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8 Min. Lesezeit Facebook

Aufgeblähte Video-Statistiken, Mobbing bei Instagram, Studie zu News auf Social | Ausgabe #496

Salut und herzlich Willkommen zur 496. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Heute blicken wir auf Facebooks gefälschte Video-Stats, Instagrams Mobbing-Probleme und auf eine Studie zur Erinnerung an Nachrichtenquellen. Ich bedanke mich für dein Interesse und wünsche eine gute Lektüre, Martin & Team

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Facebook und der "Pivot to Video"

Was ist: 2016 stand Facebook massiv in der Kritik, weil herauskam, dass ihre Video-View-Statistiken einen viel zu hohen Wert ausgegeben hatten. So wurde die durchschnittliche Sehdauer für Video-Werbung um bis zu 60 bis 80 Prozent überschätzt. (WSJ 2016) Nun wird in einer neuen Klageschrift behauptet, dass Facebook die Statistiken nicht nur falsch berechnet hatte, sondern auch über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr weiter verwendete, obwohl sie bereits darüber informiert wurden, dass sie aufgebläht waren.

Warum ist das interessant?

Pivot to Video: 2016 und 2017 wurden vielerorts Video-Teams neu installiert, um Video-Inhalte auf Facebook anbieten zu können – häufig auf Kosten von Text-Kollegen, die nicht selten deshalb weichen mussten. (WSJ) Tragischerweise mussten viele der extra neu eingestellten Video-Kollegen dann ebenfalls wieder gehen, als sich herausstellte, dass der Pivot to Video doch nicht von Erfolg gekrönt sein würde. (The Ringer)

Der größere Zusammenhang: Die von Facebook falsch berechneten View-Zahlen mögen in Kombination mit den Aussagen von Mark Zuckerberg im April 2016 („We’re entering this new golden age of video“) dazu geführt haben, dass insbesondere Digital-Only-Angebote massiv auf Video gesetzt hatten und später wieder zurückrudern mussten. Beides kann aber nicht als Sündenbock für die eigene strategische Kurzsichtigkeit dienen, wenn wir uns all diese Warnungen (Reuters Institute for the Study of Journalism, Pew oder Parse.ly ) anschauen, die das NiemanLab zusammengetragen hat.

Be smart: Wer es sich leisten kann, darf gern über jedes Stöckchen springen, das Facebook einem hinhält. Wer mit seinen Ressourcen etwas sorgsamer umgehen muss, darf auch gern erst einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Einatmen. Ausatmen.

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Instagram und der Mob

Was ist: Instagram gilt vielen als die freundliche Alternative zu Facebook. Kein Wunder: das Unternehmen setzt ja auch alles daran, dass dieses Gefühl genährt wird (siehe Kindness Prom oder der „Kindness camera effect to spread positivity“). Die Realität hingegen sieht anders aus: Belästigungen, Beleidigungen und Mobbing sind auch hier an der Tagesordnung.

Quote:

My entire experience of high school was completely ruined by Instagram harassment. It’s draining, it’s anxiety producing. I’m used to people calling me names, but it’s when people say that they’re going to kill me or come find my family that really gets me in a sense of pure terror. Really nothing can prevent or get in the way of that taking over your thoughts and emotions.“ – Brandon Farbstein, The Atlantic

Wer ist davon betroffen?

Warum wird auf Instagram so viel gemobbt? Instagram hat über eine Milliarde Nutzer und kennt eigentlich nur zwei Zustände: privat oder öffentlich. Da viele der Nutzer ein Interesse daran haben, dass ihre Botschaft gesehen wird, setzen sie sich einem maximal großen Publikum aus – häufig mit drastischen Konsequenzen.

