichtlich immer viel größer ist als die Option, etwas abzulehnen (z.B. die Kontakte hochzuladen…). Das Gesetz würde es aber z.B. auch Snapchat untersagen, die Streak-Funktion weiterhin anzubieten. New bill would ban autoplay videos and endless scrolling (The Verge)

Twitch verliert Ninja an die Konkurrenz von Microsoft. Angeblich wurde dem Fortnite-Superstar eine siebenstellige Summe geboten, um künftig exklusiv bei Microsofts Streaming-Angebot Mixer auf Sendung zu gehen. Zudem sei Ninja, mit bürgerlichem Namen Tyler Blevins, wohl zugesagt worden, auch einmal Urlaub machen zu dürfen. Ja, wo sind wir denn hier?! Der soll streamen!!! Nee, Scherz. Nachdem ich gelesen hatte, wie viel Stress so ein Streaming-Millionärs-Dasein mit sich bringt (New York Times), wollte ich meinen feinen Job doch nicht mehr eintauschen. What is Mixer, Ninja’s new exclusive streaming home? (The Verge)

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Empfehlungen fürs Wochenende

Der Instabeach: Einmal im Jahr lädt Instagram in den USA zu einem besonderen Event ein – dem sogenannten Instabeach. Es handelt sich dabei eigentlich um ein Branchentreffen. Eingeladen werden nur die Top-Instagram-Influencer. Laut Taylor Lorenz von The Atlantic erinnert das Event aber mehr an eine Graduation-Party, auf der verschiedene Cliquen ausloten, welche andere Clique nützlich wäre, um noch mehr Fame zu erlangen. Denn Fame, so weiß man, ist bekanntlich alles: Where Everyone’s an Influencer.

„But what started three years ago as a casual beach party for a class of people that was once maligned by the traditional entertainment industry has become a who’s who of young Hollywood, a sun-soaked declaration of just how completely enmeshed Instagram has become with the teen-entertainment world. Instagram isn’t just a place to connect with friends, share memes, and post life highlights—it’s where more and more young stars go to make a name for themselves.“

„The influencers at Instabeach viewed social media as a tool that they could leverage to get what they want in life, whether it be a record deal or role on a hit show.“

„I’ve done over 70 commercials, but when I go in, they ask how many followers I have on social media,” said Kaylyn Slevin, an 18-year-old model, actor, influencer, and former Miss Malibu Teen USA. Collaborating with the right people and growing your audience independently are key.“

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Flower Rain: Die österreichische Journalistin Alexandra Stanić hat für ihren Text „Warum ich Österreich hasse“ enorm viel Anfeindungen über sich ergehen lassen müssen – primär aus dem rechten Lager. Zum Glück gab es aber auch enorm viel Unterstützung, was in Abgrenzung zum altbekannten „Shitstorm“ als „Flower Rain“ bezeichnet werden könnte. In einer Kolumne bei Vice beschreibt sie, wie (und warum) sich jeder an einem „Flower Rain“ beteiligen kann:

  • Positioniere dich öffentlich und sprich deine Solidarität aus.
  • Schreib andere an, damit sie es dir gleichtun.
  • Biete der betroffenen Person ein Treffen an, um sich auszutauschen.
  • Reagiere, wenn Dritte destruktive Kritik äußeren.
  • Solltest du eine Freundin der Betroffenen (generisches Femininum, ihr wisst Bescheid) sein, sortiere die Nachrichten für sie aus, damit sie die Bedrohungen und Beleidigungen nicht lesen muss.
  • Sollte es sich um eine Bekannte handeln: Ruf an und finde unterstützende Worte.

Spam und Scam ist wohl mehr oder weniger seit Tag Eins des Internets ein Problem. Dass diese Abzockerei aber auch Facebook ein weit verbreitetes Phänomen ist, war mir bislang nicht bekannt. Der Text in der New York Times zeigt, an wie vielen Fronten Facebook zu kämpfen hat: Facebook Connected Her to a Tattooed Soldier in Iraq. Or So She Thought.

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Neues von den Plattformen

Snapchat

  • Neues Tool für vertikale Werbung: Damit auch kleinere Firmen fleißig auf Snapchat werben, hat das Unternehmen jetzt ein neues Tool gebastelt. Hier gehts zur Ankündigung von Snap Inc und hier zu einer vertiefenden Einordnung bei Techcrunch. Erinnert alles an den Werbemanager von Facebook.

TikTok

  • TikTok & Giphy machen gemeinsame Sache. Fortan können Gifs von Giphy auf TikTok geteilt werden und TikTok-Nutzer können ihre Videos als Gifs bei Giphy hochladen – Nutzer mit verifizierten Channels tauchen dann sogar auch in der Suche bei Giphy und in Third-Party-Apps auf. (Techcrunch)
  • Referral Rewards: Anscheinend lässt TikTok nichts unversucht, um NutzerInnen auf die Plattform zu locken. Digiday berichtet, dass das Unternehmen Gutscheine für NutzerInnen bereitstellt, wenn sie neue Nutzer werben. Starbucks, Burger King, Dominos, Uber und viele weitere Unternehmen sind beim Gutschein-Programm dabei.

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One more thing

Ein Blick in die Zukunft: Demonstranten in Hongkong wehren sich gegen Gesichtserkennung mittels Laserpointer. Dystopie pur.

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Header-Foto von Mandy Choi bei Unsplash