Salut und herzlich Willkommen zur 542. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Heute gibt es einen kompakten Überblick über alles, was in den vergangenen Tagen in Sachen Social Media passiert ist. Ich wünsche eine gewinnbringende Lektüre und bedanke mich für das Interesse an unserem Newsletter! Herzlichst, Martin

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Facebook und die lieben Daten

Was ist: Wer dachte, Facebook hätte das mit den Nutzerdaten jetzt endlich im Griff, wurde in den vergangenen Tagen eines besseren belehrt.

Drei Stories machten die Runde. Eine bestätigt einfach nur Facebooks Geschäftsmodell, die anderen beiden zeugen von krassen Fehleinschätzungen, was die tatsächliche Sicherheit von Nutzerdaten angeht. Der Überblick:

  • Die NBC-News-Story zeigt, dass Facebook permanent darüber nachdenkt, wie sie Nutzerdaten noch anderweitig zu Geld machen könnten. Die Story zeigt aber nicht, dass Facebook eben doch Nutzerdaten verkaufen wollte. Das garantiert nicht. Es geht immer nur um den Zugang zu den Daten, respektive die befristete Verwendung.
  • Der Instagram-GAU hingegen ist wirklich heftig und zeigt einmal mehr, dass das Ausmaß bei Daten-Skandalen doch immer größer ist als zunächst kommuniziert. Im Falle der im Klartext gespeicherten Passwörter bei Instagram handelte es sich eben doch nicht wie ursprünglich gemeldet um Tausende, sondern um Millionen von NutzerInnen. Millionen!
  • Der Email-Skandal hingegen unterstreicht, wie weit Facebook gehen würde, um auf Teufel kaum raus weiter zu wachsen. So hatten 1,5 Millionen NutzerInnen (dummerweise) gedacht, es sei eine gute Idee, Facebook das Passwort zum eigenen Email-Account zu geben, um die Identität zu verifizieren. Facebook freute sich über so viel Offenheit und griff einfach ungefragt die Kontaktdaten der 1,5 Millionen NutzerInnen ab. Zwar beteuert Facebook, die Daten würden nun wieder gelöscht. Sehr wohl könnte das aber ein juristisches Nachspiel für Facebook haben. Wie kommen sie bloß auf solche Ideen?

Be smart: Wer sich mit Datenschutz beschäftigt, sollte sich laut Mike Masnick besser mit den letzten beiden Themen beschäftigen. Wer etwas auf Datenschutz hält, sollte sich fragen, ob er wirklich einen Account bei diesen Unternehmen braucht.

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Don’t mix with politics

Was ist: Social Media ist zu einem elementaren Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. Wir erleben einen fundamentalen Umbruch in der Art und Weise, wie Politik, Wirtschaft, Medien und jeder einzelne kommuniziert. An Facebook, YouTube, Instagram, Twitter und Co kommt seit Jahren kaum jemand vorbei.

Die Krux dabei: Nur eine Handvoll Unternehmen entscheiden über die Spielregeln, wie diese Kommunikation funktioniert – häufig nicht zum Wohle der Nutzer und schon gar nicht demokratisch legitimiert. Es folgt ein Überblick über die wichtigsten Themen der vergangenen Tagen, die einmal mehr verdeutlichen, wie unfassbar groß die Verantwortung der Plattform-Betreiber ist.

  • Die Angst vor Echokammern scheint übertrieben – jedenfalls, was die Sorge um die Dominanz neurechter Medien-Macher angeht. (Netzpolitik) Ansonsten hat sie aber wohl ihre Berechtigung – ganz rechts und ganz links.
  • Die Angst vor Fakes und Desinformation, die sich via Social Media verbreiten, scheint im Angesicht von Anschlägen und Katastrophen enorm. Nicht anders lässt sich die Entscheidung deuten, dass Facebook, WhatsApp, Instagram, YouTube, Viber, Snapchat und Facebook Messenger in Sri Lanka nach den Anschlägen geblockt wurden. Das Problem dabei: Wie man es macht, macht man es falsch. Denn ohne Messenger, etc. bleiben die Menschen womöglich in einem Info-Vakuum. Auch keine Lösung. (TechCrunch)
  • Der Mueller-Report zeigt, welche Rolle Social-Media-Plattformen rund um den US-Präsidentschaftswahlkamp und darüber hinaus gespielt haben. TechCrunch hat einen guten Überblick – gerade hinsichtlich der Tech-Implikationen.
  • Antisemitismus bei WhatsApp: Karsten hat für BuzzFeed News aufgeschrieben, wie in deutschen WhatsApp-Gruppen Sticker und Memes mit Nazi-Symbolen rumgereicht werden.
  • Facebook blockt extreme Rechte in UK und zwar für immer. (Guardian)
  • Fact-Checking mit den Rechten: Facebook lädt die Macher der rechten Verschwörungstheoretiker-Website Daily Caller dazu ein, ebenfalls für Facebook Fakten zu überprüfen. Ähm, ja. (Guardian)

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Zitat der Woche

This technology you have invented has been amazing, but now it’s a crime scene, and you have the evidence. (…) It is not enough to say that you will do better in the future, because to have any hope of stopping this from happening again, we have to know the past. (…) This is not democracy. Spreading lies in darkness, paid for with illegal cash from God knows where — it’s subversion, and you are accessories to it. (…) My question to everybody else is: Is this what we want? To let them get away with it, and to sit back and play with our phones as this darkness falls?