Was macht Instagram dagegen?: Oberflächlich betrachtet eine ganze Menge: Instagram gibt Nutzern Tools an die Hand, um Posts zu melden. Auch werden neuerdings mittels Künstlicher Intelligenz Kommentare, Fotos und Bildbeschreibungen auf Mobbing überprüft. Grundsätzlich aber sei das alles viel zu wenig, lässt ein ehemaliger Mitarbeiter verlauten:

„Generally, what you’ll find is a lot of these efforts on harassment or bullying, or there’s a new feature to track how much time you spend—they’re mostly done for PR.“

Go deeper: Instagram Has a Massive Harassment Problem (The Atlantic)

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Facebooks PR War Room

Was ist: Am Donnerstagmorgen dieser Woche durften US-Journalisten ihre lange im Vorfeld produzierten Berichte über Facebooks War Room endlich veröffentlichen. Das Datum dürfte dabei nicht ganz zufällig gewählt worden sein.

Der War was? Bereits seit August wissen wir, dass Facebook einen sogenannten War Room einrichten würde, um von einem zentralen Ort aus Kampagnen aufzudecken, die zum Ziel haben, die Integrität von Wahlen zu beeinflussen (Briefing 479). Mitte September hatten Kollegen der New York Times erstmals Zugang zum War Room (Briefing 488). Gestern wurde nun die volle PR-Maschine in Gang gesetzt, damit alle um Facebooks „lazer focus“ in Sachen Wahlsicherung wissen. (Newsroom FB)

Warum ist das dann interessant?

Be smart: Natürlich mag es sinnvoll sein, dass die Köpfe aus den einzelnen Abteilungen in einem Raum alle Fäden zusammenhalten. Der War Room ist in meinen Augen aber eine reine PR-Nummer. Und schlecht dekoriert.

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Kampf gegen Desinformation

Facebook

Twitter

YouTube

Go Laser Deep:

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Studie zu Nachrichtenquellen

Das habe ich auf Facebook gelesen: Wir ahnten es schon lange, seit Ende September ist es auch endlich wissenschaftlich bewiesen: Nutzer können sich nur bedingt an die eigentliche Nachrichtenquelle erinnern, wenn sie einen Artikel via Suchmaschine (37% der Nutzer wissen noch die Quelle) oder via Social Media (47% der Nutzer wissen noch die Quelle) gefunden haben. (European Journalism Observatory)

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Follow the money

Palmer Luckey : Der Erfinder der Oculus Rift, einem Virtual-Reality-Head-Set, das Facebook Inc sich schlappe 400 Millionen Dollar in Bar kosten ließ, fällt ja bereits schon längere Zeit durch unappetitliche Statements von ganz rechts Außen auf. Jetzt hat er dem als „white supremacist“ geltenden Abgeordneten Steve King eine größtmögliche Spende zukommen lassen. (Twitter) #achsoliberalesvalley

Saudia Arabia: Nach dem Verschwinden des Washington Post Kolumnisten Jamal Khashoggi schaut die Welt zurecht auch auf die Reaktionen im Silicon Valley. Hier ist eine Auflistung all der Unternehmen, die von Investitionen aus Saudi-Arabien profitiert haben: Uber, Lyft, Snap… (Quartz)

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Empfehlungen fürs Wochenende

LikeWar: Teile des Militärs in Myanmar haben sich über fünf Jahre hinweg als Zivilisten auf Facebook ausgegeben, um Hassbotschaften gegen die muslimische Bevölkerung unters Volk zu bringen. (New York Times) Das ist nicht nur abscheulich, sondern dem neuen Buch „LikeWar: The Weaponization of Social Media“ zufolge wohl auch ein gutes Beispiel dafür, wie Social Media zum Schlachtfeld geworden ist. (The Verge)

Lite/Go Apps: Sogenannte Lite- oder Go-Apps sind quasi die schlanken Varianten der regulären, fetten, mittlerweile etwas überfrachteten Standard-Apps. Facebook und Google etwa haben entsprechend abgespeckte Versionen im Angebot. (digitalinformationworld)

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Neues von den Plattformen

Periscope

Facebook

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Apps, Tipps und Tricks

betalist: Hier noch zum Schluss 694 Social-Media-Startups, die du am Wochenende mal ausprobieren kannst. Also natürlich erst, wenn du mit dem Lesen dieses Newsletters durch bist. Und an der frischen Luft warst. (betalist)