Salut und herzlich Willkommen zur 547. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Heute schauen wir uns an, warum sich auf einmal alle um die Privatsphäre der NutzerInnen Gedanken machen. Zudem blicken wir auf die neue Sensations-App YOLO und einen spektakulären Super-Cut von Mark Zuckerberg, der endlich die Frage beantwortet, was ihm am wichtigsten ist: Growth, growth, more, growth, more, more, more, growth, more, growth, millions, billions, growth, more, millions…

In der kommenden Woche wird am Freitag um 11:00 Uhr übrigens das erste SMWB-AMA stattfinden. Bitte den Termin schon einmal freihalten, sofern du live dabei sein möchtest. Weitere Infos folgen am Montag. Ich wünsche eine gewinnbringende Lektüre und bedanke mich für das Interesse, Martin

[line]
[gap size=“40px“]

Privacy ist die Zukunft?

Was ist: Die Tech-Konzerne haben sich in ihren Präsentationen diese Woche darin überboten, darauf hinzuweisen, wie wichtig ihnen das Thema Privatsphäre ist.

Warum ist das interessant? Nach all den Datenskandalen der vergangenen Jahre und Monate ist das Thema Privatsphäre stark in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte gerutscht. Vor allem die Politik hat das Thema aufgegriffen und prüft an vielen Fronten, wie ernst es die Unternehmen mit dem Schutz der Privatsphäre ihrer NutzerInnen meinen. Dass die Tech-Riesen das Thema aufgreifen scheint von daher nur logisch. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Die andere und – so wie ich es lese – für die Unternehmen auch wichtigere Seite der Medaille ist, dass sich mit dem Thema Privatsphäre Geld verdienen lässt. So erleben wir zum ersten Mal, dass das Thema Privatsphäre nicht nur ein Marketing-Versprechen ist, sondern in konkrete Produkte für die breite Masse überführt wird.

Facebook nimmt sich dem Thema Privacy an, weil die NutzerInnen gezeigt haben, dass ihnen die Pseudo-Öffentlichkeit des News Feeds weder zeitgemäß noch funktional erscheint. Die zunehmende Nutzung von Gruppen, Messenger und Stories zeugen davon. Dass Facebook nun vor allem auf diese Werkzeuge setzt und das Mantra, jeder wolle sich permanent mehr oder weniger öffentlich artikulieren, schon jetzt antiquiert erscheint, ist die Konsequenz.

Google hingegen setzt darauf, dass NutzerInnen sehr wohl weiterhin bereit sind, so viele Daten wie möglich preiszugeben, um das bestmögliche Nutzungserlebnis zu haben. Das würden sie aber eben nur machen, wenn die Daten auch geschützt sind – und das könne und wolle Google garantieren. Ben Thompson hat Googles Ansatz klug zusammengefasst.

Be smart: Nachdem die gesamte Time-Well-Spent-Bewegung von den Tech-Konzernen gekapert wurde, scheint „Privacy“ nun das nächste Opfer zu sein und ebenfalls gekidnapped zu werden. Am Ende zählen aber bekanntlich nicht Worte, sondern Taten. Noch einmal kurz zur Erinnerung, wie die Tech-Riesen eigentlich ihr Geld verdienen: its with data, stupid! Warten wir also mal schön ab, was aus den Versprechen folgt.

[line]
[gap size=“40px“]

Der nächste prominente Weggefährte fordert Facebooks Zerschlagung

Was ist: Chris Hughes gehört zu den Gründungsmitgliedern von Facebook. Jetzt reiht er sich mit einem vielbeachteten Op-Ed ein in die Reihe prominenter Facebook-Kritiker und fordert die Zerschlagung von Facebook.

Warum ist das interessant? Hughes ist schon lange nicht mehr bei Facebook tätig. Vielmehr hat Hughes als Politikberater und Verleger Karriere gemacht. Auch hat der Weggefährte von Zuckerberg wohl nie wirklich groß am Facebook-Code gebastelt, sehr wohl aber von Anfang darauf geschaut, wie die Menschen die Plattform nutzen würden (und was es mit ihnen macht). Sein Spitzname „Mr Empath“ macht ihm nun alle Ehre.

5 Takeaways – von der NYT serviert und hier zitiert:

  • Mark Zuckerberg is really powerful. Like, cartoonishly, Bond-villain powerful.
  • Facebook’s founders had no idea of the power of what they were building.
  • Facebook’s concentration of power and influence is part of a trend that extends beyond Silicon Valley.
  • There are no alternatives to Facebook. That’s the problem.
  • We have the tools to regulate Facebook but not the will. Yet.

