Salut und herzlich Willkommen zur 553. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Leider kommt das Briefing heute später als gewünscht. Ich bitte, dies zu entschuldigen. Freitagnachmittag entspricht nicht gerade meinem Wunschtermin für die Publikation des zweiten Briefings. Ich habe aber bereits eine Lösung gefunden, wie ich es trotz der Vielzahl an Themen, die momentan auf dem Tisch liegen, schaffe, kontinuierlich Dienstag- und Donnertagmorgen das Briefing auszuliefern. Stay tuned 🙂

Heute beschäftigen wir uns mit YouTubes neuen Regeln. Ferner blicken wir auf Apples Kampfansage in Richtung Google und Facebook. Zudem schauen wir auf Journalismus bei Twitch, Subcribe-Optionen bei Facebook und mehr Influencer-Ads bei Instagram. Die Bandbreite ist wie immer riesig, wir wünschen eine gewinnbringende Lektüre und sind stolz wie Bolle, dass Du unser Briefing liest! Ein sonniges Wochenende, Martin & Team

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YouTubes neue Regeln

Was ist: Es ist und bleibt kompliziert mit YouTube. Vor ein paar Tagen hatte der Vox-Journalist Carlos Maza in einem Twitter-Thread über die Anfeindungen berichtet, mit denen er sich bei YouTube seit Jahren konfrontiert sieht. So wird Maza vor allem von einem YouTuber namens Steven Crower immer wieder verhöhnt und beleidigt – Maza schreibt:

„I’ve been called an anchor baby, a lispy queer, a Mexican, etc. These videos get millions of views on YouTube. Every time one gets posted, I wake up to a wall of homophobic/racist abuse on Instagram and Twitter.“

YouTube erklärte daraufhin zunächst, dass sie zwar nachvollziehen könnten, dass die Kommentare schmerzhaft seien. Sie würden aber nicht gegen die YouTube-Regeln verstoßen.

Das Problem: Am selben Tag hatte YouTube (wie bereits seit Wochen geplant) morgens gerade verlauten lassen, dass sie künftig keine Videos mehr von Nazis und White Supremacits auf der Seite dulden würden. Auch würde es den Account-Inhaber nicht mehr möglich sein, mit entsprechenden Inhalten Geld zu verdienen. (Wir nehmen uns dem Thema nächste Woche noch einmal ausführlicher an. Wer solange nicht warten möchte, kann bei BuzzFeed News mehr zum Thema lesen.)

Da sich YouTube nun natürlich in einem veritablen Kritiksturm befand – (Nazis raus, aber Homophobie ist für YouTube ok Einself!!!!) – beschlossen sie kurzer Hand, dass der YouTuber Crower zumindest nicht mehr daran verdienen dürfe, Maza zu beleidigen.

Be smart: Auch wenn das in diesem Einzelfall ein herber Schlag für Crower und zumindest ein Teilerfolg für Maza sein mag, zeigt es einmal mehr, wie wenig konsistent solche Entscheidungen bei YouTube getroffen werden. Oder wie Gizmodo es ausdrückt: YouTube Clarifies Harassment Policy by Flailing Around Like a Big, Dumb Noodle.

Read on:

  • Alex Stamos – Twitter-Thread: „The core of YouTube's problem is that they are acting in a quasi-governmental manner, regulating the speech of hundreds of millions without the trappings of transparency and precedent we've reasonably come to expect with such power.“
  • Julian Sanchez – Twitter-Thread: „I think this ends up being tricky for companies in large part because they aspire to uniform rules, but the harms of abusive speech in a social network ecology vary wildly depending on the speaker’s audience.“

Übrigens: Twitter hat auch neue, vereinfachte Regeln, um zu erklären, was auf der Plattform erlaubt ist und was nicht. Das ist ja manchmal nicht so ganz einfach, nicht wahr, Frau Klöckner?

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Apples Kampfansage Richtung Facebook

Was ist: Die Fehde von Mark Zuckerberg und Tim Cook ist berüchtigt. Bereits seit Jahren behaken sich die beiden öffentlich. Dass Tim Cook jetzt so eine Karte aus dem Ärmel schütteln würde, hätte aber wohl auch Zuckerberg nicht erwartet: Künftig müssen Unternehmen, die ein Login via Google oder Facebook anbieten, zwingend auch ein Login via Apple anbieten. Und zwar an erster Stelle.

