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6 Min. Lesezeit

Briefing für den 19.7.2018 | Ausgabe #471

Salut und herzlich Willkommen zur 471. Ausgabe des Social-Media-Watchblog-Briefings. Martin ist im wohlverdienten Urlaub, deshalb übernehme diese Woche ich, Simon. Kommende Woche macht das Watchblog Sommerpause, in der KW 31 springt Tilman Wagner ein, dann ist Martin wieder zurück.

Mein letzter Newsletter ist schon eine ganze Weile her. Seitdem sammle ich nur noch Links für das Briefing. Wer neu dazugekommen ist oder sich nicht mehr an mich erinnern kann: Ich schreibe für die SZ ins und übers Internet.

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82 Minuten mit Mark Zuckerberg

Was ist? Der Facebook-Chef spricht fast anderthalb Stunden mit Kara Swisher von Recode. Hier gibt es das Interview zum Nachlesen und Nachhören. Das komplette, wortgetreue Transkript stellt Recode ebenfalls online. Für die meisten sollte die redaktionell bearbeitete Version aber reichen. Sie ist kürzer und enthält alle wesentlichen Informationen.

Warum ist das interessant? Wie fast alle US-amerikanischen CEOs redet Mark Zuckerberg selten mit Medien. Meist passiert das nur, wenn Facebook ein großes Problem hat – etwa während der Cambridge-Analytica-Affäre im Frühjahr. Damals erschienen binnen eines Tages gleich mehrere Interviews in US-amerikanischen Medien. Allerdings waren sie sich zum Verwechseln ähnlich und bestanden größtenteils aus perfekt vorbereiteten PR-Phrasen. Auch die Auftritte vor dem US-Kongress und dem EU-Parlament sagten mehr über die Selbstdarstellungssucht und das mangelnde technische Verständnis mancher Abgeordneter aus als über Facebook selbst.

Dieses Gespräch ist anders: Kara Swisher stellt kritische Fragen und hakt nach, aber Zuckerberg muss sich nicht für eine aktuelle Krise rechtfertigen. Wohl auch deshalb habe ich den Eindruck, zumindest in einigen Momenten zu erfahren, was Mark Zuckerberg tatsächlich denkt – und nicht nur zu lesen, was seine PR-Berater ihm eingeflüstert haben.

Was genau sagt Zuckerberg? Das Interview ist sehr lang und lässt sich kaum in drei Stichpunkten zusammenfassen. Keine der Aussagen hat für sich genommen großen Nachrichtenwert. Ich finde trotzdem, dass sich die Zeit lohnt, weil es so selten ist, dass einer der mächtigsten Menschen der Welt mehr oder weniger offen spricht und teilweise sogar versucht, lustig zu sein (eine der Szenen, die Recode als News ausgekoppelt hat).

Einige Dinge, die ich persönlich interessant fand:

Be smart: Kara Swisher ist eine der besten Tech-Journalistinnen, die ich kenne. Man kann ihr wirklich nicht vorwerfen, das Silicon Valley allzu unkritisch zu behandeln. Im Vorspann schreibt sie: „Ich denke, das Interview vermittelt das Bild eines ernsten und umsichtigen Tech-Leaders, der auch mit den dunkleren Seiten seiner Schöpfung ringt.“ Diese Einschätzung teile ich. Von der nachträglichen Kontroverse um die Aussage zur Holocaustleugnung abgesehen kommt Zuckerberg tatsächlich gut weg. Es gibt schon einen Grund, warum Facebook das Gespräch auf Twitter auch selbst bewirbt.

So nahbar sich Zuckerberg geben mag, am Ende ist es in erster Linie PR. Man sollte Facebook an seinen Taten messen, nicht an den Worten seines Chefs. Im April hat Netzpolitik eine Chronik der Entschuldigungen zusammengetragen, die Facebook seit 2003 öffentlich geäußert hat – es ist eine lange Liste. Ich bin mir sicher, dass sie weiter fortgeschrieben werden wird.

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Neues von den Plattformen

Facebook

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Twitter

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One More Thing

Ich bin der Meinung, dass man grundsätzlich alles lesen sollte, was John Herrman schreibt (hier ist eine Übersicht seiner Texte für die New York Times). Dieser Essay ist keine Ausnahme: „Have the Tech Giants Grown Too Powerful?„, fragt er. Guter Lesestoff fürs Wochenende.