Salut und herzlich Willkommen zur 534. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Heute blicken wir auf Instagrams E-Commerce-Ambitionen. Ferner beschäftigen wir uns mit Gaming und Telegrams neuer „Nuclear Option“. Zudem teilen wir das von Konrad Weber initiierte Manifest zur Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen. Wir wünschen eine gewinnbringende Lektüre und bedanken uns für die Wertschätzung unserer Arbeit, Martin, Simon und Tilman

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Instagram wird zur Shopping-Mall

Was ist: Instagram lässt Nutzer künftig direkt in der App Produkte kaufen (Instagram Press). So können Marken wie Nike oder Warby Parker auf Instagram ihre Produkte bewerben und verkaufen. Vorerst profitieren nur 20 ausgewählte Partner, mittelfristig soll dieses Feature aber allen Interessierten zur Verfügung stehen.

Warum ist das interessant:

  • Nicht nur Werbung soll künftig die Kassen bei Facebook Inc. füllen, vielmehr soll E-Commerce ebenfalls eine wichtige Rolle beim Wachstum spielen. Das neue E-Commerce Feature bei Instagram zeigt, in welche Richtung sich das Unternehmen entwickeln soll.
  • Bereits heute suchen mehrere Millionen Menschen nach Produkten auf Instagram. Dass die Nutzerinnen künftig diese Produkte direkt auf der Plattform erwerben können, erscheint nur konsequent.
  • Facebook schafft es damit erneut, traditionelles Wirtschaften infrage zu stellen. Fand der Onlinehandel in den vergangenen Jahren über Mittelsmänner wie Zalando oder Asos statt, können Nutzerinnen diese Plattformen künftig überspringen und direkt dort kaufen, wo sie die Produkte finden. Das hat Konsequenzen für die Online-Shopping-Portale. Sie müssen sich nun überlegen, ob sie ihre Kataloge direkt auf Instagram anbieten. Mit der Konsequenz, dass sie einen Teil der Einnahmen mit Instagram teilen müssten.

The bigger picture: Instagram versucht mit diesem neuen Feature all dem gerecht zu werden, für das seine Nutzer es bereits seit Jahren lieben: Eine Kombination aus taste und interest graph verbunden mit einer starken discovery. Hihi.

Be smart: Es sieht ganz so aus, als würde Instagram wirklich das neue Facebook werden. Nicht nur in Sachen Monetarisierung, sondern auch mit Blick auf die Probleme, die sich Stück für Stück offenbaren – etwa Hassposts und Verschwörungstheorien (The Atlantic). Viele NutzerInnen haben sich ursprünglich bei Instagram angemeldet, um eigene Fotos zu teilen und Fotos von Freunden und Bekannten zu sehen. Mittlerweile ist Instagram eine komplett andere Plattform. Dieser Wandel dürfte einige NutzerInnen abschrecken. Gut möglich, dass Instagram mittelfristig ein ähnliches Schicksal wie Facebook ereilt: Menschen wenden sich ab oder werden zunehmend passiv, weil sie „ihre“ Plattform nicht mehr wiedererkennen.

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Gaming on fire

Was ist: Auf der Suche nach neuen Wachstumsfeldern nehmen viele Tech-Unternehmen die Gaming-Branche ins Visier. Snapchat, TikTok, Apple und Google wollen ihren Nutzern künftig neue Gaming-Features anbieten.

Warum ist das interessant: Gaming boomt. Sowohl auf dem Smartphone als auch am PC und auf Konsolen spielen Millionen Menschen täglich. Die Gaming-Industrie erzielt größere Einnahmen als Film-, Fernseh- und Musikindustrie zusammen. Da ist es verständlich, dass Social-Media-Plattformen und Tech-Unternehmen nun ebenfalls versuchen, in dieser Branche Fuß zu fassen. Insbesondere bei Social-Media-Unternehmen geht es ja schließlich darum, die Nutzer dazu zu verleiten, möglichst viel Zeit auf der Plattform zu verbringen. Gaming ist da natürlich ein probates Mittel.