Warum ist das interessant?

  • Facebook und Google arbeiten seit Jahren daran, die digitale Identität von Menschen zu verwalten. Wer etwa Spotify nutzt, muss sich nicht zwangsläufig immer mit seiner Email-Adresse bei Spotify anmelden. Es geht auch via Facebook-Login. Für Nutzer ist das einfach bequem. Für Facebook (und Google, etc.) hingegen ist das interesant, weil sie dadurch viele, viele Daten über ihre Nutzer außerhalb von Facebook selbst sammeln können. Wenn Apple nun seinen neuen „Sign In with Apple“-Service zum Standard macht, gehen den Unternehmen womöglich Daten verloren. (Trauriger Smiley)
  • Zudem ist das deshalb so spannend, weil Apple dadurch einmal mehr unterstreicht, wie mächtig man ist, wenn man die Plattform beherrscht (read: iOS), auf der die anderen Unternehmen agieren. Das widerum dürfte natürlich kartellrechtliche Fragen nach sich ziehen.
  • Zudem wirbt Apple damit, dass mit dem „Sign In with Apple“-Service keine Daten gesammelt würden. Womöglich für viele Nutzer ein solides Argument, künftig das Apple-Login zu nutzen.

Read on: Der sehr geschätzte Ben Thompson beobachtet Apple seit Jahren und schreibt in großer Ausführlichkeit über Apples Strategie: Apple’s Audacity.

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Social Media & Politik

Durchsuchungen: Die meisten dürften es mitbekommen haben, für alle anderen hier noch einmal der Bericht von Zeit Online zu den bundesweiten Razzien wegen Hasskommentaren im Internet. In 13 Bundesländern hat die Polizei Wohnungen durchsucht und Verdächtige vernommen, die Hasskommentare verfasst haben sollen. Ist ja nicht so, dass das Internet ein rechtsfreier Raum wäre.

Die andere Seite der Medaille: Wir erinnern uns: im Anschluss an die fürchterlichen Angriffe in Neuseeland hatte es den sogenannten Christchurch Call to Action (Wikipedia) gegeben. Ziel dieses Aufrufs war es, dass sich künftig derartige Greueltaten nicht noch einmal via Social Media in die ganze Welt übertragen dürften. Bereits damals warnte die Electronic Frontier Foundation, dass einige der Vorschläge dazu führen könnten, dass einige der Forderungen auch Auswirkungen auf die Arbeit von Menschenrechtsaktivisten haben würden. Jetzt hat EFF dazu ein Whitepaper vorgelegt: The Impact of "Extremist" Speech Regulations on Human Rights Content.

Big $$ in Washington: Irgendwie klar, aber dennoch eine Meldung wert. Die Ausgaben für Lobbying haben sich bei Facebook, Google, Amazon und Apple in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. (New York Times)

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Social Media & Journalismus

Subscription Tools: Facebook arbeitet ja seit geraumer Zeit daran, Publishern mehr Optionen an die Hand zu geben, via Facebook Abos zu verkaufen. Das funktioniert bislang nur so lala. Deshalb intensiviert Facebook jetzt seine Bemühungen in Sachen Subscription (Nieman Lab). So können jetzt einerseits alle „eligible publishers“ das Subscription Tool bei Instant Articles nutzen. Ferner testet Facebook ein weiteres Tool mit dem Namen „News Funding“. Das Feature erinnert an die Fan Subscriptions, die Facebook für Creators eingeführt hatte: also die Option, den Creator monatlich zu unterstützen und dafür exklusive Inhalte zu bekommen.

Journalismus bei Twitch: Bei der BILD wird gerade Twitch ausprobiert. Was Kollege Biskup und Team dabei bislang gelernt haben, hat er in diesem Twitter-Thread festgehalten. More to come.