Be smart: Vox erklärt extrem gut, welche Ideen derzeit zirkulieren, um Tech-Unternehmen stärker zu regulieren, respektive zu zerschlagen. Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, wird hier bedient: How To Break Up Big Tech, Explained.

[line]
[gap size=“40px“]

"Fake News"-Gesetz in Singapur

Was ist: Singapur hat ein neues Gesetz gegen „Fake News“ verabschiedet, das weltweit für Aufsehen sorgt.

Warum ist das wichtig? Das Gesetz sieht vor, dass umgerechnet 450.000 Euro Geldstrafe und bis zu zehn Jahre Haft für die Verbreitung von „Fake News“ drohen. Das ist vor allem deshalb so problematisch, weil gar nicht so genau klar ist, was „Fake News“ eigentlich sein sollen. Phil Robertson von Human Rights Watch bringt es bei tagesschau.de auf den Punkt:

Dazu gehörten auch Meldungen, die die Harmonie stören, sagt Phil Robertson von der Menschenrechtsorganistion Human Rights Watch. "Störung der Religionen und Rassen ist dann ein beliebtes Argument", sagt Robertson. "Und was die Harmonie stört, das bestimmt die Regierung.

Be smart: Die Medien in Singapur sind schon jetzt einer krassen Zensur unterworfen. Das Land belegt laut Reporter ohne Grenzen nur Platz 151 von 180 in Sachen Pressefreiheit. Wenn jetzt auch noch gegen die sozialen Medien entsprechend repressiv vorgegangen wird, lässt das keinen Platz mehr für regierungskritische Stimmen.

[line]
[gap size=“40px“]

Kampf gegen Desinformation

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat ein beeindruckendes Dossier zum Thema Desinformation im Angebot. Wer in das Thema neu einsteigt oder sich noch einmal einen Überblick über den Stand der Debatte verschaffen möchte, hier entlang.

Die Fragmentierung der Wahrheit: danah boyd hat ebenfalls einen extrem lesenswerten Überblick verfasst. Definitiv ein Bookmark für alle, die sich mit dem Thema beruflich befassen (müssen).

[line]
[gap size=“40px“]

Schon einmal im Briefing davon gehört

Die neue "Sensations-App" heißt YOLO. Als eine Art „Ask me anything“-Appe baut sie auf Snaps Plattform auf und bietet Jugendlichen die Optionen, das Snapchat-Login zu nutzen und die Snap-Bitmojis zu verwenden. Platz 1 der Download-Charts in den USA ist jetzt nicht soooo schlecht. Mal gucken, wie sich das weiter entwickelt. Das erste YOLO-Strategie-Treffen darf aber wohl noch etwas auf sich warten lassen. Auch wenn der Name natürlich verlockend klingt.

[line]
[gap size=“40px“]

Empfehlungen fürs Wochenende

Wie Chinas Überwachung funktioniert: Human Rights Watch hat eine Seite gebastelt, die sehr eindrücklich erklärt, wie allumfassend die Überwachungsbemühungen seitens der chinesischen Sicherheitsbehörden sind. Die WIRED hat einen Longread zum gleichen Thema verfasst. Da wir uns ja hier neuerdings viel mit Software und Apps aus China befassen, lohnt eine Auseinandersetzung mit dem Thema doppelt.

Slack macht Stress: Zunächst konnte sich Slack als tolles Werkzeug positionieren, um endlich die Flut an Arbeitsemails zu beenden und um die Produktivität zu steigern. Mittlerweile ist klar: Ja, neee. Hat jetzt auch nur so halb gut geklappt. UND NEIN: Ich will nicht in deinen ROFLCOPTER-Channel!!!!

[line]
[gap size=“40px“]

One more thing

Was denkt Mark Zuckerberg? Was beschäftigt ihn am meisten? Was ist das wichtigste Thema für ihn? Der Künstler und Wissenschaftler Ben Grosser hat aus zig Stunden öffentlichem Videomaterial einen Super-Cut gebastelt, der ziemlich gut aufzeigt, was das Thema Nummer 1 für Zuckerberg von 2004 bis 2018 war: Wachstum, nichts als Wachstum. Das Ergebnis ist ein fast fünfzigminütiger Film, der die Hauptthemen des Tech-CEO aufzeigt und als Objektiv dafür dient, was ihn interessiert, wie er denkt und was er erreichen will. Ein unglaubliches Dokument, bei dem mensch nicht so genau weiß, ob Lachen oder Weinen die richtige Reaktion ist.

[line]
[gap size=“40px“]

Header-Foto von Ash Demonds bei Unsplash