Quelle: Carole Cadwalladr / The Gods of Silicon Valley have broken democracy (TechCrunch)

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Video Boom

Facebook Watch Pages werden mit den normalen Video Pages zusammengeführt. Bedeutet konkret, dass es keine separaten Pages mehr für Watch-Inhalte geben wird. Facebook erklärt dazu, dass dies den Publishing-Prozess vereinfachen soll. Für mich ist das eher ein Hinweis darauf, dass Watch einfach nicht so funktioniert, wie sich FB das vorgestellt hat. (Digiday)

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Voice Boom

Hey Facebook! So wie es aussieht, arbeitet Facebook ebenfalls an einem Sprach-Assistenten a la Siri und Alexa. Wäre ja auch wirklich komisch, wenn sie sich bei Portal und anderer künftiger, hauseigener Hardware auf die Sprachassistenten der Konkurrenz verlassen würden. (CNBC)

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Schon mal im Briefing von gehört

Podcast-Social-Network: Die Macher von HipChat (eine Slack-Alternative) haben eine neue App gelauncht. Swoot ist dafür gedacht, dass NutzerInnen sich gegenseitig Podcasts empfehlen, respektive mitbekommen, was Freunde gerade hören – eine Art soziales Netzwerk für Podcast-Begeisterte. Spannend!

Warum die Instagram-Gründer gingen: Es war ja eine ziemliche Überraschung, als bekannt wurde, dass die Instagram-Gründer von Bord gehen würden. Eine wirklich nachvollziehbare Begründung gab es damals nicht. Jetzt scheint aber Licht ins Dunkle gebracht. Die Kurzversion: Mark Zuckerberg will der unangefochtene Herrscher bei Facebook Inc bleiben. Die ganze Geschichte ist natürlich etwas komplizierter. Wer die ausführliche Version bevorzugt, sollte den WIRED-Artikel lesen.

Foto-Scanner: Facebook besitzt das Patent auf eine Technologie, die es ermöglicht, Marken (und mehr) auf deinen Selfies zu erkennen. Wenn du etwa ein Foto bei Starbucks machst, könnte Facebook das zuordnen und dich mit passgenauer Werbung versorgen. Creepy! (Fast Company)

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Tipps, Tricks und Apps

Algorithmen, erklärt: Die wunderbaren MDR-KollegInnen von Medien360G haben einen Überblick zum Thema Algorithmen erstellt. Für ExpertInnen womöglich nicht all zu viel Neues, für EinsteigerInnen aber ein großartiger Primer!

Rechte Cyberkultur: Wer weiß, was „Cuck“, „Kek“, „NPC“, oder „Snowflakes“ bedeuten? Garantiert nicht so viele, würde ich meinen. Weil die Begriffe aus dem amerikanischen Internet-Alt-Right-Slang aber mittlerweile auch in Deutschland angekommen sind, schadet es nicht, sich mit ihnen vertraut zu machen. Belltower News hat ein Glossar für die gängigsten Begriffe und Memes erstellt. Bookmark!

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Neues von den Plattformen

Instagram

  • Ohne Likes: Wie würde es sich wohl anfühlen, wenn Posts auf Instagram keine Likes mehr aufweisen würden? Genau das möchte Instagram herausfinden und testet daher vorerst im Kleinen eine Welt ohne sichtbare Likes. Nutzer selbst sehen zwar sehr wohl, wie gut ihr Post performed hat. Dritte aber müssen selbst entscheiden, was sie vom Post halten und können nicht einfach der Herde folgen. (Gizmodo)

Twitter

  • Highly: Twitter hat sich die Macher des Tools Highly geschnappt. Mit Highly lassen sich easy Zitate vertwittern. Auch bietet Highly analog zu Medium Hinweise, welcher andere Highly-Nutzer ebenfalls aus einem Text zitiert hat. Die Apps von Highly selbst verschwinden. Welche Funktionen von Twitter übernommen werden, ist noch unklar. (Techcrunch)
  • Hiding Replies: Twitter testet ab Juni die Option, Replies verstecken zu können. Zwar sind die Replies an sich weiterhin da, es bedarf aber eines weiteres Klicks, um sie auch lesen zu können. Twitter verspricht sich davon gesündere Diskussionen. (The Verge)

Byte

  • Beta-Version: Die neue App von Vine-Gründer Dom Hofmann ist in der Beta-Version am Start und sieht zunächst einmal recht unspektakulär aus – halt eine ganz normale Short-Video-App. Mal schauen, wo da die Reise hingeht – Vine war ja wirklich Kult!

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Header-Foto von Hanny Naibaho bei Unsplash