Salut und herzlich Willkommen zur 517. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Heute beschäftigen wir uns mit dem „State of Mobile 2019“. Zudem blicken wir auf Facebooks neuen „LOL-Feed“ und Snapchats Personalrochaden. Da ich am Mittwoch und Donnerstag ein Seminar an der Leipzig School of Media gebe, erscheint das nächste Briefing erst am Freitag. Herzliche Grüße und vielen Dank für das Interesse an unserer Arbeit, Martin
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“State of Mobile 2019“
Was ist: Das Unternehmen App Annie ist vor allem dafür bekannt, dass sie Download-Zahlen von Apps ermitteln. Einmal im Jahr legen sie aber auch den „State of Mobile“-Report vor. Wer mag, kann sich das PDF im Tausch gegen (s)eine Email-Adresse, herunterladen. Für alle anderen gibt es hier…
Die Zusammenfassung
- 2018 registrierte App Annie 194 Milliarden Downloads in Googles Playstore und Apples Appstore. Fast 50 Prozent der Apps wurden in China heruntergeladen. Neben den USA zählen Indien und Brasilien zu den stärksten Märkten.
- 101 Milliarden Dollar haben Nutzer weltweit in Appstores ausgegeben – eine Steigerung um 75 Prozent im Vergleich zu 2016. Das Gros der Ausgaben entfällt dabei ebenfalls auf China. Am meisten Geld wurde für Gaming ausgegeben. Aber auch „in-app subscriptions“ haben ordentlich zugelegt.
- Durchschnittlich verbringt Mensch drei Stunden pro Tag mit „mobile“ – 50 Prozent mehr als im Jahr 2016. Am stärksten wachsen die Kategorien Finanzen, Tools und Entertainment. Die meiste Zeit wird aber grundsätzlich weiter auf Social Media und Kommunikation verwendet.
- Insbesondere die Gen Z (also alle zwischen 16 und 24 Jahren) sind überaus mobil-affin. Sie verbringen 20 Prozent mehr Zeit in ihren Lieblingsapps als die über 25-Jährigen.
Fokus: Video
- YouTube ist und bleibt die Nummer 1 in Sachen Video Streaming. Sogar YouTube Kids erfreut sich zunehmender Popularität – vor allem in Brasilien, Kanada und Australien. In Deutschland folgen laut App Annie auf den Plätzen hinter Spitzenreiter YouTube, Netflix, Amazon Prime Video, Twitch und Bild.
- Die Verbraucherausgaben in den Top 5 der Video-Streaming-Apps wuchsen 2018 weltweit um satte 285 Prozent im Vergleich zu 2016. Vor allem Netflix und YouTube profitierten.
Fokus: Social Media
- Satte 50 Prozent der „Mobile“-Zeit verbringt Mensch mit Social-Media und Kommunikations-Apps: also etwa 1,5 Stunden. Allerdings nicht zwangsläufig am Stück, sondern in aller Regel eher konsekutiv.
- Vor allem Video scheint einer der Treiber dabei zu sein: egal ob bei Instagram, Snapchat oder Tik Tok – Nutzer schauen und interagieren sehr viel mehr mit Bewegtbildinhalten als noch vor ein, zwei Jahren.
- WhatsApp ist weltweit die am meisten genutzte App in Sachen Social Media / Kommunikation. Auch wurde WhatsApp im September 2018 erstmals von mehr Menschen genutzt als Facebook – zumindest mit Blick auf monatlich aktive Nutzer via Smartphone.
- Überhaupt konnten sämtliche Facebook Apps im Zeitraum Januar 2017 bis Dezember 2018 ordentlich zulegen: Instagram um 35 Prozent, WhatsApp um 30 Prozent, Facebook um 20 Prozent und Facebook Messenger um 15 Prozent.
Be smart: Wir erleben derzeit einen Wandel von Mobile First zu Mobile Only. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren zunehmend verstärken.
