Salut und herzlich Willkommen zur 543. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Heute blicken wir aus gegebenem Anlass auf die ersten Quartalszahlen von Facebook, Twitter und Snapchat. Zudem beschäftigen wir uns mit Twitters Ideen, Wahlen zu sichern. Darüber hinaus lernen wir, dass sich der cleane Insta-Look überholt hat – Authentizitätätärät ist jetzt angesagt. Na denn. Ich wünsche eine gewinnbringende Lektüre und bedanke mich für das Interesse an unserem Angebot, Martin

Facebook wächst und wächst und wächst

Was ist: Facebook hat die Zahlen für das erste Quartal 2019 (Investor FB) vorgelegt. Ohne mit all zu viel Details nerven zu wollen, sei an dieser Stelle festgehalten: Facebook macht mehr Umsatz als vor einem Jahr – und sogar mehr als von Experten erwartet. Zudem wächst Facebook, was die Nutzerzahlen und die Verweildauer angeht. Weitere Details hat TechCrunch.

Warum ist das interessant? Facebook Inc zählt 2,7 Milliarden Menschen, die mindestens einmal monatlich Facebook, Messenger, Instagram oder WhatsApp nutzen. 2,1 Milliarden Menschen nutzen mindestens eine dieser Apps sogar täglich. Das sind unfassbare Werte – vor allem nach all den negativen Schlagzeilen.

  • Gerade das Verhältnis von täglichen und monatlichen Nutzern zeigt, dass mensch trotz all der Skandale Facebook nicht weniger nutzt.

  • Facebook konnte den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer ebenfalls steigern – vor allem in Europa konnte Facebook starke Zuwächse verbuchen.

Be smart: Facebook hat vorsorglich 3 Milliarden Dollar wegen einer möglichen Strafe durch die FTC zurückgestellt. Das drückt zwar den Gewinn, zeigt aber zugleich, dass es sich Unternehmen dieser Größenordnung leisten können, Strafen mit einzupreisen. Bei Google sieht das nämlich nicht anders aus.

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Auch Snapchat und Twitter schlagen sich wacker

Was ist: Auch Snapchat und Twitter haben die Zahlen für das erste Quartal 2019 vorgelegt. Da wir kein Business-Blog sind, möchte ich an dieser Stelle ebenfalls nur kurz festhalten, dass beide Social-Media-Angebote Nutzer hinzugewinnen und mehr Umsätze generieren konnten als noch vor einem Jahr.

Die Zahlen lassen sich am Ende aber nicht wirklich miteinander vergleichen. Twitter spricht von „monetizable daily active users“ (134 Millionen), während Snapchat sich eher an den Facebook-Metriken orientiert und 190 Millionen „daily active users“ ausweist.

Be smart: Grundsätzlich ist festzuhalten, dass beide Angebote aller Unkenrufe zum Trotz wachsen und mit Zahlen aufwarten können, die ihresgleich suchen. So erreicht Snapchat beispielsweise 75 Prozent (!) der 13- 34-Jährigen in den USA. Twitter hingegen verbucht einen Großteil seiner Nutzer nicht in den USA, sondern international.

Go deep:

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Twitter will Wahlen sichern

Was ist: Twitter möchte mehr tun, um der Verbreitung von Falschinformationen Einhalt zu gewähren – insbesondere bei Wahlen. Dafür hat Twitter ein neues Reporting-Tool gelauncht.

Bereits im Februar hatte Twitter angekündigt, dass nur noch jene Accounts politsche Werbung schalten dürften, die vorher durch Twitter verifiziert wurden. Bislang sind es Luca Hammer zufolge nur zwei Accounts, die davon Gebrauch gemacht haben. 29 Tage vor der Wahl überraschend wenige.

Be smart: Wer sich mehr für das Thema interessiert, sollte unbedingt Luca folgen – der hat den Überblick.

Übrigens hat sich Twitter-Boss Dorsey mit dem Twitter-Präsidenten Trump getroffen (SPON) und ihm erklärt, warum er jetzt weniger Follower hat. Das muss ein Spaß gewesen sein. Nicht.

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Debatte um Social-Media-Sperre

Was ist: Es ist eine Diskussion darum entbrannt, ob es eine sinnvolle Entscheidung war, Social-Media-Plattformen nach den Anschlägen in Sri Lanka zu blockieren (New York Times).

Gerade bei Breaking-News-Situationen bieten Social-Media-Angebote ja eine gute Möglichkeit, sich schnell einen ersten Eindruck von der Situation zu verschaffen. Leider zeigt die Erfahrung auch, dass ein Großteil der Infos, die dann dort lanciert werden, aus Fakes und Panikmache besteht. Die Entscheidung, die Plattformen abzuschalten, mag deshalb auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen.

