Salut und herzlich Willkommen zur 475. Ausgabe des Social Media Watchblog Briefings. Nachdem mich Simon und Tilman an dieser Stelle großartig die letzten Wochen vertreten haben, läute ich mit diesem Briefing die letzten vier Wochen ein, in denen es das Briefing for free zu lesen gibt. Wer mag, kann noch bis zum 31.8. ein vergünstigtes Jahresabo abschließen. Danach kostet das Briefing entweder 3 oder 5 Euro im Monat, abhängig von deinem beruflichem Background. Ich freue mich sehr auf das kommende Jahr und diesen Schritt und hoffe, dass wir Dich mit unserer Arbeit bisher so begeistern konnten, dass Du auch künftig mit an Bord bist! Herzlichen Dank für das Interesse, auf zum Briefing, Martin & Team

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Facebook Fanage-Redesign

Was ist: Facebook gönnt seinen Fanpages ein Update. Zumindest denen, die ein lokales Geschäft repräsentieren.

Was genau ist neu? Erstens können Menschen künftig direkt auf den Fanpages mehr machen: etwa Termine reservieren, Menüs durchklicken. Zudem wird die Empfehlungs-Sektion ausgebaut. Auch werden künftig „related pages“ auf den Fanpages angezeigt. Ferner können die Betreiber der Fanpages künfig auch Stories posten und von der Jobsuch-Anwendung Gebrauch machen.

Warum macht Facebook das? Facebook dient eigenen Angaben zufolge 80 Millionen Geschäften als digitaler Heimathafen. Zwar mögen viele davon auch eine eigene Website haben, ein Großteil wickelt aber den Kundenkontakt, etc. direkt und genuin über Facebook ab. Genau hier möchte Facebook seine Position weiter stärken. Für die Nutzer selbst wiederum soll sich dadurch ebenfalls die Bindung an Facebook intensivieren, können sie doch so beispielsweise direkt innerhalb der App ihren Friseur-Termin verabreden.

Warum ist das interessant? Facebooks Ziel ist die ultimative Vernetzung von Menschen. Dabei ist es für Facebook elementar, in möglichst allen Bereichen des Lebens eine Rolle bei den Nutzern zu spielen.

Be smart: Fanpage-Betreiber ärgern sich seit langem darüber, dass sie über den regulären News Feed kaum noch Menschen auf die eigene Seite bekommen. Nun möchte Facebook durch die Aufwertung der Fanpages erreichen, dass Menschen künftig eben jene als Destination selbst ansteuern, was unter anderem durch einen „Local Bookmark“ in der Desktop-Version evoziert werden soll. Dass dies klappt, sehe ich noch nicht. Gerade das Beispiel Facebook Watch zeigt, wie schwer sich die Menschen damit tun, sich außerhalb der gewohnten Pfade (read: News Feed) bei Facebook bewegen.

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Kampf gegen Desinformationen

Was ist: Facebook Chief Security Officer, Alex Stamos, verlässt Mitte August das Unternehmen. Einen Nachfolger wird es nicht geben.

Warum ist interessant: Facebook hatte jüngst erklärt, dass es neue Ansätze einer Desinformationskampagne auf der Plattform entdeckt hätte. Ohnehin sieht sich Facebook permanenten Angriffen ausgesetzt. Dass sie nun ihren Sicherheitschef ziehen lassen und ihn nicht ersetzen, ist erstaunlich. Das Unternehmen selbst entgegnet, man habe auf allen Instanzen nun Sicherheitschefs installiert, deshalb bräuchte es schlichtweg keinen Nachfolger für Stamos. Und auch Stamos selbst sieht in seiner Abschiedsmemo keine Notwendigkeit für einen neuen CSO. Sehr wohl aber spricht er seinen Kollegen ins Gewissen: der Kampf um Wachstum dürfe nicht um jeden Preis geführt würden. Vielmehr müsse man sich von Zeit und Zeit auch überlegen, auf welcher Seite man stehen möchte und nicht darauf beharren, dass man eine neutrale Plattform sei.

Be smart: Letztlich wird sich Facebook an seinen Taten messen lassen müssen: der Kampf gegen Desinformation bei Facebook, WhatsApp, Instagram und im Messenger ist imho die wichtigste Herausforderung, die Facebook hat (mehr dazu in der lesenswerten Monday Note von Frederic Filloux.) Anscheinend sieht das auch Facebooks Ex-Sicherheitschef Alex Stamos so – in seinem neuen Job forscht er an der Uni Stanford zu diesem Thema.

