Salut und herzlich Willkommen zur 508. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Heute blicken wir auf die Gelddruckmaschine Instagram, erörtern Facebooks drei größte Problemfelder und zeigen, warum Instagram-Parties jetzt der neue Hit sind. Herzlichen Dank für das Interesse, eine gewinnbringende Lektüre, Martin & Team
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Gelddruckmaschine Instagram
Was ist: Als Facebook für das damals gerade einmal 13-köpfige Team von Instagram eine Milliarde US-Dollar in die Hand nahm, erklärten die meisten Branchenbeobachter Mark Zuckerberg für verrückt. Heute steht fest: es könnte einer der klügsten Schachzüge der modernen Unternehmensgeschichte gewesen sein – Instagram avanciert zur Gelddruckmaschine.
Warum ist Instagram für Facebook so wichtig?
- Eine Milliarde Menschen nutzen Instagram weltweit. (Statista)
- Instagram ist mega-populär in der jüngeren Zielgruppe. (Pew)
- Millenials machen in den USA, dem lukrativsten Markt, den größten Anteil der Instagram-Nutzer aus. (eMarketer)
- Eine Mehrheit der Amerikaner weiß nicht, dass Instagram zu Facebook gehört. (DuckDuckGo Blog)
- Instagram konnte sich weitestgehend aus all den Skandalen rund um Desinformationen und den Versuch russischer Einflussnahme raushalten – wenn auch eigentlich zu unrecht. (USA Today)
- 2018 wird Instagram fast sieben Milliarden Dollar an Werbeerlösen einnehmen – alles mobil versteht sich. 2016 waren es noch gut fünf Milliarden Dollar weniger. (Statista)
- Instagram wird Berechnungen zufolge in den kommenden Jahren der größte Treiber in Sachen Werbeerlösen für Facebook Inc sein. (Recode)
Die Kommerzialisierung von Instagram
- Auf vier organische Posts kommt ein bezahlter. (The Guardian)
- Die Allerwenigsten erkennen, dass 20 Prozent der Inhalte, die sie auf Instagram konsumieren, bezahlte Anzeigen sind.
- Neben regulären Anzeigen und gesponserten Beiträge im Feed, verdient Instagram vor allem, indem sie die Plattform zu einem Katalog umbauen (Hubspot) und Werbung in Stories integrieren (AdEspresso).
Die Herausforderungen:
- Facebook scheint Instagram derzeit mit Features regelrecht zu überfrachten, um die Nutzer bei Laune zu halten. Das könnte sich rächen: mit jedem weiteren Feature wirkt die Plattform aufgeblähter und entfernt sich von der Ursprungsidee: Menschen eine simple Möglichkeit zu geben, Dritten einen visuellen Einblick in ihr Leben zu gewähren.
- Zudem erlebt Instagram derzeit eine ähnliche Professionalisierung wie wir es bei Facebook schon beobachten konnten: immer mehr Brands, Medienunternehmen und Influencer buhlen um die Aufmerksamkeit der Nutzer – genau das hatte schon bei Facebook dazu geführt, dass Nutzer selbst immer weniger posten und sie zu Orten weiterziehen, wo sie weniger mit Botschaften überschüttet werden (Stories), respektive sie ihre Freunde auch wirklich erreichen (Messenger).
- Auch steht Instagram vor massiven Problemen in den Bereichen Belästigungen, Hasskommentare und Mobbing (The Atlantic).
- Darüber hinaus steht Instagram im Verdacht, psychische Probleme zu katalysieren (Time).
Be smart: Facebook Inc muss kontinuierlich weiter wachsen, um die Investoren und Anleger zufrieden zu stellen. Instagram scheint dafür das perfekte Zugpferd in den kommenden Jahren. Ich habe allerdings die Befürchtung, dass Facebook Inc es nicht schafft, die Plattform vor der Über-Kommerzialisierung zu bewahren und damit Instagram in einigen Jahren vor einem ähnlichen Bedeutungsverlust stehen wird wie Facebook heute.