Bei genauerer Betrachtung wird aber klar, dass Menschen damit auch die Möglichkeit genommen wird, Hilfe zu finden, sich über das Wohlergehen von Freunden und Bekannten zu informieren und mensch generell in einem Info-Vakuum zurückgelassen wird – insbesondere in jenen Ländern, in denen Facebook / WhatsApp zur zentralen Infrastruktur avanciert ist.

Tipp: The Atlantic hat einen tollen Beitrag zum Thema verfasst. Wer tiefer einsteigen möchte, wird hier bedient.

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Tristan Harris is back

Was ist: Es war ja schon fast ein wenig ruhig geworden um Tristan Harris. Jetzt ist er zurück und die Time-Well-Spent-Bewegung geht in eine zweite Runde. Dieses Mal macht Harris ein noch etwas größeres Fass auf und erklärt, die Tech-Unternehmen würden die Menschen downgraden (WIRED).

Warum ist das interessant? Harris wurde vor wenigen Jahren als Initiator der Time-Well-Spent-Bewegung berühmt. Er war es, der der Welt am eindrücklichsten erklärte, wie sehr die Tech-Unternehmen darauf bedacht wären, Nutzern das Leben so schwer wie möglich zu machen und mittels psychologischer Kniffe dafür sorgen, dass mensch nicht ohne seine Smartphones und Apps kann (hier alle Briefings zum Thema).

Die Time-Well-Spent-Bewegung wurde dann relativ schnell von den Tech-Unternehmen gekapert, indem alle irgendwie Harris ein bisschen Recht gaben und fancy Dashboards einführten, die fortan in schönen Farben aufzeigen, wie viel Zeit mensch schon wieder auf Facebook verbracht hat.

Jetzt ist Harris zurück in den Schlagzeilen und fordert von seinen Ex-Kollegen bei Google, Apple, Facebook und Co, dass sie sich stärker gegen die wirtschaftlichen Interessen ihrer Arbeitgeber auflehnen und dabei helfen, Technologie wieder zum Diener der Menschheit zu machen und nicht andersherum.

Be smart: Harris Anliegen unterstütze ich. Allerdings sehe ich nicht, dass er damit weit kommen wird. Zu zentral sind all jene Mechanismen, die er kritisiert, in den Business-Plänen der Unternehmen verankert. Da hilft es auch nicht, wenn ihm Apple-Boss Tim Cook (ungwollt und leicht zynisch) beipflichtet und sich beim maximal elitären Time 100 Summit wünscht, die Leute würden weniger ihre Smartphones nutzen.

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Empfehlungen fürs Wochenende

Kidfluencer: Auf YouTube gibt es haufenweise Kids, die sich dabei filmen lassen, wie sie Spielzeuge ausprobieren oder Figuren zusammenbauen – gegen Geld versteht sich. Doch wie ist es eigentlich um den Arbeitsschutz bei diesen sogenannten Kidfluencern bestellt? Der Guardian mit einem spannenden Artikel zum Thema: It's not play if you're making money': how Instagram and YouTube disrupted child labor laws.

Instagrams neuer Look: Ok, wenn ich den Artikel richtig verstanden habe, dann hat sich der shiny Instagram-Look, den Millenial-Influencer kreiert haben, überholt. Jetzt ist cool, wer möglichst authentisch ist. Also mehr Dinge in die Nase stecken, weniger Avocado-Sunset.

Wie Publisher TikTok nutzen: TikTok hat ja in Deutschland in den vergangenen Woche viele neue prominente Nutzer gewonnen. Mehr dazu in Kürze. Wie amerikanische Publisher Tiktok nutzen, hat Digiday aufgeschrieben.

Internet Health Report: Noch nicht gelesen, aber prinzipiell natürlich Pflichtlektüre. It’s Complicated: Mozilla’s 2019 Internet Health Report

Twitch – einmal anders: Die zu Amazon gehörende Live-Streaming-Plattform Twitch ist vor allem in der Gamer-Szene beliebt. Was wäre Fortnite ohne Twitch? Doch Twitch hat noch viel mehr zu bieten: etwa Stricken, Poesie und Weltraumexperten. Gizmodo hat aufgeschrieben, wie bunt Twitch abseits von den Ninjas dieser Welt auch ist.

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One more thing

Urlaub, here I come: Wenn Du diesen Newsletter liest, bin ich schon halb auf der Piste Richtung Süden. Aber keine Sorge: Während ich in Österreich weile, schreiben Simon und Tilman die Briefings. Was übrigens wunderbar ist, weil es einfach keine tolleren Partner für dieses Projekt geben könnte. Im Ernst: Jede Redaktion würde sich wie Bolle freuen, wenn sie die beiden an Bord hätte. Einfach mega! Wir lesen uns dann in zehn Tagen wieder. Bis dahin ✌🏻

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Header-Foto von Thomas Peham bei Unsplash