Be smart: Gaming ist auch deshalb so spannend, weil es längst um mehr geht, als nur selbst zu spielen. Das Zuschauen hat enorm an Popularität gewonnen. Entsprechend dürften das kollaborative Spielen respektive das Streaming von Games sowohl bei Google als auch bei Snapchat und TikTok eine große Rolle spielen.

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Ein Manifest für die Zukunft der Öffentlich-Rechtlichen

Was ist: Öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen steht im Umbruch. Technologische, wirtschaftliche und politische Entwicklungen setzen die Medienhäuser unter Druck. Deshalb stellt sich die Frage: Wie müssten öffentliche Radio- und Fernsehstationen aufgebaut und organisiert sein, damit sie der digitalen Realität gerecht werden?

Konrad Weber, Journalist und Digitalstratege beim SRF und Mitgründer des Social Media Watchblog, hat in den vergangenen Monaten mit zahlreichen Expertinnen und Experten über die Zukunft des Öffentlich-Rechtlichen nachgedacht und debattiert. Auch ich durfte mich an der Diskussion beteiligen. Das Resultat ist nun verfügbar: Unter futurepublic.media hat Konrad ein Manifest mit 15 Vorschlägen für eine zukunftsgerichtete Debatte zusammengestellt. Teilen und mitdiskutieren ist sehr erwünscht. Hier kann das Manifest als PDF heruntergeladen werden.

Das Manifest im Wortlaut:

Wir als öffentlich-rechtliche Medien

  1. fördern die demokratische Meinungsbildung und die kulturelle Vielfalt und erfüllen so unseren verfassungsmässigen Auftrag.
  2. sind uns der Verantwortung bewusst, die uns durch die öffentliche Finanzierung zukommt und sorgen für grösstmögliche Effektivität.
  3. lassen uns bei der Themensetzung vom öffentlichen Interesse leiten und können / müssen Themen bearbeiten, die in den privaten Medien zu kurz kommen.
  4. stehen für zuverlässigen, fairen und ausgewogenen Journalismus und richten unser Tun auf Impact und nicht auf Reichweite aus.
  5. verstehen unser Angebot als Dienst an der Gesellschaft und unsere Produkte als Allgemeingut und erfüllen damit eine andere Aufgabe als private Verleger.
  6. nehmen bei der Wahl der Vertriebskanäle unser breites Publikum und die unterschiedlichen und sich verändernden Bedürfnisse ernst und sorgen so für eine hohe Bindung an die Marke.
  7. suchen laufend nach neuen Wegen, um möglichst viele Menschen zu erreichen und nehmen so unsere Aufgabe wahr, für eine breite Öffentlichkeit da zu sein.
  8. beziehen unser Publikum aktiv ein und nutzen die Möglichkeiten, die eine Teilhabe mit sich bringt.
  9. verstehen Verbesserung als Prozess, der nie fertig ist und können so den Wert unserer Angebote und Produkte kontinuierlich steigern.
  10. messen und hinterfragen bestehende Angebote und Produkte quantitativ und qualitativ und stellen so sicher, dass Defizite so schnell wie möglich entdeckt und behoben werden.
  11. sind transparent, machen die Messgrössen sowie daraus abgeleiteten Erkenntnisse öffentlich und machen Entscheidungen nachvollziehbar.
  12. nutzen technologische Entwicklungen in der Produktion und im Vertrieb und schöpfen so das technologische Potenzial aus, das die Kosten senken und die Qualität verbessern kann.
  13. treiben die technologische Entwicklung in der Medienbranche selber aktiv voran und leisten so einen eigenen Beitrag zur besseren Versorgung der Bevölkerung mit Medieninhalten.
  14. sorgen für geeignete Organisationsformen und Prozesse und garantieren damit, dass Ressourcen so effizient wie möglich eingesetzt werden, sowie einen transparenten Informationsfluss innerhalb und ausserhalb der Organisation und legen damit die Grundlage dafür, dass informierte Entscheidungen gefällt und vermittelt werden können.
  15. wissen, dass Medien nur so gut sein können wie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und sorgen deshalb für geeignete Bedingungen, damit wir ein attraktiver Arbeitgeber sind.