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Social Media & Wirtschaft

Crypto-Kohle: Allem Anschein nach ist Facebook in Sachen Crypto-Währung schon sehr viel weiter als angenommen. So soll laut Wirtschaftswoche bereits am 18. Juni ein Whitepaper veröffentlicht werden, das die Details über das Projekt erklärt. Auch könne man laut The Information davon ausgehen, dass die Crypto-Währung auf den Namen Libra hören wird. Weitere Details hat TechCrunch. Wir berichten dann, sobald das Whitepaper draußen ist.

Influencer bei Instagram: Nun, ich persönlich habe da jetzt nicht so direkt drauf gewartet, kann aber verstehen, dass das sowohl für Werber als auch für Influencer interessant ist. Die Rede ist von einer neuen Option bei Instagram (Horizont), die es Marken ermöglicht mit Posts von Influencern zu werben. Bislang konnten Marken entweder selbst Anzeigen schalten oder Influencern Geld geben, um für sie zu werben. Jetzt könnten Influencer quasi Beiträge auf Halde produzieren und Marken suchen sich die für sie passenden Ads raus. Mega authentisch. Anyway.

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Schon einmal im Briefing davon gehört

Crypto-Netzwerk: Keine Ahnung, was ich davon halten soll, aber ich möchte es in diesem Briefing nicht unerwähnt lassen: das Handelsblatt berichtet von den Ambitionen eines Deutschen, ein neues soziales Netzwerk (Block.One) zu bauen, das auf Crypto-Technologie beruht. Ich kenne da so ein, zwei Kollegen, die mir wahrscheinlich direkt auf das Briefing antworten und erklären, was das für ein Quatsch ist (looking at you @klingebeil). Aber prinzipiell hört sich das alles ganz spannend an: Nutzer sollen fürs Posten bezahlt werden, Konkurrenz für Twitter, Peter Thiel mit an Bord… Mal sehen. Sobald man da genauer Bescheid weiß, berichten wir wieder.

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Empfehlungen fürs Wochenende

Huch, auf YouTube gibt es richtig gute Sachen? Ja, genau. Sehr, sehr gute Sachen sogar. Dieser Zeit-Campus-Artikel stellt eine der prägenden Protagonistinnen aus dem deutschprachigen Raum vor: die promovierte Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim. Wirklich große Klasse, was Mai Thi dort leistet – in der Tat ziemlich mighty.

You can handle the post-truth: Ein großartiger Text über den Zusammenhang von Online-Radikalisierung, CGI Influencern, Desinformationskampagnen, neuen Medien und darüber, was diese Fragmentierung der Realität mit der Gesellschaft macht. A pocket guide to the surreal internet. (aaronzlewis)

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Neues von den Plattformen

Facebook

  • Links in Stories: Analog zu den Optionen bei Instagram können bald auch Facebook-Nutzer Links in Stories setzen. (Digital Information World)
  • Update für Mobile Video Ad Toolkit: Jetzt können Unternehmen noch leichter Video-Werbung bei Facebook schalten. Zwar gab es schon zuvor ein Toolkit dafür, aber die neue Version vereinfacht den Prozess noch hier und da und bietet zudem mehr Templates und Ausspieloptionen. (Facebook / Business)

Instagram

TikTok

  • Text: War mir selbst gar nicht bewusst, aber in der Tat fehlte bei TikTok bislang die Möglichkeit, Videos mit Text zu versehen. Das wird jetzt geändert. (Techcrunch)

Skype

  • Screen Sharing: Skype bringt eines der beliebtesten Features nun auch aufs Handy. Mittels Screen Sharing lässt sich gleichzeitig skypen und das anschauen, was der Gesprächspartner gerade so auf seinem Handy macht: durch Dating-Apps wischen, Online-Shopping, Powerpoint-Präsentation finalisieren – up to you. (Techcrunch)

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Tipps, Tricks, Apps

Getting things done ist eine beliebte Methode, um endlich mal all den Kram zu erledigen, der einen seit Monaten begleitet. Diese Anleitung von der To-Do-App Todoist beschreibt sehr detailliert, wie GTD funktioniert. Natürlich gibt es auch ganz viele andere Apps, mit denen sich ähnliche Ergebnisse erzielen lassen: Workflow Guide: How to Organize Your Life with GTD.

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One more thing

Die Welt ist verrückt. Via @linuz90.

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Header-Foto von Adi Constantin bei Unsplash