Übrigens: Einigen dürfte Alex Jones ein Name sein. Der Chef von Infowars musste die letzten Tage erleben, wie es ist, wenn sich Tech-Plattformen gegen einen wenden. Der Trump-Supporter und einer der bekanntesten Desinformations-Verbreiter aus den USA wurde von Spotify, Stitcher, YouTube, Facebook und Apple ausgesperrt. Das kann man jetzt natürlich gut finden, weil Propaganda am ganz rechten Rand und so. Was aber wäre, wenn sich der politische Wind dreht und Angebote von der anderen Seite des politischen Spektrums ausgesperrt werden würden? Genau das ist das Dilemma, in dem wir uns befinden.

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Neues von den Plattformen

Snapchat

  • Snaps entdecken via Spike: Wer beruflich häufiger auf der Suche nach viralen Inhalten ist, kennt sicherlich bereits Plattformen wie Spike. Dort lassen sich nach verschiedenen Faktoren sortiert entsprechende Inhalte von Facebook, Twitter und Instagram finden, um daraus entweder zu lesen, welches Thema auch für die eigene Berichterstattung Relevanz haben könnte oder um Posts zu finden, die auf der eigenen Website eingebunden werden sollen. Fortan funktioniert das bei Spike auch mit Snaps – gerade hinsichtlich der Live-Berichterstattung bei Breaking News Situationen eine spannende Option: 3 ways Snapchat will supercharge hyperlocal storytelling.
  • Effekte per Voice: Snapchat bietet Nutzern fortan die Möglichkeit, bestimmte Effekte auch per Sprachkommando zu laden. So kann etwa via „Love“, „Wow“ oder „Hi“ ein Effekt eingesetzt werden. Nun ja. Eine Spielerei. Schon klar. Allerdings zeigt es auch, wie Voiceimmer stärker in Apps integriert wird.

Whatsapp

  • Status: Werbung: Whatsapp wird vom kommenden Jahr an wohl im Status-Bereich Werbung schalten. Das kündigte Whatsapp-COO Matt Idema in einem Gespräch mit der DPA an. Chats bleiben demnach aber werbefrei. Zumindest vorerst, würde ich mal denken. Nun denn. Irgendwie muss Facebook ja mit WhatsApp Geld verdienen. Senator, we run ads – wir erinnern uns.

Facebook

  • Talent Show: Facebook arbeitet anscheinend an einem Talent-Show-Feature. Nachdem das Unternehmen bereits ein Lipsync-Pendant zu musical.ly an den Start gebracht hatte, scheint dies nun der nächste Versuch zu sein, den Kids mehr Entertainment-Optionen an die Hand zu geben.

Musical.ly

  • Apropos: Aus Musical.ly wird Tik Tok: So wie es aussieht, erleben wir gerade zum ersten Mal, wie ein chinesisches Unternehmen, Bytedance, mit einem sozialen Netzwerk auch in der westlichen Welt immer stärker wird: die App Tik Tok war im ersten Quartal 2018 die erfolgreichste App im iOS-Store. Nun dürfte zwar vielen Branchenbeobachtern die Short-Video-Anwendung, die an einen Hybrid aus YouTube und Snapchat erinnert, bislang noch kein Name sein, spätestens aber nachdem musical.ly in Tik Tok aufgeht, dürfte dies der Fall sein.

Twitter

  • Automatisiertes Crossposting zu Facebook: Deine Tweets werden nicht mehr auf Facebook automatisch gepostet? Nun, Facebook hat an der API geschraubt und unterbindet künftig die entsprechende Option. Entweder händisch machen oder einfach sein lassen – so richtig viel Sichtbarkeit dürften diese Posts eh nicht mehr gehabt haben.

YouTube

  • Vertical Video: Endlich reagiert YouTube auf den Vertical Video Boom und überarbeitet seinen Player: Künftig werden vertikale Videos angemessen dargestellt – und zwar ohne diese hässlichen schwarzen Ränder.

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Schon einmal im Briefing von gelesen

Krankheitsbild: Snapchat Dysmorphia: Es gibt einem Paper zufolgeunter Schönheitschirurgen die Beobachtung, dass sich die Wünsche der Klienten immer weniger an traditionellen Models orientieren, sondern zunehmend stärker an den Schönheitsidealen, die durch Filter-Effekte in sozialen Netzwerken erzielt werden können – insbesondere die Lenses von Snapchat würden dabei eine große Rolle spielen. Sollte also demnächst ein Regenbogen-kotzender Hund bei Dir in der Redaktion auflaufen, nicht lachen. Es könnte sich um das Krankheitsbild Snapchat Dysmorphia handeln.

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One More Thing

Wir haben von klein auf gelernt, dass es sich lohnt, andere in ihrem Tun zu imitieren. Was früher eine Frage des Überlebens war, gilt heute genauso für den Kampf um mehr Likes und Follower auf Instagram. Der wunderbare Account insta_repeat hält uns den Spiegel vor. In der Tat sehr traurig und witzig zugleich – das SZ Magazin stellt den Account vor.