Salut und herzlich Willkommen zur 461. Ausgabe des Facebook Social Media Watchblogs! Ich freue mich sehr, weiterhin so viele neue Kollegen hier begrüßen zu dürfen – das ist wirklich großartig. Herzlichen Dank für die zahlreichen Empfehlungen! Nun auf zum Briefing, vielen Dank für das Interesse, Martin & Team

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Facebook gab Nutzerdaten an Hardware-Hersteller weiter

Es tut mir wirklich leid, werte Abonnenten, aber wir kommen auch an dieser Nummer nicht so leicht vorbei, wie Facebook sich das wünscht.

Was ist: Facebook sieht sich einer neuen Welle von Kritik ausgesetzt, nachdem herausgekommen war, dass sie über Jahre hinweg mindestens 60 Hardware-Herstellern Zugang zu persönlichen Datensätzen von Facebook-Nutzern gegeben hatten.

Was für Hersteller sollen das gewesen sein? Naja, quasi alles, was Rang und Namen hat, könnte auch in Besitz Deiner Facebook-Daten sein – also zumindest einem Teil davon. Zum Beispiel Apple, Samsung, Amazon oder all die andere Firmen, die Smartphone, Tablets, Fernseher oder Videospiel-Konsolen herstellen.

Warum hat Facebook das getan?

  • Facebook argumentiert, dass die Datenweitergabe notwendig gewesen sei, weil zum damaligen Zeitpunkt noch jeder Smartphone-Hersteller mehr oder weniger sein eigenes Betriebssystem gehabt hätte, zugleich aber der – Zitat – „Bedarf“ an Facebook enorm gewesen wäre. So hätten die Hersteller nach Facebook-Logik nur eine Verlängerung von Facebook dargestellt.
  • Blöd nur, dass die Hersteller offenbar nicht nur die Facebook-Daten der Nutzer des entsprechenden Smartphones abgreifen konnten, sondern wohl auch die von deren Freunden.

Warum ist das ein Problem? Deutschlands oberster Datenschützer, Johannes Caspar, nennt die Datenweitergabe „eine beispiellose Verletzung der Datenschutzgesetze und des Nutzervertrauens“.

Gab es denn einen Missbrauch der Daten? Darüber ist bislang nichts bekannt. Aber wirklich vertrauenserweckend ist die Nachricht nun auch wieder nicht. Oh, Facebook, ey.

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Fanpage-Betreiber in der Pflicht

Was ist: Einem EuGH-Urteil zufolge sind Betreiber von Facebook-Fanseiten zusammen mit Facebook für den Schutz von Nutzerdaten verantwortlich.

Was heißt das konkret? Nun, genau das lässt sich noch nicht abschließend sagen. Die einen sehen Facebook mehr in der Pflicht, andere die Fanpage-Betreiber mindestens genauso, wenn es darum geht, Nutzer darüber aufzuklären, welche Daten beim Besuch einer Fanpage erhoben werden.

Wie geht es nun weiter? Das EuGH hat jetzt zunächst einmal ein Grundsatzurteil gefällt. Seitenbetreiber sollten jetzt nicht direkt in Panik verfallen, sondern zunächst einmal die weitere juristische Auseinandersetzung beobachten. Bis abschließende Regelungen getroffen werden müssen, kann es noch Monate dauern.

Aber: Vielleicht ist es trotzdem ein guter Anlass darüber nachzudenken, ob eine Fanpage wirklich sein muss. Vielleicht gibt es ja auch andere Wege, mit Nutzern ins Gespräch zu kommen. Falls das überhaupt das Interesse sein sollte.

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Apple vs Facebook

Was ist: Apple hat Facebook auf seiner WWDC 2018 Konferenz ziemlich abgewatscht. Normalerweise wäre diese PR-Show keine Nachricht wert, aber in diesem Fall ist das etwas anders.

Warum ist das interessant? Mark Zuckerberg und Tim Cook sind in den letzten Monaten häufiger öffentlich miteinander hart ins Gericht gegangen. So wird der Apple-Boss nicht müde, Facebook für sein Geschäftsmodell, also die Total-Überwachung der Nutzer, um die erworbenen Kenntnisse Werbepartner zur Verfügung zu stellen, hart zu kritisieren. Nun hat Apple einige Features angekündigt, die genau dieser Überwachung einen Riegel vorschieben sollen.

Was hat Apple vor? Künftig wird Safari, also Apples Browser, die Nutzer alarmieren, wenn Dritte beim Laden einer Website versuchen, die Daten der Nutzer abzugraben. Das Apple-Beispiel dafür lautet:

Do you want to allow ‘facebook.com’ to use cookies and website data while browsing ‘blabbermouth.net’?

Und weiter? Zudem möchte Apple seinen Nutzern mehr Werkzeuge an die Hand geben, um sich aus den Hooks zu befreien, die von den Social-Media-Unternehmen eingesetzt werden, damit Nutzer möglichst lange auf der Plattform bleiben. (Ich habe für brand eins ausführlich über diesen Mechanismus geschrieben.) Konkret wird Apple eine Übersicht ins iOS integrieren, die anzeigt, wie viel Zeit auf bestimmte Apps verwendet wurde – auch lässt sich ein Limit für die Verwendung bestimmter Anwendungen festlegen. Kennt man ja alles bereits von anderen Apps. Nun also auch bei iOS fest integriert.