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Facebooks neuer LOL-Feed
Was ist: Facebook testet derzeit bei 100 ausgewählten Schülern einen neuen Feed, der unter dem Namen LOL firmiert (Techcrunch). Sinn und Zweck dieses Feeds / Tabs ist es, Videos und Gifs von Meme-Fanpages zu kuratieren – vornehmlich aus den Kategorien Tiere, Pranks und Fails.
Warum ist das interessant?
- Facebook stellt fest, dass Nutzer Inhalte zunehmend lieber in Form von Stories konsumieren. Da sich diese Stories aber nun einmal bis dato nicht so gut zu Geld machen lassen, wie das früher im News Feed der Fall war, unternimmt Facebook allerhand, um andere Orte zu etablieren / zu reaktivieren.
Welche (neuen) Orte sind das?
- Der größten Topf, an dem Facebook auch gern beteiligt werden möchte, sind all jene Gelder, die traditionell in Fernsehwerbung investiert werden. Dafür hat Facebook Watch lanciert.
- Facebook möchte zudem gern weiterhin von den unglaublichen Gewinnen profitieren, die es über den News Feed all die Jahre erzielen konnte: dafür wurde im Frühjahr 2018 der News Feed umgebaut. Offiziell heißt es, man wolle für mehr „meaningful conversations“ sorgen. Der eigentliche Grund dürfte aber natürlich vor allem darin bestehen, Nutzer wieder stärker an den News Feed zu binden, um ihnen mehr Werbung anzeigen zu können. Da diese Umstellung aber offenbar nur bedingt funktioniert (hat) und jetzt durch die aufkommende Popularität von Stories auch noch torpediert wird, scheint Facebook daran interessiert, über andere Feed-Konzepte – wie eben den LOL-Feed – nachzudenken.
- Facebook prüft zudem, wie sie Gruppen stärker monetarisieren können.
Be smart: Facebook hatte vor gar nicht all zu langer Zeit getestet, ob Nutzer einen zweiten News Feed (nur mit Posts von Fanpages, etc.) annehmen würden. Der Test sorgte innerhalb der Medienbranche für Aufsehen, weil es doch zu erheblichen Einbrüchen bei der Reichweite einzelner Medienanbieter kam. Facebook brach den Test damals relativ schnell wieder ab. Die Begründung: Nutzer würden keinen zweiten Feed wollen (Briefing #448). Anscheinend ist man sich da doch nicht so sicher.
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9 Vorschläge, um Facebook zu reparieren
Was ist: Wissenschaftler haben einen Report vorgelegt, der neun konkrete Vorschläge macht, wie Facebook einige der drängendsten Probleme in Sachen Content-Moderation in den Griff kriegen könnte: GLASNOST! Nine ways Facebook can make itself a better forum for free speech and democracy (Reuters Institut)
Welche Institute waren am Report beteiligt?
- Free Speech Debate project of the Dahrendorf Programme for the Study of Freedom, St. Antony’s College
- Reuters Institute for the Study of Journalism, University of Oxford
- The Project on Democracy and the Internet, Stanford University
- The Hoover Institution, Stanford University
Welche Vorschläge machen die Wissenschaftler?
- Klarere Formulierung bei den Community Standards in Sachen Hate Speech – häufig wären Facebooks Guidelines viel zu schwammig, was zu inkonsistenter Moderation führen würde.
- Mehr und besser geschulte Experten: häufig könnten die Probleme eben nicht mit „AI“ gelöst werden, sondern nur mit Menschen, die Inhalte entsprechend ihres Kontextes einschätzen könnten.
- Größere Transparenz bei Fragen der Content-Moderation: zu oft wäre nicht wirklich klar, warum Inhalte von der Plattform genommen werden.
- Bessere Berufungsverfahren, wenn Inhalte runtergenommen wurden.
- Bessere Optionen, den eigenen News Feed zu steuern – etwa, um Inhalte nicht algorithmisch sortiert angezeigt zu bekommen. Oder aber z.B. auch, um Inhalte angezeigt zu bekommen, die sonst nicht im eigenen Feed auftauchen würden.