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Facebooks Big Three
Was ist: Facebook hat wirklich ein äußerst turbulentes Jahr hinter sich. Während die Werbegeschäfte weiter florieren, sieht sich Facebook in drei Bereichen mit massiven Herausforderungen konfrontiert. (New York Times)
Die drei Problembereiche von Facebook
- Widerstand aus der Politik: Spätestens seit der US-Wahl werden die Rufe immer lauter, Facebook endlich stärker zu regulieren. Sowohl in den USA als auch in Europa erleben wir derzeit Akteure aus den unterschiedlichsten politischen Lagern, die nicht müde werden, Facebook anzuhören, vorzuladen und öffentlich zu kritisieren. Eine Form von Regulierung scheint für Facebook nahezu unausweichlich – es wird sich zeigen, wie milde sie aus Facebook-Sicht ausfallen wird.
- Eine PR-Krise jagt die nächste: Eigentlich kaum vorstellbar, was da alles in Sachen Kommunikation schief gelaufen ist. Aber Facebook schafft es tatsächlich immer noch wieder sich selbst zu übertreffen – die jüngsten Veröffentlichungen der New York Times rund um die Kampagne gegen Facebook-Kritiker ist ein vorläufiger Höhepunkt, das öffentliche Ansehen arg beschädigt, insbesondere auch von Facebooks Top-Managerin Sheryl Sandberg. Sollten nun auch noch die Top-Talente anderen Firmen den Vorzug geben, wie hier beschrieben, dürfte Facebook die Auswirkungen der PR-Probleme sehr deutlich spüren.
- Facebook hat Produkt-Probleme: Last but not least ist Facebooks Kernprodukt, der News Feed, für viele Nutzer einfach nicht mehr funktional und bietet obendrein noch zweifelhaften Akteuren die Möglichkeit, Hass zu streuen und Gesellschaften zu spalten. Zudem hat Facebook Inc bei Instagram mit Desinformation und Mobbing zu kämpfen, bei WhatsApp mit Gerüchten, die zu Gewalt führen. All diese Produkt-Probleme lassen sich nicht von heute auf morgen lösen, sondern sind eng mit den Funktionsweisen der Plattform verbunden.
Der größere Zusammenhang: Die Unternehmen aus dem Silicon Valley verstanden es lange Zeit, die Öffentlichkeit mit ihren nebulösen Visionen (Making the world more open and connected / Bringing the world closer together / Don’t be evil…) von ihren eigentlichen Motiven abzulenken. 2018 ist das Jahr, in dem nun auch dem naivsten Nutzer klar geworden sein dürfte, dass die Unternehmen vor allem gewinnorientiert arbeiten. (The Atlantic)
Be smart: Solange Facebook die Produkt-Probleme nicht angeht, dürften ihnen die anderen beiden Problemfelder herzlich egal sein. Denn, wo keine Nutzer, da ist Regulierung auch nicht mehr das Problem. Ich gehe deshalb ganz stark davon aus, dass wir schon bald ein völlig verändertes Facebook sehen werden – mit einem wesentlich weniger starken Fokus auf den News Feed.