Money Quote: It’s akin to slapping calorie counts on a McDonald’s menu board in tiny print; it’s all there, you can and will probably read it, but you’re already inside the door at that point and it’s unlikely you’ll turn around and walk out. (Molly McHugh, The Ringer)

Be smart: Apple geriert sich in den westlichen Medien gern als Datenschützer. Tim Cooks „Privacy is a human right“ kann ich aber leider erst dann Glauben schenken, wenn sie auch wirklich selbst nach der Maxime leben. Aktuell gilt das Gebot nämlich z.B. nicht für Menschen in China. Dort schmeißt Apple auf Wunsch der Regierung Apps aus dem Appstore, die den Menschen vor Ort eigentlich mehr Privatsphäre zugestehen würden. Warum sie das machen? Nun: sie wollen gern ihre Hardware in China an den Mann bringen. Da muss der Datenschutz leider mal kurz warten.

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Wie Instagrams Algorithmus funktioniert

Was ist: Die Tage der chronologischen Sortierung sind ja bekanntlich auch bei Instagram seit geraumer Zeit vorbei. Kein Wunder also, dass nicht nur über den Facebook-Algorithmus, sondern auch über den Instagram-Algorithmus viele Mythen entstanden sind und sich Social-Media-Experten und Influencer den Kopf darüber zermatern, wie der Algorithmus nun am besten bespielt wird. Dabei ist es eigentlich alles ganz einfach, wie Instagram nun in einer Session gegenüber Reportern erklärt hat.

Drei Hauptfaktoren bestimmen laut Instagram, was in deinem Feed angezeigt wird:

  • Interest: How much Instagram predicts you’ll care about a post, with higher ranking for what matters to you, determined by past behavior on similar content and potentially machine vision analyzing the actual content of the post.
  • Recency: How recently the post was shared, with prioritization for timely posts over weeks-old ones.
  • Relationship: How close you are to the person who shared it, with higher ranking for people you’ve interacted with a lot in the past on Instagram, such as by commenting on their posts or being tagged together in photos.

Neben diesen Hauptfaktoren gibt es drei weitere Faktoren, die ebenfalls Einfluss auf den Feed haben:

  • Frequency: How often you open Instagram, as it will try to show you the best posts since your last visit.
  • Following: If you follow a lot of people, Instagram will be picking from a wider breadth of authors so you might see less of any specific person.
  • Usage: How long you spend on Instagram determines if you’re just seeing the best posts during short sessions, or it’s digging deeper into its catalog if you spend more total time browsing.

Be smart: Instagram bestraft Nutzer nicht dafür, wenn sie zu viele Hashtags benutzen. Also: #love, #instagood, #tbt, #cute, #photooftheday, #instamood, #beautiful, #picoftheday, #igers, #instadaily, #iphonesia, #instagramhub.

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Grundlagen

Das Stories-Format: Snapchat hat es erfunden, Instagram erfolgreich kopiert und Facebook geht davon aus, dass es bald das dominierende Format sein wird, um sich auszudrücken – Stories sind gekommen, um zu bleiben. Und während wir hier im Briefing an anderer Stelle schon darauf verwiesen, dass Stories wohl das erste Mobile-Native-Format ist, das seinen Weg in den Mainstream gefunden hat, gibt es heute einen guten Überblicksartikel von Kollege Jan Tißler, der sich ausführlich mit dem Stories-Format beschäftigt hat und erklärt, was Unternehmen jetzt wissen müssen.

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Statistiken

US-Teens haben keinen Bock mehr auf Facebook: Laut einer aktuellen PEW-Studie hat Facebook bei den 13- bis 17-Jährigen massiv an Bedeutung verloren. YouTube ist bei ihnen die Nummer 1, gefolgt von Instagram auf Platz 2 und Snapchat auf Platz 3. Spannend ist, dass Instagram zwar von mehr Kids genutzt wird, Snapchat dafür aber häufiger. Aber hey, ist halt auch erst einmal nur eine Umfrage. Mal schauen, wie die nächsten Quartalszahlen jeweils so aussehen.

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Facebook

  • Goodbye Trending Topics: Facebook killt die Trending Topics. Dieser immer wieder schief gegangene Versuch, Twitter Trends nachzubauen, hat nun endlich ein Ende gefunden.
  • Lip Sync kann man jetzt auch bei Facebook. Muss man gar nicht mehr Musical.ly für nutzen. Also kann man natürlich weiterhin. Und werden die Kids auch, meine ich. Mit Facebook ist das halt so wie mit einer schlechten Großraumdisco – klar gibt es da auch Bier und laute Musik. Aber die Kids wollen trotzdem lieber auf die illegale Outdoor-Party.

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One More Thing

Es gibt für alles eine App – natürlich auch für die 7 Todsünden: Wollust (Tinder), Völlerei (Yelp), Habgier (LinkedIn), Trägheit (Netflix), Zorn (Twitter), Neid (Facebook) und Hochmut (Instagram).