- Mehr Kontext- und Fact-Checker
- Regelmäßigere Überprüfungen durch Dritte
- Aufbau einer externen Beratergruppen
- Aufbau eines externen Schiedsverfahrens
Be smart: Vieles von dem, was in dem Report vorgeschlagen wird, geht Facebook bereits an. Das grundsätzliche Problem aber scheint mir darin zu bestehen, dass Facebook primär daran interessiert ist, mittels „künstlicher Intelligenz“ die Probleme in den Griff zu bekommen. Nur so lassen sich schließlich weiter die von der Börse erwünschten hohen Margen verdienen. Menschliche Mitarbeiter kosten einfach zu viel. Sicherlich auch ein Grund, warum Facebook jetzt an der TU München ein Ethik-Institut finanziert. (Süddeutsche)
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Snaps Personalrochaden
Was ist: Evan Spiegel scheint ein unmöglicher Chef zu sein. Anders ist der Abgang von mindestens zehn Führungskräfte innerhalb der letzten 18 Monate bei Snapchat kaum zu begründen. (Recode)
Warum ist das interessant? Snapchat ist in der westlichen Welt derzeit der einzige Herausforderer von Facebook in Sachen Social-Media-, respektive Kommunikationsapps. Wenn Snapchat strauchelt, ist das kein gutes Zeichen für den Markt insgesamt.
Be smart: Recode zufolge gab es einen ähnlichen Aderlass in der Tech-Branche übringens nur bei Twitter – und zwar genau nachdem Jack Dorsey das Unternehmen wieder übernommen hatte. Mit Blick darauf, wo Twitter heute steht, also vielleicht doch eher ein gutes Zeichen, wenn es zu so einer massiven Personalrochade kommt? Bin mir da bei Snapchat nicht so sicher.
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Schon einmal im Briefing davon gehört
Negative Berichterstattung: Einer Untersuchung der Schweizer Firma Media Tenor zufolge berichten Medien immer negativer über die Tech-Industrie (SZ). Aus meiner täglichen Arbeit heraus würde ich diesem Trend definitiv zustimmen. Allerdings möchte ich auch anmerken, dass viele Jahre zuvor die Tech-Industrie regelrecht bejubelt wurde. Erinnern wir uns an Twitter und Facebook als Befreier der Unterdrückten – damals unter dem Schlagwort Arabischer Frühling bekannt. Jetzt schlägt das Pendel eben ins Gegenteil. Yin und Yang.
Millionen für die Sicherheit: Rund 10 Millionen Dollar im Jahr gibt Facebook Schätzungen zufolge für die Sicherheit von Mark Zuckerberg aus. Zum Vergleich: Apple investiert rund 310.000 Dollar in den Schutz von CEO Tim Cook, Amazon ca. 1.6 Millionen Dollar für den Schutz von Jeff Bezos. Das Geld wird u.a. für Bodyguards und gepanzerte Fahrzeugkolonnen ausgegeben. Aber auch für Drohnen, die das Anwesen überwachen, und andere elektronische Überwachung. (WIRED)
Wenn Kinder virtuelles Geld ausgeben und fest davon ausgehen, dass es eben kein echtes Geld ist, dann könnte man doch eigentlich meinen, dass Tech-Konzerne ein Einsehen haben und das Geld zurückerstatten. Denkste. Anzeige ist raus! (Reveal News)
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Neue Features bei den Plattformen
- Petitionen: Facebook möchte Nutzer dazu ermuntern, Petitionen zu starten. Dafür gibt es nun ein neues Feature. (Techcrunch)
- Limitierung der Weiterleitung: WhatsApp limitiert jetzt global das Weiterleiten von Nachrichten auf maximal fünf Kontakte. Hintergrund ist der Kampf gegen Desinformationen und Gerüchte. (Reuters)
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Tricks, Tipps und Apps
Sicherheits-Check : Falls Du gerade einmal fünf Minuten in die eigene Datensicherheit investieren magst, dann ist dieser Check zu empfehlen. Auf schnelle und unkomplizierte Art kann man dort überprüfen, wie man in Sachen Datensicherheit aufgestellt ist. Gern an Kollegen weiterreichen!
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Foto-Credit: Thom Holmes bei Unsplash
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