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Kampf gegen Desinformationen
Facebooks Rolle bei den Protesten der Gelbwesten: Wie konnte es auch anders sein: Facebook spielt eine enorme Rolle bei der Mobilisierung der Proteste in Frankreich. Vor allem Facebook-Gruppen hätten einen enormen Anteil bei der Verbreitung von Informationen und solchen, für die das Wort nicht erfunden wurde. Spannende Beobachtung dabei: offenbar scheint sich in Frankreich in diesem Zusammenhang auch noch einmal massiv der News-Feed-Umbau auszuwirken: traditionelle Medien bekommen mit ihren Artikeln im Feed weniger Sichtbarkeit als die Postings von Freunden, Bekannten und Gruppen – dadurch können Desinformationen nur bedingt „eingefangen“ werden. (Monday Note)
WhatsApp-Werbung in Indien: Die erste TV-Werbung von WhatsApp in Indien thematisiert die Verbreitung von Gerüchten und Desinformationen über die Plattform – das finde ich mal aller Ehren wert. Chapeau! (YouTube)
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Hase und Igel 2.0
Bundesjustizministerin Katarina Barley war in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu Gast, um über die Macht von Internet-Konzernen und die Frage, wie und wo das (deutsche / europäische) Recht in diesen Angelegenheiten greift, zu diskutieren. Michael Meyen hat für das Blog Medienrealität der LMU München den Auftritt Barleys lesenswert zusammengefasst:
Zwei Dinge werden im Gespräch mit der Bundesministerin klar. Erstens: Netzwerkpolitik kann nicht ohne EU gedacht werden. Zweitens: Was sich der Bürgerin als konfuses Konstrukt aus Datensammlung, Monopolmacht und persönlichen Werbefilterblasen präsentiert, spielt sich auf regulativer Ebene in Zuständigkeiten zwischen Ministerien ab: das Kartellamt für Monopolfragen, das Justizministerium für Verbraucherfragen, der Wirtschaftsminister für Fragen der Sicherheit. Allen liegen aber veraltete „analoge“ Konzepte zugrunde, die in der digitalen Welt nicht greifen.
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Schon mal im Briefing davon gelesen
Instagram-Parties: Die Berichte über Facebook-Parties sind legendär. Jetzt stellt sich heraus, Instagram-Parties sind der neue Hype. In den USA scheint es bei Teenagern jedenfalls aktuell sehr angesagt, Insta-Accounts für Parties anzulegen. Die Accounts tragen dann Namen wie @Dec4Partyy oder @MartinsBDayParty2018. (Googeln lohnt nicht). Der Cloud: Die Accounts dienen als Einladungen, Info-Sammelstelle, Kontaktbörse und Fotoalbum in einem. Alles privat, versteht sich. Sonst wäre es ja eine Facebook-Party. (The Atlantic)
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Neue Features bei den Plattformen
- Close Friends: Instagram bietet Nutzern jetzt ein Feature an, das fortan in den Einstellungen zu finden ist und auf den Name Close Friends hört. So wie auch schon bei Facebook und Google Plus (die älteren werden sich erinnern) ermöglicht es den Nutzern, Inhalte nur mit ausgewählten Kontakten zu teilen (Instagram Press). Dies sei notwendig, weil Insta-User mittlerweile zu viele Kontakte & deshalb Sorge hätten, ihre Stories würden die falschen erreichen, z.B. Arbeitskollegen. Facebook 2.0, sag ich doch.
Skype
- Echtzeit-Untertitel: Skype bietet Nutzern fortan die Option, Echtzeit-Untertitel bei Gesprächen einzublenden. Künftig soll es auch in einem Extra-Fenster möglich sein, das Gesprochene rückverfolgen zu können – sehr praktisch, wenn man gerade bei längeren Calls kurz aussetzt, um frischen Kaffee zu holen oder andere, wirklich wichtige Dinge zu erledigen. (TechCrunch)
Tumblr
- Ist das Kunst oder kann das weg? Tumblr trennt sich von allen pornografischen Inhalten auf der Seite (Staff / Tumblr). Warum ich das hier erwähne? Nun: Erstens deshalb, weil es Millionen an Nutzer verärgern wird. Zweitens weil es gar nicht so leicht ist, die Trennlinie zu ziehen zwischen stumpfen Fotos/Videos/Gifs auf der einen und künstlerisch anmutender Kunst NSFW auf der anderen Seite – insbesondere dann nicht, wenn die Löschung via automatisierter Prozesse vorgenommen wird. Also entweder schafft Tumblr es damit, sich wieder für ein breiteres Publikum herauszuputzen (und riskiert keinen erneuten, völlig nachvollziehbaren Rauswurf aus dem iOS Appstore) oder es verprellt die letzte wirklich engagierte Community – so komisch sich das auch anhören mag (TechCrunch). Die Twitter-Reaktionen jedenfalls sind eindeutig: RIP Tumblr.
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