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Pinterest will an die Börse

Was ist: Pinterest steht kurz davor, an die Börse zu gehen. Aus den so genannten S1-Filing-Reports wird deutlich, dass das Unternehmen über die vergangenen Jahre kontinuierlich wachsen und Verluste minimieren konnte. So verzeichnete Pinterest im vierten Quartal 2018 265 Millionen monatlich aktive Nutzer. Recode hat mehr Zahlen aufbereitet.

Be smart: Pinterest hat mit Facebook, Instagram, Twitter und Snapchat extrem große Konkurrenz, wenn es um den Kampf um Werbegelder geht. Gleichwohl scheint die Situation bei Pinterest nicht so überhitzt sein. Das Wachstum ist zwar langsamer, aber womöglich auch nachhaltiger.

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Facebook Roundup

Another week, another privacy scandal: IT-Sicherheitsexperte Brian Krebs hat herausgefunden, dass Facebook die Passwörter von Hunderten Millionen NutzerInnen über Jahre im Klartext gespeichert hatte. Facebook erklärt via Blogpost, dass es keinen Missbrauch der Passwort-Daten durch Mitarbeiter gegeben habe – Titel des Blogposts: Keeping Passwords Secure. Mehr Ironie geht nicht.

Schon früher Bescheid gewusst: Laut Gerichtsdokumenten sollen Facebook-Mitarbeiter schon sehr viel früher davor gewarnt haben, dass Cambridge Analytica Daten von Facebook-Nutzern missbrauchen könnte. (Techcrunch)

Lokaljournalismus-Wüsten in den USA: Facebook versucht bereits seit einiger Zeit, dem US-Lokaljournalismus aus ureigenem Interesse heraus etwas auf die Sprünge zu helfen. In diesem Zusammenhang wollte Facebook herausfinden, wie viel Lokal-Journalismus es denn in den USA überhaupt noch gibt. Zur Überraschung musste Facebook feststellen, dass der Lokal Journalismus in den vergangenen Jahren in den USA massiv gelitten (Facebook Journalism Project) hat. Ein Schelm wer dabei Böses denkt. Mehr dazu beim NiemanLab.

He did it again. Whatsapp-Gründer Brian Acton hat vor Studierenden in Stanford erneut dazu aufgerufen, Facebook zu löschen (BuzzFeed News). Wahrlich bemerkenswert, wurde Acton durch den Verkauf seines Unternehmens an Facebook doch zum Multimilliardär.

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Quote of the day

It’s not about making money, it’s about making the most money possible, and that means algorithmically curated, engagement-driven, misery-inducing feeds.

Quelle: Where did social media go wrong (Techcrunch)

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Neues von den Plattformen

TikTok

Telegram

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Tipps, Tricks und Apps

iPhone-Shizzle: Es ist mir fast ein bisschen peinlich, aber am Ende ist der Tricks doch so ein Gewinn, dass ich mich hier ruhig outen mag. Unfassbar, dass ich das erst jetzt checke. Have fun!

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One more thing

Save the date: Am Donnerstag, den 28.3.2019, spreche ich im Rahmen des Medienmacher Meetup beim MediaLab Bayern über die Arbeit beim Social Media Watchblog und unsere Erfahrungen im Bereich Indie Journalism. Ich würde mich sehr freuen, den einen oder anderen von Euch dort begrüßen zu dürfen. Das Meetup startet um 19:00 Uhr. Hier gibt es alle weiteren Infos.

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Header-Foto von Alex Knight bei Unsplash